Neue Zeitung, 1981 (25. évfolyam, 1-52. szám)
1981-01-03 / 1. szám
2 NEUE ZEITUNG Landesrat tagte --------------------------------------------------------------------------------------------- V Lehren aus dem Vorjahr für 1981 gezogen Wie in der Weinachtsnummer der NZ angekündigt, kommen wir auf die letzte Sitzung des Landesrates im Vorjahr jetzt ausführlich zurück. Traditionell befaßt sich die Beratung der Vertreter der Ungarndeutschen im Dezember mit dem Jahresbericht über die verangenen zwölf Monate und bespricht und billigt den Programmentwurf für die kommende Periode. Der schriftliche Jahresbericht hob die wichtigsten innenpolitischen Ereignisse — den Parteitag, die Parlaments- und Ratswahlen und die Volkszählung — hervor, und es wurden die gewonnenen Erfahrungen dargelegt. Neben der Organisierung des talentfördernden Wettbewerbes „Reicht brüderlich die Hand!“ schenkte der Verband der Ungarndeutschen dem Begehen seines 25- jährigen Jubiläums und der Veranstaltung des Ödenburger Tanzfestivals im September 1980 eine besondere Aufmerksamkeit. Ausführlich befaßte sich das schriftliche Material mit der Verwirklichung der langfristigen Verbandsaufgaben: so vor allem mit der Unterstützung der tiefgreifenden Reform und Modernisierung des Nationalitäten-Schulwesens, d. h. mit der notwendigen Propagierung des zweisprachigen Unterrichts. Auch die Arbeit der gewählten Körperschaften des ungarndeutschen Verbandes wurde ausgewertet. Der Presse-, der Unterrichtsund der Kulturausschuß trugen in mannigfaltiger Form zur Realisierung der vom Landesrat gesetzten Zielsetzungen bei. In der mündlichen Ergänzung zum Rechenschaftsbericht hob Generalsekretär Anton Reger die Forderung nach qualitativer und inhaltlicher Entwicklung des Sprachunterrichtes hervor. Zu den wichtigsten Aufgaben für die Zukunft gehört der Ausbau von zweisprachigen Schulen. „Wir dürften nicht darauf warten, daß alle objektiven Voraussetzungen geschaffen werden, sondern müssen selbst etwas tun.“ Im Mittelpunkt der kulturellen Arbeit stand heuer der Wettbewerb „Reicht brüderlich die Hand!“, an dem sich ca. 2600 Teilnehmer, davon etwa 1500 Kinder, beteiligten. Gesteigerte Aufmerksamkeit widmete der Verband den Problemen des ungarndeutschen Basismuseums in Totis/Tata sowie den Heimatmuseen, da ihnen bei der Formung des Geschichts- und Nationalitätenbewußtseins eine wichtige Rolle zukommt. Zu den beachtlichen Ergebnissen im Vorjahr gehört die Einführung des Schulfunks im Studio Fünfkirchen sowie die Herausgabe verschiedener Nationalitätenbücher. Diskussionsredner Stefan-F7oc&Vetter aus Frankenstadt/Baja sprach darüber, was Eltern und Großeltern sowie Pädagogen und Volksbildner für die Erhaltung der Muttersprache tun können. Das Wichtigste ist, immer und überall die Muttersprache zu gebrauchen — im Elternhaus, im Kindergarten, in der Grundschule oder auf der Hochschule. Weiterhin sind es die Kulturhäuser, die die Erwachsenen in Klubs und Kulturgruppen zum Gebrauch der Sprache anspornen können und müssen. Als gutbewährte Mittel bezeichnete er die Aufnahme von Kontakten mit Schulen und Kulturgruppen auf deutschem Sprachgebiet sowie den Briefwechsel mit ausländischen Partnern. Josef Lantos aus Fünfkirchen las den Rechenschaftsbericht des Verbandes kritisch und selbstkritisch. Wie er formulierte, suchte er zwischen den Zeilen seine eigene Arbeit. Er registrierte selbstkritisch, daß einige Probleme immer wieder als ungelöst auftauchen. Josef Lantos ist Mitglied des Ausschusses für Muttersprachunterricht und als solches betonte er die fachliche und politische Verantwortung