Neue Zeitung, 1980 (24. évfolyam, 1-52. szám)
1980-01-05 / 1. szám
Sorben in der Überliefertes Selbstvertrauen Im Mai 1980 wird sich in Bautzen/Budysin (DDR) und Umgebung die kulturelle Aktivität wieder beleben: Es finden die Veranstaltungen des Festivals der sorbischen Kultur statt. Seit 1966 legen diese Programme, organisiert vom sozialistischen nationalen Verein der Sorben „Domowina“, über die Pflege der sorbischen Volkskultur, über die Verwirklichung der marxistisch-leninistischen Nationalitätenpolitik Rechenschaft ab. Mit mannigfaltigen Darbietungen bereiten sich auf das Festival das Staatliche Ensemble für sorbische Volkskultur und das zweisprachige Deutsch-Sorbische Volkstheater vor. Die Tageszeitung der Sorben „Nowa Doba“ wartet mit einem Pressefest auf, aus diesem Anlaß wird der Ortschaft, wo sich die Journalisten mit den Lesern treffen, eine Sonderausgabe gewidmet. Der Nichtkundige weiß wenig über die in der DDR lebende nationale Minderheit, über die Lausitzer Sorben. Aber nicht nur die Ausländer sind erstaunt, wenn sie etwa das Bautzener Historische Museum oder die Literarische Ausstellung im Haus der Sorben besichtigen. Blättert man in den Gästebüchern, so kann man Worte über die Freude am Entdecken und die der Anerkennung lesen, die von den einheimischen Besuchern, darunter vielen Schülern, eingetragen wurden. Man weiß schon ungefähr, daß die Lausitz jahrhundertelang zur böhmischen Krone gehörte und der Matthias Corvinus der Ungarn, der auch in Böhmen König war, vorübergehend über Bautzen herrschte (ein Matthias-Relief ist bis heute an einem zur Stadtmauer gehörenden Tor erhalten geblieben), erkundigt man sich aber nach Einzelheiten des Lebens der Sorben heute, so sind viele — und gar nicht so weit von der Lausitz entfernt — überfragt. Sucht man die sorbischen Ortschaften auf, so versteht man leicht, warum ihre Existenz nicht so publik ist: Zwischen den Hügeln der schönen Lausitzer Landschaft liegend, leben diese Dörfer ein' bißchen abgelegen von größeren Siedlungen. Sicherlich ein Grund dafür, warum Sprache und Kultur der Sorben — im Gegensatz zur Assimilation anderer slawischer Volksgruppen westlich von der Oder-Neiße- Linie — erhalten bleiben konnten. Darüber sprach ich mit Franz Müller in Crostwitz, der bereits 25 Jahre Bürgermeister des Ortes und Leiter jenes Gemeindeverbandes ist, welcher weitere sechs Ortsteile in einem Kreis von sieben Kilometern erfaßt. Die Sorben, die seit eh und je landwirtschaftliche Betätigungen ausübten, arbeiten auch heute in den LPG. Interessant ist, daß man Viehzucht und Pflanzenzucht voneinander trennte und die beiden LPG unabhängige juristische Einheiten darstellen. Der Boden ist besonders für den Tabakanbau gut beschaffen, aber auch die Erträge bei Zuckerrüben, Weizen, Roggen und Möhren gehören zu den besten in der Republik. Natürlich wird auch Meerrettich angebaut, stellt ja die Meerrettichsoße eine Art Nationalspeise dar, die beim sorbischen Hochzeitsessen auch nicht fehlen darf. Daß die Sorben wenig finanzielle Sorgen haben mögen, davon zeugen auch die Eigenheime, die jährlich dutzendweise in den einzelnen Dörfern gebaut werden. Da müssen natürlich auch andere Objekte — Wasserwesen, Straßen, Stromleitung — geschaffen werden, die ja eine Menge Geld kosten. Die Bevölkerung in Crostwitz und den umliegenden Ortschaften leistet aber viele Stunden in freiwilliger Arbeit, um die neuen Anlagen fertigstellen