Neue Zeitung, 1970 (14. évfolyam, 1-52. szám)

1970-01-02 / 1. szám

XIV. JAHRGANG, NUMMER 1 Press: 80 Fillér BUDAPEST, 2. JANUAR 1970 NEUE ZEITUNG Wochenblatt des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Dngarn Für das Gedeihen unserer Heimat von Dr. Friedrich Wild W ieder ist ein Jahr verflossen. Wieder Hessen wir unseren Verwandten, Freun­den und Bekannten buntbedruckte Glückwunschkarten zukommen. Wieder wünschten wir ihnen Gesundheit, Schaffenskraft, Glück, Erfolg und Frieden für das neue Jahr. Mit 1969 ging ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Ein Blick in die Welt am Jahres­wechsel zeigt: 1969 konnte einerseits Fragen von grösster Tragweite nicht lösen, andererseits Hess es neue Hoffnungen aufgehen-. Im Laufe des ganzen Jahres wurde die blutige amerikanische Aggression gegen das Volk von Vietnam fortgesetzt, und zur gleichen Zeit konnte 1969 die Krise im Nahen Osten keiner Lösung zugeführt werden. Das Volk von Vietnam hat durch seinen Heldenmut und seine politische Klugheit, unterstützt von der Solidarität der friedliebenden Völker der Welt, die Eroberungspläne des amerikanischen Imperia­lismus in heldenhaften und siegreichen Kämpfen durchkreuzt und am Verhand­lungstisch in Paris entlarvt. Der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit gibt den Vietnamesen, dem David, die Kraft, gegen Goliath siegreich zu kämpfen. 1969 brachte gewaltige Klassenkämpfe, Krisen und überwältigende Friedens­kundgebungen in mehreren kapitalistischen Ländern. Diese haben die Labilität der imperialistischen Welt offenbar gemacht und ihre Schwäche enthüllt. Zur gleichen Zeit wurden neue Erfolge im Lager der sozialistischen Weltbewe­gung erzielt, die geeignet sind, die feste Einheit der kommunistischen und Arbeiter­parteien auf der ganzen Welt herbeizuführen und zu sichern. Die folgerichtigen Friedensbestrebungen des weltweiten sozialistischen Lagers gewinnen allmählich die Oberhand und als Folge kann die Welt zu Ende des scheidenden Jahres 1969 eine gewisse Entspannung erfahren. D er Abschied vom verflossenen Jahr bietet eine willkommene Gelegenheit, eini­ge Worte über die Arbeit unseres Verbandes und damit im Zusammenhang über das Leben der deutschen Menschen in Ungarn zu sagen. Unser Verband und die Neue Zeitung blicken auf eine rege und erfolgreiche Tä­tigkeit zurück. Die Meilensteine dieser Tätigkeit bilden: die Sitzung des Ehrenamt­lichen Ausschusses im Februar, die Vorbereitung unseres dritten Kongresses auf nahezu 50 Wählerversammlungen, die Abhaltung desselben Ende April, die erste Sitzung der auf dem Kongress gewählten drei Ausschüsse, die Abwicklung von acht Gastspielreisen in 44 Gemeinden, die Organisierung von zahlreichen Friedens­und Freundschaftsabenden, Teilnahme an Landes- und Bezirksfestivalen, der Lehr­kurs für Tanzinslruktoren, die Zusammenstellung und Herausgabe des Deutschen Kalenders 1970, die Abhaltung von Schwabenbällen. Dazu kommen unsere Auftritte aus folgenden Anlässen: Mädchenmarkt von Pécsvárad, Mecseker Karneval, Burgtage von Sümeg und Döbrönte, Tokajer Wo­che, Weinwoche von Mór, Soproner Festwochen, Soproner Weinlese, Internationale Folklorefestivale in Kalocsa und Baja, Volkstanzfestival in Szolnok, der Bergmanns­tag und die Tage Rábaköz. Das Soproner Ensemble stattete 1969 auf Einladung der Österreichischen Kommunistischen Partei im Burgenland einen Besuch ab und zeigte dort mehrere erfolgreiche Programme. Obigen Veranstaltungen wohnten 1969 nahezu 80 000 Menschen bei. Eines der wichtigsten Ereignisse im Leben unseres Verbandes war der III. Kon­gress, der im Zeichen der Ausdehnung des Demokratismus stand. Der Kongress nahm die erneuerten Satzungen