Landwirtschaftliche Blätter, 1914 (Jahrgang 42, nr. 1-35)

1914-01-04 / nr. 1

or­ dringen der wässerigen Nährstofflösung aus dem Boden in die Wurzeln, also in den Körper der Pflanze, beruht auf dem Gejeh der Ausgleichung (Dämpse). Dieses ist ein Naturgefäß, nach welchem zwei ungleich dichte (konzentrierte) Flüssigkeiten, die durch eine poröse Haut (Schweinsblase) voneinander getrennt sind, das Bestreben zeigen, durch diese Haut hindurch zu dringen und ss auszugleichen. Die Ausgleichsbestrebungen dieser beiden Flüsfigkeiten dauern so­­lange, bis kein Dichtigkeitsunterschied zwischen beiden mehr vor­­handen ist. Dabei pflegt die weniger Tonzentrierte (dünne) Lösung zu der Tonzentrierteren (dideren) einzudringen, um dieselbe auch zu verdünnen und mit sich gleich zu gestalten. Wenn wir 3.8. eine mit Zuderlösung gefüllte und fest zugebundene Schweinzblase in ein Gefäß hängen, das reines Wasser enthält, so wird das Wasser als dünnere Flüsfigkeit durch die Haut der Schweinsblase Hindurch zu der Zuderlösung eindringen, um diese zu verdünnen, wobei die Flüffigkeit in der Blase zunimmt, die Blase sichtlich aufschwillt und größer wird. In dieser Weise wirken nan die an den Wurzel­­saiben die Außenwand bildenden kleinen Zellen der Wurzel, denn sie enthalten einen kongentrierteren (diceren) Saft, als die sie um­­gebende dünne Nährstofflösung des Bodens ist. Die Nährstoffe dringen somit als dünne, inwässerige Lösung in die äußeren Zellen der feinen Wurzeln. Dadurch wird aber der Inhalt dieser Zellen vergrößert und verdünnt, wodurch von diesen das­­Be­­streben der Ausgleichung an die noch konzentrierten Saft ent­­haltenden Nachbarzellen übergeht und von diesen an die nächsten, bis in die obersten Organe, in die Blätter und Knospen. Dieses wäre also in gedrängter Kürze die Wirkung der Asmose oder mit anderen Worten das Geweb der Ausgleichung, das bei der Auf­­nahme der Blanzennahrung und dem Boden eine so große Rolle spielt. Man kann nun wohl denken, daß dieses­ Eindringen von Nährstofflösungen aus dem Boden in die inneren Teile der Pflanze auf diese Weise sa nicht die ganze Vegetationsperiode über stattfinden könnte, da ja die Verdünnung und Ausgleichung der Zellsäfte von Tag zu Tag abnehmen und schließlich ein Stillstand eintreten müßte. Dem ist in Wirklichkeit aber nicht so, denn die Lebenstätigkeit der Blätter sorgt dafür, daß dieser Stillstand in der Nahrungsaufnahme nicht stattfinden kann. Dieses geschieht in der Weise, daß die Blätter duch ihre Spaltöffnungen eine be­­trächtliche Menge Wasser in die Luft verdunsten lassen, wodurch die an den Spaltöffnungen in den Blättern befindlichen Zellen wieder konzentrierten, dichteren, Zellaft erhalten. Infolgedessen wirken diese Zellen in den Blättern, die das überflüsige Wasser ihres Saftes an die Luft abgeben, nach unten, gegen die Wurzel, gleichsam fangend und die Aufnahme der Pflanzennährstoffe aus dem Boden geht während der ganzen Vegetation ununterbrochen vor sich.