Neue Zeitung, 1971 (15. évfolyam, 1-53. szám)

1971-06-11 / 24. szám

Gespräche in der Vaskereszteser LPG Die Gemeinde Vaskeresztes liegt an der österreichisch-ungarischen Grenze, am Fusse eines schönen Weinberges, der mit kleinen Presshäusern bedeckt ist. Das Dorf selbst besteht aus einer lan­gen Strasse, überall sieht man sehr ge­pflegte Häuser und neue Gebäude, Blu­men schmücken den Strassenrand. In dieser 490 Bewohner zählenden Gemein­de ist der Sitz der vereinigten LPG „Völkerfreundschaft”, die fünf Gemein­den mit ungarischen, deutschen und kroatischen Bewohnern umfasst. Auf dem Weinberg Der LPG-Vorsitzende Lajos Tóth be­reitete mir eine nette Überraschung, wir fuhren nämlich mit einer Kutsche durch das Reich der LPG. Unser erster Weg an diesem leider etwas regneri­schen Nachmittag führte hinauf auf den Weinberg. Etwa 180 Privatpresshäuser liegen hier nebeneinander, einige noch mit Strohdächern bedeckt, andere im Alpenstil gebaut, aber -alle gepflegt, saubef gestrichen, in , Ordnung gehal­ten, so dass man daran ermessen kann, mit welcher Hingabe die Besitzer dar­an hängen. Hier liegt auch der Wein­garten der LPG, die Arbeiter standen und sassen gerade unter dem Traufdach des Kellergebäudes und nahmen ihre Jause ein, sie konnten ja im Regen nicht arbeiten. Fröhlich und lustig schwatzten die Frauen und Männer, der Weinkrug ging herum, und der herbe Burgunder — der Blaufränkische — machte Stimmung. Frau Maria Baumann, 61 Jahre alt, arbeitet seit acht Jahren in der LPG. Als sie mir ihr Alter verriet, wollte ich ihr die Jahre einfach nicht glauben. „Das ist hier eine gute Brigade, und ich bin mit der Arbeit sehr zufrieden”, sagte Frau Maria Baumann. „Ich stehe sehr früh, manchmal um halb vier auf, arbeite in meinem eigenen Weingarten, der 530 Klafter gross ist, dann um sie­ben Uhr beginnt die Arbeit auf den Feldern der LPG, und am späten Nach­mittag arbeite ich dann in meiner Haus­wirtschaft weiter.” Als ich meinem Erstaunen Ausdruck gab, wie sie das alles allein fertigbringt — sie ist Witwe und lebt ganz allein, denn ihr Sohn, den sie allein erzogen hat, ist Lehrer in Szombathely — sagte sie lächelnd: „Wie ich das fertigbringe, weiss ich eigentlich selber nicht. Aber man schafft es schon!” Frau Maria Bau­mann wurde übrigens in Amerika ge­boren, denn ihre Eltern wunderten aus Vaskeresztes nach Amerika aus; so kam sie in New York zur Welt, wo ihr Va­ter in einer Zementfabrik angestellt war. Später kehrte die Familie jedoch wieder in die Heimat zurück. Bald mussten wir aber von der fröh­lichen Hackerbrigade Abschied neh­men, denn unser Kutscher, der alte Ju­lius Fritz, murmelte immer, seine ge­liebten Pferde würden sich bei dem Wetter erkälten. Unterwegs trafen wir den Traktoristen Josef Sax, der gerade die letzte Ladung Holz des Tages mit seinem Traktor vom Berg fuhr. Er ist schon seit 1960 in der LPG. „Diese Arbeit ist manchmal schwie­rig”, behauptete er, „aber man verdient dabei auch gut. Meine Frau arbeitet zu Hause beim Vieh und im Weingar­ten, wo ich natürlich auch mithelfe.” Der Weinberg wird in den nächsten Jahren auch elektrischen Strom erhal­ten, damit moderne Maschinen ange­schafft werden können, die die Wein­verarbeitung erleichtern. Nach Beendi­gung der Arbeit, an Sonn- und Feier­tagen, trifft sich übrigens die ganze Be­völkerung von Vaskeresztes auf dem Weinberg, jung und alt, Mädchen und Jungen, Frauen und Ehemänner, man singt beim guten Wein bis in den spä­ten Abend, und es fehlt auch an Spä­­ssen