an, wählte das Sekretariat, den Landesausschuss, den Kultur-, Unterrichts- und Redaktionsausschuss. Er verband das Vergangene mit dem Gegenwärtigen und Zukünftigen. Richtig stellte einer unserer Mitarbeiter vom Kongress fest: „Der 111. Kongress des Deutschen Verbandes ist ein Meilen­stein. Dieser Meilenstein steht aber am selben Weg, den wir auch bisher beschrit­ten, den wir vor 24 Jahren betraten und von dem wir nicht abweichen wollen: am Weg des Sozialismus. In unserer Arbeit beginnt nur insofern ein neuer Abschnitt, wie auf dem Wege des Wanderers, der sich ausruht, um die Entfernung zum Ziel zu messen, und dann mit erneuter Kraft weiterschreitet.” Eine Reihe von Massnahmen stellen unter Beweis, dass unsere Regierung vieles aufbietet, um den auf dem Kongress geäusserten Wünschen und Ansprüchen nach­zukommen. Denken wir nur an die Verordnungen des Ministeriums für Volksbil­dung über die Gründung der Nationalitäten-Kindergärten, über die Einführung der vier Wochenstunden im muttersprachlichen Unterricht, über die Bereicherung von 100 Dorfbibliotheken mit je 150—160 deutschen Büchern, über die Errichtung eines Nationalitätenlehrstuhls am Zentralen Pädagogischen Institut, die Verordnung über die Zulage für Nationalitätenlehrer, die Ernennung der Fachinspektoren für die Nationalitätenschulen usw. Es würde zu weit führen, alle getroffenen Massnahmen hier im einzelnen aufzu­zählen. Wir betonen aber, dass es keinen Stillstand gibt, denn wir sind begeistert dabei, den Anforderungen, die an uns gestellt werden, restlos gerecht zu werden. Einige Mitglieder unseres Sekretariats und des Landesausschusses haben gleich nach dem Kongress den Kontakt mit den Deutschen in Ungarn aufgenommen und hielten anlässlich unserer Gastspielreisen und anderer Veranstaltungen Anspra­chen, Vorträge, führten Gespräche mit den deutschsprachigen Menschen. So Dr. Johann Krauth, Adalbert Szende, Dr. Karl Vargha, Rudolf Gallai, Peter Leipold, Wilhelm Graf und andere. Der Verband, die Neue Zeitung und auch das Ministerium für Bildungswesen tun alles zur Erschliessung und Bereicherung unserer Kulturgüter. Auch die Aus­schüsse des Deutschen Verbandes steckten sich das Ziel, das deutsche Kulturerbe in Ungarn zu pflegen und alles Bleibende in den lebendigen Kreislauf unserer Kul­turgüter einzubeziehen. Die gleiche Aufmerksamkeit widmen sie auch der Pflege und Förderung der deutschen Sprache. N un haben wir bereits ein neues Jahr begonnen. Die kommenden zwölf Monate bilden ein an Jubiläen reiches Jahr. Fünfundzwanzig Jahre sind verstrichen, seit Ungarns Bevölkerung am 4. April 1945 die Befreiung erlebte. Neben dem gro­ssen Jahrestag feiern wir auch zwei „familiäre” Feste: so den 20. Jahrestag des Beginns der kulturellen Tätigkeit unter den ungarländischen Deutschen, und am 1. Oktober 1970 jährt sich zum fünfzehntenmal die Gründung des Deutschen Ver­bandes. Auch im neuen Jahr wollen wir zielbewusst, in edelster Absicht unsere Kraft, unser Können und Wissen unserem sozialistischen Vaterland, der Allge­meinheit widmen. Das ist uns eine heimatliche Pflicht, der wir mit Herz und Seele nachkommen wollen! Fest überzeugt von der weiteren guten Arbeit und von weiteren Erfolgen ent­biete ich Ihnen allen meine herzlichsten Grüsse und verspreche Ihnen, das ganze Wirken des Deutschen Verbandes und der Neuen Zeitung für die Verwirklichung des sozialistischen Aufbaus in der Ungarischen Volksdemokratie und für die För­derung des fortschrittlichen deutschen Kulturgutes einzusetzen. Möge das Jubiläumsjahr 1970 Ihnen allen Frieden, Gesundheit, unverminderte Schaffenskraft und Arbeitslust, Glück, Wohlstand, persönliches Wohlergehen und Erfolge bringen! I^iV wünschen