Kirchliche Blätter, 1916 (Jahrgang 8, nr. 1-44)

1916-01-01 / nr. 1

preife mit der Gemeinde und juble deinem Gott zu: „Singet dem Herren ein neues Lied! G Singet dem Herrn alle Welt!” — Dann horche den Tönen, die von oben zu dir sprechen, milde, weich, dich tröstend und dich verstcehend. Laufche deine wehe Seele ge­­fund an dem reinen lang. Gewiß! es ist eine Stimme aus einer höhern Welt. Wie alles Schöne, Neine, Ewige, das mit leisem Flügelschlag unsere Seele berührt. — Der Orgelton verhallt. Gehe heim! Mit fichterem Schritt, als du famst, und froher im Herzen. Und grüße daheim, die deiner warten, mit dem Gruß, den du empfangen. Mit dem Gruße des Friedens. Dann reiche ihnen die Hand, — und wandre mit ihnen gemeinsam weiter, beglüht, getrost, dem Frieden zu. * e * — Das ist der Weihnachtsgruß,den uns die neue Orgel entbieten will. © o laßt uns ihn vernehmen! Erklinge denn, Werk aus Menschenhand, doch geweiht zu göttlichem Dienst. Sei Gottes Segen über dir und über denen, die deinen Mlängen laufchen, für und für! Berkünde bis zu fernen Tagen das Andenken des teuern Mannes, der dich uns gab und mahne Geschlecht zu Geschlecht, würdig zu bleiben seines Glaubens und seines Blutes! Trage über die Zeiten hinüber den Ruhm der deutschen Kunst, die dich Schul und die dich meistert! Uns aber Hebe aus dem Staube und führe uns mächtig im Glauben empor! Und sei uns ein Bote des Friedens! Amen. D. Adolf Schullerus, durchbraust, ist geradezu ihr Träger gewesen, und dies war gerade das erste protestantische Kampflied „Ein feste Burg ist unser Gott.“ — — In diesem Lied ist eine deutsche Volkskirche da. Aber wir haben — Bott sei Dant — auch Aehnliches auf katholischer Seite. Die Feldpredigten Heinrich Mohrs, von denen wir einige in der „Dorfkirche“ wiedergeben, sind das Schönste, was auf diesem Gebiete überhaupt geschrieben worden ist, — auch für und Evangelische. Bei alledem sind wir weit entfernt von der Möglichkeit einer äußeren Reichs­­kirche, die Katholiken und Protestanten vereinigte, und würden jeden Schritt in der Richtung als verderblich für diese innere Einigkeit ansehen. Jede Kirche muß völlig frei ihren eigenen Gang gehen. Aber wir solen in unsrer Kirche diesen Geist pflegen, den Gott uns gegeben hat, und unsere Kirche als eine Bolkäfirche ansehen und bauen, in der unser ganzes Boll als Ein göttliches Heiligtum seinen Plan hat, und vor seinen Gott tritt, in der die länge fortklingen und die Gemeinschaft dauernd gehalten werden fan, die und der Krieg beschert hat. Oie andere es wollen und tönnen, ist nicht­ unsere Sache, so sehr wir es wünschen. Wir aber tönnen es, weil und unser Volk für ein Heiligtum Gottes ist und unsere Kirche uns in die Welt als in ein Ganzes Heiliger Gottesgejege weist.“ Religiöse Volkseinheit. In einem „Unsere fünftige Arbeit“ über­­schriebenen M Artikel, der im wesentlichen darauf hinweist, wie der P­astor die Volksfrömmigkeit auf dem Dorfe in der besonderen Eigenart, die sie im Herzen der Landbauern hat, zur Grundlage tiefer gründender und neu aufbauender Arbeit zu machen hat, schreibt­­ Lüpfe: „Vor zwei Jahren haben wir die religiöse Volkseinheit der Siebenbürger Sachsen bewundert. Vollstum und evangelischer Glauben sind dort so eins geworden, daß ihnen Volt und Gemeinde zugleich kirchliche Heiligtümer sind. Der umgebende Druck von außen, ihr nationaler Lebenz­­­ampf und die konfessionelle Ungeschiedenheit hatten das fertig gebracht. Zebt hat, was wir damals bei uns für unmöglich hielten, auch bei uns der umgebende Druck von Often und Weiten, der Lebens­­kampf unsere8 Boltes mit einem Schlage hervor­­gebracht und zwar nur größer: Groß der kon­­fessionellen Verschiedenheit." Weit über Katholizismus und Protestantismus hinaus hat auf dem Feld unser Bolt selbst aus innerster Seele im Angesicht des Todes den Bogen Einer Bolkskirche, Eines gleichen religiösen Empfindens, Eines gemeinsamen Heiligtums ge­­spannt. — — Ein Lied hat diese neue Volkskirche Abendglocke. Abendglocke, du Klingt durch Land! Wie oft Hast du deine Töne gesandt Hinaus in die stürmische Winternacht Und der müden Welt den Frieden gebracht. Abendglode, du Klingt durchs Land. Abendglode, o Klinge fort ! Dringe hinüber zu fernem Ort, Wo unsere Brüder im Felde stehn Und wo sie in heißem Ringen vergehn, Abendglode, o Klinge fort! Abendglode, du grüße sie, Die sterbend dort finfen in das Anie, Die mit des Herzens lebtem Schlag Der Heimat gedenken bei finsendem Tag, Abendglode, du grüße fiel Abendglode, sie Hören dich nicht! Ihr Auge in qualvollem Tode bricht, Sie finden den Frieden der Heimat nicht mehr Und kämpfen und ringen für ihn doch so schwer. Abendglode, sie hören dich nicht! Abendglode, wie Klingst du Heut, Als wie ein banges Sterbegeläut. Mir ist als Klage dein tönendes Erz Um jedes tote Soldatenherz. Abendglode, wie Kingst du heut! Wilhelm Hermann.

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