nicht. In der Rinderfarm Ein wichtiger Wirtschaftszweig der LPG ist die Rinderzucht. In der LPG werden 600—630 Rinder, in den Haus­wirtschaften etwa 600 Rinder gezüchtet. Auch zwei Kälberställe besitzt das Kol­lektiv sowie 600—700 Schweine. In ei­nem flachen, weissgestrichenen Gebäu­de ist ein Teil der Kühe untergebracht. In zwei Reihen stehen die Rinder, stän­dig etwas zu fressen vor sich, der Dung wird auf einem Fliessband hinausbeför­dert. Frau Fanni Woppl ist seit sieben Jah­ren Melkerin. „Ich muss hier zweimal am Tag, in der Früh und am Nachmit­tag, drei Stunden lang melken. Wir ha­ben Melkmaschinen und damit geht es schnell und leicht”, erzählte die alte Frau. „Ich möchte bis zu meiner Pen­sionierung hier arbeiten. Ich verdiene so 1500—1600 Forint im Monat, aber ich habe ja ausserdem noch die kleine Hauswirtschaft, die ich bearbeite.” Die Melkmaschine wurde erst voriges Jahr langeschafft. Daran erinnerte sich Frau Gisella Schneider, die seit 1967 als Melkerin tätig ist. „Ich hab damals, als diese Maschine kam, gesagt, dass ich weggehe, da ich nicht glaubte, damit ar­beiten zu können. Aber dann haben wir an einem Ausbildungskurs teilgenom­men, und jetzt möchte ich nie mehr mit der Hand melken”, lachte sie. „Im Win­ter verdienen wir mehr, denn im Som­mer geben die Kühe weniger Milch. Wir bekommen 50 Fillér pro Liter. Heute in der Früh habe ich zum Beispiel 81 Li­ter geschafft, jetzt am Nachmittag wird es bestimmt noch besser, denn die Kühe geben am Nachmittag mehr Milch.” Franz Sax, Viehzüchter — dabei Be­sitzer der Auszeichnung „Hervorragen­der Werktätiger” — füttert hier die Kü­he. „Ich verrichte diese Arbeit schon seit 1964, verbringe sechs Stunden am Tage in der Farm und verdiene 1600 Forint. Auch meine Frau arbeitet hier in der LPG als Melkerin, so sind wir ganz zufrieden.” „Unser Gesamteinkommen”, berichte­te der LPG-Vorsitzende Lajos Tóth, „betrug voriges Jahr 5 900 000 Forint. In der LPG arbeiten 352 Mitglieder. Von der Gesamtsumme haben wir 4 200 000 Forint ausgezahlt, so betrug das Einkommen pro Person etwa 15 000 Forint. Dazu muss noch hinzugefügt werden, dass unsere Mitglieder so flei­­ssig in ihren Hauswirtschaften arbeiten, dass das Gesamteinkommen aus den Hauswirtschaften voriges Jahr fünf Mil­lionen Forint betrug.” J. Schuth Strassenbild von Vaskeresztes Die lustige Haekerbrigade der LPG (links der Ratsvorsitzende Josef Eder) Zum sechstenmal unter den Ausgezeichneten In den letzten sechs Jahren hatten die Mitglieder der LPG „Vörös Csil­lag” (Roter Stern) von Környe um diese Zeit herum immer etwas zu feiern: mal war es eine Wanderfahne, mal ein Di­plom, womit sie belohnt wurden. Die auf 1500 Joch wirtschaftende Genossen­schaft des Komitates Komárom nimmt nämlich von Jahr zu Jahr regelmässig am gemeinsamen Landeswettbewerb der Wirtschaften teil und ist immer un­ter den Besten zu finden. Werfen wir einen Blick zurück auf die sechs Jahre: 1965 — für die 5. Placierung auf dem Landeswettbewerb der Titel „Hervorragende Produktions­genossenschaft” und die Wan­derfahne des Ministerrates; 1966 — für die 7. Placierung auf dem Landeswettbewerb das Diplom des Ministerrates; 1967 — für den zweiten Platz erneut den Titel und die Wanderfahne; 1968 — wieder ist die LPG unter den Ersten zu finden, wofür ihr wie­der Titel und Wanderfahne überreicht werden; 1969 — für die 7. Placierung ein Di­plom; 1970 — dieses Jahr setzte der bisheri­gen Erfolgsserie die Krone aüf. Im Wettbewerb der LPG unter 3000 Ka­­tastraljoch