Neue Zeitung, 2005 (49. évfolyam, 1-52. szám)
2005-01-07 / 1. szám
Neue Zeitung UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 49. Jahrgang, Nr. 1 Preis: 85 Ft Budapest, 7. Jänner 2005 Jahrestage Otto Heinek, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungamdeutschen Wir begehen in diesen Tagen und Wochen zwei Jubiläen. Das eine erinnert uns an den Beginn der schrecklichsten Jahre unserer Geschichte als deutsche Volksgruppe in Ungarn: Vor 60 Jahren begann die Verschleppung von mehreren zehntausend Männern und Frauen in die sowjetischen Arbeitslager. Nur weil sie Deutsche waren, mußten sie, ihre Familien, ihre Eltern und Kinder zurücklassend, in Viehwaggons zusammengepfercht, die lange Fahrt in das Ungewisse antreten. Viele von ihnen haben die Heimat nie wieder gesehen. In tiefer Ehrfurcht verbeugen wir uns - mit den Worten Valeria Kochs - vor den Opfern und „gedenken des Schicksals von Vätern und Söhnen, von mißbrauchten Kindern, die wir damals waren“. Es hat damals nicht viele gegeben, die daran geglaubt haben, daß im 21. Jahrhundert noch Deutsche in Ungarn leben werden. Doch nach durch Verschleppung, Vertreibung, Entrechtung und Einschüchterung geprägten Jahren haben wir unser Haupt wieder erhoben. Das zweite Jubiläum hängt mit den neuen Möglichkeiten nach der politischen Wende zusammen: Vor einem Jahrzehnt haben sich die im Dezember 1994 das erste Mal gewählten Minderheitenselbstverwaltungen konstituiert. Viele von uns werden sich noch an das Bangen damals erinnern: Werden sich die Ungamdeutschen überhaupt trauen, zu kandidieren und zu wählen? Das Ergebnis hat - nun bereits in der dritten Wahlperiode — die Kleinmütigen und Skeptiker überzeugen können und berechtigt uns alle, von den Entscheidungsträgem endlich die Schaffung von stabilen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen unserer Kulturautonomie einzufordem. Und es berechtigt uns auch, entschieden zu verlangen, daß in Zukunft wir und nur wir bestimmen sollen, wer uns am besten vertreten kann. Liebe ungarndeutsche Landsleute! Wir lassen ein bewegtes Jahr hinter uns, dessen wichtigstes Ereignis Ungarns Beitritt zur Europäischen Union gewesen ist. „Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Angehörigen von Minderheiten“ - so steht es in der Europäischen Verfassung, deren Text vor wenigen Wochen auch vom ungarischen Parlament angenommen wurde. Wir werden in Zukunft viel zu tun haben, damit dieser schöne Text mit Inhalt gefüllt wird. Ich wünsche Ihnen, Euch viel Kraft und Kreativität dazu! Ein gutes, erfolgreiches neues Jahr! „Verzeihen ja, vergessen nie44 Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Verschleppung der Ungarndeutschen Dem 60. Jahrestag der Verschleppung der Ungarndeutschen wurde in Fünfkirchen am zweiten Weihnachtsfeiertag gedacht. Das Programm begann mit der Gedenkfeier vor der ehemaligen Lakics-Kaserne, wo Kränze niedergelegt wurden. Es folgten ein Konzert und eine Messe in der Innenstädtischen Pfarrkirche. Die Veranstaltung wurde im Festsaal des Komitatstages der Branau beendet. Trotz regnerischem Wetter mit kaltem Wind waren ziemlich viele Leute zur ehemaligen bröckelnden Lakics-Kaserne gekommen. Alte Menschen mit müden Gesichtem, die still der ungarischen und der ungamdeutschen Hymne lauschten. Sowohl Dr. Ibolya Dávid, Vizepräsidentin des Parlaments, als auch Dr. László Körinek, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland und Zoltán Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Branauer Deutschen Selbstverwaltungen, sprachen an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag über die Grausamkeit der Geschehnisse vor 60 Jahren und wie wichtig es noch immer ist, dieses Trauma innerlich aufzuarbeiten. Ibolya Dávid munterte die Überlebenden auf, über die Ereignisse zu sprechen. Dies betonte sie auch gegenüber der Neuen Zeitung: „Die Menschen, die durch die tiefste Hölle gegangen sind, müssen mehr darüber reden. Sie haben noch heute eine so große Angst wegen der schrecklichen Lage damals, daß sie (Fortsetzung auf Seite 3) Parlamentsvizepräsidentin Ibolya Dávid munterte die Überlebenden auf, über die Ereignisse zu sprechen Aus dem Inhalt Mit der Beilage Ungamdeutsche Christliche Nachrichten und der Beilage für Pädagogen Busch-Trommel Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Aus Anlaß des fünften Jahrestages der Einigung über die Finanzierung der Leistungen für ehemalige Zwangsarbeiter am 17. Dezember 1999 hat die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ eine Zwischenbilanz über den Stand der Auszahlungen an die Opfer von NS-Zwangsarbeit und anderem NS-Unrecht vorgelegt. Seite 2 Altofner Krumpiemkönig Jedes Jahr am zweiten Weihnachtsfeiertag veranstaltet die Deutsche Selbstverwaltung von Altofen (HL Budapester Bezirk) zusammen mit dem Braunhaxler- Verein den „Ofner Krumpiemkiritog“. Seite 3 Ludwig Fischer Preisgegeben Seite 4-5 Landeskunde einmal anders Das Werk von Annamária Zelényi hat ein immergrünes Thema: die Landeskunde der deutschsprachigen Länder. Das Handbuch wurde vom Nationalen Lehrbuchverlag herausgegeben und als Ergänzungsmaterial im Unterricht für Studenten und Schüler und für Interessenten konzipiert, die ihre Kenntnisse über die deutschsprachigen Länder vertiefen möchten. Seite 6 GJU-Jahr 2004 in Bildern Seite 13 Jährlich 12 Roman Herzog- Forschungsstipendien für Nachwuchswissenschaftler aus Mittel- und Südosteuropa Seite 16