Neue Zeitung, 2015 (59. évfolyam, 1-52. szám)

2015-01-02 / 1. szám

2 GEMEINSCHAFTEN DER U N G A R N D E U T S C H E N NZ 1/2015 Die Rahmensumme für die Austra­gung muttersprachlicher Kinder- und Jugendlager der 13 ungarländischen Nationalitäten wird in diesem Jahr von 40 Millionen Forint auf 100 Millio­nen erhöht. Die Landesselbstverwal­tungen und deren Institutionen bekom­men für ihre Betriebskosten um 666 Millionen Forint mehr zugesprochen, für die Programme und sonstige Auf­gaben der örtlichen Nationalitäten­selbstverwaltungen wird um 25 Pro­zent mehr Geld zur Verfügung stehen. Das Haushaltsgesetz für das Jahr 2015 bestimmt auch, dass die von den Nationalitäten getragenen Institutio­nen zu ihren Investitionen, Sanie­rungsarbeiten - falls sie diese durch EU-geförderte Projekte verwirklichen — für den Eigenanteil aus einem zen­tralen Fonds von 441,2 Millionen Forint finanzielle Unterstützung erhal­ten können. „Ich freue mich, dass wir in Bezug auf die Unterstützung der Nationalitätenselbstverwaltungen einen bedeutenden Durchbruch erreichen konnten, weil diese seit 2007 nicht erhöht wurde, wobei die Aufgaben und rechtlichen Pflichten permanent mehr geworden sind. Besonders wichtig ist, dass die bis­her unheimlich knappe Rahmen­summe, aus der Kinder- und Jugend­lager organisiert werden können, wesentlich erhöht wird. Wir arbeiten nämlich für sie, für die Kinder und Jugendlichen, wir müssen ihnen sol­che Möglichkeiten und Programme anbieten, die ihnen bei der Erfah­rung und Stärkung ihrer Identität helfen“, bewertete der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen den Parlaments­beschluss. Heinek betonte, dass es eine überaus intensive, praktisch tägliche Abstimmung zwischen der Landesselbstverwaltung und dem Sprecher der Ungarndeutschen gegeben hat. „Ich bedanke mich auch auf diesem Wege bei Emme­rich Ritter für seine unglaublich zähe Arbeit, die letztendlich ihr Ziel erreicht hat“, fügte der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung hinzu. „Die parlamentarische Präsenz der Nationalitäten, die Institution der Sprecher und des aus den Sprechern bestehenden Ausschusses sind jetzt neu. Es war uns klar: wenn wir jetzt keine Besserung bewirken können, wird es nie dazu kommen!“ So fasste der Sprecher der Ungarndeutschen die Vorbereitungsphase des Haus­haltsgesetzes für das nächste Jahr zusammen. Emmerich Ritter weiter: „Wir haben nicht darauf gewartet, dass wir die Gesetzesvorlage erhal­ten! Wir haben in Abstimmung mit den Landesselbstverwaltungen unse­re mit Fakten und Daten belegten Vorschläge und Ansprüche den Frak­tionen und Ministerien rechtzeitig unterbreitet. Diese nahmen unsere gründlich vorbereiteten Vorschläge an, deshalb wurde er auch vom Par­lament einstimmig unterstützt. Es ist gar nicht so lange her, da hat wohl noch keiner - mich inbegriffen - daran geglaubt, dass wir durch die Präsenz der Nationalitäten im Parla­ment innerhalb von einem knappen halben Jahr solch ein gutes Ergebnis erreichen werden. Dieser Mehrbetrag von zwei Milliarden gehört nun uns, und wir werden darauf auch in Zukunft bestehen!