Neue Zeitung, 1957 (1. évfolyam, 1-15. szám)

1957-09-20 / 1. szám

2 CsoKnoker Ansichtskarte Schwindende Volkstrachten, viele Motorräder... Im Doroger Kohlenrevier wurde der VII. Bergarbeitertag auf dem grossen Platz vor dem Doroger József Attila Kultur­haus gefeiert. Im Festzuge marschierten viele Kumpel der beiden Kohlenschächte, die in dér Nähe von Csolnok liegen. Besonders die Belegschaft des Schachtes I, die zum grössten Teil aus Csolnokern besteht, hat im Monat August ein her­vorragendes Resultat erzielt, indem sie ihr Arbeits-Soll auf 115,5% erhöhte. Nach der Feier suchten wir vergeblich die deutschen Kum­pel aus Csolnok auf dem gleich­zeitig istattfindenden Jahrmarkt. Als wir dann versuchten, einen Deutschprechenden anzureden, antwortete er uns sofort unga­risch. Später stellte es sich her­aus, dass sogar sehr viele Csol­­noker den Jahrmarkt auf gesucht hatten. Dä unser Besuch in erster Linie den Csolnokern galt, fuhren wir hinüber in die Ort­schaft, die ungefähr 6000 Ein­wohner zählt, darunter sind etwa 90% Deutsche. Der grösste Teil der Einwohnerschaft arbeitet natürlich im Bergbau,, viele ha­ben zu Hause noch einen klei­nen Garten, ein wenig Acker­feld, aber wenige — etwa 4— 5% — beschäftigen sich aus­schliesslich mit Ackerbau und Viehzucht. In der Hauptstrasse des Dor­fes promenieren sonntäglich gekleidete junge Burschen und .Mädchen, wobei uns auffällt, dass. sie aue städtische Kleider tragen. Erstaunt fragen wir unseren Begleiter: „Volks­trachten gibt es hier überhaupt nicht mehr?“ „ Oh doch, aber nur ältere Bauern und Bäuerin­nen tragen sie gern. Vor ein paar Jahren wurden zwar die jungen Mädels mit kurzen Haaren und städtischen Klei­dern in der Kirchenpredigt' kri­tisiert, aber wenn Sie sich jetzt umschauen, so sehen Sie nur moderne Frisuren, städtische Kleider...“ In Csolnok hört man viel deutsch, aber nach den auf­geschnappten Gesprächsfetzen zu urteilen, spricht ungefähr die Hälfte der Leute ungarisch. Unser Begleiter meinte zwar, dass die Bevölkerung — und hauptsächlich die Jugend — ebenso gut deutsch, wie unga­risch spräche, und nur die letz­ten Schuljahrgänge haben sich stärker an das Ungarische ge­wöhnt; die kleineren Kinder werden aber deutsch in der Schule lernen. . „Gibt’s eine deutsche Kultur­gruppe im Dorf?“ „Ja, wir haben in Csolnok zwei Kulturhäuser, eins im Dorf und das andere im Rákóczi­­telep. In beiden existiert je eine Kulturgruppe, die neben ihrem ungarischen Programm auch deutschen Gesang, Tanz und Prosa pflegen. Wir hörten dann, dass nur ein kleiner Teil der Jugend als ständiger Besuch der Kultur­häuser zählt, um dort Schach oder Ping-Pong zu spielen. Die anderen ziehen es vor, nach Dorog, Esztergom oder Buda­pest zu fahren, um dort zu tan­zen oder sich anderweitig zu unterhalten. Es gibt im Dorfe zwar ein Blasorchester, dessen Mitglieder hauptsächlich ältere Leute sind, aber die sinu wieder für moderne Tanzmusik nicht leicht zu haben ... „Leben Sie jetzt besser als in den Vorkriegsjahren?“ — spreche ich einen Mann an — „Schauen’s nur hin!“ sagt er und weist auf die vielen — etwa 25 — vor dem Kulturhaus stehenden Motorräder hin. „Die gehören alle den Leuten aus dem Dorf! Es gibt aber noch viel mehr Motorräder in der Ortschaft. Glauben Sie, dass auch nur einer von diesem Bergarbeitern früher ein Mo­torrad gehabt hat?