Neue Zeitung, 1977 (21. évfolyam, 1-52. szám)

1977-01-07 / 1. szám

NEUE ZEITUNG XXI. JAHRGANG, NUMMER 1 Press: 80 Fillér BUDAPEST, 7. JANUAR 1977 Wochenblatt des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Ungarn Unsere nationale Angelegenheit Im nächsten Monat, im Februar, ist es ein Jahr her, dass verlautete: „Der fünfte Fünf jahrplan ist eine nationale Angelegenheit”. János Ká­dár, Erster Sekretär des Zentralko­mitees der Ungarischen Sozialisti­schen Arbeiterpartei, hatte dies auf einer Parteiaktivsitzung in Budapest so formuliert und damit für alle, für Arbeiter, Bauern, Geistesschaffende, die Aufgaben für die Periode 1976 bis 1980 gesteckt. Wie hat sich seit­dem die Lage der 10,5 Millionen Einwohner gestaltet? Welche Aus­sichten haben wir für 1977? Während die kapitalistischen Län­der mit einer Menge von Schwie­rigkeiten und Spannungen zu tun haben, sind wir in den Ländern des sozialistischen Lagers, so auch in Ungarn, Augenzeugen einer schwung­vollen Entwicklung. Im über die ZK-Sitzung der USAP im Dezember 1976 herausgegebenen Kommuniqué werden die bei der sozialistischen Aufbauarbeit 1976 erzielten Ergeb­nisse vielseitig analysiert und die Aufgaben für 1977 skizziert. Wir leugnen nicht, dass es auch Schwierigkeiten gab. Es traten beim Vollzug der Aufgaben zur Errich­tung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft Hindernisse auf, die un­sere Ergebnisse schwächten. Hier seien die in der Weltwirtschaft vor sich gegangenen ungünstigen Erschei­nungen erwähnt, unter diesen die Erhöhung der Rohstoffpreise, oder die ebenfalls ganz Europa belastende Dürre, die auch unsere Landwirt­schaft beeinträchtigte. Trotzdem überwog in der Volkswirtschaft die positive Seite und das Lebensniveau unserer Bevölkerung hat sich, wenn auch in bescheideneren Ausmassen, erhöht. Unser Nationaleinkommen — also die in den verschiedenen Volkswirt­schaftszweigen im Jahre 1976 er­zeugten neuen Werte — lag um ein Prozent niedriger als geplant. Und trotz der erschwerenden Umstände können wir sagen: wir haben keinen Grund zum Klagen. Vor allem dann nicht, wenn wir, die Ergebnisse aus dem Jahre 1976 ziehend und die dar­aus resultierenden Lehren nutzend, uns entsprechend auf die Aufgaben für 1977 vorbereiten. Auf der zweitägigen Beratung des Parlaments im Dezember vergange­nen Jahres und den dieser vorange­henden Besprechungen in den ver­schiedenen Parlamentsausschüssen verlautete nicht nur einmal: 1977 muss das Tempo der Wirtschafts­entwicklung beschleunigt werden. Diese Beschleunigung erfordert je­doch von den Arbeitern, Bauern und Geistesschaffenden, von unserem ganzen Volk, die Aufgaben noch besser als bisher zu verrichten. Die Effektivitätssteigerung bei Industrie­betrieben und der Bauindustrie, prä­ziseres Arbeiten an Investitionen, damit die neuen Objekte zum ge­planten Termin und im festgelegten Kostenrahmen übergeben werden können, beanstandungslose Qualität der Exportartikel, restlose Verwirk­lichung unserer im Rahmen von zwischenstaatlichen Verträgen mit den sozialistischen Ländern über­nommenen Verpflichtungen, rationel­leres Einteilen und Sparen mit in- < ländischen und importierten Roh- < stoffen, Erfüllung der Aufgaben in J der Pflanzen- und Tierzucht — das sind in gedrängter Form die wich- Í tigsten volkswirtschaftlichen Forde- ' rungen, die uns alle vor grössere < Aufgaben stellen. ( Wir alle wollen besser leben, wei- > ter vorwärtsschreiten, und wenn un- > ser Volk, die Arbeiter, Bauern, Gei- > stesschaff enden, den oben skizzierten Anforderungen nachkommen, wer- > den sich unsere Wünsche sowohl im ) ganzen als auch auf