Der Spiegel, 1840. január-június (13. évfolyam, 1-52. szám)

1840-06-10 / 47. szám

zurükgebaltenen inner» Gefühle, stürzte sich der Nachrichter aus sein macht­­ges Schwert. Im Augenblik waren die Umstehenden beschäftigt, die Leiche und alle Sp i­­ren der geschehenen That zn entfernen. Als dies vollbracht war, wendete sich die hohe Gestalt noch einmal 3um Alten. „Hier," sprach sie, „nimm deinen Lohn," indem sie ihm einen vollen Beutel znwarf; „stärke dich zu deiner Rük­­reise, die sogleich stattsinden wird. Doch hist du nicht neugierig, den Inhalt der Schüssel zu sehen?" — Indem der Gewaltige den Dekel herabstieß, sah der sich wieder ermunternde Urahn zwei gespannte Pistolen darin liegen. „Diese, rief J:r ner, waren dir bestimmt, wenn der Streich dir mißglükte!" — „Wohl ahnte ich so etwas," erwiderte der nnerschrokene Mann, „doch," indem er das Schwert erhob, „an dieses habt Ihr nicht gedacht,, denn mifiglükte der Streich, so siel der nächste Hieb auf Euch, den Schüsselbewahrer!" Diese verwegene Antwort, die die übrigen Vermummten zn erschreken schien, wie es ihre Bewegungen sichtbar zeigten, mißfiel dem Furchtbaren nicht. Er trat zu ihm und schlug ihn auf die Schulter. „Du bist ein tüchtiger Kerl," sprach er, „und selbst in deinem blutigen Handwerke achte ich den Mann. Sei versichert, daß du kein ungerechtes Untheil vollzogen hast. Mit dieser Ueber­­zeugung nimm diesen Becher, stärke dich, dann reise mit deinen Begleitern wie­der nach Hause, doch forsche nie nach dieser Begebenheit und halte ein unver­brüchliches Schweigen, denn eine mächtige Hand schwingt den gezükten Stahl über dich." Nach diesen Worten entfernten sich Alle, bis auf die vier vermummten Begleiter meines Urahns. Nach einer kurzen Stärkung ward er auf die näm­liche Weise zurük in den Wagen gebracht, und als der Wagen wiederum über die Vrüke rasselte, hörte er das Kettengeklirr der hinter ihnen aufgezogenen Zugbrüke. Als nach langem Hin - und Herfahren der Wagen, in welchem der Ermattete fest eingeschlafen war, still hielt, und der Kutschenschlag eröffnet wur­­oe, fand sich der Betäubte in finsterer Nacht vor der Thür seines Hauses, sein Schwert in den Armen, und horte nur, wie aus einer langen Ohnmacht erwa­chend , das dumpfe Rollen des forteilenden Wagens. Ermattet legte er sich auf die Bank vor dem Hause, und sank schnell wieder in einen ohnmachtähnlichen Schlaf. So fanden ihn am anderen Morgen seine erstaunten Leute, die angst­voll den verschwundenen Meister überall gesucht hatten. Einen Tag und die lezte Nacht hatten sie ihn vermißt. Ein heftiges Fieber war die Folge der ausgestan­denen Angst und Gemüthsbewegung, und lange noch quälte ihn die Rükerinne­­rung des gräßlich Erlebten, als ihn die Krankheit verlassen hatte. Seine Fie­­berphantasien hatten zwar die Seinigen auf sonderbare Begebenheiten aufmerk­sam gemacht, doch hielt er bis in sein hohes Alter ein unverbrüchliches Schwei­gen. Nie berührte seine Hand jenes Schwert wieder, und nichts vermochte ihn, je wieder einer Exekution beizuwohnen. DaS verhängnißvolle Schwert vererbte sich in der Familie, und wurde nie wieder gebraucht. Als mein Urahn im hohen Alter endlich das Stillschweigen brach und mei­nem Großvater sein genaues Tagebuch übergab, deutete er blos Vermuthungen darin an, da es ihm unmöglich und zu gefährlich gewesen sei, deutlichere Spu­ren zu suchen und aufzusinden. Es gab damals in zwei benachbarten Residenzen zwei Schlösser, die mit Wall und Graben und Zugbrüken versehen waren. In einer derselben, hieß es, sei ein angesehener junger Vertrauter, der das Ber-

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