“ „Also Sie sind jetzt mit Ihrem Leben zufrieden?“ — fragen wir zum Schluss. „Na, Sie wissen ja, wi Leute sind. Jeder möcht immer noch mehr.. P T. Zeither—Bauer ackerte sein bischen Land mit seinen Kühen, und in Schritt und Hal­tung hatten diese vieles mit Zeither gemeinsam: immer im Geschirr, kaum Müsse, sich in ausgeruhtem Zustande sattzufres­sen, da reichte es nicht mehr zu einem übermütigen Sprung. So hatte er nur noch den einen Wunsch, den Hof zusammenzu­halten und ihm seinem jüngsten Sohn, dem Daniel, nach dessen Heirat zu übergeben. Dies war ein recht bescheidenes Programm, aber man muss bedenken, dass die Bäuerin sich eine schwere Herzkrankheit zugezogen hatte und dass wir um diese Zeit das Jahr 1941 schrieben, also das zweite Kriegsjahr. Daniel war als einziger Sohn und letzte Stütze der Eltern bis dahin vom Militärdienst befreit worden, und es galt als ausge­macht, dass er die Anhebel-Julie, die Tochter des Dorfbauern­führers, heiraten würde. Vorerst jedoch wurde von der Heirat Ab­stand genommen, weil die Julie dann als Ersatz der für den Zeit­­herhof notwendigen Arbeitskraft gegolten hätte und Daniel somit voraussichtlich nicht länger vom Militärdienst befreit worden wäre. Zeither liebte im Grunde genom­men solche Winkelzüge nicht, aber er war nun zweiundsechzig Jahre alt und statt des versproche­­en Friedens war ganz unerwar­­'t der Krieg gegen Russland ■•klärt worden. Nach Berichten ■rwundeter und zur Heimat zu- Ickgekehrter Soldaten kostete dieser Krieg der deutschen Armee schon in wenigen Monaten mehr Menschen, als er in den beiden vergangenen Kriegsjahren gefor­dert hatte. Zeither konnte trotz aller lärmenden Zeitungs- und Rundfunkpropaganda nicht be­greifen, dass die Russen über Nacht von Freunden zu Feinden des deutschen Volkes geworden sein sollten. „Mir scheint, dies ist ein recht leichtsinniges Spiel mit dem Feuer“, hatte er sich gegen­über seiner Frau und Daniel geäussert. „Und dazu ein Feuer, himmelhoch und weltenweit. Und wer einem solchen Brand aus­­weichen kann, der wär’ ein Narr, ivenn er es nicht täf.“ Hinzu kam noch eine neue Sor­ge, die Zeither in höchstem Masse beunruhigte, Daniel hatte mit einer der Hopfenpflückerinnen angebandelt, die jeden Herbst von Böhmen herüber zur Ernte ka­men. Theres hiess sie. Vor zwei Herbsten — es war ein leidlich gutes Jahr gewesen — hatte sie bei Zeither gepflückt und es ver­standen, sich mit allen recht gut zu vertragen. Doch da war sie noch kindlich, siebzehn Jahre alt. Im vorigen Jahr hatte sie beim Anhebel gepflückt, da schien sie schon über ihre Kindlichkeit hi­naus. Nun war sie neunzehn Jahre und für die Julie eine gefährliche Konkurrentin. Es war Zeither wohl gelungen, dem Anhebel ein­zureden, dass das Techtelmechtel nur ein dummer Jux des Daniel sei, aber er wusste sehr gut, dass sein Sohn im vergangenen Jahr mehr als einen Brief an diese The­res geschrieben und sie auch ein­mal besucht hatte, und dass aus dem Jux bitterer Ernst werden könnte, obwohl das Mädchen bet­telarm war. Und nun stand die Hopfenernte wieder bevor. Es hatte sich be­reits herumgesprochen, dass auch die Theres wieder zum Pflücken kommen würde und zwar zum Wandacher, dem Nachbarn der Zeither. /'Tn einem Sonntag traf der erste Trupp der Hopfen­pflücker ein und als Zeither von einem Gang durch die Felder zu­rückgekehrt war, fragte er seine Frau argwöhnisch, wo der Daniel sei. Die Bäuerin antwortete mürrisch: „Ach, wo wird er wohl sein?