Neue Zeitung, 1982 (26. évfolyam, 1-52. szám)

1982-01-02 / 1. szám

1/1982 Diskussionen im Landesrat ( Fortsetzung von Seite 1) Gymnasien zu sichern. Sie waren auch der Meinung, daß das gleiche auch für Grundschulen gewährleistet werden sollte. Einen ersten Schritt bei der Verwirklichung des mutter­sprachlichen Milieus bedeutet die für 1984 geplante Einführung des zweisprachigen Unterrichts in den drei Grundschulen: Bohl/Bóly (Ba­ranya), Jink/Gyönk (Tolna) und Tschaisserdet / Császártöltés (Bács - Kiskun). „Pessimismus ist für uns nicht typisch“ Obwohl sich alle Redner sowohl mit Bericht als auch mit Arbeits­plan einverstanden erklärten, traten jedoch bezüglich der Maximalität der gestellten Forderungen einige Zweifel auf. So vermißte Paul Het­linger beispielsweise auch minimale Zielsetzungen, denn seiner Meinung nach sollte überall von der gegebe­nen Realität ausgegangen werden. Nur auf die realen Voraussetzungen auf bauend, können Fortschritte er­zielt werden. Der Muttersprachun­terricht, erklärte er, könne im Ko­mitat Fejér nur dann erweitert werden, wenn mehr Kindergärtne­rinnen und Lehrer als gegenwärtig da wären. Allerdings wurde für das laufende Schuljahr im ganzen Ko­mitat, ging aus der Antwort von Anton Reger hervor, lediglich einer Kraft eine Stelle angeboten. Viel hängt auch davon ab, wie die staatlichen und gesellschaftli­chen Organe die nationalitätenpoli­tischen Beschlüsse verwirklichen, meinte Simon Kishegyi (Nadwar/ Nemesnádudvar). Der Wechsel von verantwortlichen Leitern führt in der Praxis oftmals dazu, daß dieselben die füher erlassenen Beschlüsse nicht gut genug kennen: Beschlüsse tau­gen aber nur soviel, wieviel davon verwirklicht wird. Diesbezüglich können aber haupt­sächlich die Landesratsmitglieder einen wesentlichen Beitrag leisten, indem sie nämlich die anstehenden Probleme überall dort aufwerfen, wo Abhilfe geschaffen werden kann. „Wir dürfen nicht vergessen, daß wir den Auftrag vom Kongreß frei­willig übernommen haben“, argu­mentierte Géza Hambuch und setzte im weiteren auseinander, daß dies keine leichte Arbeit sei, denn sie verlangt viel Geduld, diplomatisches Gefühl und auch Mut. Mut, um ge­gen Unverständnis, falsche Ansicht sowie vor allem gegen Bequemlich­keit auftreten zu können. „Pessi­mismus, Zweifel würden uns nicht weiterhelfen, ganz zu schweigen da­von, daß sie auch nicht charakte­ristisch für uns sind.“ Daß es auch entgegen der Kritik — geringe materielle Unterstützung der Kulturarbeit seitens der staat­lichen Behörden — positive Bei­spiele gibt, legte Frau Elisabeth Glöckner (Maratz/Mórágy) dar. Sie berichtete einerseits erfreut über die Eröffnung des deutschen Hei­matmuseums im Dorf, andererseits über die erfolgreiche mehrjährige Tätigkeit des örtlichen Kulturen­sembles. Dabei hob sie die vorbild­liche allseitige Unterstützung der LPG „Völgység“ hervor, die die alte Mühle als Museum zur Ver­fügung stellte und dem Ensemble jährlich 100 000 Forint gewährt. Noch weniger charakteristisch im Landesmaßstab ist gleichfalls, daß sowohl Rat der Gemeinde als auch Rat des Komitates die Kultur­gruppe regelmäßig finanziell unter­stützen. Die Landesratsmitglieder nahmen nach der Diskussion einstimmig den Bericht über die Tätigkeit des Ver­bandes für das Jahr 1981 sowie den Arbeitsplan für das Jahr 1982 an. Gleichzeitig stimmten sie dem Vor­schlag des Präsidenten Johann Krauth zu, daß in Zukunft der Landesratssitzung eventuell regio­nale Sitzungen vorausgehen. NATIONALITÄTENAUSSCHÜSSE Baranya: „Tag des