Neue Zeitung, 1999 (43. évfolyam, 1-53. szám)
1999-01-02 / 1. szám
2 Neue Zeitung Ungarndeutsches Wochenblatt Chefredakteur: Johann Schuth Redaktion: Budapest VI., Nagymező utca 49. II. St. Telefon/Fax: 332 63 34, 302 77 18 Mobilfunk: 30/956 02 77 E-Mail: neueztg@mail.elender.hu Postanschrift der Redaktion: Budapest, Postfach 224 H-1391 Verlag: Magyar Hivatalos Közlönykiadó Kft. 1085 Budapest Vili., Somogyi Béla u. 6. Verantwortlich für die Herausgabe: Generaldirektor József Nyéki Druckvorlage: Comp-Press GmbH Druck: Magyar Hivatalos Közlönykiadó Lajosmizsei Nyomdája Verantwortlicher Leiter: Norbert Burján Index: 25/646.92/0233 HU ISSN 0415-3049 Anzeigenannahme direkt in der Redaktion. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden weder aufbewahrt noch zurückgeschickt. Gedruckt mit Unterstützung der Stiftung für die Nationalen und Ethnischen Minderheiten Ungarns unó der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg. Faxnummer 332 63 34, 302 77 18 Nach Büroschluß: 332 63 34 Vertrieb unserer Zeitung Zu bestellen nur bei: Magyar Hivatalos Közlönykiadó Kft. Budapest, Somogyi Béla u. 6. 1394 Bp. 62. Pf. 357 Telefon: 317 99 99, Fax: 318 66 68 Vertrieb der Abonnements: Fáma Rt. 1085 Budapest, Somogyi Béla u. 6. Telefon: 318 85 57 Jahresabo: 1848 Ft Einzelpreis: 44 Ft Direktbestellungen im Ausland: über die Neue-Zeitung-Stiftung Budapest Pf. 224 H-1391 E-Mail: neueztg@mail.elender.hu Konto: OTP Bank Budapest, Andrássy út 23., 1061 Kontonummer: B 98 838 Jahresabonnement: 98 DM. DEUTSCHLAND: KUBON UND SAGNER ABT. ZEITSCHRIFTENIMPORT D-80328 München GEBRÜDER PETERMANN Kurfürstenstr. 111 D-10787 Berlin PRESSE-VERTRIEBSGESELLSCHAFT M.B.H. Börsenstr. 13-15 D-60313 Frankfurt (Fortsetzung von Seite 1) Wie soll unser Verhältnis zu anderen Minderheiten sein? Das Grundprinzip sollte Solidarität heißen. Die eigenen Interessen dürfen aber nicht auf diesem Altar geopfert werden. Wir müssen unserem gesellschaftlichen Gewicht entsprechend präsent sein - und das heißt, eine bestimmende Rolle spielen. Es darf nicht Vorkommen, daß andere für uns sprechen oder uns vertreten wollen. Wenn es nötig ist - und das ist häufig der Fall müssen wir mit den anderen Minderheiten gemeinsam auftreten, aber stets unsere eigenen Interessen vor Augen haltend. Die Zusammenarbeit muß - sowohl auf Landes- als auch auf Regional- und Kommunalebene - gestärkt werden, in erster Linie mit jenen Volksgruppen, mit denen wir in unseren Gemeinden, in den einzelnen Regionen Zusammenleben, und die auch ähnliche Sorgen wie wir haben. Die neue Landesselbstverwaltung wird sich auch mit der Frage der Zusammenarbeit mit unserem Mutterland Deutschland auseinandersetzen müssen. Die moralische Unterstützung stärkt unsere Indentität, unser Gefühl, auch zur deutschen Sprach- und Kultumation zu gehören. Die „beispielhafte Förderung” - wie sie LdU-Vörsitzender Lorenz Kerner in seinem Artikel zum Jahreswechsel mit Recht nannte - hilft uns, all dies auch zu bewahren. Wenn man sich über die Förderung Gedanken macht, sollte es in erster Linie nicht um das Wieviel, sondern um das Was, Wie und Weshalb gehen. Nach den Wahlen muß ein Expertenteam eingesetzt werden, das sich dieser Fragen annimmt. Für uns ist die Modifizierung des Minderheitengesetzes von elementarstem Interesse. Weil wir die Kraft und die Fähigkeit haben, seine Paragraphen mit Inhalt zu füllen. Es liegt in unserem Interesse, und gewissermaßen hängt auch unsere Also ran! Zukunft davon ab, die Arbeit der uns dienenden Bildungs- und Kulturinstitutionen effektiver und kompetenter als bisher beeinflussen und fördern zu können. Es liegt in unserer Mentalität und ist Teil unserer Wertordnung, daß wir geregelte Verhältnisse mögen. Es ist nicht gut, wenn die Zusammenarbeit nur vom guten Willen der Partner abhängt.-Es steht in unserem Interesse, daß wir mit unseren Partnern eine korrekte Zusammenarbeit ausbauen, es steht aber genauso in unserem Interesse, daß Meinungsverschiedenheiten nach für alle gültigen Spielregeln geklärt werden können. Es steht in unserem Interesse, daß bei den nächsten Minderheiten-Selbstverwaltungswahlen wirklich nur diejenigen ein Mandat erhalten, die wir kennen, die zu uns gehören und/oder ihre Verbundenheit mit uns unter Beweis gestellt haben. Und wir dürfen unser verfassungsmäßiges Recht nicht aufgeben, mit eigenem Recht auch an der Arbeit des Parlaments teilnehmen zu können. Aber wir müssen es uns hundertmal überlegen, ob wir uns noch einmal zu einem politischen Abenteuer zwingen lassen, wie im Frühjahr 1998. 