Neue Zeitung, 1991 (35. évfolyam, 1-52. szám)

1991-01-05 / 1. szám

UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 35. Jahrgang, Nr. 1 Preis: 1,80 Ft Budapest, 5. Januar 1991 SONDERKONGRESS DES VERBANDES DER UNGARNDEUTSCHEN Punkte und Kontrapunkte in der Diskussion Wie immer in den vergangenen Jahren, stand im Mittelpunkt der Diskussionsbeiträge — aus Zeit­mangel kamen diesmal „nur“ 25 Redner zu Wort — die miserable La­ge des Muttersprachunterrichtes. Nicht alle haben jedoch nur Kritik ausgeübt, Mängel aufgezählt, die wir schon gut kennen, manche hatten auch konkrete Änderungsvorschlä­ge, — Vorstellungen. Unsere Zu­sammenstellung der wichtigsten diesbezüglichen Diskussionsbeiträ­ge finden Sie auf Seite (2—3!) Im Gegensatz dazu schien die De­legierten und gewesenen Landes­ratsmitglieder die Umgestaltung des Verbandes bzw. Organisationsfra­gen der Ungamdeutschen wenig zu interessieren. Als einziger arbeitete der Budapester Kulturverein seine Vorstellungen sowie einen Sat­zungsentwurf aus, die Vizevorsit­zender Georg Krix vorlas. Er sprach sich im übrigen für Ortsgemein­schaften mit Mitgliedschaft aus. Jo­sef Oszwald — dagegen meinte im Namen der Wesprimer Delegierten: „Wir, alle Ungamdeutschen sind der Verband. Wir wollen nicht Mit­glieder sein, die darüber einen Aus­weis haben.“ Auch die eigene Ver­antwortung in der Vergangenheit kam kaum ins Gespräch, Wendelin Hambuch aus Budapest meinte nur: „Während wir auf die Versäumnisse des deutschen Verbandes, auf das Versagen in den eigenen Reihen ünweisen, wollen wir auch die gro­ßen Leistungen vieler Ungamdeut­­scher mit Nachdruck hervorheben, ohne deren selbstlose Arbeit wir heute von Null beginnen müßten.“ Viele setzten große Hoffnungen — begründet oder unbegründet — in las Nationalitätengesetz, das vom ungarischen Parlament allerdings erst in der zweiten Hälfte des kom­menden Jahres verabschiedet wird und nur den gesetzlichen Rahmen der Minderheitenrechte festhalten wird. Selbstverständlich wurde auch der Regierungsentwurf angespro­chen, der vorsieht, nur jene ehemali­gen Grund- und Bodenbesitzer — teilweise — zu entschädigen, die nach Juni 1948 enteignet wurden. Die Enttäuschung der Ungarndeut­schen darüber brachten u.a. Frau Agathe Hárs aus dem Komitat Ko­­morn und Franz Sziebert aus Ket­­schinge/Görcsönydoboka zum Ausdruck. Anton Reger dagegen vertrat die Ansicht, daß die Ungarn­deutschen nicht unter den ersten nach Entschädigung Schlange ste­hen sollten. Jenő Gerbovits, Mini­ster ohne Geschäftsbereich, meinte zu diesem Thema, daß in der Dekla­ration des Bauernbundes, die am 30. April 1989 formuliert wurde, auch die Rehabilitation der Ungamdeut­schen erwähnt wird, der diesbezügli­che Abschnitt wurde jedoch später von der Kleinlandwirtepartei nicht mehr übernommen. Auch über Rehabilitierung und Entschädigung der Ungarndeut­schen, allerdings derjenigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit ver­schleppt wurden, sprach Georg Zielbauer aus Steinamanger/Szom­­bathely. Er berichtete über die Schritte, die in diesem Zusammen­hang bisher vom deutschen Verband bzw. der staatlichen Seite unternom­men wurden. Diesbezüglich wies Frau Magdalena Birk aus Rätka darauf hin, daß jene Witwen, deren Gatten zwar aus der Sowjetunion zurückkehrten, dann jedoch noch vor dem Erreichen des Rentenalters verschieden sind, von der Entschä­digung ausgeschlossen seien. Mehrere beanstandeten auch bei diesem Kongreß, daß die ungam­deutschen Medien ihrer Meinung nach nicht über alle wichtigen Ereig­nisse im Lande berichten würden. Peter Leipold, Chefredakteur der NZ, verwies auf die unzureichenden Arbeitsbedingungen des Wochen­blattes. Er äußerte den Standpunkt, daß die ungamdeutschen Medien unabhängig sein müßten, wobei sie sowohl der Dachorganisation als auch den Vereinen jederzeit zur Verfügung stehen müßten. Josef Oszwald dagegen meinte, daß die Ungarndeutschen eine eigene Ver­bandszeitung haben wollen. Im Laufe der Diskussionsbeiträge wurden noch zahlreiche andere Themen angesprochen, wie Wich­tigkeit der Stärkung des Identitäts­bewußtseins, Rolle des Glaubens, der Partnerschaften, überhaupt der Unterstützung des Mutterlandes und der anderen deutschsprachigen Länder. Christian Sieger, Vor­standsvorsitzender des Kurato­riums, sprach über die Unterstüt­zung, die die Donauschwäbische Kulturstiftung in den letzten zwei Jahren den Ungamdeutschen reich­te. Auch das Schicksal des Ungarn­deutschen Basismuseums in Totis/ Tata kam zur Sprache. Trotz der Vielfalt der Themen waren auf dem Kongreß auch Stim­men zu hören, daß man an den ei­gentlichen Problemen vorbeirennen würde. Deshalb, und weil die bishe­rige Verbandsführung keine Re­chenschaft ablegte, war Delegierter Robert Stein aus Maiesch/Majos nicht bereit, an der Arbeit des Kon­gresses teilzunehmen. Niveaupreis an Franz Kerner Der heurige Ungamdeutsche Ni­veaupreis wurde auf dem Sonder­kongreß verliehen, und zwar an den langjährigen Hauptmitarbei­ter des Verbandes der Ungarn­deutschen, Franz Kerner. Auch wir gratulieren sehr herzlich. Minderheiten auf der Pentagonale-Konferenz Wie die Minderheiten in eigenen Medien, in Presse, Funk und Fernse­hen zur Sprache kommen können, darüber berieten Delegationen der Pentagonale-Länder bei einer zweitä­gigen Konferenz in Budapest. Journa­listen, Politiker aus Ungarn, Öster­reich, der CSFR, Jugoslawien und Ita­lien informierten einander über die Lage der Minderheiten in den einzel­nen Ländern, über die Situation ihrer Medien. Der Schlüssel zur Lösüng der Pro­bleme der Minderheiten in unserem Raum liegt in der Beseitigung des Na­tionalismus — betonte Tamás Katona, politischer Staatssekretär im Außen­ministerium in einem Vortrag. Über die Lage der Minderheiten in Ungarn hielt Johann Wolfart, Vorsitzender des Amtes für Enthnische und Natio­nale Minderheiten, eine Konsultation. Gefragt wurde nach dem Stand des ungarischen Minderheitengesetzes, nach der parlamentarischen Vertre­tung der Minderheiten. r \ Aus dem Inhalt Siebenbürgen — Königboden Seite 5 Aus dem Notizbuch eines Germanisten Seite 6 Deutsch soll Spaß machen Seite 7 Ein Künstler am Werk Seite 7 Ein Hilfsmittel für die Forschung Seite 8 Applaus für die Dichter Seite 9 1 J

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