Kirchliche Blätter, 1919 (Jahrgang 11, nr. 1-52)

1919-01-04 / nr. 1

­­haktuskszu andern evang. Kirchen war die unsere, besonders­ seit 1861, aber im Grunde auch früher schon, eine Laienkirche. Die sächsische Kirchengeschichte kann er schon in katholischer Zeit nachweisen. Immer­­hin wird es sich ergeben, daß es noch­ mehr geschehen­ sein., Auch die Zuziehung der Frauen, die wir­­ tritiich angesehen haben, ist doch die Ausdehnung des politischen Wehrrechts in eine andere Sach­e ger­hoben worden; es wird sich ihm auch innerhalb der Kirche in gewissen Schranken nicht mehr ausweichen lassen. Nur Hüte man sich Hier vor einem Biwang. E3 wäre ganz verfehlt, zu jagen: in diesen und jenen Vertretungen müssen ein Fünftel oder ein Viertel oder ein bestimmter Prozenttag weibliche Vertreter sein, wo vielleicht weder sie noch die Männer e8 haben wollen; das einzig richtige wird fein zu jagen: bis zu einem gewissen Prozentfa können sie hinein­­gewählt werden. Doch das sind Einzelheiten, die am besten exit­­ erörtert werden, wenn die allgemeine Grundlage der­­ Kirche gesichert ist. Das ist endgültig vor dem allge­­meinen Strebenschluß nicht möglich. Aber gewisse Tatsachen ergeben sich fest schon als feststehend, und je fester sie angesehen werden, um so leichter wird jede folgende Arbeit sein. Eine solche Tatsache ist, wie immer die politische Entwicklung si gestalten mag, das eine ist sicher: unsere Kirche wird noch viel mehr als früher , der vornehmste Hort, die stärkste Stüße unserer nationalen Entwicklung auch in Zukunft sein. Es wird dann notwendig sein, alles auszugestatten, was in dieser Beziehung Kraft verleiht­ und Stärke bietet: Zusam­­menfassung aller Kräfte. » Dazu gehört in erster Reihe: unsere Schule fan auch in Zukunft feine andere als die konfessionell­­nationale sein. Wie man sich immer die nationale Selbstbestimmung an unseres kleinen Bosfsstammes zurechtlegen mag, eine zusammenfassende Organisation auch des nationalen Lebens kann außerhalb der Kirche nicht gedacht werden, und auch darum gibt es seinen andern Weg, Kirche und V­olkstum zu erhalten als­ die Schule, wie wir sie als Erbe aus der Vergangenheit in unsäglicher Not und durch unsügbare Stürme und Angriffe biS zum Augenblick gerettet haben, als Kirchliche weiter zu erhalten. Wer jeit vorschlägt, es anders zu machen, weil „in Zukunft auf Grund des Schußes der Minoritäten Uebergriffe des Staates in den Schulbetrieb, Angriffe auf den deutschen Charakter unserer Schulen nicht mehr zu befürchten sind,“ der nimmt für sich eine prophetische Kenntnis der Zukunft in Anspruch, die Heldenhaft­ ist. Gewiß wird, sie mehr als eine Brage erheben: über die Art der Schulen, über die Erhaltung der jenigen Arten oder deren Umänderung, über die Neu­­schöpfungen und Aufhebung der einen oder der andern; dabei bleibt nur zu wünschen, daß wir starr genug wären, die Sache immer vom allgemeinen Standpunkt und nicht von dem des betreffenden Ortes oder gar bestimmter Personen aus anzusehen. E35 werden nicht leichte Fragen sein, bei denen die Geldfrage, wie bei allen Fragen, die die Kirche betreffen, eine große Rolle spielt. Früher schon laut gewordenen Wünschen ent­­sprechend, werden wir die Aufsicht über die Schulen mehr nach der fachlichen Seite entwickeln müssen,­­ obwohl in manchen Bezirken die Aufsicht durc­­h­olle­­gen vielfachem Widerstand im Einzelfall entgegen getreten ist.­­ Die Hauptsache wird immer die Junerarbeit der Schule und der Kirche sein müssen. Unsere erschüitterte­­ Beltanschauung muß sich wieder aufrichten an dem Einen, von dem es heißt: einen andern Grund kann niemand legen. Es ist nicht zum­­ ersten Mal, das bei so gewaltigen Umwälzungen, wie wir sie erleben, jeder das sieht, was in seiner eigenen Seele lebt, und als Ergebnis der Zeit das verkündet, was sein Lieb­­lingsgedanke war. &3 erfüllt sich wieder einmal das Baufri­he Wort: „ Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln. Aber wie nun jeder glaubt,die Welt könne und solle an seinem Lieblingsgedanken genesen,so ist"d"em­­gegenüber geradeaus Kirche und Schule zu betonen: « die einzelnen Gedanken mögen alle recht schön und gut sein,’aber allen Programmen und Systemen gegenüber, die jeder Tag­­ neu bringt, um sie bald wieder zu ver­werfen, ist die Hauptsache die alte Wahr­­heit, daß der Geist e3 ist, der lebendig macht. Und dieser kann im Hinblick auf das, wie er war, nur auf dem Grund sich aufbauen: werdet andern Sinnes! Aufgabe der Kirche ist es die Zeichen der Zeit zu verstehen und zu deuten. Wer es in diesen Jahren des Schredens nicht erfahren hat, „mit unserer Macht ist nichts getan,“ wird er wohl nie erfahren.­­Wer mithelfen will, die Welt reiner, freier, glüc­­cher zu machen, der muß auf diesen Boden sich stellen, und zu solcher Mitarbeit ruft unsere Kirche ihre Angehörigen auf. Mag das neue Jahr der Streiter viele finden und der Arbeit Gottes Segen nicht fehlen! . N . — H» Unsere Krieger. (Aus der Weihnachtspredigt 1918 „Friede auf Erden“) 0. Wahr ist’8 — anders ist der Friede ge­­kommen, als wir ihn ge­wünscht, erbetet, erhofft haben. Wir. Hatten ihn erwartet als einen Frieden des Sieges, der Macht. Geschmiedet durch Blut und Eisen. Daß aus Furcht vor dieser so befundeten ‚Macht für dauernde Zeiten Fein Feind es wagen werde, unsere Grenzen anzugreifen und Unfrieden in unser Land zu tragen. Denn wir haben ein reines Gewissen, und hatten es von den ersten Tagen an, auch in den Resten des jubelnden Erfolges, auch da wir von Waffenruhm und Siegesglanz geblendet waren. Unser Kampf und unsere Begeisterung für den Kampf galt einzig und allein dir Verteidigung,

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