0,13 Prozent dürfen wir uns nicht noch einmal leisten. Weil man uns dann auch so behandeln wird. Wie soll es mit uns, wie soll es mit dem Ungamdeutschtum weitergehen? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir erst einmal wissen, wo und wie wir stehen. Denn wir wissen es nur teilweise. Wir wissen, wo wir Selbstverwaltungen, Vereine, Kulturgruppen haben und was sie machen. Wir wissen, an welchen Schulen Deutsch als Minderheitensprache unterrichtet wird und vieles andere mehr. Doch eine komplette Bestandsaufnahme ist dringend notwendig. Dazu gehört eine korrekt durchgeführte, gut und auch von uns mit-vorbereitete Volkszählung genauso wie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit unserem Sprachzustand, unserer Identität, der Situation in unseren Schulen usw. Erst wenn wir wissen, wie es um uns bestellt ist, können wir längerfristig und strategisch arbeiten. Wir haben gute Fachleute, herausragende Wissenschaftler, auf die sich die LdU bei dieser Bestandsaufnahme und ihrer strategischen Arbeit stützen kann. Wenn mit diesen Menschen ein wissenschaftlicher Beirat aufgestellt werden kann - und warum sollte es nicht gelingen wird uns das sehr viel helfen können. Unsere Zukunft ist mit unserer sprachlichen Identität auf das engste verbunden. Deshalb muß für die neue LdU die Förderung des Spracherhalts das allerwichtigste Ziel sein. Sie wird sich dafür politisch einsetzen müssen, aber sie muß den Schulen auch fachliche Hilfe anbieten können. Dazu sollte die Erstellung von Rahmenlehrplänen genauso gehören wie die Revision der Lehrbücher oder Fortbildungsprogramme für die Pädagogen. Es muß darauf hingearbeitet werden, daß unsere Kinder Deutsch als Kommunikationssprache - und zwar eine dem Ungarischen möglichst gleichrangige Verkehrssprache - beherrschen. Als Muttersprache also. Das schulden wir nicht nur unseren Vorfahren. Es ist nicht nur eine Identitätsfrage. Im zusammenwachsenden Europa werden sich unsere Kinder nur behaupten können, wenn sie mehrsprachig sind. Und wir sind die einzige Minderheit in Ungarn, die den Heimvorteil hat, eine europäische Kommunikationssprache als Muttersprache zu haben. „Kleinere Volksgruppen stehen heute vor der Entscheidung, ob sie sich selbst musealisieren oder den gewandelten sozio-ökonomis.chen und sozio-kulturellen Verhältnissen offensiv begegnen sollen”, schreibt Dietmar Larcher in einer Studie über Probleme und Chancen kleiner Volksgruppen in Zeiten der Globalisierung. „Die neuen Arbeitstugenden und die neuen kulturellen Selbstverständlichkeiten heißen Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz. Nur wer imstande ist, sich erfolgreich in mehrsprachigen Kontexten zu bewegen, nur wer fähig ist, neben den Wahrnehmungs-, Denk-, Kommunikationsund Handlungsmustem der eigenen Kultur auch jene von anderen Kulturen zumindest ansatzweise zu verstehen, nur wer bereit ist, sich auf das babylonische Abenteuer der Sprach- und Kulturverwirrung einzulassen, kann im postmodemen Babylon mitwirken und mitgestalten.” Also ran! Nutzen wir unseren Heimvorteil! Otto Heinek Ritterorden Béla III. Im Sommer gründeten 14 Lokalpatrioten in Smhlweißenburg den Zivilverein Ritterorden Béla III., nachdem bekanntgeworden war, daß in den Plänen zur Errichtung eines Nationalen Gedenkortes an der Stelle der einstigen königlichen Basilika, der am 20. August im Jahre 2000 eingeweiht werden soll, die Anlegung einer Grabstelle von Béla III. und Gemahlin nicht vorgesehen ist. Die sterblichen Überreste des einstigen Herrschers und seiner Gemahlin Anna ruhen, nachdem die Königsgräber vor anderthalb Jahrhunderten im Ruinengarten der einstigen Krönungsstadt gefunden worden waren, entgegen dem letzten Willen des Königs im Nordschiff der Matthiaskirche in der Ofner Festung. Könne denn dieser Gedenkort ein authentischer Wallfartsort der Nation sein, wenn, wie Ritterorden-Meister László Töpler ausführte, dem letzten Willen des Herrschers nicht Genüge geleistet werde? Deshalb ist es Anliegen des Ritterordens, die sterblichen Überreste des Königspaares hierher überführen zu lassen und ihm ein würdiges Grabmal zu setzen. Um die Finanzmittel dafür zu beschaffen, sollen ähnlich wie den Plintenburger Palastspielen jährlich die Stuhlweißenburger Königstage veranstaltet werden. NZ 1/99