Kaschauer Zeitung, Januar-März 1912 (Jahrgang 74, nr. 1-35)

1912-01-04 / nr. 1

A ‚Jahrgang. Dienstag, Donnerstag il Samstag ‚Redaktion und Expeditions-Bureau: und Fö-utca No. 64. Chefredakteur: Dr. BELA KEMENY Abonnementspreise für loco­r mit Zustellung 1­­ns Haus : Ganzjährig K. 10.—, Ysjährig K. 5.—, 1­ qjährig K. 2.50 Für das Inland mit Postversendung : Kanada K. 13.20, Yejährig K. 6.60, Hab 8.3­3. 3.30 ' s Nach der Sahneameide: Optimist und Fatalist zugleich zu sein, scheint sich im menschlichen Leben als Naturell des Einzelnmenschen am besten zu bewähren, stets auf das beste zu hoffen bei Unternehmungen, stets mit frischem und frohem Geist an die Arbeit heran zu gehen und wenn dieselbe eben nicht so gelingt, wie wir es haben wollen, deshalb nicht zu verzagen, sondern sich zufrieden zu geben und eine neue Bahn­­ zu suchen, wo man etwa bessere und schönere Resultate erreichen kann. Die meisten Menschen jedoch haben leider nicht dieses Temperament und sind beim Uebertritt von einem Jahr zum andern von einem Unternehmen zum andern stets mit Bangen erfüllt, sie bieten ihre vollen Kräfte nicht auf, um ihr heißersehntes Ziel zu erreichen und bleiben am halben Weg sehen, um sich dann im ganzen Leben Vorwürfe zu machen, warum sie dies oder jenes nicht unter­­in welchem­ Fall sie nommen haben, vielleicht ihr Ziel erreicht hätten. Der Optimist im echten Sinne des Wortes sieht stets das ersehnte Ziel vor sich und arbeitet auf dasselbe Tor, er kennt keine kleinlichen Hindernisse "und erreicht auch meist sein Ziel, weil er eben alle ANGEBER aufwendet, um seinen­­ festen Entschluß auszuführen, ist er nun­­­­ Fatalist zugleich und sieht nach ange­­strengter Arbeit und nachdem er alles aufgeboten hat, daß er dennoch nicht sein­­ Ziel erreicht hat, dann mit seine zweite­­ Natur hervor, er gibt sich zufrieden, ist , wegen seiner resultaten Arbeit nicht verzagt, da ja er seine vollen Kräfte­­ aufgewendet, um dieselbe resultatvoll zu gestalten und sucht einen anderen Weg oder etwas ganz anderes um sein Fort­­­­kommen zu sichern und mehr Resultat zu erzielen und wahrlich gesagt, nur solchen­­ Naturen gelingt etwas und nur solche eiserne Naturen können jedes, gesehenes Fiasko ertragen, gut, wenn man über glückliche und un­­glückliche Naturelle einige Beobachtungen Besonders beim Jahreswechsel ist es . . . unvorher­­­ macht, um von denselben zu lernen, um uns zu vervollkommnen zu trachten. „Vollkommenheit“ herrscht hiernie den­­ natürlich nicht und vielleicht überhaupt nicht, da ja nichts, gar nichts vollkommen gut und kritiklos ist, schon von dem ganz einfachsten Grunde aus, daß bei der großen Verschiedenheiten der einzelnen menschlichen Naturellen, da dem einen ja nicht gefällt, was dem anderen recht und billig ist. Man soll eben danach trachten solches zu schaffen und solches zu tun, welches dennoch auch für mehrere einen­­ Wert hat und somit der Fe näher kommt. Derzagte Gesichter sieht niemand gerne um sich und ein M­ensch, wenn er ver­­zagt ist, tut am besten, wenn er sich so lange nicht in der Gesellschaft zeigt bis seine Derzagtheit nicht zu Ende ist und wenn Fatalist er nur einigermaßen Optimist und ist, so wird seine Derzagtheit nicht lange dauern, er wird dieselbe bekämpfen und mit neue Hoffnungen in­­ das Leben treten.‘ Daß es eigenlich keinen Schifalsschlag gibt, welcher nicht uns ‚ alle treffen kann, also der eine, welcher­­ sich heute noch freut, kann schon morgen , ebenso weinen, wie ein anderer, und , wenn dieser andere Lebensenergie in sich­­ hat und den Schicksalsschlag pariert, kann er sich übermorgen schon wieder freuen. Nur verzagen darf ein Mensch nie, er­­ soll darum den Namen „Mensch“ ver­­dienen und durch sein vervollkommnetes Innere sich stets selbst aufrichten zu wissen. Todesfälle und Treuebrüche aller Art sind, seit die Menschheit existirt, an der Tagesordnung und somit nichts