wurden die Környeer im Landesmassstab die Ersten, wieder er­hielt das Kollektiv den Titel „Hervor­ragende Produktionsgenossenschaft” und die Wanderfahne des Ministerra­tes. Die hohe Auszeichnung wurde nun unlängst dem Vorsitzenden der Kollek­tivwirtschaft, János Prekob, vom Lei­ter des Sekretariats des Ministerrates, Dr. Tivadar Gál, im gedrängt vollen Kulturhaus in Környe übergeben. Auf der Feier begrüsste der stellvertretende Vorsitzende des Komitatsrates, Tibor Steiner, die Anwesenden im Namen des Kofnitats-Parteiausschusses und des Ko­mitatsrates. Ferner erhielten fünf Werktätige der LPG Auszeichnungen: Kraftwagenlen­ker György Kovács und Betriebsein­heitsleiter Johann Peckl wurde die Aus­zeichnung „Hervorragender Werktätiger der Landwirtschaft”, Kutscher József Hadnagy, Pflanzenzüchtérin Frau Vona und Teréz Prekob, Facharbeiterin im Gemüseanbau, ein ministerielles Belo­bigungsdiplom überreicht. Die mit grosser Sachkenntnis verrich­tete Arbeit brachte Früchte. Da wäre zu erwähnen, dass im Durchschnitt mehrerer Jahre nur auf einem Viertel der Felder organischer Dünger ausge­streut wurde, vom künstlichen Dünger dagegen 834 kg auf ein Joch im letzten Jahr entfielen und dass zwischen den Hack- und Gemüsepflanzen das Un­kraut mit Chemikalen vernichtet wurde. Insgesamt konnten daher in den drei Kornfrüchten — Weizen, Wintergerste und Kukuruz — 15 Waggon mehr ein­gebracht werden als geplant. An Kar­toffeln wurden anstelle der vorkalku­lierten 86 q pro Joch sogar 132 q ge­erntet. Demzufolge brachte die Pflan­zenzucht auf den Feldern eine halbe Million Forint mehr ein als veran­schlagt. Auch die Gärtnerei übererfüll­te ihren Plan, ihre Produkte wurden exportiert. Die sich hieraus ergebende Einnahme von mehr als vier Millionen Forint war die höchste Summe, die die Gärtnerei seit ihrem Bestand erreichte. Wir müssen noch einige charakteri­stische Daten hervorheben, um zu zei­gen, dass die Fläche der LPG nicht gross und ihre Bodenbeschaffenheit nicht die beste ist, ihre Ergebnisse aber trotzdem als vorzüglich zu bezeichnen sind. Ihr Vermögen stieg innerhalb ei­nes Jahres von 27,5 auf 33,5 Millionen Forint. Der Wert einer Arbeitseinheit betrug 84 Forint, der Durchschnittsver­dienst pro Mitglied machte 24 622 Fo­rint aus. Gleichzeitig verwendeten sie bedeu­tende Beträge für soziale Zwecke. Die Renten ihrer Mitglieder rundeten sie auf 500 Ft pro Monat auf. Gemeinsam mit anderen LPG des Komitates Ko­márom unterhalten sie ein Erholungs­heim in Hévíz, und fünfzig Prozent der Mitgliedschaft kann hier jährlich un­entgeltlich Urlaub machen. Die Kran­ken erhalten an Krankengeld 75 Pro­zent ihrer hohen Arbeitseinheit. Die gute Arbeit und das Ansehen der LPG „Roter Stern” beweist nichts besser als das Vertrauen, das die sich im Komitat Komárom aus 14 LPG ge­bildete Geflügel-Vereinigung den Kör­­nyeern entgegenbringt. Hier wurde die gemeinsame Geflügelfarm errichtet und mit ihrer Leitung die Környeer LPG beauftragt. E. B. Redaktionsbrief: Die verspäteten Einladungen Für jeden Mitarbeiter unseres Blattes ist es eine Ehre, wenn die Neue Zeitung zu irgendeiner mit den ungarländischen Deutschen in Verbindung Stehenden Ver­anstaltung eingeladen wird. So eine Einladung zeigt nicht nur, dass unsere Zeitung geschätzt wird, sondern bedeutet zugleich auch eine Erleichterung unserer Arbeit, sie ist ein effektiver Beitrag zu unserer Tätigkeit. Die NZ betrachtet nämlich als Presseorgan des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Ungarn