der LRMitglieder: Der zweisprachige Staatsbürger ist für unsere ganze Gesellschaft von großem Wert. Ein jedes LR-Mitglied muß nach Möglichkeit in der Tat im Interesse der Erziehung solcher Menschen dazu beitragen. Dann stellte er die Frage, die er sich oft selbst stellt: Was sind die gerechten Erwartungen einem ungarndeutschen Landesratsmitglied gegenüber ? Nicht nur auf dem Arbeitsplatz seinem Mann stehen, nicht nur mit Vernunft, sondern auch mit Herz und Seele arbeiten, um bessere Ergebnisse zu erreichen. Das Komitat Baranya ist seit Jahren beispielhafter Initiator von Landesveranstaltungen, wo auch in diesem Jahr zwei wichtige Ereignisse organisiert wurden: Die Nationalitätentage für Kindergärten, und in Zusammenarbeit der zukünftigen Kinderngärtnerinnen aus der Janus - Pannonius-Fachmittelschule mit dem berühmten „Bóbita“-Ensemble in Fünfkirchen rief man ein deutschsprachiges Puppenspieltheater ins Leben, das mehrere Kindergärten des Komitates, zum Beispiel in Wieland/Villány oder Surgetin/ Szederkény besuchte. Martin Thomann, Direktor des Kossuth-Gymnasiums Budapest, widmete sich in seinem Diskussionsbeitrag in erster Linie dem Muttersprachunterricht, der seit Jahren im Mittelpunkt steht und nicht die gewünschten Ergebnisse zeitigt. Im Interesse der Erhöhung der Effektivität forderte er deshalb einen Plan, der eindeutig festlegt, wie, wo, mit welchen Methoden und mit welcher Organisation gearbeitet werden soll, da viele Schüler mit Minimalkenntnissen ins Gymnasium kommen. Auf die Arbeit der deutschen Klassenzüge eingehend, informierte er den Landesrat, daß 70 Prozent der Absolventen im September zum Studium an Hochschulen und Universitäten angenommen wurden. Martin Thomann kritisierte das nachteilige Verhältnis der ungarndeutschen Schüler, die im Gegensatz zu den ungarischen in sechs und nicht in fünf Fächern das Abitur ablegen müssen. Die Einführung des Fakultativsystems bietet den Schülern eine breite Palette an Fächern zur Vorbereitung auf das Studium bzw. ermöglicht ihnen das Erlernen eines Berufes. Auf die NZ eingehend, fand er lobende Worte für die Verbesserung der Jugendseite, bemängelte jedoch, daß die 8. Seite noch nicht ihre richtige Form gefunden hat. Johann Mandulás aus Mohatsch/ Mohács beschäftigte sich in seinem Beitrag vor allem mit dem Problem, wie man die Nationalitätenbewohner der Städte zur aktivieren Teilnahme an der kulturellen Arbeit anspornen könnte. Er schlug vor, gut organisierte Deutschklubs und Chöre ins Leben zu rufen, deren Aufgabe die Pflege der Muttersprache ist. Den „Reicht brüderlich die Hand!“ — Wettbewerb wertete er als eine der besten Möglichkeiten der Traditionspflege. Sehr positiv äußerte er sich über die Publikationstätigkeit des Verbandes der Ungarndeutschen, betonte zugleich, daß die Bücher allen Kulturzentren, Kulturhäusern und Deutschklubs zugeschickt werden sollten. Des weiteren schlug Johann Mandulás vor, im Jahre 1981 eine Ausstellung ungarndeutscher bildender Künstler zu organisieren. Er hält auch die Gründung einer Sektion ungarndeutscher bildender Künstler für aktuell. Wünschenswert wäre auch die Publikation musikalischer Werke für Gesang. Er als Chorleiter ist schon seit Jahren bestrebt, Gedichte ungarndeutscher Autoren zu vertonen und für zweistimmigen Gesang zu bearbeiten. Auf die angeschnittenen Probleme in bezug auf den Muttersprachunterricht wies Géza Hambuch jenes Schuldgefühl zurück, daß den Eindruck erweckt, „als wenn es nur unsere Schuld ist, daß wir hier nicht weiterkommen“. Daß eine gewisse Generation die Muttersprache nicht mehr