Kaschauer Zeitung, Juli-August 1913 (Jahrgang 75, nr. 76-89)

1913-07-05 / nr. 76

- . | E IR Rundschau. Ausland. Auf die Demarche der Gesandten hat­ der bulgarische Ministerpräsident eine fried­­liche Antwort gegeben, was nicht hinderte, daß­­ Bulgarien wegen der Vorgänge in Salonichi unter kriegerischen Drohungen reklamierte. — | Ministerpräsidenten Majorescu mit den Gesand­­­ |­ten von Rußland, Serbien und Griechenland | . statt. — Laut den neuesten Belgrader Meldun­­gungen hat Serbien den Bulgaren den Krieg „erklärt. — Die vulgaris<e Armee hat schon : die allgemeine Offensive angenommen und dringt | sowohl. gegen die serbische Front, als au nach­­ Galonidji vor Vom „Kriegsschauplatz rüh­­men sich sowohl die Serben als die Bulgaren­­ größerer Siege. = In Rumänien wurde die­­­lgemeine Mobilisierung verfügt. — „In Kon­­tantinopel befürstet man ben u einer n Revolution. “ * ud. Graf Julius Andrassy hat für die 1 zu bildende neue Partei das Programm Die neue Parteigestaltung wird zum Herbst fertig sein. — Baron Siegmund Perenyi, der zum Staatssekretär des Mane ernannt werden wird, hielt in Doboz seine Programm­­rede. Er wird noch in zwei anderen Gemeinden des Gyomaer Wahlbezirkes spießen.­­ In politischen Kreisen ist die Nachricht verbreitet, daß man infolge der Affäre Gerö auch in der Regierungspartei sich mit der Abschaffung der Parlamentsgarde befaßt. Im Bukarest fanden fl­iegt vorgestern Beratungen des se . | .| SERIES 5. Juli 1913 Chefredakteur: Dr­. BÉLA KEMÉNY Abonnementspreise für loco mit Zustellung in's Haus Ganzjährig K. 10.--, Ysjährig K. 5.—, Ysjährig K. 2.% Für das Inland mit Postversendung:: Garage | K. 13. ie Y­sjährig K. 6.60, 1/4jährig K. 3.30 nN Rechte und Pflichten d der Gemeinden. 4“ Organisation und innere Der­­al­tung der Gemeinden normiert das­­im Jahre 1886 gese 15 „Im selben geschaffene Gemeinde­­sind die Rechte und | en der Gemeiden beschrieben, aber | vielen Worte und Paragraphen : 0 | dieses Gesetzes sind nichts anderes als | in einer schönen ae abgefaßte Rechts, wer aber am wenigsten die | Interessen des Gemeinde fördert. Man kann sogar "behaupten, daß das Ge­meindegeset dem Fortschritte der Ge­­meinden direkt­ im Wege steht, da es­­ dieselben unter Kuratel des Komitats stellt. Das Gemeinde er räumt den Ge­­fech­t der Selbstverwaltung­­ ein­­lich?“ verwaltun­gn e Auslagen. Die Voll­ziehung­ der im Rahmen des Geseßes­­ gebrachten Beschlüsse der Gemeinden kostet viel Geld. Den Gemeinden wurde also auch das „Recht“ gewährt, von den eigenen Gemeindeinsassen die Kosten der Autonomie einzuheben. Und die “Autonomie” ist diese Auto­­nomie in der Wirklichkeit nicht auf ein Minimum eingeschränkt ? Die Obrigkeit hat in sämtliche Gemeindeangelegen­­heiten dreinzureden und können die meisten Beschlüsse der "Veinänden. aß „“ verursacht diese Selbst­ nach der Gutheißung des Komitats voll­­bracht werden. Bei dieser Gutheißung spielen dann sehr oft parteipolitische Be­­weggründe und nicht Gemeindeinteressen die Hauptrolle. Die Gemeindewähler ha­­ben das Recht ihren Richter und Notar­­ zu wählen. Es ist aber dennoch nicht so, nachdem auf diese Stellen nur die Kandidaten des Oberstuhlrichters, also eines Komitatsbeamten, gewählt werden können. Nun wie steht Eigentlich beschreibt es mit den Pflichten ? das Gemeindegefet am wenigsten diese Pflichten, aber Hun­­derte von anderen Gesetzen, Verordnun­­gen und Statuten enthalten die Normen, welche die Gemeinden zu befolgen ha­­ben. TJahrein, jahraus werden neue Gesetze geschaffen, welche den Gemein­­den wiederholt