individueller Í Ebene realisieren. ) Der Volkswirtschaftsplan 1977 ent- i stand unter Inbetrachtziehung der j Fakten und Ergebnisse, ist wohl- J durchdacht. Die Investitionen, für j die in diesem Jahr 164 Milliarden j Forint aufgewendet werden, dienen J der Entwicklung des Landes und j dem Wohl von uns allen. Unter den < Grossinvestitionen figuriert der Bau Í des Pakser Atomkraftwerkes, die Er- \ richtung der von der ungarisch-so- ! w jetischen Grenze bis Albertirsa Í führenden 750 Kilovolt Stromleitung, J die Erschliessung der neuen Kohlen- > grübe Márkushegy im. Komitat Ko- ) márom, die Inbetriebnahme der i Bauxitgrube Bitó II und das neue i Szekszárder Fleischkombinat. Der Í Verbesserung der Lebensumstände i der Bevölkerung dient der Bau von i 88 000 neuen Wohnungen im Jahr S 1977, 16—17 000 Kinder mehr wer- 5 den Unterkunft in Kindergärten er- > halten, die Zahl der Krippenplätze j wird sich um 3100—3200 erhöhen, > die der Krankenhausbetten um 1700. > Die Entwicklung der Grundschulen wird durch die ständige Ausdehnung > des Bezirksschulnetzes ermöglicht. VOLÁN wird mehr Überlandbusse einsetzen, ausserdem wird auch dem Í Strassenbau grosses Augenmerk ge- j widmet, so beispielsweise dem Bau > der Autobahn M 1 der Strecke Ko- Í márom—Győr. Der Aufbau der entwickelten so- i zialistischen Gesellschaft — dies Í wurde auf dem 11. Parteitag der S USAP beschlossen — erlegt allen j grössere und mehr Aufgaben auf. ? Wir müssen mehr sparen! Hier sei ! nur ein einziges Beispiel erwähnt: f Durch die einprozentige Material- Í einsparung können jährlich vier Mil- i Honen Forint gewonnen werden. < Wir sind ein kleines Volk, doch } zu mehr fähig, wir können mehr für ) uns selbst, für unser Land tun. 1976 ) schlossen wir ein ergebnisreiches > Jahr, und die Aussichten für 1977 S sind zuversichtlich. 1977 ist eine j wichtige Station in unserem fünften i Fünf jahrplan. Es bieten sich Mög- > lichkeiten zum Einholen der vorjäh- ä rigen Rückstände, der Übererfüllung der Planaufgaben und des weiteren i Anhebens unseres internationalen J Ansehens. ä Tun wir also alles, um unsere ge- S steckten Ziele zu erreichen! Es steht ? ausser Zweifel: der Fleiss unseres Volkes, sein Können ist Quelle wei­terer Ergebnisse und Pfand der er- ) folgreichen Erfüllung unseres fünf- Í ten Fünf jahrplanes. István Vig ] Nationalitätentreffen in Siófok Trachten aus Gálosfa und Ecseny, Tücher aus Szülök, Fotos über die Bau­weise der Szuloker Schwaben — zahl­reiche Interessenten zog die deutsch­südslawische Ausstellung an, die am 18. Dezember 1976 im supermodernen Bil­dungszentrum der Plattenseehauptstadt Siófok vom Sekretär des Deutschen Verbandes, Claus Klotz, eröffnet wurde, und die den Auftakt gab zum ersten Komitatsnationalitätentreffen der Ssho­­modei. Der Chor aus Miklósi, die Tanzgruppe aus Szülök, die Kulturgruppe aus Ecseny fallen einem ein, wenn es sich um un­garndeutsche kulturelle Aktivitäten in der Schomodei handelt, und die Leiter dieser Gruppen — Stefan Vinkler, Em­merich Haracsi und Frau Szimon ver­dienen es, namentlich erwähnt zu wer­den. Denn vor allem ihren Bemühun­gen ist es zu verdanken, das im kul­turellen Bereich eine allmähliche Ent­wicklung zu verzeichnen ist. Dem Er­gebnis dieser Entwicklung, den Darbie­tungen der oben angeführten deutschen Kulturgruppen aus Miklósi, Ecseny und Szülök sowie dem Duo Johann Weber mit Enkel, Johann Oliás aus Kaposfö, zollten die 400 Zuschauer des Galaaben­­des in Siófok am 18. Dezember Aner­kennung. Anerkennung für ihre Tätigkeit sprach auch der stellvertretende Komi­­tatsvorsitzende Dr. Tibor Balassa aus, der bei der