Neue Zeitung, 1966 (10. évfolyam, 1-52. szám)
1966-01-07 / 1. szám
X. JAHRGANG NUMMER 1 70 000 Bauarbeiter und zwei Milliarden Forint Im Verhältnis zu den früheren Jahren arbeitete die Bauindustrie 1965 besser, schwungvoller. Auch im Jahre 1966 hat sie wichtige Aufgaben zu erfüllen. Der unlängst veröffentlichte Volkswirtschaftsplan sieht u. a. den Bau von 50 000 Wohnungen, die Fertigstellung von Kindergarten- Räumlichkeiten für insgesamt 1800 Kinder, von 400 Grundschulund 215 Mittelschullehrsälen vor. Darüber hinaus soll der Bau von 204 Grundschul- und 127 Mittelschulklassenzimmern in Angriff genommen werden. Die Besserung der Versorgung des Gesundheitswesens stellt die Bauindustrie vor weitere Aufgaben. All das macht es notwendig. dass die Bauindustrie nach Erfüllung ihrer Aufgaben im Jahre 1965 ihre Tätigkeit auch in der jetzigen Wintersaison ohne Ausfall fortsetzt. Der Winter stellt die Bauarbeiter vor unzählige Schwierigkeiten, die ebenfalls überwunden werden müssen. Der Frost, der eisige Wind, die niedrige Temperatur, Schneewehen, die die Transporte oft unmöglich machen — all a-;S erschwert die kontinuierliche Arbeit Die der Hauptdirektion Bauindustrie unterstellten Unternehmen haben 1965 ihren Produktions- und Produktivplan zum erstenmal übererfüllt, und daran hatte die planmässige, gute Vorbereitung einen beträchtlichen Anteil. Auf dieser günstigen Basis bauten sich jetzt in der Wintersaison die Arbeitsmassnahmen auf. ln gesteigertem Masse wurden Maschinen, Einrichtungen für die kalte Jahreszeit zur Verfügung gestellt, die Baumaterialien rechtzeitig an die Baustellen gebracht, reichlich Materialreserven gesichert. Als neues Element ist die Massnahme zu begrüssen, wonach die Unternehmen die Zielsetzungen des ersten Vierteljahres nicht aufgrund allgemeiner Richtzahlen, sondern technisch begründeter, im Winter durchführbarer Innen- und Aussenarbeiten festlegten und nun verwirklichen. Ein neues Element erblicken wir auch darin, dass der Plan der materiellen, technischen Versorgung mit den Aufgaben in Einklang gebracht wurde. Die Unternehmen arbeiteten die Vorbereitung für die Winteraufgaben nicht erst in den letzten Monaten aus; diese Arbeit begann schon im Frühjahr. Planmässig wurden die verschiedenen Wintermaschinen und -einrichtungen Reparaturen und Proben unterzogen, die Beschaffung der notwendigen Materialien vorgenommen; Der Gesundheitsschutz der Werktätigen wurde ebenfalls rechtzeitig organisiert. Als Beispiel wollen wir erwähnen, dass mehrere hundert moderne Einrichtungen, Heissluftbläser, Heizkessel die notwendige Dampfund Wärmemenge erzeugen. Selbstverständlich wurde auch für die Anschaffung der notwendigen Mengen an Kohlen und Heizöl gesorgt. Die Werktätigen wurden mit Windjacken, gesteppten Wattemänteln, Gummistiefeln, warmen Handschuhen ausgestattet. Die Unternehmen bereiteten sich mit grosser Umsicht für die Heizung der Quartiere, Umkleideräume, die Versorgung mit Schutzgetränken vor. Die Winterarbeiten erfolgen in mit Fenstern versehenen Gebäuden, in entsprechend geheizten Räumen. Der Bauproduktionsplan für das erste Quartal 1966 beträgt ungefähr zwei Milliarden Forint. Diese Summe übersteigt den Voranschlag der gleichen Zeitspanne im Vorjahr um 42 Millionen. Zum Ansporn der Werktätigen sind 3,5 Millionen Forint vorgesehen. Der für die Winterszeit geplante Arbeiterstand beträgt 69 400; in den kalten Monaten werden also im Verhältnis zu der gesamten Belegschaft nun zehn Prozent weniger Bauarbeiter beschäftigt. Diese nahezu 70 000 Werktätigen bauen in Budapest, in grossen Zentren der Industrie Wohnungen, Fabriken, Industriehallen, Schulen, Krankenhäuser usw. Auf dem Gelände des Chemiekombinals Tisza in Tiszaszederkény •• d u Ei Weiterungen durchs^ führt, das Borsoder Chemiekombinat in