“ Mehr sagte die Zeither nicht, obwohl sie wusste, dass Da­niel sich nachmittags aufs sonn­täglichste hergerichtet hatte, um gemeinsam mit dem Knecht des Wandacher die Hopfenpflücker auf einem Leiterwagen vom Bahn­hof abzuholen. Zeither schloss aus dem Tonfall der Antwort, dass es mit dem Befinden seiner Frau an diesem Tage wieder schlecht bestellt war. Er brauchte nicht mehr lange über den Verbleib seines Sohnes zu grübeln, denn kurz darauf kam der Wandacher- Knecht mit den Hopfenpfülckern die Dorfstrasse herauf gefahren. Daniel sass bei den Erntehelfern auf dem Wagen — neben ihm die Theres. „Ich glaub’, du musst recht ernsthaft mit ihm reden“, sagte die Zeither. „Wenn er die Anhebel-Julie weiter so brüskiert, dann wird sie vielleicht für immer mit ihm Schluss machen.“ Zeither istellte trocken, doch mit Betonung fest: „Wenn der Daniel sich vom Leichtsinn unter­kriegen lässt, dann gräbt er sich das eigene Grab ... Bis jetzt steht ihm das Leben auf dem Hof noch offen...“ In diesem Augenblick klang vom Wandacherhof Gesang herüber, froher, übermütiger Ge­sang und dann die Polkamusik einer Ziehharmonika. r~inige Tage später begannen auch die Zeither mit dem Pflücken. Es war bedrückend still bei der Arbeit: der Alte hatte die Aussprache mit Daniel bis dahin immer wieder verschoben, er wollte nichts überstürzen, um nichts zu verderben. Daniel ahnte, dass ihm eine Auseinanderset­zung mit dem Vater bevorstand, und es war leider wahr, dass The­res nichts weiter besass als ihr treuherziges Gesicht und ihre rührigen Hände. Aus diesem Grund war aber auch Tbert gen Daniel sehr zurücki.i geblieben. „Ich glaub’ nicht. deine Eltern an mir als Sch ertochter eine Freude haben nen“, hatte sie ihm auf sein ratsangebot geantwortet, glaub’ eher, sie denken, ich c mich auf und so ein Zusam leben wär’ von vomhereii Unglück für uns alle. Und du drüben bei uns im Böhmit,„.t,cn mit mir glücklich werden könn­test, nachdem du deine Eltern im Stich gelassen hast, das glaub’ ich auch nicht, auch wenn du nicht zum Militär einrücken müsstest. Und deswegen ist es doch am be­sten, dass wir einsehen: es hat halt nicht sein sollen ...“ Daniel wollte dies nicht wahr­haben, obwohl er Theres’ Einwän­den nichts entgegensetzen konnte. Er wusste sehr wohl, wie schlecht es um den Hof bestellt war. Noch nicht einmal einen Pflücker konn­ten sie sich in diesem Jahre leis­ten, und deswegen musste jetzt die kranke Mutter mit am Tisch sitzen und bis spät in die Nacht hinein pflücken. Auch der Vater sah recht mitgenommen aus. Wie eine stumme Anklage sass er da, hager und mager, tiefe Falten um den verkniffenen Mund. Daniel leerte seinen Korb und war im Begriff, vor das Haus zu treten, um ein paar tüchtige Züge frischer Luft in sich aufzunehmen, als die Haustür aufging. Es kam also Besuch, das war angenehm, aber der Besuch, der sich dann meldete, war doch eine besondere Überraschung. Die Julie ivar es, ojfch komme wieder Erzählung von Adam Scharrer ypégej Budapest, 