­­ Die Blätter unterhalten nur ihre Wasserver­­dunstung nur nur die Nahrungsaufnahme aus dem Boden, sondern sie nehmen auch selbst Nährstoffe aus der Luft auf. Dieses geschieht ebenfalls durch die Spaltöffnungen. Aus der Luft, die durch die Spaltöffnungen in das Innere der Blätter gelangt ist, wird am Tage mit Hilfe des Sonnenlichtes und der Chlorophyllförner (Blattgrün) die Kohlensäure festge­­halten und unter Ausscheidung von Sauerstoffgas zu organischen Nährstoffen verarbeitet. In den Blättern werden ferner die mineralischen Nährstoffe, die in aufgelöstem Zustande mit dem Bodenwasser von der Pflanzenwurzel aufge­­nommen wurden, zu den für das Wachstum und die Vermehrung der einzelnen Organe nötigen Bildungs­­stoffen umgearbeitet. Die Blätter erfüllen demnach bei der Pflanze einen ähnlichen Zweck, wie bei dem Tiere die Lunge und der Magen. Sie sind eigentlich die Fabrik, in der aus den rohen Nährstoffen der wirkliche Nahrungssaft hergestellt wird. Die Gesunderhaltung der Laubmasse durch Beißungen mit Blausteintaltlösung und mit Duafftabrühe gegen Feinde und Krankheiten ist also mindestens ebenso wichtig, als die Wurzelpflege durch Loderung und Düngung des Bodens. Bei dem lebenden Baume haben wir zwei Saftströme, nämlich einen, der die von der Wurzel aufgenommenen rohen Nährstoffe aus dem Boden nach aufwärts in die Blätter befördert und den zweiten, in umgekehrter Richtung laufenden, der die Errtigen Bildungsstoffe aus den Blättern an ihre Ver­wendungs­­stellen schafft. Der erstere aufwärtssteigende rohe Saftstrom be­­findet ss in den jüngeren Holzschichten und der andere Bildungs­­saftstom geht in den inneren Rindenschichten nach abwärts und besorgt die Ernährung und das Wachstum bis in die Äußersten Wurzelfeigen. Siehe Abbildung 1. (Schluß folgt.)­­ Die im Bodenwasser gelösten Nährsalze steigen im Holz­­körper des Stammes nach den Blättern, werden hier umgebildet (assimiliert) und wandern in der Rinde als Bildungssaft zurück nach den Verwendungsstellen, den Triebfpigen, Früchten, Wurzeln usw., überhaupt nach allen wachsenden Baumteilen. Die künflichen Düngemittel. Der Runftdünger unterscheidet sie Hauptsächlic dadurch von den übrigen Düngemitteln, daß er für gewöhnlich nur einen, selten mehrere, nie über alle Pflanzennährstoffe enthält und daß er die physicalischen Eigenschaften de Bodens nicht beeinflußt. Der Runftdünger kann daher den Stalldünger nie ganz erregen, sondern er sol ihn nur ergänzen. Im Stalldünger sind die Nährstoffe in der Regel nicht im richtigen Verhältnis vorhanden, während wir im Kunstdünger die einzelnen Nährstoffe nach Belieben kaufen önnen. Weitere Vorteile des Kunstdüngers sind, daß er nns in­­unbeschränkten Mengen zur Verfügung steht, daß er die Nährstoffe in konzentrierterer Form enthält und seine Wirkung eine raschere ist, als die des Stalldüngers. Welchen Kunstdünger, und in welchen Mengen wir ihn anzuwenden haben, darüber geben uns den ver­­läßlichsten Aufschluß die Düngungsversuche. Die Anwendung des Kunstdüngers hat nicht nur die Aufgabe die Erträge, sondern auch den Reingewinn der Felder zu steigern. Die Wirkung des Kunstdüngers kann nur dann eine voll­­ständige sein, wenn die Pflanzen während des Wachstums seinen Mangel an Wasser leiden. Das Vorhandensein der nötigen Feuchtigkeit im Boden hängt nun außer von der natürlichen Beschaffenheit desselben und den Witterungsverhältnissen auch von der richtigen Bodenbearbeitung ab. Deshalb muß diese immer mit Sorgfalt und Verständnis durchgeführt werden. *

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