allen unseren Lesern ein friedliches, glückliches Neues Jahr! 1969: Aussichten auf Frieden verbessert Erfolgreiche sowjetisch-amerikanische Verhandlungen — Echo des Budapester Aufrufes — Gipfelkonferens in Rabat In den ersten Tagen des neuen Jah­res steht die Welt denselben schweren internationalen Konflikten gegenüber, die auch im Laufe von 1969 so viele Sorgen verursacht haben. Trotz der' Versprechen Präsident Nixons wird der Vietnamkrieg der USA fortgesetzt und wahrscheinlich wird er auch 1970 viele Opfer fordern. Unverändert schwer und gefährlich ist die Lage im Nahen Osten. Zwischen den arabischen Staaten und' Israel werden die bewaffneten Zusam­­menstösse ohne Kriegserklärung auch weiterhin fortgesetzt, und Tel Aviv zeigt noch immer keine Bereitschaft, die besetzten Gebiete zu räumen, die Beschlüsse des Weltsicherheitsrates durchzuführen. Trotzdem wurden im Laufe von 1969 bedeutende und erfolgreiche Bemühun­gen im Interesse des Weltfriedens un­ternommen. Im Laufe des vergangenen Jahres wurden mehrere auf eine längere Vergangenheit zurückblickende Anre­gungen der Friedenspolitik der Sowjet­union reif. Man kann nicht behaup­ten, dass 1969 eine Lösung für die Pro­bleme Europas gebracht hätte oder dass im vergangenen Jahr hinsichtlich der Abrüstung eine Wende eingetreten wä­re. Als Folge des Auftritts der Mit­gliedsstaaten des Warschauer Vertrages kam jedoch die Frage der Schaffung der europäischen Sicherheit auf die Ta­gesordnung, und es• wurde bewiesen, dass zur Lösung dieser Frage alle Be­dingungen vorhanden sind. Die Tatsa­che, dass die Vertreter der SU und der Vereinigten Staaten in Helsinki zur Ein­schränkung der strategischen Waffen ernste und erfolgreiche Vorbereitungs­verhandlungen führen konnten, zeugt davon, dass sich die Aussichten auf Abrüstung verbessert haben. Fortschritt in Helsinki Zweifelsohne gehört es zu den gröss­ten Ergebnissen der Geschichte der Diplomatie von 1969, dass in Helsinki die Vertreter der SU und der Vereinig­ten Staaten nach zehn Sitzungen die Vorbereitungsetappe der Verhandlun­gen zur Einschränkung der strategi­schen Waffen im gegenseitigen Einver­ständnis abschlossen. Die Vertreter der beiden Grossmächte vereinbarten, ihre Beratungen im April 1970 in Wien fort­zusetzen. Da die im November und Dezember stattgefundenen sowjetisch-amerikani­schen Beratungen lediglich einen Vor­bereitungscharakter trugen und ihre einzige Aufgabe die Festlegung von meritorischen Verhandlungen war, könnte man ohne weiteres behaupten, es sei kein Grund vorhanden, den er­zielten Erfolg überzubewerten. Zu einer Überbewertung ist wirklich kein Grund vorhanden. Doch allein die Tatsache, dass die Gespräche die Grundlage me­­ritorischer Verhandlungen geschaffen haben, ist unbedingt ein ermutigendes Zeichen. Für die sowjetische Politik bedeutet jedoch all dies nur einen Anfangs­schritt. Die SU ist unverändert bestrebt, Frieden und Sicherheit, die allgemeine und totale Abrüstung zu verwirklichen. Der Weg zu diesen Zielen führt jedoch über Abkommen in Einzelfragen, und dies schreibt den Diplomaten der SU vor, alles zu unternehmen, um solche Detailvereinbarungen zu erreichen. Die Tatsache, dass dies in Helsinki gelang, erweckt auch Hoffnungen für die neue Verhandlungsetappe, die am 16. April in Wien beginnen wird. Diese Hoff­nung wird auch dadurch verstärkt, dass die Verhandlungspartner in ihrer ge­meinsamen Erklärung in Helsinki ihre Zufriedenheit zum Ausdruck brachten, da die in der finnischen Hauptstadt ge­führten Beratungen die Möglichkeit da­zu gaben, ihre Auffassungen gegensei­tig besser kennenzulernen und zu ver­stehen. Für die Sicherheit Europas Ein anderes grosses Ergebnis der