spricht, liegt auch in historischen Ursachen begründet, meinte er. Die Verwirklichung der Einführung zweisprachiger Grundschulen wird — wenn die Voraussetzungen vorhanden sind — eindeutig befürwortet, liegen aber nicht im Wirkungsbereich des Vorstandes. Deshalb forderte er alle Landesratsmitglieder auf, dafür zu propagieren und die zuständigen Stellen auf ihre Aufgaben aufmerksam zu machen. Adam Pappert aus Schaumar/Solymár erstattete dem Landesrat Bericht über die Lage in seinem Bezirk. Der in den drei Gemeinden Schaumar, Weindorf/Pilisborosjenő und Erben/Üröm gewährleistete Muttersprachunterricht erstreckt sich über Kindergarten und Schule und wird von allen genutzt. Männer- und Frauenchor gehören zu den gefragten Ensembles und können oftmals nicht allen Einladungen nachkommen. Die Vertretung der Ungarndeutschen in gesellschaftlichen und staatlichen Organen entspricht der Realität und die Zusammenarbeit ist als gut zu bezeichnen. Deutschlehrer und Dichter Engelbert Rittinger aus Újpetre, Komitat Baranya, sprach sehr kritisch über den Sprachgebrauch der Ungarndeutschen. „Wir dürfen unsere Muttersprache frei benützen — können sie aber nicht“, stellte er fest. Die Ungarndeutschen bedienen sich zu wenig und leider nicht fehlerlos ihrer Muttersprache. Es ist die Aufgabe unser aller, die unzulänglichen Deutschkenntnisse zu vervollkommnen. Im Namen des Landesrates der Patriotischen Volksfront würdigte István Rakovszky die Tätigkeit und den Rechenschaftsbericht des Verbandes der Ungarndeutschen. Die Zusammenarbeit zwischen Patriotischer Volksfront und Verband ist gut, stellte er fest. Diese Zusammenarbeit und die Beschäftigung mit den Nationalitäten ist keine Kampagneaufgabe. Es gibt noch kleinere, zu lösende Probleme wie z. B. die Frage der Zugehörigkeit der Nationalitätenausschüsse der Komitate. Manche betätigen sich nämlich im Rahmen des Rates, andere gehören der Volksfront an: Das sind aber zumeist keine inhaltlichen Probleme. Die Patriotische Volksfront bereitet sich zunächst auf ihren künftigen 7. Kongreß im Februar 1981 vor. Auch die Vorbereitungsarbeiten wie Dorfversammlungen und Wahlen zeugen davon, daß die Zusammenarbeit mit den Nationalitätenverbänden harmonisch ist. Valentin Schaner berichtete über Probleme und Erfolge in seiner engeren Heimat: In Herend läuft seit Jahren der Deutschunterricht in der Grundschule erfolgreich. Die Schülermannschaft befindet sich beim Deutschwettbewerb unter den Landesbesten. (1970 lernten 80, 1980 schon 245 Kinder Deutsch. Dies folgt auch aus der Tatsache, daß inzwischen die Kinder aus den Partnergemeinden Bánd, Markau/Márkó und Hárskút die Kreisgrundschule in Herend besuchen.) Sorgen bereitet es aber, daß im Kindergarten noch nicht mit den deutschsprachigen Beschäftigungen begonnen wurde. Der Redner wies auch auf die Probleme beim Vertrieb und Abonnieren der NZ hin. Dr. Ernő Eperjessy begrüßte im Namen der Nationalitätenabteilung des Ministeriums für Bildungswesen die Beratung des Landesrates. Auch er knüpfte in seinem Diskussionbeitrag an das Thema Muttersprachunterricht an und betonte: Die Erhaltung und Weiterentwicklung der Sprache ist von gesellschaftlichem Interesse. Seit zehn Jahren betätigt sich z. B. der Nationalitätenausschuß des Komitates Vas und seitdem wurden diese Ausschüsse auch in den anderen Komitaten gegründet. Nun möchte man die Verbände und die Leiter der Nationalitätenausschüsse der Komitate zu einem Erfahrungstausch über die bisherige Arbeit und über die Pläne einberufen. Eine andere Landesberatung ist für die auf Nationalitätengebiet wirkenden Volksbildner