jene Auf­gabe, die man kurz so umschreiben könnte: „Für die Schwaben schreiben — über das Leben der Schwaben!” — als sehr wichtig. Und in den Begriff „Leben der Schwaben” passt sehr vieles hinein. Auch Probleme, über die wir — wenn man unsere Aufmerksamkeit auf sie lenkt — als getreue Chronisten in den Spalten un­seres Blattes stets berichten und berichten werden. Doch viel häufiger schreiben wir über die Traditionen und die Kultur der Deutschen in Ungarn, das kann je­dermann ohne weiteres feststellen, der die Neue Zeitung regelmässig liest. Wenn die Kulturereignisse auf Initiative oder in Organisation bzw. Veranstal­tung des Deutschen Verbandes zustande kommen, so erfahren wir über diese als Organ des Verbandes automatisch und können in der Zeitung darüber berichten. In der letzten Zeit jedoch — und das ist sehr erfreulich — kommen sehr viele kulturelle Veranstaltungen in Organisation und auf Anregung der örtlichen Organe zustande. Und hier müssen wir feststellen, dass es mit der rechtzeitigen Veröf­fentlichung der Berichte über diese Veranstaltungen hapert. Wenn nämlich der Verband irgendeinen Kulturabend, einen Ball usw. anregt oder veranstaltet, weiss die Redaktion schon Wochen vorher das Datum und rich­tet ihre Arbeit so ein, dass ein Berichterstatter entsendet werden kann oder aber sie sorgt dafür, dass einer unserer freiwilligen Korrespondenten einen Bericht und Fotos anfertigt. Anders ist die Lage bei den — wir betonen — sehr erfreulichen örtlichen Initiativen. Und weil sie anders ist, entstand dieser Redaktionsbrief. Der Verband oder die Redaktion, bzw. alle beide erhalten nämlich immer öfter Ein­ladungen zu solchen örtlichen Veranstaltungen, — ja, aber immer nur ein, zwei Tage vor dem Kulturabend. Nun, liebe Veranitalter! Denkt einmal daran, dass der Mitarbeiterstab sowohl des Verbandes als auch der Redaktion ziemlich klein ist. Und unsere Schwaben wohnen in rund 200 Gemeinden. Ausserdem gibt es Sonnabende und Sonntage, an denen zu gleicher Zeit in wenigstens 15 Geemeinden Bälle, Kultvrabende oder andere Ereignisse (z. B. Hochzeiten) stattfinden, über die unsere Leser im Blatt gern mit Fotos illustrierte Berichte sehen möchten. Wir können jedoch die uns zur Verfügung stehenden Mitarbeiter nur dann richtig ein­­setzen, wenn wir wenigstens 8—10 Tage vorher planen, wer wohin fahren soll oder welches Komitatsblatt oder welchen Ortsansässigen wir mit der Berichter­stattung beauftragen können. Und die Veranstalter wissen ja ganz bestimmt schon zwei-drei Wochen vorher, was sie Vorhaben — dann könnten sie uns oder den Verband doch früher, und nicht in der letzten Minute, einladen. Denn erfolgt die Einladung so kurzfristig, dann ist es freilich nicht mehr möglich, dass der Verband oder wir einen Mitarbeiter an den Schauplatz schicken. So war das auch kürzlich. Die Einladungen verspäteten sich. Und dann erschienen wir nicht etwa deshalb nicht, weil wir empfindlich sind und uns eventuell beleidigt fühlen, weil die Ein­ladung im letzten Augenblick ankam, sondern einfach deswegen, weil wir nieman­den haben, den wir entsenden oder beauftragen könnten! Liebe Ratsvorsitzenden, Kulturhausdirektoren, Veranstalter! Zum Schluss noch ein Wort! Die Neue Zeitung betrachtet es als ihre Pflicht, wahrheitsgetreuer Chro­nist des Lebens der ungarländischen Deutschen zu sein. Wenn Ihr uns ruft, kom­men wir. Wir brauchen keine offizielle Verständigung und auch keine gedruckte Einladung — wir bitten Euch nur darum, uns rechtzeitig