Kirchliche Blätter, 1902. Mai -1903. April (Jahrgang 7, nr. 1-52)

1903-01-14 / nr. 37

579 Ar 37, 3%. einigen Städten bei den „Männern der Schule" mit seinen Lehren nicht hatte durchbringen können, er und seine zu ihm zurückehrenden Jünger hatten nur bei den Unm­ündigen, d. h. bei den einfachen, mit gesundem Gefühl begabten Leuten­­willige Aufnahme gefunden. Erfreut über die Er­­folge und seines geoffenbarten Gottes voll, wandte sie der Herr deshalb an die Mühseligen und Beladenen und versprach ihnen allen Erleichterung und Erlösung. In ähnlicher Weise hatte er auch den fragenden Jüngern des Johannes geantwortet. Diese Erleichterung fühlt der ges­prüfte Alte — er war arm und vor Jahren viel ranf — auch diesmal und geht gedankenvol im Garten und Hof einher, mit seinen unermüdlichen Handgriffen auch noch­ ---i­n-seinen alten Tagen gegen um sich verbreiten­d Woher kommt die Freude der Mühseligen und Be­­­adenen? Nur aus dem Glauben an Gott, der ihr Leid in Freude umwandeln kann nach seinem unerforschlichen Rauschluß, aus der Hingebung an den Heiland, der in erster Reihe zu ihnen kommt, mit ihnen verkehrt, sie heilt und tröstet. Jesus hat nicht, da er sein Haupt hinlegen soll, und blickt doch mutig vorwärts; er leidet und kragt nicht; er hält sein Ziel im Auge, nimmt sein Jod, d. h. Gottes willen, auf sich und empfindet alle Lasten als sanft und leicht. Aus der Ergebung die Erhebung, die reine dauernde, fröhliche Freude, aus der Demut die Kraft. Pan erkennt sie leicht, die Menhseligen und Beladenen, die in Gott den Anker gefunden haben und in Jesus den Pfahl, an dem sie sich emporflammern, den Stab, mit dem sie sich aufrichten: die frohe Botschaft der Bibel ist ihnen „ins Gesicht“ geschrieben. Aber nicht alle können sich zu dieser Freude aus Gott und Jesus emporringen, was wohl verschiedene Gründe haben mag. Vielleicht sind die Reichen zu hartherzig gewesen und haben sie nicht im Namen Jesu erquickt, vielleicht haben auch die Geistlichen ihnen oft nur Steine, statt Brot und Sa des Lebens geboten. Daraus erwächst für uns in unserer ‚Zeit, in der die Zahl der Mühseligen und Beladenen zunimmt, eine heilige Pflicht, die leibliche und seelische Not zu Stillen, damit auch die Freudlosen Freude haben. Das ist schwer, besonders das Stillen der seelisch Leidenden, weil die heutige Welt sich so schwer in ihre Lage ver­­legen kann. Ich möchte, wenn ich Pfarrer wäre und Mich­­selige und Beladene erquicken sollte, immer zuvor den Anfang des deutschen Requiems von Brahms anhören, wo er aus einer Christusstimmung heraus, die Leidenden und Trauernden tröstet und erfreut, oder das Gedicht von Geibel Lesen, dessen Schlupftrophe lautet: So fon­mt denn AP, in deren Ohr Die hohe Freudenbotschaft Fang, Die einst den Hirten auf dem Feld Der Chor der Engelstimmen sang; Kommt­ süßer Friede ist in ihm, Und Licht, das feinem Dunkel weicht; Das Leben ist er, und sein Joch St­ranft und feine Saft ist Leicht. 580 „Die schmutzige Wäsche der BSachfen.” (Schluß.) Wir sind lange mit uns zu Rate gegangen, ob wir den unter obiger Aufschrift veröffentlichten Artikel professor Magugit’s in Preßburg, den unsre vorige Nr. in wort­getreuer Überlegung auch unsern Lesern mitgeteilt hat, al) zu beantworten verpflichtet seien, und es lag Die Frage nahe, ob es nicht genüge, so verächtliche Schimpfereien einfach niedriger zu hängen, und es­ dann jedem Einzelnen zu überlassen, sich daraus über die Sache und den Ver­­fasser sein Urteil zu bilden. Wenn wir uns legt sich ent­­schlossen, für die so unerhört heftig Angeklagten das Wort zu ergreifen, so geschah es wesentlich, weil unter diesen auch Fernabwesende sich befanden, die sonst nicht zu Worte gekommen wären, und dann, weil Herr Professor Mapnyit dafür gesorgt hat, daß seine Denunciation in Bruchstücen auch­ dort­hin gelangte,­­wo sie noch verwirrender wirken kann als bei den Lejern des Nyugot magyarorszägi hiradö. Bei unsrer Antwort gedenken wir die spezifisch po­­litischen Motive des Angriffes, soweit dies nur möglich, unbesprochen zu lassen, obgleich der Verfasser ausspricht, daß „hier nicht von konfessionellen, sondern von national­­magyarischen Interessen die Rede sei", und wollen unsre nächte und wesentlichste Aufgabe darin sehen, den Sach­­verhalt festzustellen, eine Reihe von­­ Irrtümern des Ver­­fassers nachzuweisen, und nur zum Schluffe ein Paar allgemeine Bemerkungen uns erlauben, jene3 sine ira et studio, legt er es leider sine spe, diesen Verfasser eines bessern zu belehren. Herr Professor Maßnyif ist zu seiner journalistischen Giftung, wie er selbst sagt, veranlaßt worden durch den Klagebrief eines ungarischen Süuglings, der an die Uni­­versität Halle-Wittenberg in der Hoffnung gegangen, dort ein für Ungarn bestimmtes Stipendium zu erhalten, dabei aber meist zwei Kollegen durchgefallen sei, indem „alles die Sachen erhielten", und überdies sich Darüber beschwert, daß publiziert worden sei „daß hinfort die von ungarischen Anstalten gebrachten Zeugnisse nicht einmal werden be­­rücsichtigt werden, sondern man werde die Neuankömmlinge einer Aufnahmsprüfung unterwerfen.“ Über den ersten Bunff haben wir ung um Auskunft nach Halle gewendet und folgendes erfahren.­­3 waren im Wintersemester 1902/3 dort in der theologischen Fakultät immatrikuliert 17 Studierende aus den siebenbürgischen Landesteilen Ungarns (Sachen) und 4 aus dem übrigen Ungarn evangelisch A. B. Diese 4 erhielten alle Freitisch und 2 von ihnen auch ein Wittenberg. - Stipendium von je 300 Mark; von den 17 jener Gruppe erhielten 14 Frei­­tisch und 6 ein Wittenberg.-Stipendium von je 300 Darf. Mit Stipendien wurden also von jenen Bewerbern die Hälfte, von diesen etwa "­, beteiligt. Die Behauptung, daß die Sachssen „alles“ erhalten hätten, ist also nicht richtig. Daß sie von der Bewerbung überhaupt stiftungsmäßig ausgeschlossen oder nur et­wa in dem Falle zulässig seien, wenn seine Nichtsachsen aus Ungarn sich bewirben, be

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