Friedenspolitik war ein Fortschritt, der 1969 in der Sache der europäischen Si­cherheit erzielt wurde. Als Folge der Budapester Anregung der Mitglieds­staaten des Warschauer Vertrages ent­stand über die europäische Sicherheit und die Einberufung einer gesamteuro­päischen Konferenz — vorgeschlagen von den sozialistischen Staaten — ein weitausgedehntes Ost-West-Gespräch. Der Budapester Aufruf verlautete im Frühjahr 1969 und in kurzer Zeit wur­de der Appell zum Zentralthema des politischen Lebens des Kontinents. In dieser Situation traten die Aussenmi­­nister der sozialistischen Staaten in Prag zusammen und unterbreiteten ihren Vorschlag hinsichtlich des Zeit­punktes und der Tagesordnung der Konferenz. Im Sinne dieser Proposition kann man die Konferenz in der ersten Hälfte 1970 abhalten. Der Vorschlag zur Tagesordnung beinhaltet ein Verzicht auf Gewaltanwendung, weiterhin die Behandlung der Vertiefung der wirt­schaftlichen und wissenschaftlichen Be­ziehungen der Länder des Kontinents. Charakteristisch für die Anregung der sozialistischen Staaten ist, dass von 32 Ländern Europas 23 im Zusammen­hang mit der Einberufung der gesamt­europäischen Konferenz einen günsti­gen Standpunkt einnahmen. Dies be­deutet jedoch nicht, dass der Budape­ster Aufruf keine Opposition hätte. Kreise, die an der Aufrechterhaltung des Wettrüstens und der Spannung in­teressiert sind, hätten offen gegen die Abhaltung der Sicherheitskonferenz nur schwer auftreten können. Deshalb sind sie bestrebt, verschiedene Vorwände aufzubringen, um die Abhaltung der Konferenz zu verhindern, oder diese mindestens zu verzögern. Diese Verzö­gerungstaktik wurde u. a. im Dezem­ber im Laüfe der Ministerratssitzung der Nato in erster Linie seitens der Vertreter der anglosächsischen Mächte an den Tag gelegt. Der Widerstand führender Nato-Krei­­se ist völlig verständlich, da die Schaf­fung der europäischen Sicherheit für die gesamte Nato-Politik einen Bankrott darstellen würde. Ausserdem würde klar bewiesen, dass der Nordatlantik­pakt für die europäische Sicherheit überhaupt nicht nötig ist. Offen kön­nen diese Kreise dies nicht sagen, eben deshalb sprechen sie immer wieder von der Notwendigkeit einer „äusserst gründlichen Vorbereitung” und von ei­ner „konkreteren Tagesordnung” der Konferenz. Die sozialistischen Staaten missbilli­gen natürlich eine gründliche Vorberei­tung nicht. Sie missbilligen jedoch, dass die Abhaltung der Konferenz unter dem Vorwand der Vorbereitung auf unabsehbare Zeit verschoben wird und dass an die Stelle einer schwerwiegen­den gesamteuropäischen Beratung, die im Dienste einer rapiden Herabsetzung der Spannung stehen würde, unendliche zweiseitige Verhandlungen treten. Hin­sichtlich der Tagesordnung sind die so­zialistischen Staaten stets bereit, im Dienste der Angelegenheit der euro­päischen Sicherheit auch andere Tages­ordnungspunkte in Betracht zu ziehen. Den in Prag zusammengestellten Tages­ordnungsvorschlag betrachten die so­zialistischen Staaten als Minimalpro­gramm. Sie gehen davon aus: wenn alle Länder Europas auf die Anwendung von ’ Gewalt verzichten und auf dieser Basis ihre gegenseitigen Beziehungen regeln, weiterhin, wenn es gelingt, die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten des Kontinents zu entwickeln, würde sich die Spannung vermindern und die po­litische Atmosphäre in solchem Masse verbessern, dass der Abschluss von an­deren weitausgedehnteren Vereinbarun­gen leicht erzielt werden könnte. Auf dem Weg der arabischen Einheit Wenn wir im allgemeinen behaupten dürfen, dass sich im vergangenen Jahr die Aussichten des Friedens verbessert haben, bedeutet dies jedoch nicht, dass 1969 dem neuen Jahr keine