Nationalitätenbuches“ Im Dezember traten verschiedene Nationalitätenausschüsse, so in den Komitaten Baranya und Veszprém, zu ihren letzten Jahressitzungen zusammen. Auf der Tagesordnung des Ausschusses in der Baranya in Fünfkirchen standen die Lage der Bibliotheken sowie die Versorgung der Nationalitätenbevölkerung mit entsprechenden Büchern in der Mut­tersprache. Es wurde festgestellt, daß im Komitat das Netz der Schul­bibliotheken ausgebaut ist. Gegen­wärtig verfügen zwei Mittelschulen, 50 Grundschulen und ein Kinder­garten über einen Bücherbestand von insgesamt 12 000 Bänden. Die beiden Basisbibliotheken (die putsche in Fünfkirchen, die süd­­rwische in Mohatsch) versorgen t einem Buchbestand von 30 000 änden 100 Gemeinde-, Schul- und lubbibliotheken mit Büchern in er Muttersprache. Eine vor kurzem irchgeführte Ermittlung ergab, vß der Bestand an Nationalitäten- ' sgaben in den Gemeindebiblio­­eken den der ungarischen ent­richt. Sorgen bereiten hingegen j '.e immer noch zu wenigen ständi­­■* sn Leser und die Zahl der ausge­­iehenen Bücher. Die Mehrheit der ueser ist unter 14. Dies — wurde auf der Sitzung festgestellt — ist eine für die Zukunft günstige Ten­denz, die weiter zu entwickeln ist, da sie zur Erziehung zweisprachiger Menschen wesentlich beiträgt. Un­terstützt wird die Lesebewegung auch durch die von den Basisbi­bliotheken veranstalteten Leselager, Leser-Autoren-Treffen sowie von den in Büchereien abgehaltenen Lite­raturstunden. Zur weiteren Verbesserung der Lage drängte der Ausschuß auf die Herausgabe mehrerer Nationalitä­tenausgaben, die vor allem sprach­lich einfach auch den Ansprüchen der Dorfbevölkerung mehr ent­sprechen. An das Bildungsministe­rium wendete sich der Ausschuß mit der Bitte, einen unmittelbaren Austausch von Dokumenten und Büchern der Basisbibliotheken mit den entsprechenden Ländern zu er­möglichen und schlug dem Komi­­tatsrat den Ausbau von Kontakten der Komitatsbibliothek der Baranya mit der Bezirksbibliothek in Schwe­rin (DDR) vor. Außerdem wurde für die Zukunft empfohlen, einen Tag des Nationalitätenbuches, entweder im Rahmen der Woche des Buches oder als selbständiges Ereignis, zu organisieren. beit: Es ging darum, wer in diese Sammeltätigkeit einbezogen werden kann. Vor allem bejahrte Menschen, die ihr Heimatdorf und die schwä­bischen Benennungen sehr gut ken­nen. Wie der Vorsitzende des Ar­beitsausschusses, Anton Reményi, betonte, soll die Arbeit in allen Dörfern einsetzen. Er schlug vor, jeder Sammler soll sich ein ihm entsprechendes Thema wählen. Michael Békefi erklärte sich bei­spielsweise bereit, die Geschichte der Dörfer Bakonyszentkirály und Bakonyoszlop von seiner Kindheit bis in unsere Tage zu bearbeiten. Frau Elisabeth Fenyvesi aus Béb wird die Überlieferungen ihres Hei­matortes sammeln. Frau Eva Kiss aus Deutschhütten/Németbánya wird nicht nur ihre Farbfotos von wertvollen Gegenständen, Bauten, Trachten usw. zur Verfügung stel­len, sondern von alten Leuten Ton­bandaufnahmen machen. Ideen gibt es reichlich, Museum, Volksfront und alle, die es angeht, müssen dabei weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Veszprém: Sammler berieten Nationalitätenarbeitsausschuß des Komitates Veszprém beriet auf sei­ner letzten Jahressitzung über die ersten Erfahrungen der großange­legten ethnographischen Sammelar­beit. An der Sitzung nahm auch Museologin Frau Emőke Lackovics- Sonnevend, Mitarbeiterin des Bako­­nyer Museums, teil, die selbst seit Jahren in den Dörfern am nörd­lichen Ufer des