Freies Leben, 1955 (2. évfolyam, 1-23. szám)
1955-01-01 / 1. szám
Bei den Kalkbrennern im Pilisgebirge Ein uraltes Gewerbe hat kürzlich seine Neugeburt in der gemischtsprachigen Ortschaft Pilisborosjenö, in der Nähe der Hauptstadt erlebt: die altberühmte und weithin bekannte Kalkbrennerei. Schon aus der Ferne erblickt man an den Hängen des Gebirges die Spuren des Kalkes: weisse Flecken leuchten überall dem Wanderer entgegen. In einem der zahlreichen reinlichen Häusern suchen wir den Hausherrn, Josef Hubert auf. Er ist ein Kleinbauer und — seit einiger Zeit natürlich auch Kalkbrenner. Gerade ist er dabei, seinen ziemlich weitliegenden Kalkofen aufzusuchen, um mit dem Brennen zu beginnen. Hubert gehört zu den ältesten Werktätigen dieser fast „alchimistischen“ Beschäftigung, von der es heisst, dass der auf maschinellem Wege hergestellte Kalk niemals die Qualität erreicht, wie jener, der in den kleinen Kalköfen, in den „Kalknestern“ zustandekommt. „Der Kalk muss nämlich“, erzählt Hubert, der das Gewerbe schon mit 11 Jahren kennenlernte, „leicht sein, wie der Schaum, dabei aber porös und geruchlos.“ Wo die Hauswurz blüht... „Es ist gar nicht gleichgültig“, meint Hubert, nachdem er seine Pfeife in Brand gesteckt hatte, „woher der Kalkstein genommen wird. Denn schon die Oberfläche des Bodens zeigt dem Kenner genau, wo das gute Material in der Erde liegt. Wenn z. B. an einer Stelle die Hauswurz blüht oder der Schachtelhalm seine Zweige entfaltet, oder der Stäubling daheim ist, dann weiss man — zumindest wir wissen es — dass unter diesen Pflanzen gutes Kalkmaterial in der Erde liegt.“ Tatsächlich, diese Pflanzen gedeihen nur in dem Humus solcher Erde, und sind nie dort zu finden, wo sich Lehm oder Quarz bildete. Das Farbenspiei Während des Gespräches sind wir aber schon an Ort und Stelle angelangt, bei den Kalkhöhlen, die 5—6 Kubikmeter gross, in besonderer Weise geheizt werden müssen. Es ist dies eine schwere, umständliche Arbeit. Die; „Einbettung“ verlangt auch grosse Sachkenntnis, die Kohlensäure und sonstigen Dünste müssen nämlich die erwärmten Steine „wirksam“ verlassen. In der Nähe arbeiten bei ihren Kalköfen Alois Kuszbach und Stefan Bauer, beide Meister in der Bestimmung des entsprechenden Wärmegrades und des Umstandes, ob die Wand des Feuerraumes jenes Farbenspiel in Zitronengelb erreichte, das einzig und allein die Qualität des Kalkes bestimmt. Denn wenn z. B. statt dieser Farbe ein gewisses Paprikarot an den Wänden erscheint, so ist die ganze Arbeit „verpatzt“ ... „Fett“ oder „mager“? „Wir müssen“, sagt Bauer, „als kleine Leute das Allerbeste liefern.“ ■ Nun wird die Qualität des fertig gewordenen Kalkes mit entsprechenden Mengen Wasser bestimmt. Dies geschieht in einem Erdloch, hier stellt es sich heraus, ob es sich um einen erstklassigen, „fetten“, oder nur um einen zweitklassigen Kalk handelt. Der letztere besitzt in der Farbe einen „Stich“ ins Graue, was so viel bedeutet, dass der Kalk Lehm und Quarzmischungen enthält. Auf die Frage, wie viele Leute die Bewilligung zur Kalkbrennerei erhielten und sich damit beschäftigen, meint Hubert nachdenklich : „Beinahe alle, die dieses Gewerbe von ihren Altwordern ererbten. Es gehört sehr viel Beobachtungsgabe, grosse Aufmerksamkeit und Übung dazu, denn wenn man nicht hinschaut, kann es passieren, dass sich der Stein überhitzt und dann war die ganze Mühe umsonst.