neues, man muß sich deshalb angewöhnen, diese größten Schicksalsschläge ertragen zu lernen. Wenn wir einen lieben Toten, unsere eigenen Eltern oder unsere Kinder zu | | m nn — H wer­ nen sur e 2 EK ő AR — Feuilleton. Der Januar. Von Reinh. Neuber. Nachdru> verboten. Des Jahres erster Mond erhebt Sein Winterhaupt. Laßt ihn uns grüßen ! Den eitel Freude Um diesen Mond; lebt, und webt gar lachend fließen Um seine Tage Glanz und Glü: Ein Neujahrsmond gibt immer Trubel, — Wen wundert's groß, daß uns'ren Elie Auch Hoffnung füllt und Lebensjubel? Ein Griesgram will zum Januar Uns nimmermehr geeignet scheinen, Denn in die Tanzzeit paßt fürwahr Kein Traurig-Bliden und kein Weinen! Kopf Hohl Wie auch die Stunde roll, Wie immer auch die Tage schweben: Ein jeder Tag hat Frohsinnsgold Und jede Stunde lachend Leben! „Gibt winterlich fi auch die Welt, an muß nicht jeden Frostgrad zählen .. . jede Flo&e, die da fällt! Wen es vergnügt, der mag sich quälen ! Es braucht nicht immer Lenz zu sein Und Rosenhauch die Lüste wiegen,­­­­Auch unser Januar hat fein Sein heiter plätscherndes Vergnügen! Genießt die Zeit, wie sie sich gibt, Denn allzu kurz ist, ag, das Leben! Und „wer sich Kann dauernd allzu arg betrübt, nicht in Freude so weben! Seselligkeit dur,pulst fürwahr In allen Phasen bunt und heiter Den Erstlingsmon, den Januar! Gut lebt sich's in ihm usw. Man tanzt, man sucht Konzerte auf, Geht in Gesellschaft und Theater, Man rodelt liegt der Schnee zu Haus, Und läßt die Lust sein den Verräter ! Das klingt und sinkt und lobt und lacht In diesem ersten Mond des Jahres, Der uns so viele Freude macht Und uns schenkt Auserlesen­ Rares ! Stürzt in das Leben euch bewußt Und schürft die Stunde bis zur Neige, Wenn lachend euch die Daseinslust Spielt süßen Lang auf weicher Geige! Bekränzt mit Rosen drum das Haar, Doch wüßt auch ernst zugleich Und grüßt den­­ Monat Januar, die Stunde, Den ersten in der Jahresrunde ! Das neue Jahr hat seinen Reigen eröffnet und den Januar als seinen ersten" „Abgesandten in die Welt geschi>t. Frohgemut pilgern wir hinein in die Zeitperiode, erfüllt von den besten Wünschen, Hof­nungen und Vorsätzen, um dieses neue Jahr möglichst günstig für uns zu gestalten. Die Freuden des Weihnachtsfestes, der Jubel des Silvesterabends, das Lachen des Neujahrs­­tages sind nunmehr verrauscht. Die Saison kann feit ungehindert beginnen. Und darüber herrscht­­ weit und breit allgemeine Freude. Denn auch das Tanzbein will zu seinem Rechte kommen und zeigen, daß heit gewachsen es allen uforderungen der Gesellig­­ist. Einem guten Bissen, einem delikaten Trunk ist schließlich auch nicht jeder ab» geneigt. Dazu kommen Theater und Konzerte, die ihre Besucher mit guter, geistiger Kost, soweit solche unsere Komponisten, Lustspiel- und Dra­­menfabrikanten liefern, versorgen. Mit einem Wort­ im Januar ist es eine Lust zu leben! Darin wird wohl sicherlich jeder un­­seren verehrten Leser einer Meinung sein ! Aber auch die Natur ist in unserem Monat keines­­wegs so unwirtlich, wie sie ehemals verschrieen wurde. Gerade die legten Jahre haben hier auf manchem Geleite erfolgreich Wandel geschafft. Man koct glülicherweise sehr im Winter nicht ausschließlich am warmen Dien mehr! Man sucht die freie Natur auf, wo und wann man es immer kann ! Hundertfältige Gelegenheit hierzu bietet auch der Januar, mag er sich nun wine­terlich streng oder lenzlich milde gebärden. Sport­­arten auf allen Gebieten loben zur regen Bes­tätigung und beweisen dem Menschen immer wieder auf's neue, daß die Natur auch im Winter reich an Schönheiten der verschiedensten Art ist. Hoffentlich gelingt es dem Zug unserer Zeit, diese wintersportlichen Bestrebungen in immer weitere Kreise zu tragen und somit nicht nur der Naturkenntnis und der Naturfreude, sondern auch der K­­und der Abhärtung zu dienen.­­­­­­

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