vorgesehen. Das Ziel ist, methodologische Ratschläge im Interesse der Förderung der weiteren wirksamen Arbeit auf dem Gebiet der Allgemeinbildung geben zu können. Auch das Landesinstitut für Pädagogik wirkt als methodisches Zentrum im Nationalitätenunterricht. Ähnliches möchte man in der Allgemeinbildung erzielen. Dazu bat er um Unterstützung des Verbandes und der LR-Mitglieder. Generalsekretär Anton Reger dankte allen Diskussionsrednern für ihre offenen und kritischen Beiträge und verlangte u. a„ daß der Mangel im Sprachunterricht eine Tatsache ist, der zur Kenntnis genommen werden muß, aber gleichzeitig Grundlage sein soll, von der bei der weiteren Arbeit auszugehen ist. Zum Schluß der Landesratssitzung wurden der Jahresbericht 1980 und der Arbeitsplan für dieses Jahr gebilligt. (Auf den Arbeitsplan für das Jahr 1981 kommt die NZ später zurück.) r r, „AFESZ“ — ein ständiger Abnehmer Seit zwanzig Jahren kennt man Heilkräuter in NadwarjNemesnádudvar nicht nur aus der Apotheke. Sie werden in den Gärten und Hauswirtschaften angebaut und sackweise abgelicfert. Eine große Halle, nebenan ein kleines Büro bilden die Übernahmesteile des Unternehmens „ÁFÉSZ“. Beißender starker Geruch, vieleviele Säcke. Im Vordergrund eine Waage. „Diesmal hat es nicht so gut geklappt“, spricht János Faddi seinen Kunden an, nachdem er mit dem Stecher Proben aus dem Sack geholt hat. „Das Basilienkraut darf kein bißchen braun sein“, erläutert er, „denn dann kann die Pflanze nicht mehr als erstklassig übernommen werden. Vom Trocknen hängt die Qualität ab.“ Tagsüber ist die Aufkaufstelle immer geöffnet, jedoch gibt es auch hier Spitzenzeiten, die immer mit der großen Ernte in der Landwirtschaft zusammenfallen: im Herbst. „Wir brauchen beim Schweineschlachten keinen Majoran in die Wurst, denn wir atmen während der Arbeit genug vom Duft und Staub der Pflanze ein. Man hat den Geschmack stets im Munde“, meint man scherzhat. Eine Hauswirtschaft zu haben und den größten Teil des Ertrages abzuliefern, ist hier üblich. Die vor vier Jahren ins Leben gerufene Fachgruppe für Heilkräuterzucht des ÁFÉSZ unterstützt die Produzenten in jeder Hinsicht. Regelmäßig finden Fachvorträge statt, das Unternehmen stellt auch Maschinen unentgeltlich zur Verfügung, informiert der Vorsitzende Tibor Kovács. Viele Mitglieder der Fachgruppe fertigten sich aber auch selbst welche an. „Heilkraut bringt das Fünffache vom Kukuruz“, sagt Frau Maria Friedrich. „Von den Großeltern erbten wir ein ziemlich großes Grundstück, und da ich auf Mutterschaftsurlaub bin und mein Mann auch mithilft, bebauen wir das Stück mit Basilien- und . Pfefferkraut. Heuer haben wir einen Vertrag für insgesamt 27 Sack abgeschlossen.“ M. L. Gemeinsam lädt die Familie Schauer das Basilienkraut al» Foto : József Walter Bakony-Bosch-Kooperation Der Kooperationsvertrag zwischen den Bakony-Werken in Veszprém und der bundesdeutschen Firma Bosch wurde verlängert. Dem neuen Abkommen zufolge werden die Bakony-Werke nicht nur ihr Produktenangebot, sondern auch die Absatzmärkte erweitern. Dem früheren Vertrag nach konnten die Produkte in den sozialistischen Ländern Europas abgesetzt werden, nun eröffnet sich den Bakony- Werken auch die Exportmöglichkeit nach Algerien, Österreich, Ägypten, in den Irak, den Tran, nach Libyen, in den Libanon, nach Syrien und Tunesien. Die Veszprémer Bakony-Werke produzieren seit 1976 aufgrund der Bosch-Lizenz montagetechnische Geräte. Bis heute werden hier 32 Sortimente hergestellt, unter anderem Zündverteiler und Scheibenwischermotoren für die PKW Polski Fiat und Lada. 1/1981