Balatons forscht und sammelt. Sie koordiniert die Arbeit der freiwilligen Forscher und sie stellt die Fragebögen zusammen. Nachdem die ersten zwölf Frage­bögen vervielfacht und den Samm­lern zugeschickt worden waren, be­richteten diese nun über ihre Ar­ HINTERGRUND Zwei Generationen hatten sich an jenem Nachmittag im Saal der LPG in Baj (Komitat Komárom) ver­sammelt: die Jüngsten unter 14 und die Ältesten über 60, zwei Generationen, die ansonsten nicht zu den typischen Gästen dieser Um­gebung gehören. Gefeiert werden sollten die Alten, so wie es der Tradition dieser Gemeinde und noch vieler anderer entspricht. Alles lief seinen gewohnten Gang: Die Be­grüßung durch den Vorsitzenden des Rates, kleine Aufmerksamkeiten für die je drei ältesten Männer und Frauen, das einstudierte Programm der Kindergarten- und Schulkinder, der überaus herzliche Beifall, das hervorragend mundende Abendes­sen, das muntere Ducheinander der Gespräche an den Tischen. Dann erschien die „Musik“, der eine oder andere wagte ein Tänzchen, dabei an „bessere Zeiten“ denkend. Und doch gab es etwas, das bei diesem Anlaß mehr im Hintergrund stand, mich aber nachdenklich stimmte. Die Darbietungen der Kinder­gartenkinder waren halb deutsch, halb ungarisch. Besonders dankbar aufgenommen wurden die deutsch vorgetragenen Liedchen und Spiele und natürlich die in der Mundart. Die Schulkinder sangen und rezitier­ten ausschließlich deutsch. (Gab es hin und wieder mal einen kleinen Ausrutscher, wer konnte es wohl bei der Aufregung nicht verstehen?) Die Absicht lag auf der Hand: Man wollte das bieten, was am meisten gefiel, etwas in der Muttersprache. Und man wollte auch zeigen, daß man in der Schule, im Kindergarten etwas gelernt hatte. Wie faßten dies nun die Omas und Opas auf? Außer allgemeinen Äußerungen „wie schön“, „wie geschickt“ usw. —wird Josef Nikits konkreter, berührt den Kern oder sagen wir den Hinter­grund: „Ja, wissen Sie, mit der Frau sprechen wir zu Hause deutsch. Die Kinder können unsere Mutter­sprache nicht mehr — leider. Aber Sie wissen ja, wie die Zeiten waren. Doch heute lernen unsere Enkel schon wieder im Kindergarten und in der Schule Deutsch. Sie können zwar noch nicht so viel, aber es wurde höchste Zeit.“ Ja, die Zeiten haben sich geän­dert, und zwar im doppelten Sinne. Heute kann keine Rede mehr davon sein, daß der Gebrauch der deut­schen Muttersprache eventuell nicht mehr erwünscht ist. Ganz im Gegen­teil. Und die Anstrengungen der letzten Jahrzehnte auf diesem Ge­biet stecken nicht mehr ganz in den Kinderschuhen, sondern haben schon verschiedene Ergebnisse ge­zeitigt. Doch gleichzeitig stellt die Assimilation, der überwiegende Ge­brauch des Ungarischen im alltäg­lichen Leben, eine ernsthafte Gefahr dar. „Es wurde höchste Zeit“, meinte Josef Nikits. Und die sich dahinter verbergende Bedeutung ist entschieden mehr als die bloße Freude der eben und am richtigen Platz verklungenen Lieder, Spiele und Gedichte. Für die Erkenntnis, das von den Ahnen hinterlassene Erbe zu erhalten, gibt es auch in Baj lobenswerte Beispiele, denn man sammelt seit geraumer Zeit nicht nur alte Gegenstände, sondern be­müht sich auch, geistiges Erbe zu­sammenzutragen und zu verarbei­ten. - bd - Modernste Mühle des Landes In Mohatsch/Mohács wurde zum 37. Jahrestag der Befreiung der Stadt die modernste Mühle Ungarns übergeben. Ab Januar werden — wenn das Dreischicht-System an­läuft — täglich 72 Tonnen Weizen gemahlen. Seit der Befreiung wurde im Ko­mitat Baranya jetzt zum ersten