zu können. So konnten in Crostwitz ein Freibad und ein Stadion mit einem Trainingssaal entstehen, auf die die Lokalpatrioten mit Recht stolz sind. Es wäre übertrieben, behaupten zu wollen, daß der vorwiegend landwirtschaftliche Charakter der Region unzerstört blieb. Viele haben inadén Handwerksbetrieben Arbeit gefunden oder fahren als Pendler nach Bautzen, wo sie im Waggonbau, im Fernmelde werk, im Schneidemaschinenwerk oder in anderen Betrieben tätig sind. Auch die meisten Frauen beschäftigen sich mit dem Haushalt nur in der „zweiten Schicht“, die Kinder werden in die Krippe und in Kindergärten gebracht, wo sie auch an sorbischen Muttersprachbeschäftigungen teilnehmen können. Im Kreis Kamenz gibt es zwei sogenannte A-Typ-Schulen, die eine gerade in Crostwitz: Hier werden außer Sorbisch auch andere Fächer in der Muttersprache unterrichtet, bis auf ein paar naturwissenschaftliche Fächer, deren Terminologie in der sorbischen Sprache fehlt. Sorbisch beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Unterricht. Fährt man in einem Schulbus mit — er sammelt und schafft die Kinder zur Schule —, so kann man sich davon überzeugen, daß die Kinder auch untereinander sorbisch reden. In den Pausen und den Beschäftigungen der Zirkel ist Sorbisch ebenfalls Umgangssprache. Daß die Muttersprache der Nationalität so tiefe Wurzeln hat, ist kein Wunder, wenn man bedenkt, daß in den Lausitzer Gemeinden der Prozentsatz der Sorben 80 bis 90 Prozent erreicht. Kleine Knirpse, deren Mutti und Vati sich zu Hause des Sorbischen bedienen, wachsen in einer „sprachlichen Atmosphäre“ auf, mit der sie sich von vornherein identifizieren. So brauchen die Eltern nicht extra überzeugt zu werden, die Kinder in eine sorbische Schule zu schicken, wobei — wie erwähnt — diese Schulen einen bestimmten Zweisprachencharakter haben und dadurch für das Weiterlernen keine sprachlichen Barrieren entstehen. Für die Pflege der muttersprachlichen Kultur wurden auch außerschulische Formen gefunden: Laienspielgruppen, Blasorchester, Chöre, Zirkel zur Erschließung der ethnographischen Schätze und nicht zuletzt die Dorfklubs, die gleichzeitig Treffpunkt für alt und jung darstellen. Daß diese Einrichtungen eine praktische Hilfe bei der Anleitung und finanzielle Unterstützung haben, versteht sich von selbst. Pädagogen, Mitarbeiter des Instituts für sorbische Volksforschung, eine Druckerei und weitere Institutionen und Bildungseinrichtungen dienen der Förderung der reichhaltigen sorbischen Kultur. Besonders auf die selbstlose Mitarbeit der Lehrer kann man rechnen: Sie sind von Beruf — als Absolventen des Instituts für sorbische Lehrerbildung oder der Sorabistik an der Leipziger Universität — Sachverständige auf dem Gebiet der sorbischen Bildung. Der Bautzener Domowina Verlag führt ein Programm in sorbischer Sprache, das neben Belletristik, Volkskunde, Kinderliteratur und Schulbüchern auch Bücher mit historischer und sprachwissenschaftlicher Thematik vorsieht. Ganz zu schweigen von Zeitungen und Zeitschriften, Notenheften und Kalendern, die große Popularität genießen. Der Reisende, der per Auto durch die Lausitz fährt, kann sich nach den zweisprachigen Ortsschildern und Wegweisern orientieren, wenn er ein Dorf der sorbischen Minderheit aufsuchen will. Eine Minderheit? Wie hat doch der Crostwitzer Bürgermeister formuliert ? „Wir sind hier und in einer Reihe von Dörfern keine Minderheit, sondern die Mehrheit.