Neue Zeitung, 1981 (25. évfolyam, 1-52. szám)
1981-01-03 / 1. szám
Neue Zeitung WOCHENBLATT DES DEMOKRATISCHEN VERBANDES DEB BNGABNDEITSCHEN 20. Jahrgang N'r. 1 Preis: 1,4t1 Fl1 Budapest, 31. J:mar 1981 In eigener Sache Sowohl der ständige als auch der zeitweilige Leser unseres Blattes wird eine augenfällige, rein graphische Veränderung der ersten Seite wahrgenommen haben: die Umgestaltung des Titels. Natürlich heißt das Organ der Ungarndeutschen nach wie vor Neue Zeitung, daran gibt es nichts Neues: Es wurde also keine neue Zeitung gegründet, wir haben unser altes Blättchen bis auf die Form der Überschrift beibehalten. Die Abkürzung die schraffierten Balkenlettern NZ, sind verschwunden, deutlich steht jetzt da zu lesen, was diese acht Seiten waren und bleiben: Neue Zeitung, das Wochenblatt des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen. Manche werden sich wohl fragen : War diese Veränderung überhaupt nötig ? Andere würden vielleicht sogar vorschlagen, die graphische Veränderung gleich mit einer radikalen Umformulierung des Titels zu verbinden. „Neue Zeitung“ ist ja in der deutschsprachigen Pressegeschichte ziemlich abgenutzt, würde ja eventuell ein anderer Titel, beispielsweise Ungarndeutscher Anzeiger oder Schwabenhorn viel besser klingen. Aber Spaß beiseite! Wenn der Leser diese Wandlung unbedingt mit einer philosophischen Erklärung durchleuchten will, so kann er sich der klassischen Worte bedienen : Eine „Dauer im Wechsel“ bedeutet unsere Bestrebung, und hoffentlich wird der neue Kopf der Zeitung auch neue Leser anziehen, deren Interesse eventuell gerade dadurch geweckt wurde. Es ist kein Geheimnis, daß es in der Presse viel auf die Tradition ankommt. Heißt ein Blatt Neue Zeitung und ist es unter diesem Namen in der eigenen Heimat und in der großen Welt mehr oder weniger bekannt, so ist es gut beraten, wenn es Neue Zeitung bleibt. Mit der graphischen Veränderung des Titels unseres Blattes gerade zu Beginn dieses Jahres wollen wir auch ein Jubiläum einläuten: Denn das Presseorgan der Ungarndeutschen besteht seit 25 Jahren und dies ist gerade der feierliche Anlaß für die publizistische Ouvertüre des neuen Jahrganges mit dem unserer Meinung ansprechenderen Titel. Auch in der Presse wird vieler Jubiläen, Jahreswenden gedacht. Mal des hundertsten Todestages eines Dichters, mal des Jahrestages einer wichtigen Erfindung; von Katastrophen und Kriegen ganz zu schweigen. Natürlich gedenken wir in weitaus größerem Maße der Heldentaten und Errungenschaften der Menschheit. Diese Festtage, die Jubiläen ermöglichen, einen Rückblick auf den zurückgelegten Weg zu werfen und daraus Lehren zu ziehen. Es wird wohl nicht als Unbescheidenheit gedeutet, wenn die Redaktion der Neuen Zeitung in den folgenden 12 Monaten verstärkt auf die verstrichenen 25 Jahre im Leben des Blattes eingeht. Zweieinhalb Jahrzehnte ungarndeutsche Presse sind eine beachtenswerte Leistung und zugleich eine würdige Fortsetzung des deutschsprachigen Zeitungswesens in Ungarn, das auf Jahrhunderte zurückblickt. STATT GEHÖFTEWELT - NEUES WOHNVIERTEL Das erste sog. Pußta-Wohnviertel des Landes wurde vom Landwirtschaftskombinat Bohl/Bóly in Sátorhely für seine Werktätigen errichtet. 40 Familien, die früher in alten Häusern der Gehöftewelt wohnten, sind bereits in ihre neuen Heime eingezogen, acht stellen vor dem Umzug. Derzeitig sind die Fundierungsarbeiten eines weiteren Wohnblockes mit acht 84 Quadratmeter großen Wohnungen im Gange. Verbandsarbeit 1981 im Zeichen der Kontinuität Der Neujahrsbeginn gibt wie üblich Anlaß zur Planung der Aufgaben im neuen Jahr. Sicher sind Sie, liebe Leser, nach der Einschätzung der Ergebnisse 1980 aus der Feder des Generalsekretärs Anton Reger in der letzten Nummer des Vorjahres auch auf die Pläne des interessenvertretenden Organs der Ungarndeutschen neugierig. Beim Durchblättern des vom Landesrat des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen bereits Anfang Dezember gutgeheißenen Arbeitsplanes fallen zwei Aspekte