Mal eine Mühle gebaut. Die Wahl fiel deshalb auf Mohatsch, weil diese Gegend zu den reichsten Weizen­gebieten des Landes gehört. Die Mühle steht am Donauufer und hat einen eigenen Hafen, somit ist auch der billige Transport in die Hauptstadt auf dem Wasserweg gesichert. NEUE ZEITUNG 3 Inhalt der Arbeit erstrangig „Mit der Einberufung dieser Lan­dessitzung ging ein langjähriger Wunsch unserer Ausschußmitglie­der in Erfüllung“, sagte István Madió auf der zweitägigen Landes­beratung der Komitats-Nationali­­tätenausschüsse, die vom Landesrat der Patriotischen Volksfront, dem Institut der Räte des Ministerrates und dem Bildungsministerium im Dezember abgehalten wurde. István Madió, Vorsitzender des Nationali­tätenausschusses im Komitat Vas, unterstrich im Namen seiner Kol­legen die Notwendigkeit und Be­deutung dieser Beratung für die weitere Arbeit. Die Beratung zielte auf einen Erfahrungsaustausch betreffs Ar­beitsmethoden bei der Verwirk­lichung der nationalitätenpolitischen Beschlüsse der USAP in den Komi­taten, Städten und Dörfern ab, um die Tätigkeit der Ausschüsse in Zukunft noch wirksamer und er­folgreicher zu gestalten. Frau Zsuzsa Szentistványi, Sekretär des Landes­rates der Patriotischen Volksfront, stellte einleitend fest, daß seit dem vom Politbüro 1978 erlassenen Be­schluß nunmehr in 17 Komitaten solche Ausschüsse arbeiten. Da ein Teil der Nationalitätenausschüsse neben dem Volksfrontkomitee, der andere wiederum als Unter- bzw. Arbeitsausschuß des Komitatsrates tätig ist, wurde die Frage aufge­worfen, wo die Tätigkeit effektiver sein könne. Frau Szentistványi un­terbreitete die diesbezügliche Stel­lungnahme des Landesrates der Volksfront, laut der Inhalt der Ar­beit und nicht Organisationsform erstrangig sei. Die Ausschüsse sollen ihre Arbeit dort entfalten, wo die notwendigen Bedingungen besser gewährleistet sind. Vertreter fast aller 17 Komitate meldeten sich zu Wort, schilderten ihre Arbeitsmethoden, Aufgaben, Probleme und Ergebnisse. Es wurde unter anderem auch auf die Wich­tigkeit der guten Zusammenarbeit mit der Komitatspresse und dem Rundfunk hingewiesen, die durch regelmäßige Publikation von Berich­ten über die Nationalitäten wesent­lich zur Aufklärungsarbeit beitragen können. Als besonders gut gewertet wurde auch die Arbeitsmethode vie­ler Ausschüsse, ihre Sitzungen stets in einem anderen Ort abzuhalten und sich somit persönlich über die praktische Durchführung der natio­nalitätenpolitischen Beschlüsse zu informieren. Dabei berichten Rats­­vorsitzende, Schuldirektoren, Bi­bliothekare und Volksbildner der betreffenden Orte über die geleistete Arbeit, über Ergebnisse wie Pro­bleme und Sorgen. Zahlreiche Vorschläge zur Ver­besserung der Arbeit wurden in den zwei Tagen unterbreitet. So hielten die Anwesenden eine regelmäßige zentrale Einschätzung über die Ar­beit der Ausschüsse für unerläßlich, um sich ein Bild darüber machen zu können, wo noch Fehler bzw. Män­gel vorhanden sind, ob sie sich auf dem richtigen Wege befinden usw. Auch verlangten sie eine zusammen­fassende Publikation über die Bera­tung, die den Ausschüssen, Räten, Volksfrontkomitees usw. sozusagen als weiterer Wegweiser dienen könn­te. Man schlug vor, ähnliche Bera­tungen in regelmäßigen Abständen zu veranstalten. Die Teilnehmer begrüßten den Vorschlag von Gene­ralsekretär Anton Reger, auch im Landesrat der Patriotischen Volks­front ein Nationalitätenkomitee als Koordinationsorgan ins Leben zu rufen.

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