schwerwie­gende Erbschaft hinterlassen hätte. In Vietnam wurde zwar anlässlich der Weihnachtsfeiertage auch in diesem Jahr eine Feuerpause abgehalten, doch hat sich die amerikanische Kriegspolitik nicht geändert. Meldungen über die Tä­tigkeit der nach Saigon entsandten amerikanischen Untersuchungskommis­­sion rufen besonders böse Erinnerun­gen wach. An der Spitze dieser Unter­suchungskommission steht ein amerika­nischer General und ihre Aufgabe ist es, die Umstände der von der amerika­nischen Armee begangenen Attrozitäten zu untersuchen. Aufgrund der ersten Meldungen jedoch sind viele politische Beobachter der Meinung, die amerika­nische Kommission ist eher bestrebt, die Wahrheit zu vertuschen als diese aufzudecken. Aus dem Nahen Osten trafen in den letzten Tagen des alten Jahres eben­falls schlechte Nachrichten ein. Laut Anzeichen beabsichtigt die neue israeli­sche Regierung eine noch aggressivere Politik zu führen als ihr Vorgänger. Dies kommt nicht nur in den kriegeri­schen Erklärungen, sondern auch in der Intensivierung der militärischen Tätig­keit zum Ausdruck. Nichts ist natürli-eher, als dass die arabischen Staaten zur Verhütung der israelischen Aggres­sion grosse Bemühungen unternehmen. Im Interesse dessen ist die Schaffung der arabischen Einheit, die Koordinie­rung der Bemühungen der einzelnen arabischen Staaten besonders wichtig. Im Dienste dieses Zieles stand auch die arabische Gipfelkonferenz in Rabat, die Ende 1969 abgewickelt wurde. Das Gipfeltreffen von Rabat zeigte jedoch nicht nur, dass sich die Einheits­bestrebungen der arabischen Staaten erhöhen, sondern auch, wie gross jene Kräfte sind, die gegen die Verwirkli­chung der arabischen Einheit auftreten. Wie der Präsident der VAR, Nasser, ausführte, wurde auf der Konferenz das gewünschte Ergebnis nicht erzielt und auf die grundlegende Frage nicht geantwortet, in welchem Masse die ein­zelnen arabischen Staaten die gemein­samen Aufgaben teilen wollen. Trotz­dem war die Gipfelkonferenz in Rabat ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Verwirklichung der arabischen Einheit. U. a. kam zum Ausdruck, dass die ara­bischen Staaten heute bereits einen ein­heitlichen Standpunkt gegen jene ame­rikanischen Vorschläge einnehmen, die zwar getarnt, aber im wesentlichen den­noch die Interessen Israels vertraten. Eine Lehre der Gipfelkonferenz in Ra­bat ist zweifelsohne, dass der Verwirk­lichung der Einheit der arabischen Staaten noch sehr ernste Hindernisse entgegenstehen. Eine viel wichtigere Lehre als diese jedoch ist, dass die Län­der des Nahen Ostens die Rolle der USA in diesem Raum der Welt immer klarer erkennen. Ein weiteres Ergebnis der Konferenz von Rabat ist, dass Libyen, Algerien und Marokko mit bedeutenden Kräften zur Unterstützung der arabischen Streit­kräfte, die im unmittelbaren Kampf mit Israel stehen, beitragen wird. Dies bedeutet, dass die Streitkräfte Ägyp­tens und die arabischen Einheiten an der jordanischen Front, die dem ständi­gen Druck der israelischen Armee aus­gesetzt sind, mit einer bedeutenden Verstärkung rechnen können. Ebenfalls eine Folge des Gipfeltreffens war die spätere Vereinbarung, die zwischen Präsident Nasser, dem Vorsitzenden der revolutionären Kommandantur des Su­dans und dem Staatsoberhaupt Libyens zustandekam. Die drei Präsidenten be­handelten die Lage nach dem Gipfel­treffen in Rabat und schlossen auf po­litischem,,militärischem und wirtschaft­lichem Gebiet konkrete Vereinbarun­gen ab. Georg Kertész Rabat: König Hassan II. von Marokko empfängt König Hussein von Jordanien auf dem Flughafen der marokkanischen Hauptstadt Aus dem Inhalt: Deutschunterricht in Majos 2 43 Jahre ... 3 Kulturzentrum in Tata 5

Next