auf. Der Verband will 1981 mehr Aufmerksamkeit als bisher den gesellschaftlich-politischen Aufgaben widmen, weiterhin ist die gesamte geplante Tätigkeit im Jahr 1981 dem Prinzip der kontinuierlichen, konsequenten Fortsetzung des bisher gut Bewährten untergeordnet. Der Schwerpunkt der gesellschaftlichen und politischen Tätigkeit liegt in dem Aufgabenbereich, der aufgrund der nationalitätenpolitischen Feststellungen und Weisungen des 12. Parteitages der US AP bestimmt wurde. „Unsere Partei hält die Durchsetzung der Leninschen Nationalitätenpolitik nach wie vor für eine wichtige Aufgabe. Die Angehörigen der Nationalitäten sind gleichberechtigte Bürger unseres Vaterlandes. Die Nationalitäten verbände erfüllen wichtige politische und kulturelle Aufgaben. Wir sichern jede notwendige Unterstützung, damit die Nationalitäten auch weiterhin aktiv an unserem gesellschaftlichen und politischen Leben teilnehmen, ihre muttersprachliche Kultur bewahren und entwickeln. Die in unserem Vaterland lebenden Nationalitäten und die in den Nachbarländern lebenden Ungarn können einen wesentlichen Beitrag zur Vertiefung der Freundschaft und Zusammenarbeit unserer Völker leisten. Ein wichtiges Element bei der Lösung der Nationalitätenfrage im Sinne des proletarischen Internationalismus ist die freie Entwicklung der zweisprachigen und in zwei Kulturen aufwachsenden Staatsbürger.“ Gleich der erste Satz überzeugt uns, daß es sich bei der Nationalitätenpolitik der USAP nicht um eine taktische, sondern um eine langfristige prinzipielle Frage handelt. Daraus ergibt sich für unseren Verband die Aufgabe, daß man die in der nationalitätenpolitischen Praxis noch auftauchenden Mängel durch enge und konkrete Zusammenarbeit mit den die Prinzipien verwirklichenden Organen beseitigen soll. Dabei denken wir an die Schaffung eines den Anforderungen unserer Zeit besser entsprechenden Schulsystems, an die Sicherung der organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen für die muttersprachliche Kulturarbeit oder an die Verstärkung und Entwicklung der muttersprachlichen Massenkommunikation. Die Feststellung, „die Nationalitätenverbände erfüllen wichtige politische und kulturelle Aufgaben“, lenkt allein schon durch die Reihenfolge der Attribute unsere Aufmerksamkeit darauf, daß wir in der Verbandstätigkeit die politische Arbeit in den Vordergrund stellen müssen. Das heißt, daß wir mehr als bisher gesellschaftlich-politisch aktiv werden müssen, daß die interessenvertretenden V erbandsauf - gaben in Zukunft mehr Gewicht bekommen müssen. Der Verband möchte deshalb sein Vorschlagsund Konsultationsrecht mehr wahrnehmen, die in der nationalitätenpolitischen Praxis noch auftauchenden Mängel, die auch die Stimmung unserer Ungarndeutschen maßgebend beeinflußen können, bloßlegen und beseitigen helfen. In einem Satz heißt es, wir sollen aktive Teilnehmer unserer gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit werden, unsere Meinung, unsere Ansprüche im Interesse der Bewahrung und Entwicklung unserer Muttersprache und Kultur zum Ausdruck bringen. Aus dem Beschluß ergibt sich für den Verband die Aufgabe der weiteren Stärkung der internationalen Zusammenarbeit zur Vertiefung der Völkerfreundschaft. Für uns bedeutet diese Weisung des Parteitagsbeschlusses vor allem die verstärkte Entwicklung der eigenen, muttersprachlichen Kultur, mit dem Ziel der Erreichung einer wahren Zweisprachigkeit. Diese freie Entwicklung fordert jedoch auch von den Ungarndeutschen selbst größere Aktivität bei der Schaffung der dazu nötigen Bedingungen. Der Verband möchte jedoch nicht nur zur Verwirklichung der nationalitätenbezogenen Aufgaben des Parteitagsbeschlusses beitragen, sondern durch verstärkte Mobilisierung der Ungarndeutschen die disziplinierte Durchführung der wirtschaftlichen Pläne des Landes unterstützen. Im Zeichen der verstärkten gesellschaftlich-politischen Verbandstätigkeit stehen auch die Aufgaben zur Unterstützung der Kongresse der Patriotischen Volksfront und des