“ Sein gesundes Selbstvertrauen, seine aktive Mitarbeit im Interesse der sorbischen Landsleute ist charakteristisch für die in der DDR lebende slawische Volksgruppe, die zur Verwirklichung der gesellschaftlichen Ziele einen beispielgebenden Beitrag leistet. Attila Toronyi Gesprächspartner Franz Müller Sorbischen Tänzern wird überall applaudiert Stolz der Gemeinde : das Freibad in Crostwitz Viele Eigenheime werden in sorbischen Dörfern gebaut BUDAPEST, 5. JANUAR 1980 1 xz National itäten-TIT-Klub ( Fortsetzung von Seite 1) Drei Möglichkeiten für die Vorträge (sprachlich gesehen) gibt es für die Leitung: In ungarischer Sprache, in den Nationalitätensprachen Deutsch, Slowakisch oder in einer der südslawischen Sprachen und die gemischte Form, d. h. die Einführung und der Schluß werden in der jeweiligen Nationalitätensprache gehalten. Hierzu wurde während der Diskussion von den Anwesenden mit Nachdruck darauf verwiesen, die entsprechenden Veranstaltungen, sind sie direkt für eine Nationalität organisiert, unbedingt in Nationalitätensprachen zu halten, dabei eventuelle schwierige Worte oder Satzteile ins Ungarische zu übersetzen. Landesratsmitglied Simon Kishegyi aus Nadwar/Nemesnádudvar machte in diesem Zusammenhang auch auf den Wert der Sprachpflege und Weiterentwicklung der Fertigkeiten in der Muttersprache durch Vorträge in den Nationalitätensprachen aufmerksam. Nachdrücklich wurde seitens der Vertreter des TIT-Landesrates betont, daß in vielen Grenzgemeinden des Komitats auch Anspruch auf Sprachkurse erhoben wird. In diesem Zusammenhang will man jetzt tätig werden, will Unterrichtsmittel besorgen und gemeinsam mit den Nationalitätenverbänden nach Lösungen suchen. Probleme gibt es und wird es auch weiter geben, dafür ist diese Form des TIT-Klubs einzigartig, neu, ohne seinesgleichen und so großartig, werden doch hier unseren Nationalitäten in der Muttersprache Kenntnisse um die Dinge in der Welt, der Wissenschaft und des täglichen Lebens vermittelt, die ungarische Bevölkerung wieder erfährt mehr über das Leben und die Traditionen der Nationalitäten im Komitat. Nun hat sich der Klub zur Aufgabe gemacht, auch über die Komitatsgrenzen hinaus aktiv zu werden und einzelne Veranstaltungen zu organisieren. Ein Klub, der Schule machen sollte im ganzen Lande, wird doch in ihm eine Arbeit geleistet, die ganz im Interesse der Nationalitätenpolitik unseres Landes steht. Daß die Arbeit wertvoll und dankbar ist, bewiesen die ansehnlichen Teilnehmerzahlen an den verschiedensten Veranstaltungen. Gerhard Swantusch Baderseck Automatisierung in der Genossenschaft In der Genossenschaft für Metallindustrie in Baderseck/Bátaszék werden jährlich neun Millionen Schmiernippel, vier Millionen Schrauben und sämtliche gedrechselte Produkte für Armaturen und Ventile erzeugt. Es versteht sich von selbst, daß eine Automatisierung der Arbeitsgänge unerläßlich ist. In den vergangenen Jahren hat die Genossenschaft zahlreiche neue, automatisierte Drehbänke in Betrieb genommen bzw. die vorhandenen alten Geräte zum Teil automatisiert. Durch eigene Neuerung wurden z. B. herkömmliche universelle Bankbohrmaschinen mit kleineren Ergänzungen zu Zielapparaten umgestaltet. Durch diese Neugestaltung ist es nun möglich, pro Maschine an mehr als tausend Schrauben Gewinde zu schneiden. Zur Zeit bedient nur ein einziger Facharbeiter zwölf automatisierte Drehbänke. B. K. jeden "Samstag