Studia Slavica 1. (1955)
4. szám
Das Biidapester glagolitische Fragment Herrn Professor Josef Vajs zum 90. Geburtstag gewidmet P. Király In der Handschriftenabteilung der Ungarischen Nationalbibliothek Széchényi (ehern. Landesbibliothek Széchényi des Ungarischen Nationalmuseums) werden zahlreiche wertvolle slawische Schriftdenkmäler auf bewahrt. Neben Manuskripten in Lateinschrift finden sich darunter Denkmäler in Kyrillica, ja auch solche, die in glagolitischer Schrift geschrieben sind. Die kyrillischen Handschriften sind Kodizes aus dem 14—18. Jahrhundert, in kirchenslawischer Sprache serbischer, bulgarischer und russischer (ukrainischer) Redaktion.1 Die Zahl der glagolitischen Denkmäler beträgt sechs. Eines davon gehört dem sogenannten abgerundeten (oder runden) Typus an, die übrigen fünf weisen den eckigen Schrifttypus der Glagolica auf. In vorliegender Studie behandeln wir bloß das erste, den älteren, abgerundeten Schrifttypus vertretende glagolitische Denkmal.* Dieses Denkmal findet sich in der Handschriftenabteilung der Ungarischen Nationalbibliothek unter der Signatur »Vet. Slav. Duód. 2«. Es ist als Geschenk eines Ungenannten am 28. XII. 1932 in den Besitz der Ungarischen Nationalbibliothek über gegangen.2 Aus einem Briefe, der dem Fragment beigelegt wurde, geht hervor, daß sich das glagolitische Bruchstück an die Person von Vilmos Fraknói knüpft,3 der zur Zeit der Abfassung * Herrn Professor Josef Kurz bin ich für die Durschsicht meiner Arbeit und für seine wertvollen Hinweise zu grossem Dank verpflichtet. 1 Diese Handschriften sind bisher noch nicht bearbeitet und ausgewertet worden, doch wußte man auch schon früher von ihnen und gab sogar Nachricht darüber. So erhielt auch J. Dobrovskÿ durch Ribay Kenntnis von einigen dieser Kodizes (vgl. A. Patera, Korrespondence J. Dobrovského. Vzájemné dopisy J. Dobrovského a F. Duricha z let 1778—1780. V Praze 1895, 53, 85) ; außerdem gab Ivan Boynichich [Bojniöic] eine kurze Beschreibung zweier kyrillischer Kodizes (vgl. Két ó-szláv kézirat a Nemzeti Múzeum könyvtárában [Zwei altslawische Handschriften in der Bibliothek des Nationalmuseums]. Magyar Könyvszemle [= MK] 1878, 224—8). 2 Vgl. die Eintragung im Zuwachsregister der Handschriftenabteilung vom Jahre 1932 unter Nr. 76. 3 Wien, am 7. Mai 877. Euer Wohlgeboren! Heute sprach ich mit Dr. Miklósié über jene glagolitische Fragmente, die ich bei mir in Agram hatte, und da er mit Ihnen persönlich bekannt zu sein nicht das Glück hat, so ersuchte er mich, in seinem Namen an Sie die freundliche Bitte zu stellen, ihm dieselben Fragmente hieher nach Wien nur auf paar Tage zu senden.