Kirchliche Blätter, 1902. Mai -1903. April (Jahrgang 7, nr. 1-52)

1902-05-07 / nr. 1

­ 5­5­­­ar. 1, 6 äußern, wenn er sein Denken und Wollen, wenn er die Gedanken und die Kraft des Reiches Gottes den Menschen zu gut kommen lassen wollte. Aber dies Äußere hatte etwas als Wesen hinter sich; war nicht wesenloser Schein. In der Übereinstimmung von Wesen und Äußerung lag die Bedeutung und die Wahrheit in Bezug auf das Neid­ Gottes. Das Reich Gottes ist inwendig in euch, dem Keime, der Anlage nach, — sagt der Herr — auch in euch ° Pharisdern. Ihr könnt euch dem nicht entziehen, daß er sie in euerm Gewissen je und je bezeugt und anmeldet. Darauf weisen alle Anzeichen auch unter euch Hin. Das Neid­ Gottes ist mitten unter euch. Mitten unter euch sind die Gamaliels- und Nikodemusseelen. Mitten aus euch her kommt der reiche Züngling und fragt nach dem Weg, nach der Bedingung seiner gesuchten und nur noch nicht gefundenen Seligkeit. Laßt aufgehen den Keim und in dem rechten geistigen Sinn sich entwickeln; dazu seid auch ihr berufen. 9.69 ist aber ein Reich Gottes, ein wohlgeordnetes Ganze, durch Einen Geist zusammengehalten, ein Gemein­­schaftsleben der Menschen, durchdrungen von demsselben Geist, strebend, ineinandergreifend, zusammenwirfend auf ein Ziel hin, ein Hirte und eine Herde. Familie, Familien -Verbände, Genossenschaften und Freundschaftsbü­ndnisse. Volkseinheiten sind Abbilder des großen Reiches Gottes im Kleinen, sofern der Geist des Herrn die sie verbindende, beseelende Kraft ist, soweit sie das Bewußtsein in sich tragen, daß sie, was sie sein sollen, nur sein können, als Glieder des großen, immer im Geiste zu Schauenden, im Werden begriffenen, alle Aufgaben und Ziele der Menschen heiligenden und verklärenden Reiches Gottes. Und jeder Einzelne muß dies Reich Gottes in seinem Kein tragen, sie dadurch bestimmen Laien und nie nur sich allein denken und fühlen all das, was er durch­ den Geist Gottes geworden und immer mehr werden soll, sondern immer zugleich auch alle Menschen im Geist vor Augen Schauen, als­­ solche, in denen das Ähnliche sich voll­­ziehen soll, als solche, die das Wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist. So giebt der Herr denn die Anleitung auch Ant­­wort zu finden auf die Fragen: „it denn ein Sie; Gottes?­­ Was ist 8? Wann fommt es? Dein ist das Reich, die Kraft, Ewigkeit. Zu uns fomme dein Reich! hat der Zentralvorstand des evang. Vereins der Gustav Adolf-Stiftung in Leipzig nachstehendes Schreiben gerichtet: „Drei Jahre sind vergangen, seitdem die evang. Be­­­­wegung in Österreich und immer neue Gemeinden zuführt, in Österreich, die Herrlicheit, in An die neugegründeten ehang. und hundertfach haben wir seitdem aus ihnen das Zeugnis empfangen, daß wir unser Bersprechen, die neuen kirchlichen Aufgaben, die die große Zeit uns entgegenbringen würde, nach Kräften auf uns zu nehmen, treulich erfüllt haben. Die Ziele des Gustav Adolf-V­ereins sind auch bei dieser Thätigkeit, wie es seine Sagungen fordern, nicht national oder politisch, sondern facchlich, und niemals sind wir Wege, die von anderen Zielen bestimmt waren, mit­­gegangen. Wir daufen denen unser unsern Glaubensge­­nossen, die gegenüber Vorwürfen, als werde der Gustav Adolf-V­erein in seiner Arbeit von nationalen und poli­­tischen Beweggründen geleitet, kräftig für unsere gute Sache eingetreten sind. Denn wir selbst Haben darauf verzichtet, solche Angriffe auf dem Wege öffentlicher Er­­örterungen abzuweisen. Und wir sind der Zuversicht, daß alle unsere Gemeinden, die unter der Leitung ihrer Pfarrer und Vikare um das Evangelium sich gesammelt­­ haben, auch ferner als „evangelische Gemeinden“, in evangelischer Treue gegen Landesfürst und Vaterland, jederzeit im Be­­kenntnis des Evangeliums, und nur in diesem, ihr Bier und ihre Kraft suchen werden. Doch nicht am Ende, sondern am Anfang beffen, was diese Zeit fordert, stehen wir. Denn es handelt sich nicht um eine einmal aufflammende, sondern um eine andauernde und in stetigem Wachsen begriffene Bewegung und ihre bleibenden Früchte, um Gemeinden, die auf Jahre hinaus nicht allein aus eigener Kraft ihr kirchliches Wesen versorgen, ihre gottesdienstlichen Stätten bauen, ihre Geist­­lichen anstellen. Mit diesen Woche für Woche steigenden Anforderungen hält die Zunahme unserer Mittel nicht Schritt, und immer wieder müssen wir erklären, daß wir nicht ein einziges Gebiet unserer weitverzweigten Arbeit um dieses einen willen vernachlässigen dürfen. Diese Er­­wägung mahnt ung und die Brüder draußen zu gewissen­­hafter Treue im Steinen, zur Besonnenheit und Spar­­samkeit. Nicht immer ist das beachtet worden. Die Zuversicht jugendlicher Begeisterung, zu Erreichung großer Ziele werde es auch nicht an Mitteln fehlen, die Rücsicht auf eine Bevölkerung, die das kirchliche Leben in äußerlich glän­­zenden Formen zu sehen und darnachh zu beurteilen gewohnt ist, das unbegrenzte Vertrauen auf die Hilfsbereitschaft der Glaubensgenossen, wo die eigene Opferfreudigkeit nicht ausreicht, Haben hier und da Pläne entstehen lassen, die das Maß der eigenen und unserer Kraft übersteigen. Da sind dann wohl herzanbringende Geruche an uns genommen, wir dürften um der Ehre unserer Kirche willen das Ber­gonnene nicht Schaden leiden lassen; aber die Ehre unserer Kirche besteht darin vor allem, daß wir den Schoß des Evangeliums haben und wirfsam sein lassen auch in irdenen Gefäßen, auch in schlichter äußerer Umrahmung, auf daß die Kraft Gottes sei und nicht der Menschen. So­­ richten wir zumal an­­ diese neuen Gemeinden Die herzliche und dringende Bitte, das Wort des Heren Luc. 14, 28 „Wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und wie : *

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