zu rufen! Die Redaktion Kakasd ist eine etwa 2000 Bewohner zählende Gemeinde; sie liegt westlich von Szekszárd, umgeben von vielen Hü­geln. Vom höchsten Punkt der Gemein­de aus — dort liegt das moderne Ge­bäude der Grundschule — kann man die ganze Siedlung überblicken. Neben den alten, traditionellen Bauernhäusern entstehen immer mehr neue, geräumige, sogar einstöckige Einfamilienhäuser, auf manchem Grundstück stehen gleich zwei kleine Villen, so können Eltern und Kinder gesondert aber trotzdem zusam­men leben. „Fast auf jedem Grundstück wurde in den letzten Jahren ein neues Haus gebaut”, behauptete der 63jährige Vor­sitzende der hiesigen LPG, Karl Bau­mann, den ich in seiner Amtsstube, ei­nem spärlich, nur mit den nötigen Mö­beln eingerichteten Zimmer, antraf. „Dieses Jahr war übrigens, seit unsere LPG besteht, das beste, die Mitglieder waren mit dem diesjährigen Einkom­men — etwa 28 000 Forint im Durch­schnitt — ganz zufrieden.” Karl Bau­mann kennt den Weg der Entwicklung der LPG genau, war er ja selbst bei der Gründung im Jahre 1960 mit dabei. „Als man damals zu mir kam, um mich zu überzeugen, dass es besser ist, in der LPG zu sein, habe ich ihnen gesagt”, erinnert sich Baumann-Vetter, „mich müsst ihr nicht agitieren, wenn die an­deren auch dort sind, ist mein Platz ebenfalls dort. Ich wurde Brigadeleiter, aber es waren schwierige Jahre, die Mitglieder stritten sich, und als man mich 1964 zum Vorsitzenden gewählt hat, hatten wir ein Riesendefizit. Aber mit gemeinsamen Willen kann man alle Probleme lösen.” Karl Baumann war acht Jahre lang auch Ratsmitglied. „Es gibt schon noch manches zu tun, aber man wird doch alt”, sagte ein bisschen melancholisch der Vorsitzende, „und da muss man schon den Jüngeren die Gelegenheit gé­ben, ihr Können zu beweisen. Deshalb wollte ich diesmal nicht mehr Ratsmit­glied werden. Nächstes Jahr gehe ich in Pension, und ich muss mich langsam daran gewöhnen, dass ich auch freie Sonntage haben werde.” Aber Arbeit wird Karl-Vetter auch im Ruhestand haben, in der Hauswirtschaft zum Bei­spiel, wo er sich auf die Zucht von Ge­würzpaprika spezialisiert hat. Und da­bei wird er auch Zeit haben, sich das Fernsehprogramm anzuschauen und sich mehr mit den kleinen Enkelkindern zu beschäftigen. Der stellvertretende LPG-Vorsitzende Michael Wenk hat noch drei Funktionen inne. Der energische Mann ist nämlich gleichzeitig Brigadeleiter, Gemeindepar­teisekretär und ausserdem seit 1954 ständig Ratsmitglied. Die LPG hat 260 Mitglieder, 3000 Joch müssen von ihnen bearbeitet werden. „Unsere Bestrebung ist, den Maschinenpark zu erweitern”, erklärte Michael Wenk. „Und wir möch­ten jetzt eine Reparaturwerkstatt bau­en, um unsere Maschinen ständig ein­satzbereit halten zu können. Ein gutes Zeichen ist, dass in der letzten Zeit viele junge Leute in die LPG eintraten, immer um einige mehr als diejenigen, die in Pension gehen. Das bedeutet, dass die Jugendlichen bei uns auf ihre Rech­nung kommen.” Für Michael Wenk bedeutet Entspan­nung auch Arbeit. Arbeit in seinem klei­nen Weingarten, den er vor drei Jahren erworben hat. „Es ist zwar schon ein alter Weingarten”, behauptete Wenk- Vetter, „er bringt aber immer noch so viel Wein, wie wir für Gäste und Haus­halt brauchen.” Er reist auch gern, obzwar ihm da­für kaum Zeit bleibt. Aber in der Tschechoslowakei und in der Sowjet­union (Kiew und Moskau) war er schön, und an diese Reisen erinnert er sich immer gern. — js —

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