anlässlich des Nationalitä­tentreffens abgehaltenen Beratung von Vertretern der Bezirks- und Komitats­­organe zugleich selbstkritisch zugab: auf nationalitätenpolitischem Gebiet in der Schomodei sei noch viel zu tun. Dem kann man nur zustimmen, vor al­lem wenn man bedenkt, dass bei der 1973 stattgefundenen Komitatsberatung — im Laufe der Vorbereitungen zum IV. Kongress des Deutschen Verbandes — darauf hingewiesen wurde, man soll die Einführung des Deutschunterrichts befleissigen. Trotzdem gibt es heute nur in einer einzigen deutschbewohnten Gemeinde, und zwar in Szülök, Deutschunterricht im Kindergarten und in der Grundschule — in Törökkoppány ist ein deutscher Fachzirkel für die Oberstufe tätig. Die Verantwortung da­für tragen aber oft auch die Eltern, die beispielsweise in Ecseny den angebote­nen Deutschunterricht abgelehnt ha­ben. Wie werden sie sich wohl ihren Kindern nach zehn-fünfzehn Jahren stellen, wie werden sie auf die Frage antworten können: Warum habt Ihr uns die Möglichkeit, die deutsche Sprache zu erlernen, verbaut? Dabei wäre ge­rade in diesem Komitat — angesichts des Fremdenverkehrs am Südufer des Plattensees — das Aneignen, das Be­herrschen der deutschen Sprache, das übrigens auch eine Voraussetzung zur ungarndeutschen kulturellen Tätigkeit ist, von ausschlaggebender Wichtigkeit. Im Bezirk Bares haben wir ein schönes Beispiel sorgfältiger Planung gesehen. Die Szuloker Grundschule wird näm­lich in der Zukunft mit der Homok­­szentgyörgyer zusammengeschlossen. Und dort studiert bereits jetzt eine Leh­rerin in Fünfkirchen Deutsch, um Deutschunterricht für die Szuloker Kin­der auch nach der Zentralisierung ertei­len zu können. Hoffentlich wird dieses Beispiel Nachahmung auch in anderen Gemeinden finden — nach Angabe von Dr. Balassa leben Schwaben in elf Ge­meinden in hohem Prozentsatz. Aus den Beiträgen ging immer wieder hervor, dass der gute Wille vorhanden ist, aber auch der Mangel an entsprechenden Ak­tivs, Experten, an Deutschlehrern be­steht. Der Sekretär des städtischen Par­teiausschusses in Siófok lud beispiels­weise Nationalitätengruppen ein, öfters im Sommer aufzutreten. Der Abteilungs­leiter Bildungswesen beim Siófoker Be­zirksamt bat um Ethnographen, die das reiche Folkloregut in Miklósi, Nágocs, Somogydöröcske, Bonnya sammeln wür­den, um es dann der Praxis zurückzu­führen, den Kulturgruppen zur Verfü­gung zu stellen. Der Volksbildungsfachinspektor des Komitates, Ferenc Bóra, machte ab­schliessend mit einem Plan übe natio­nalitätenpolitische Aufgaben bekannt. Demnach wird bereits im Januar der kulturelle Plan für den Sommer am Plattensee angefertigt. Hier wird darauf geachtet, dass deutsche und südslawi­sche Kulturgruppen sowohl aus dem Komitat als auch aus anderen Gegen­den des Landes öfters auftreten. Mit Unterstützung des Ethnographi­schen Lehrstuhls der Büdapester Uni­versität sowie des Komitatsmuseums sollen die gegenständlichen Folklore­schätze der Nationalitäten gesammelt und z. B. in Form einer Wanderausstel­lung — auch am Plattensee — der Öf­fentlichkeit zugänglich gemacht wer­den. Jedes Jahr wird ein Komitatsnationa­­ütätentreffen abgehalten, wie jetzt, kombiniert mit einer Beratung, auf der des Geleistete überprüft und Lösungs­vorschläge zur Behebung der Mängel unterbreitet werden können. Das Komitatsarchiv hat die Aufgabe, ortsgeschichtliche Quellen. Facharbei­ten, mündliche Quellen zusammenzu­tragen und zu bearbeiten. Verstärkt sollen Nationalitätenklubs ins Leben gerufen und unterstützt wer­den. Hier denkt man vor allem an Ju­gendklubs. Als erstes wird jetzt das Nationalitä­tenbibliothekswesen