20. September 1957 Schulbeginn im Deutschen Gymnasium in Baja Von einem Korrespondenten Im schattigen Hofe des Bajaer Deutschen Gymnasiums ver­sammelten sich am 2. September die Mädchen und Knaben der ersten und zweiten Klasse. Sie kamen aus verschiedenen Gegen­den des Landes, um ihre Studien in deutscher Sprache in unserer Mittelschule fortzusetzen. Einige lebten beispielsweise jenseits der Donau, in den Gebieten Tolna und Baranya, andere vertauschten der deutschen Schule und Sprache zuliebe die Vielfalt der ungarischen Hauptstadt mit der Stille der kleinen Pravinzstadt Baja. Ein anderes jugendliches Gesicht wieder war von der Bácska gebräunt. Die Schüler der zweiten Klasse sind heiter und zuversichtlich, sie sind sozusagen schon „zu­hause“. Lärmend suchen.sie ihre Kameraden und Mitschüler. Die Knaben umarmen sich froh; auch die Mädchen finden sich im Gedränge und klatschen selbst­vergessen im vertrauten Kreise. In ihren Augen glänzt noch die Sorglosigkeit sommerlicher Er­lebnisse; von Ausflügen und Spielen 1st die Rede. — Wie war’s zu Hause? — fragte ich ein nett gekleidetes, blondes Mädchen? — Oh, Herr. Lehrer, zum Schluss war es schon ein wenig langweilig in Hajós — erwiderte Regina Beck. — Siehst Du. Voriges Jahr weintest Du eine ganze Woche lang, bis Du Dich an das Schü­lerheim und an die Schule ge­­gewöhnt hast. Lächelnd unterbreche ich dann den Lärm der Knaben. —■ Nun, Peter, wer hat dir denn diesen schönen Anzug gekauft? — fragte ich Peter Heckenber­ger. — Ich selbst! — lautete die Antwort. — Wieso? — Ich half im Sommer meinen Gross eitern in der Landwirt­schaft und dafür haben sie ihn mir dann geschenkt. Meine Augen suchen nun die Schüler der ersten Klasse. Die meisten lernte ich schon im Som­mer kennen. Scheu lächeln sie mir zu. Sie promenieren hin und her und suchen ihre Mitschüler. Alle aber warten auf den feier­lichen Beginn des Schuljahres. Ihr Klassenleiter Franz Kiefer versucht sie um sich zu sam­meln. Jedes Wort bringt sie noch in Verlegenheit, das Erlebnis des Abschieds vom Elternhaus, vom Vater und der weinenden Mutter ist noch zu frisch. Es scheint aber, dass ihnen unsere Schule sehr gefällt. Die Sprachkenntnisise der Schü­ler sind freilich ganz verschie­den, Es gibt ■ w eiche die ihre Muttersprache schon fast ver­­gassen, einige beherrschen ihren deutschen Dialekt gut. Elisabeth Steiner aus Tevel versteht hinge­gen kein einziges Wort ungarisch, sie spr . ' Deutsch Nationa <1 ■ Jetzt treten Nach r • folgt em kui__.... • gramm. Piroska Kellner - ' ildeirit ihre reichen Erlebnisse beim Weltjugendtreffen in Moskau. Direktorin Dr. . Katharine Lantos spricht über die Schwierigkei ‘ "u in der Schule des vorigen "ahres und über die-Aufgaben dös Le­rnenden. Und damit endet aüih die Feier des Schulbeginnes. Paul Schwalm Aufnahme der Eröffnungsfeier Ziehung der Friedensanleihen Am 21. und 22 ’ findet die Ziehung fünften und sechst sanleihe statt. Aus den die Zinsen ausgetauscht ur --- UlC neuen, vierprozentigen verlost. Die Ziehung der zweiten, drit­vierten Friedensanleihe n 28. und 29. Dezember '"kUt. Die Gewinne der ,en dm.-coc; Jahres "Ler- 150 Mili. •• ,nen erständlich ’■'T' jen die Haupig3Wl.nt .m lt Frt. verlost.

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