“ Eines muss man den Kalkbrennern in Pilisborosjenö, die heiteren Sinnes und in guter Laune ihrer Arbeit verrichten, lassen: sie üben ein uraltes Gewerbe aus. Es ist fast so alt, wie das menschliche Geschlecht... F. llosvay FREIES LEBEN „Wan i amol heirot"... Deutsche Volkslieder der Tolna und der Somodéi Der Zug ratterte durch die Nacht des weiten Komitates Tolna, am Himmel oben standen bereits die Sterne und im kleinen Abteil des Eisenbahnwaggons sassen einige junge Leute, darunter auch einige Mädchen, die plötzlich alte und neue deutsche Lieder zu singen begannen. Der Gesang und der Text klingt mir auch heute noch in den Ohren, denn er kam, wie ich damals feststellen konnte, aus dem Herzen der Sänger. „Schönster Schatz, jetzt muss ich scheiden, Muss nun sagen: lebewohl.. lautete der Anfang des einen Liedes, während das Zweite so begonnen hat: „Drei Wochen nach Ostern, da geht der Schnee weg, Da heirat, mein Schatzl und ich hab’ an Dreck..." Die Bauernlieder, die ich während der Fahrt hörte, bewogen mich dann dazu, die alten Gesänge und Volkslieder, die in der Tolna und auch in der Somodéi noch aufzuspüren sind, zu sammeln und nun stellte ich fest, worüber man sich fast wundern könnte, dass die Lieder vom Grossvater auf den Vater und von diesem auf das Enkelkind übergingen und somit für die Allezeit „gerettet“ wurden. Das nachfolgende Liedchen beispielsweise ist die traurige Klage eines in seiner Liebe getäuschten Burschen der Tolna und wird schon seit langem als Volkslied bewertet: .,Bitter Gall hab ich getrunken, Ist mir tief ins Herz gesunken, Weil du mich hast so veracht Und meV Treuheit ausgelacht. Du meinst, du bist die allerschönste, Aber nicht die angenehmste, Der du bist, der bin ich a’ De mich veracht, veracht ich a’. De Schönheit wird vergehen, Wie das Blümlein auf dem Felde, Dann kommt ein Reiflein bei der Nacht Und nehmt dem Blümlein seine Kraft..." Den Strophen eines folgenden Volksliedes entnehmen wir hier, da es gar zu lang ausfallen würde, nur den Schluss; es handelt sich dabei um ein ironisches Lied, das die Pantoffelhelden, die unter dem Weiberregiment leiden, bespöttelt: „Herr Pfarrer, unsere Weiber harn’ uns g’schlagen, Ei, juche! — Ei, ihr Narren, ’s g’schiet euch Recht. Warum seid ihr Weibers Knecht? Rum, tuli-tuli-tuli-te!" Zum Schlüsse sei noch ein charakteristisches Volkslied wieder gegeben, das die verbitterten Ehemänner einst im Szomajom gesungen haben sollen, das aber auch heute noch oft wiederholt wird: „Mel Grossvaters Haus is Mit Habernstroh g’deckt, Hollaridi-ritti tiralla, Mit Habernstroh g’deckt. Wenn i amol heirot, Muss Habernstroh weg Hollaridi!... Jetzt hab i g’heirot, Wos hab i davon? A Sitzkorb voll Kinder Und a trotziges Weib Hollaridi!.. Budapest, im Januar 1955 Eine Neiiiahrsnarole: Erhöhung der Geflügelzucht Laut Entscheidung des landwirtschaftlichen Ministeriums werden die Geflügelbrutanstalten im ganzen Lande vom 1. Januar an in die Kompetenz der Komitate gehören, was in besonderem Masse zur Erhöhung der Produktion beiträgt und der Beschaffenheit der verschiedensten landwirtschaftlichen Gegenden entspricht. Mit Rücksicht auf diese bedeutende Veränderung in der Geflügelzucht veranstaltete der Agrarwissenschaftliche Verein Mitte Dezember des vergangenen Jahres eine Konferenz, in der man sich ausschliesslich mit den Fragen der Geflügelzucht beschäftigte. An den Besprechungen nahmen etwa 400 Fachleute und Interessenten Teil, u. a. die Fachleute verschiedener Ministerien und staatlicher, wissenschaftlicher, sowie wirtschaftlicher Institutionen. EINJÄHRIGER GEFLÜGELZUCHTKURS In seiner Eröffnungsrede betonte der Direktor des