überprüft und auf der nächstes Jahr stattfindenden Bera­tung als Thema figurieren. Johann Schuth Claus Klotz, Sekretär des Deutschen Verbandes, eröffnet die Siófoker Folkloreausstellung >000- Sie lesen in unserer heutigen Nummer: Über den Pécser Landesentscheid des Wettbewerbes auf Seite 5 Über die Klubsekretärin Elisabeth Frank auf Seite 6 Eine Bildreportage auf Seite 8 Über Frau Anna Sturz auf Seite 4 Der Baranyaer Nationalitätenausschuss tagte zum letzten Mal im Jahre 1976 am 17. Dezember und erörterte bei seiner Sit­zung die Vereinbarungen zwischen dem Komitatsrat sowie dem Deutschen bzw. Südslawischen Verband. Anlass war, dass in einigen Bereichen der bisher gültigen Vereinbarungen gewisse Mo­difizierungen erforderlich geworden sind. Die neuen Vereinbarungen über Zusammenarbeit auf nationalitätenpo­litischem Gebiet werden bis 1980 gül­tig sein und erstrecken sich auf alle wichtigen Bereiche der nationalitäten­politischen Alltagsarbeit. Die Verein­barungen werden voraussichtlich noch im Januar vom Vorsitzenden des Ko­­mitatsrates bzw. den Generalsekretä­ren der Nationalitätenverbände unter­zeichnet. Auf Grund dieser Vereinba­rung werden jährlich Arbeitspläne für konkrete Aufgaben erarbeitet. Auf der Tagesordnung der Sitzung des Nationalitätenausschusses stand des weiteren der Bericht des Leiters des Deutschen Lehrstuhls sowie des Südslawischen Lehrstuhls der Fünf­kirchner Hochschule für Lehrerbil­dung. Dr. Béla Szende griff dabei Auf­gaben und Probleme auf, die ihrer Lö­sung harren. Da der Fünfkirchner deutsche Lehrstuhl als einziger Hoch­schullehrstuhl für Deutsch im Lande funktioniert und in vielen Grundschu­len Deutsch als Fremdsprache unter­richtet wird, stieg der Anspruch nach Deutschlehrern. So sind am Lehrstuhl insbesondere in den letzten Jahren im­mer mehr Studenten nicht ungarndeut­scher Abstammung. Der Lehrstuhl hat also zwei Funktionen Genüge zu tun, Lehrer für Muttersprach- und für Fremdsprachunterricht auszubilden. Dabei stieg auch die Zahl der Fernstu­denten sprunghaft an. Die zahlenmässige personelle Beset­zung des Lehrstuhls entspricht nicht mehr den erhöhten Anforderungen, wobei zu betonen ist, dass die Profes­soren des Lehrstuhls ihre Arbeit trotz der überhohen Belastung hervorragend verrichten. Über die Möglichkeiten der Abgangsschüler sprechend, wurde auf den Widerspruch hingewiesen, dass nämlich wenig Deutschlehrerstellen an­­geboten werden, dabei melden sich aber im gleichen September dreimal soviele Lehrer ohne Ausbildung fürs Fernstudium. Der Nationalitätenaus­schuss beauftragte die Abteilung für Bildungswesen, die Lage der Deutsch­lehrer ohne Fachausbildung zu über­prüfen und die Verwirklichung des Planes zur Sicherung des Kadernach­wuchses zu befleissigen. Abschliessend billigte der Ausschuss den Arbeitsplan fürs Jahr 1977. Dem­gemäss werden vier Sitzungen abge­halten mit folgenden Themen: — Information über die Lage und den mittelfristigen Plan der Nationa­litätenforschungen des Fünfkirchner Akademischen Ausschusses; — Muttersprachunterricht in den Grundschulen; — Die Ausbildung von Nationalitä­­ten-Kindergärtnerinnen in der Fünf­kirchner Janus-Fachmittelschule; — Die Verwirklichung der Anbrin­gung von zweisprachigen Aufschriften und Strassenschildern; — Die Teilnahme der Nationalitä­tenbevölkerung am öffentlichen Leben im Fünfkirchner Bezirk; — Die materiellen Verhältnisse der Nationalitätenbevölkerung, die in der Landwirtschaft tätig ist; — Die materiellen Verhältnisse der Nationalitätenbevölkerung, die in der Industrie tätig ist; — Perspektivplan zur Förderung der Nationalitätenvolksbildung.

Next