neue Lasten aufbürden. Es fällt uns bei weitem nicht ein in­­ Abrede zu stellen, daß diese neuen Ge­seze in der Verwaltung mit dem Fort­­schritt Rechnung tragen, es muß aber betont werden, daß bei der Schaffung dieser Gesetze die armseligen Vermögens­­zustände der Gemeinden ganz außer Acht gelassen werden. Die Gemeinden tragen Sorge für ihre eigene Haushaltung und versehen die Agenden der Verwaltung, die ihnen der Staat auferlegt. Den Ge­­meinden werden also fortwährend neue Pflichten auferlegt, ohne zu ermessen, ob Lief, den wma m oder den Bee ' regel, i map di hst an. Frau, „Feuilleton. un Hans-Jakob. Von S. Halm. (Feuilleton der „Kasc­hauer Zeitung“.) (Nachdru> verboten.) Hans­-Jakob wiegte den schweren Oberkörper bedächtig von links nach rechts. Sein breites Gesicht hatte einen nachdenklich-mißmutigen Aus­­druch. Wiederholt kraßten seine Finger in den li<tblonden Haaren, ehe er den Mund zum Sprechen auftat. Endlich geschah das nicht ohne­­ ein Schnaufen, das wohl einen Seufzer vorstellen sollte. „Ja, Mutter, das ist ja alles ganz schön. Bloß, meine ich, Mutter — Du meinst es ja gut — und ich geb’ ja zu, daß wir 'n bisschen Geld brauchen können — ich mein’ man bloß, die feine Modesta wird man sehr schlecht als Die ist viel zu sein, um in den Stall zu gehen und selbst mit Hand anlegen.‘ Und das muß dod) man "mal meine und sie denkt sich das, Gutsfrau spielen , Gutsfrau passen, Mutter, wohl ganz anders, und dann, Mutter.“ — er graute sich verzweifelt den Kopf — „na, daß is's man rund heraus sage — ich genier mich vor der feinen Dame, die sie body mal ist.“ „Jung­­es Der „Jung'“ ist doch Deine Kusine!" von 28 kniff die wasserblauen Augen klein zusammen, daß sie nur noch einen Spalt bildeten. „Schon wahr, Mutter, aber Du weißt schon, Tante Luise und Du ihr habt Euch nie ver­­standen. Schon ein Märchen Modesta zu nennen! Die Bauern würden sich ja tot h­eischen, wenn meine Frau Modesta hieß!" - Hans- „Du kannst sie ja anders nennen,. Jakob !" „Wenn sie sich's man gefallen läßt, Mutter! Na, weißt Du, das mit der Heirat schlag' Dir man aus dem Kopf, Mutter.“ „Aber ansehen könntest Du sie do, Junge. Wo sie doch ich Waise ist — kann man sie doc ungeniert einladen. Dabei ist body nichts“, „Schön, Mutter, tu das, Aber ich bitte Dich bloß... .* „Schon gut — ich dräng’ Dich ja nicht, mein Junge. Hauptsache: lernt Euch mal erst kennen“. Hans­- Jakobs Mutter hatte also ihren Willen durchgejegt und ihre verwaiste Nichte, die jeht­­ Befigerin eines nicht unbeträchtlichen Vermögens war, zu sich eingeladen, und. Modesta hatte geantwortet, sie werde kommen und sei ihren Verwandten sehr dankbar ; denn sie erwartete vom Landaufenthalt Erholung ihrer­­ Nerven. „Nerven hat sie auch schon ?" meinte Hans Jakob fleptich. Aber seine Mutter hatte gleich eine Verteidigung bei der Hand. „Das arme Ding! Nach all der Aufregung, die mal so ein Sterbefall mit sich bringt.“ „Sie war aber gar nicht dabei, Mutter! Tante Luise ist body in der Klinik gestorben.“ „Na, aber Junge, die Beerdigung, und schließ­­lic war's body die Mutter, wenn sie auch bei ihrer Großmutter lebte.“ Darauf s­ wieg Hans-Jakob.­­ Nun war sie da; ein zartes, seidenrauschen­­des, diskret parfümiertes Prinzeßchen mit einem feinen, etwas larmosanten Gefichtchen. Ein gan­­zer Wagen voll Koffer und Schachteln war mit ihr gekommen, Hans-Jakob schaute nur immer auf die Dinge, die noch im Hausflur umher­­standen, und über deren Inhalt er sich vergebens den Kopf zerbrach. a -» e + *

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