landwirtschaftlichen Ministeriums Károly RimmLer, dass unsere Geflügelzucht zwar steigende Resultate erzielte, demgegenüber sei aber der Export im Verhältnis zum Jahre 1938 um fast 50 Prozent gesunken, was hauptsächlich mit der Verminderung der Gansleberausfuhr zu erklären ist. Die Qualität der Gansleber müsse in erster Linie bei den Kleinzüchtern gehoben werden, da die Fütterung der Gänse vielfach unrichtig vorgenommen wird. Besonderes volkswirtschaftliches Interesse ist der Truthahnzüchtung zuzuschreiben, in erster Linie sind die bronzefarbigen Truthühner zu bevorzugen. Die Regierung is bereit alle diese Bemühungen zu unterstützen, was schon daraus hervorgeht, dass in der Ortschaft Beje ein einjähriger Geflügelzuchtkurs beginnen wird und die Geflügelzucht sowohl auf der Agrarwissenschaftlichen Universität, als auch in den Agrartechnischen Schulanstalten als ordentliches Lehrfach eingeführt wird. WICHTIGE ROLLE DER KLEINZÜCHTER Dr. József Váczi betonte in seinem Referate, dass die Zucht von Wassergeflügel überall in der Welt bevorzugt wird. Obwohl wir im vergangenen Jahre schöne Erfolge auf diesem Gebiete erzielten, und mehr als eine halbe Millionen Jungenten ausgebrütet wurden, zeigt die Erfahrung, dass auch die Kleinzüchter gute Ergebnisse zeitigen können. Infolgedessen legt das landwirtschaftliche Ministerium Gewicht darauf, die Kleinzüchter bei der Zucht von Wassergeflügel zu unterstützen und anzuspornen. Über die Situation auf dem Gebiete der Kückenzucht sprach Dr. László Beke, ein Vertreter der staatlichen Wirtschaft in Gödöllő, und führte an, dass die staatlichen Wirtschaften in diesem Jahre 12 Millionen Kücken ausbrüten, die Kleinzüchter hingegen 48 Millionen, was ein Beweis dafür ist, dass die Kleinzüchter wichtige Aufgaben erfüllen. Die schönsten Ergebnisse erzielte man in den Ortschaften Tápiószele, Bábolna, Pusztaszikszó, Taksony und Bár. Dr. Tibor Kóos schilderte die Aufgaben der Brutarbeit in den Grossbetrieben und erklärte, dass die staatlichen Wirtschaften im Laufe des vergangenen Jahres 500.000 Eintagskücken, 56.000 Junggänse und 64.000 Truthähne ausbrüten. NEUE VERSUCHSANSTALTEN Der Leiter der Zuchtanstalt in Rácalmás, József Koch wies auf die Wichtigkeit des „Bi2“ hin und stellte den Antrag bei der Zucht ungarischer Junggänse zu verbleiben. Robert Báldy beantragte das neben den Brutanstalten der Grossbetriebe auch kleinere Brutanstalten im ganzen Lande errichtet werden sollen. János Boda beschäftigte sich mit der Erhöhung der Gansleberproduktion, wobei er betonte, dass das Kupfersulphat die Grösse der Lebern zwar um 5 Prozent vermehrt, es sei aber bekannt, dass in einzelnen Gegenden hervorragende Ergebnisse erreicht werden, weshalb gerade in diesen Landstrichen Versuchsanstalten errichtet werden sollten. Beantragt wurde ferner die weitere Ausbildung der Tierärzte und Wundärzte. Mit grossem Beifall wurde die Gründung eines Fachblattes für Geflügelzucht zur Kenntnis genommen. _____________ L. A. Das geistige Erbe In gewissen Dingen ist die Mittelmässigkeit unerträglich; so in der Poesie, in der Musik, in der Malerei und in den öffentlichen Reden. Ein Autor muss mit gleicher Bescheidenheit Lob und Tadel über seine Werke hinnehmen. Ein mittelmässiger Geist glaubt göttlich, ein bedeutender vernunftgemäss zu schreiben. Man schreibt nur, um verstanden zu werden; aber man muss auch, wenn man einmal schreibt, Schönes zu vernehmen geben. La Bruyere (1645—1696) Die Weihnachten sind vorbei, der Weihnachtsappetit ist geblieben.