Kommunistischen Jugend Verbandes. Der Verband wird als Mitgliedorganisation der Volksfront an der Vorbereitung des Kongresses auch weiterhin aktiv teilnehmen. Der KJV-Kongreß bietet unserem Verband gute Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit der Jugendorganisation, im Sinne der Beschlüsse der USAP, auf die Nationalitätenjugend und die diesbezüglichen Aufgaben zu lenken. Das zweite Charakteristikum im Arbeitsplan des Verbandes ist die Kontinuität, die Fortsetzung der gut bewährten Formen in der schulischen, kulturellen, journalistischen und literarischen Tätigkeit, im Interesse der Verbesserung der inhaltlichen Arbeit und der qualitativen Entwicklung. Neben den Körperschaftssitzungen, die größtenteils im Zeichen der Halbzeit zwischen zwei Verbandskongressen stehen und die bisherige Verwirklichnung der Beschlüsse unseres 5. Verbandskongresses prüfen, plant jedes Arbeitsgebiet — Unterricht, Kultur, Presse, Literatur, Verlagswesen — interessante inhaltsreiche Tätigkeit. Unter den unterrichtspolitischen Aufgaben ist das wichtigste Ziel des Verbandes im Jahr 1981 die endgültige Klärung der Zahl und Orte zur Einführung des im Beschluß des Politbüros der USAP und des Perspektivplans des Ministeriums für Bildung umrissenen zweisprachigen Unterrichts in Kindergärten und Schulen und darauffolgend das Drängen auf die baldmöglichste Einführung dieses Unterrichtstyps in den festgelegten Orten. Tn der Kulturarbeit kommt es zum Abschluß des 3. „Reicht brüderlich die Hand (“-Wettbewerbes durch zwei Landesentscheide. Für die südlichen Komitate plant der Verband im April in Bonnhard/Bonyhád, für die nördlichen im März in Oroszlány diese Leistungsvergleiche. Im September soll es zum 3. Ungarndeutschen Bläsertreffen in Moor/Mór kommen. Aus der Fülle der geplanten kulturellen Veranstaltungen — Kulturrundreisen, Nationalitätentage und Treffen ungarndeutscher Kulturschaffender — fast in jedem Komitat möchte ich hier nur noch auf das Nationalitätenfestival für Volksmusik des ungarischen Rundfunks im April aufmerksam machen. An diesem Festival werden auch ungarndeutsche Volkskunstgruppen teilnehmen. Natürlich finden der Weiterbildungskurs für Volkstänzer und das ungarndeutsche Volkskundelager auch 1981 Fortsetzung. Ein neues Vorhaben im Bereich Kultur hat der Verband mit der geplanten Gründung einer Sektion für bildende Künste im Interesse der Unterstützung der Tätigkeit der erfreulicherweise zahlenmäßig gestiegenen ungarndeutschen bildenden Künstler. Gut Bewährtes wird auch in der Pressearbeit und der literarischen Tätigkeit fortgesetzt. So kommt es auch 1981 zu weiteren Veröffentlichungen und Werkstattgesprächen ungamdeutscher Schriftsteller und Dichter, diesmal im Zeichen der Einbeziehung junger Talente in das literarische Schaffen. Sicher wird auch das neue Vorhaben des Presseausschusses des Verbandes, des Fünfkirchener Rundfunkstudios und der deutschen Sendung des Fünfkirchener Fernsehstudios, das 1. ungarndeutsche Journalistenlager, an dem vor allem Jugendliche teilnehmen sollen, große Popularität genießen. Ich glaube, allein diese herausgegriffenen Beispiele aus dem Arbeitsplan des Verbandes beweisen, daß wir uns auf gutem Wege zur Verwirklichung der Beschlüsse des 5. Verbandskongresses befinden. Die Verbandsarbeit, die Aufgaben, zu deren Verwirklichung wir nicht nur mit unseren Aktivisten, sondern auch mit jedem zur Mitarbeit bereiten Ungarndeutschen rechnen, muß man aber auch in einen größeren Zusammenhang stellen. Wohl dient unsere Tätigkeit vor allem unserem Ungarndeutschtum, erzielen wir jedoch in der Pflege und Bewahrung unserer Kultur Erfolge, bereichern wir auch die größere sozialistische Gemeinschaft Ungarns, deren Teil auch wir sind. Die große Gemeinschaft ist nämlich nur dann stark, wenn ihre Bestandteile im einzelnen stark, gesund und lebensfähig sind. Im Zeichen dieser Gedanken möchte ich Ihnen die allerbesten Neujahrsgrüße entbieten, Erfolge im persönlichen Leben, Gesundheit und Schaffenskraft wünschen. Claus Klotz