Kazincbarcika stellt neue Betriebe auf; in Almásfüzitő und Székesfehérvár wird an dem im ungarisch-sowjetischen Tonerde-Aluminium-Abkommen entnaltenen Bauprogramm emsig gearbeitet. Die Winteraufgaben der den Räten unterstellten Bauunternehmen un*erscheiden sich von denen der staatlichen Bauindustrie. Die meisten dieser Unternehmen erhielten Aufgaben, deren Schlusstermin der 31. Dezember war. Sie verrichten in der Wintersaison die Arbeiten, die sie wegen Materialmangel nicht zur vorgeschriebenen Zeit beenden konnten. Besonders bemerkbar machte sich der Mangel an Zement und Schiefer. Es ist zu erwarten, dass sich die Materialversorgung bessert und kein Hindernis bei der Beendung der Aufgaben stellen wird. Die Bautätigkeit der Handwerkergenossenschaften sinkt in den Wintermonaten beträchtlich. Der Wohnungsbau für die Bevölkerung wurde an mehreren Plätzen so organisiert, dass man die Innenarbeiten in der Zeit verrichtet, wenn es draussen kalt ist. Die Bauten der Gaststätten der Bauerngenossenschaften werden vielerorts von Kleingewerbegenossenschaften durchgeführt. Die Bauindustrie bereitete sich planmässig und wohlüberlegt für die Winterarbeiten vor. Sicherlich werden so die Werktätigen der gesamten Bauindustrie die gesteckten Aufgaben termingerecht und in guter Qualität erfüllen, Wohnungen plangemäss den Besitzern übergeben und im Bau neuer Betriebe, bei Fabrikserweiterungen keinen Rückstand aufkommen lassen. Die Bevölkerung erwartet von der Bauindustrie, dass sie das erste Vierteljahr mit einer günstigen Bilanz abschliesst. István Víg Prelss'60 Fillér AchlundaGhtzig ple Freunde Das Hotel Pannónia in Pécs wird derzeit — schon für die nächste Fremdenverkehrssaison — von Grund auf renoviert. Restaurant, Aufenthaltsräume, sanitäre Einrichtungen — das ganze Erdgeschoss — erhalten ein freundliches, modernes Aussehen. Und diese Fach- und Feinarbeit, bei der man nicht einfach nur Stein auf Stein packen muss, sondern auch komplizierte Kachelund Mosaikarbeiten, Gipsstukkatur- und Holzeinlegearbeiten zu verrichten hat, wurde der Pöppl- Brigade des Staatlichen Bauunternehmens in Pécs übertragen. Zur gleichen Zeit sind andere Mitglieder der Brigade dabei, ein Gebäude der berühmten Pécser „Zsoinajy”-Porzellanfabrik aufzustocken, der Nationalbank einen Erweiterungsbau zu machen, dem ,Naüo®plth?äf"" r' v Zuschauerraum umzugestalten und vierfünf Wohnhäuser in der Stadt aufzuziehen. Arbeitskräftemässig schafft es die Brigade, denn sie zählt fast 90 Mitglieder. Sie sind in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die an den einzelnen Bauvorhaben arbeiten. Stets unter den Ersten „Solche grossen Brigaden kommen nicht allzuoft vor. Wir hatten. ehrlich gesagt, zuerst ein wenig Angst — meint Gyula Katona von der Abteilung Arbeitswesen des Bauunternehmens. — Wird die Leitung klar gehen? Kann ein Mann — nämlich Kaspar Pöppl — die Fäden straff Zusammenhalten? Und wie wird die Entlohung sein? Doch wir kannten ja Kaspar Pöppl. Und vertrauten ihm. Wir meinten: Wenn es gut geht, kann man eigentlich nicht dagegen sein. Und es ging gut. Pöppls Brigade steht quantiund qualitätsmässig in unserem Unternehmen, in dem ja immerhin 3500 Leute arbeiten, seit Jahren an erster Stelle.” Kaspar Pöppl, befragt, warum denn die Gruppe so umfangreich wurde: „Zuerst waren da die Verwandten und Freunde. Jeder Vierte unserer 88 Kollegen stammt genau wie ich aus Lánycsók. Die Lánycsóker Maurer sind — wie es halt in einem Dorfe ist — alle miteinander verschwägert oder befreundet.” Und die anderen? „Das sind Freunde und Bekannte aus Mecseknádasd, Somberek, Berkesd und anderen Orten, die wir durch die Arbeit oder durch familiäre Bande seit vielen Jahren kennen. Sie kamen und wollten Mitglieder werden. Ich sagte: Nur zu! Natürlich mit dem Hintergedanken, dass