Neue Zeitung, 1990 (34. évfolyam, 1-52. szám)
1990-01-06 / 1. szám
2 Neue Zeitung Wochenblatt des Verbandes der Ungarndeutschen Chefredakteur: Peter Leipold Redakteur dieser Nummer: Johann Schuth Redaktion: 1065 — Budapest VI. Nagymező utca 49II. em. Telefon: 326-334, 317-245 Postanschrift der Redaktion: Budapest, Postfach 224 H-1391 Verlag: Pallas Lap- és Könyvkiadó Vállalat 1073 Budapest VII., Lenin krt. 9—11 Verantwortlich für die Herausgabe: Generaldirektor Jenő Németh Satz und Druck: Druckerei Révai Verantwortlicher Leiter: Horváth Józsefné Dr. Index: 25/646.89/2846. Druckerei Révai HU ISSN 0415-3049 Anzeigenannahme direkt in der Redaktion. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden weder aufbewahrt noch zurückgeschickt. 1326-334, 1317-245 Vertrieb unserer Zeitung Vertrieb: Ungarische Post. 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Saarbach GmbH Froschausgasse 7 D—5 Köln Österreich: Globus, Vertrieb ausländischer Zeitschriften Höchstädtplatz 3 A—1206 Wien Libro-Disco Ungarische Bücher und Schallplatten aus Wien Domgasse 8 A—1011 Wien Vor einem schicksalsentscheidenden Jahr? (Fortsetzung von S. 1) Ende des Sommers waren bereits Anzeichen von grundlegenden Veränderungen im Unterrichtswesen zu spüren. Die Konzeption des Bildungsministers hinsichtlich des Sprachunterrichts bzw. dessen erste diesbezügliche Maßnahmen machten sich auch im deutschen Sprachunterricht bemerkbar. Das Land Baden-Württemberg delegierte 21 und Österreich 16 deutsche Gastlehrer, und auch andere Bundesländer bekunden diesbezügliche Bereitschaft. Ziel kann und muß aber letztendlich doch sein, nach 40—50 Jahren wieder im Lande Deutschlehrer in genügender Zahl auszubilden. Außer den Stipendien und der Tätigkeit der Kulturzentren sind aber auch Studentenaustausch, Erfahrungsaustausch, Wirtschafts- und Fremdenverkehrskooperationen und gemeinsame Stiftungen eine riesige Hilfe für uns. Als humanstes Unterfangen des deutschen Verbandes seit seinem Bestehen ist zweifelsohne zu bezeichnen, daß er sich in das Rehabilitationsverfahren einschaltete, was ein sehr großes Echo auslöste. Die Registrierung von Tausenden Einzeltragödien bedeutet ja an sich schon eine Art moralischer Rehabilitierung, die offiziell auf der Oktobersitzung des Parlaments auch vom Staatssekretär im Justizministerium, Gyula Borics, vorgenommen wurde. Bedauerlicherweise sehen die bisherigen Regierungsbeschlüsse nur eine minimale Wiedergutmachung vor. Der deutsche Verband jedoch wird weitere Schritte im Interesse einer völligen moralischen und finanziellen Rehabilitierung unternehmen. Die Leistungsfähigkeit des unabhängigen Verbandsapparats hat die oberste Grenze erreicht. Trotz vier neuer Planstellen bedeutet in erster Linie der angestiegene Gästestrom aus dem Ausland eine überdurchschnittliche Belastung für die Mitarbeiter des Verbandes. Die Belebung der politischen Szenerie im Jahre 1989 hatte natürlich auch Auswirkungen auf die deutsche Nationalität. Offenheit, Pluralismus, Rehabilitation, das Entstehen zahlreicher Organisationen und Parteien und deren Programme stießen im Kreise der Ungarndeutschen auf lebhaftes Interesse. Doch leider ohne uns arbeiteten diese Parteien und Organisationen bei Rundtischgesprächen ihre nationalitätenpolitischen Vorstellungen aus. So ist also kein Wunder, daß im vom Parlament geschaffenen neuen Wahlrechtsgesetz kein Wort darüber zu finden ist, wie wir Ungarndeutschen Abgeordnete in die Nationalversammlung stellen können. Auch das Minderheitengesetz gehört zu den Aufgaben im neuen Jahr. Das Kollegium der nationalen (kein Nationalitäten-!) und ethnischen Minderheiten beim Ministerrat behandelt allem Anschein nach die Belange der ungarländischen Nationalitäten und die der Auslandsungarn mit unterschiedlicher Betonung. Konsultiert wurden wir auch nicht diesbezüglich, wie und mit welchen Fragen bei der Volkszählung geklärt werden kann und muß, daß es in diesem Land Deutsche gibt. Ergebnislos waren auch unsere Anstrengungen zur Erhöhung der deutschsprachigen Sendezeit bei Rundfunk und Fernsehen. Genug Aufgaben also im neuen Jahr! 1990 kann auch für uns schicksalsentscheidend sein. Dr. Anton Zorn Vizevorsitzender des Verbandes der Ungamdeutschen Ein Dorf erwacht Ein 600-Seelen-Dorf im Komitat Nógrád beschloß die Loslösung von der Zentralgemeinde. Berkine/Berkenye ist seit einiger Zeit auf dem Weg, seine Geschicke selber in die Hand zu nehmen. Beim „Erwachen“ spielte sicher der Ungarndeutsche Chor eine wichtige Rolle, der im Dezember sein fünfjähriges Bestehen feierte, und der zu Weihnachten das erste Mal auch bei der Mitternachtsmesse deutsche Lieder sang. Für die Grundschule konnte eine Deutschlehrerin gewonnen werden und schon trugen die Kinder deutsche Spiele auf der Bühne vor. Zur Zeit ist nur die Unterstufe im Dorf, aber auch die Oberstufe soll nun zurück. Im Kindergarten sucht man schon lange Zeit eine Deutschkindergärtnerin — bisher vergebens. Vorsichtige sehen freilich Gefahren in der Selbständigkeit, vor allem die Finanzen und die Verwaltung bereiten einigen Sorgen. Berkine könnte vielleicht Beispiel zeigen, wie sich Kleindörfer (viele Ungamdeutsche leben ja bekanntlich in solchen) auf den Weg der Selbständigkeit begeben können. NZ 1/90