Neppendorfer Blätter, 1928 (Jahrgang 26, nr. 1-52)

1928-01-01 / nr. 1

- - Neppendorfer Blätter. Seite 2­ ­­ ­­1 Nr. Um die Geschichte Kleizer zu machen als der Balken damals lang war: Dem Leutnant ist in dieser Mac so an die fünfmal jener Balken in sein üdes Wachtlokal getragen worden. Beim sechsten Male schlugs ein Viertel vor Mitternacht. Der Leutnant nickte den alten Bekannten zu: „Profit, meine Herren, da wir uns [chon sechsmal kennen lernten, und dazu die Bilfe: Tragen Sie den Balken mit dem alten Jahr zu Grabe und mir aus­­ den Augen, damit ich Ihnen nicht aus Ihren Augen einen Splitter (er wies aufs Protokollbuch) ziehen müßte.“ EM. PB. Schüttelobst. Hoc pfeift man jeßt die Pflaumengegend, durchstreift man sie, den Gaumen pflegend. * Wo man die Birnen saftig hat, ißt man fi­­dran wahrhaftig satt. * Su Weinspalier und »lauben Iraben, die sich an güldnen Trauben laben. * Beneiden muß den Geppel idy, Schlägt er den Leib voll Aeppel fidh. Gefährlich. — Dieser Herr Ano­l erzählt jedem Menschen, wie er­ es zum reichen Mann gebracht hat.­­—­ So unvorsichtig wird er doch nicht sein ? Der Radioapparat. — Ich schenkte meiner Frau einen Radioapparat zu Weihnachten. — War der nicht sehr teuer? — G Schadet nichts, ichh will ihr mal zeigen, wie furchtbar das ist, wenn einem dauernd etwas vorge­­redet wird und man kann Rein Wort dazwifolgen reden! Seit einem Jahr trug er si mit dem Gedanken, ihr seine Liebe zu erklären. Er wartete immer­­ auf den richtigen Augenblick. Endlich faßte er sich ein Herz. Er traf sie allein im Park. Es war an einem un­freundlichen Tag voll tröffelnder Griesgrämigkeit, mürrischer V­erschlafenheit und Melanchoh­e. Er war kein Züngling mehr, aber in seinen Worten glühte das euer der Jugend. Sie unterbrach ihn: „Lieber Freund, Sie reden wie ein sentimentaler Liebhaber auf der Bühne. Aber Sie kennen die Frauen nicht, sonst hätten Sie für Ihren Antrag nicht den psychologisch falschesten Augenblick gewählt. An einem so trojilos Öden, lang= meiligen Regentag wie heute spricht man nit Liebe ... .“ Und sie ging mit hoheitsvollen Schritten weiter. An einer Wegkreuzung wurde sie erwartet. Ein Züngling hing si an ihren Arm mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit. „Eigentlich ist es unerhört, daß ich mich hier mit Ihnen treffe,“ lachte sie. „Wir kennen uns doch erst sest gestern.“ Statt jeder Antwort küßte er sie: „Sei nicht so frech!“ Sie schlang ihren Arm um seinen Hals. „Aber schließlich ist es wirklich das ver­­nünftigste, wenn man an einem so trostlos öden, lang­­weiligen Regentag wie heute von L­iebe­­ pricht.“ Das Eheeramen. Er hatte soeben seinen Antrag gemacht, mit wohl­­gelegten, sorgsam einstudierten und in ihrer Wirkung genau berechneten Worten. Er hatte von seiner Liebe gesprochen, nicht ohne poetischen Schwung, und war dann sehr ausführlich auf seine Einkünfte aus Kapitalien und Grundbesiß und auf seine sonstigen Vermögenswerte zu sprechen gekommen. Sie hatte ihm aufmerksam und interesiert zugehört, wie es si für eine wohlerzogene, junge Dame aus gutem Hause geziemt. Als er geendet hatte, formte sie ihre Antwort höflich und korrekt, präzis und sadhlich. „Alles schön und gut, mein Herr, aber Sie haben die Hauptjahre vergessen. Willen Sie denn, ob wir überhaupt zusammen passten? Ob man eine har­­monische Ehe prophezeien darf? Wir kennen uns ja kaum.“ „Oh,ich...ich... zweifle keinen Augenblick daran.“ . . . stotterte der Liebhaber, denn diese Frage kam ihm etwas überraschend und­ unprogrammäßig. „Vor allem merken sie ich das eine: ich bin sehr launisch, sehr rechthaberisch, mit einem Wort, sehr schwer zu behandeln. Ich müßte mir erst Klarheit ver­­schaffen, ob Sie der rechte Mann für mich sind. Wollen Sie mir zu diesem Zwecke ein paar Fragen offen und ehrlich beantworten ?* „Aber bitte, meine Gnädigste, fragen Sie!“ Er saß hilflos da, wie ein Anake bei dem Frage- und Antwortspiel in der Schule. Und sie begann: „Würden Sie jeden Wunsch, den Sie mir von den Augen ablesen, erfüllen ?* „Seden, jeden“, flammelte er. „Würden Sie es fertig bringen, Ihren Willen dem meinen unterzuordnen .“ „Über ja — mit Freuden.“ haft mit dem Kopfe. „Würden Sie alle meine Launen ohne Wider­­spruch mit Geduld ertragen 2 °: „Selbstverständlich . . selbstverständli . . Mie können Sie daran zweifeln 9“ „Na sehen Sie — jo einen Majchlappen kann ich nit zum Manne brauchen !“ 2. ©. Er nickte dazu leb= Der Liebesantrag. Der sentimentale Liebhaber. von

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