ich wiederum Menschen, die ich genau kenne und die sich mit mir auch nach Feierabend einmal treffen, besser führen und Zusammenhalten könnte.” Und es hat auch wirtschaftliche Vorteile: Kaspar Pöppl ersetzt mindestens drei Schichtleiter oder Bauführer, erspart durch seine individuelle Leitung viel Papier- und Schreibtischarbeit. Alles — ich konnte mich davon überzeugen — läuft wie am Schnürchen. Einer der Zwanzig, die 1949/50 die Brigade gründeten, ist Franz Schneider — ebenfalls aus Lánycsók. Zusammen mit den Photos von Johann Fritsch, Adam Kurtz, Peter Krasz, Wendel Heim, Josef Say, Franz Verling, Anton Könixfelder, Josef Ulrich, Josef Krenz, Johann Kampf, Josef Kiffer, Josef Steinbacher, Georg Dérles, Johann Rittling, Josef Czinner, Franz Weber, Georg Radányi, Josef Magyarosi und natürlich Kaspar Pöppl hängt sein Photo in einem selbstgezimmerten Schaukasten im Brigadebüro. Heute ist er nicht nur Gruppenleiter — er führt die Umbauarbeiten im „Pannonia”-Hotel —, sondern auch Gewerkschaftsvertrauensmann der Brigade. Tagtäglich fährt er mit 130 Lányosóker Maurern um 6 Uhr morgens per Bus (es sind extra für sie bereitgestellte Werkbusse) hinein nach Pécs und abends wieder zurück. Monatlich verdient er etwa 2300 Forint. Franz Schneider steht dem Brigadier, wo er nur kann, helfend zur Seite. Und er geht auch bei Jahresbeginn von Kollegen zu Kollegen, um sie nach ihren Urlaubswünschen zu fragen. Denn sowohl in ihrem Ferienheim in Balatonföldvár als auch in den vielen Gewerkschaftsheimen — sei es in Leányfalu bei Budapest, in Hajdúszoboszló, in Sopron oder in Harkány — stehen der Brigade genauso wie den anderen Bauarbeitern viele Urlaubsmöglichkeiten (zwei Wochen für 168 Forint) zur Verfügung. „Als ich vor 16 Jahren in der Brigade anfing zu arbeiten, besass ich — damals war ich gerade 17 Jahre alt — soviel wie nichts. Inzwischen bin ich verheiratet, habe ein eigenes Haus, mit allem Komfort ausgestattet. Und wenn ich weiter so sparsam Forint auf Forint lege, steht vielleicht schon bald ein Auto in der Garage” — berichtet Franz Schneider. Bezahlung aus dem grossen Topf Fünfmal wurde die Brigade schon mit dem Ehrentitel „Sozialistische Brigade” ausgezeichnet. Ihr Büro hängt voller Ehrendiplome und im Hause des Unternehmens hat sie fast schon einen „Dauerplatz” auf jener Wandzeitung, auf der die besten Arbeitsergebnisse und die besten Kollegen vorgestellt werden. In der Brigade gibt es keine Disziplinlosigkeiten, keine Bummelei, kein unentschuldigtes Fehlen, keine Verspätungen. Arbeitsunfälle liegen weit unter dem Unternehmensdurchschnitt. Das Geheimnis ihrer Erfolge: Sie sind in der Arbeit und im Privatleben echte, gute Freunde. Selbst dort, wo sonst angeblich, die Freundschaft aufhört: bei Geldfragen. Ihr Abrechnungssystem ist anspornend und demokratisch. Sie sagten sich: Wenn wir schon bei der Arbeit an einem Strang ziehen, so wollen wir auch bei der Entlohnung unser Wörtchen mitreden dürfen. Und sie machen es auch so. Jeder einzelne bestimmt mit, was für wessen Arbeit — sagen wir von der monatlichen Gesamtsumme von 100 000 Forint — gezahlt wird, und wieviel monatliche Leistungsprämie er erhält. So kann die wirkliche Menge und Güte von jedem richtig bewertet werden. Ein anderer Vorteil dabei: Die Arbeiten an den verschiedenen Baustellen, die unterschiedlich zum Gesamteinkommen der Brigade beitragen, werden schliesslich geldmässig gleich bewertet. „So können wir die Arbeitslust bei allen Projekten, selbst den langsamsten, kompliziertesten Bauvorhaben, hochhalten” — erklärt mir der Brigadier. Volker Petzold Ts%V • - - *> /1%/r*^ f- „í*. _ , »- .;. ■». • * - •• - -i- ■ - •- i- <■*•-*- ■ *'■'/ unt. »,1 »>v/iuii .i lieil íiíu Kaspar Pöppl (links), der tagtäglich die einzelnen Baustellen aufsucht BUDAPEST 7. JANUAR 1966