“ Dies ist ein handfestes Ergebnis der halbjährigen Tätigkeit der Sprecher der Nationalitäten. Nicht minder wert ist jedoch auch die Tatsache, dass die Sprecher bereits mehrere Stunden lang - länger als in den vergangenen 25 Jahren insgesamt - über die Lage der in Ungarn lebenden Nationalitäten im Parlament gesprochen haben. Diese Informierungstätigkeit sei sehr wich­tig, da die Politiker in diesem Bereich äußerst uninformiert seien. Eine Priorität der Arbeit der Spre­cher im nächsten Jahr sei — so der Vor­schlag von Emmerich Ritter —, dass man erreichen müsse, dass alle Geset­zesvorschläge, die auch die Nationa­litäten betreffen, auch mit den Lan­desselbstverwaltungen der Nationa­litäten durchdiskutiert werden, bevor sie vor die Gesetzgebung kommen. Man werde initiieren, dass das Parla­ment in Zukunft keine Vorlagen behandelt, die mit den Nationalitäten nicht abgestimmt worden sind. „Es war uns klar: wenn wir jetzt keine Besserung bewirken können, wird es nie dazu kommen!“ Die Nationalitäten Ungarns erhalten um zwei Milliarden Forint mehr Unter­stützung aus dem Staatshaushalt Insgesamt erhalten die 13 Nationalitäten beinahe 6 Milliarden Forint aus dem zentralen Staatshaushalt. Das Parlament stimmte am 15. Dezember über das Haushaltsgesetz 2015 ab, welches zum ersten Mal auch der Nationalitätenausschuss des Parlaments begutachtet hat. Das aus den Sprechern der 13 Nationalitäten bestehende Gre­mium legte noch im Oktober einen Modifizierungsantrag vor, wel­cher vor allem zwei Bereiche regeln wollte: einerseits stagnierte die Unterstützung der Nationalitäten aus dem zentralen Budget bereits seit etwa einem Jahrzehnt; andererseits wurde initiiert, dass die von den Nationalitätenselbstverwaltungen getragenen Institutionen die Summe, die sie im Falle einer Investition oder Sanierung als Eigen­anteil finanzieren müssen, vom zentralen Budget erhalten können. Empfang beim Staatspräsidenten und Verleihung des Nationalitä­tenpreises des Ministerpräsidenten (Fortsetzung von Seite 1) „Für die Stärkung der Identität der Ungamdeutschen und für die objekti­ve historische Erschließung des mul­tiethnischen Zusammenlebens“ wurde der Nationalitätenpreis Prof. Dr. Ger­hard-Dieter Seewann zugesprochen. Der namhafte Historiker aus Bay­ern, Gerhard Sewann, trat viele Jahr­zehnte lang der Geschichtsschreibung des kommunistischen Regimes entge­gen, seine Tätigkeit blieb auch nach der Wende richtungsweisend. Durch seine Veröffentlichungen und seine Tätigkeit am Stiftungslehrstuhl für deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa (Universität Fünfkirchen, Institut für Geschichts­wissenschaft) hat er zur objektiven historischen Erschließung des Zusammenlebens der Nationalitäten in Ungarn beigetragen und hat dadurch die Identität der ungamdeut­schen Gemeinschaft gestärkt. Ab den ausgehenden siebziger Jahren entfal­tete sich sein wissenschaftliches Werk, das heute auf eine Zeit von 30 Jahren zurückblicken kann. In seinen Schrif­ten und Vorträgen hat er wichtige Fra­gen der Geschichte der Ungamdeut­schen aufgegriffen und die Geschichtswissenschaft mit neuen Gedanken bereichert. Im Jahr 2012 erschienen der erste und der zweite Band seiner Monografie „Geschichte der Deutschen in Ungarn“, die die Geschichte des Deutschtums in Ungarn von den Anfängen bis 2006 verfolgt. Die ungarische Auflage des Werkes erscheint in diesen Tagen. Prof. Seewann ist Mitglied des Doktorrates an der Universität Fünf­kirchen und an der Andrássy Gyula Deutschsprachigen Universität Buda­pest. Das Institut für Minderheiten­forschung an der Ungarischen Aka­demie der Wissenschaften berief ihn in seinen wissenschaftlichen Rat. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse multiplizierte er in breiten Kreisen, teils innerhalb des universitären Betriebs in Deutschland und Ungarn, teils durch Veranstaltungen und Vor­träge unter Einbeziehung der Organi­sationen der Ungarndeutschen, wodurch auch die Ungamdeutschen die schicksalhaften Wendepunkte ihrer eigenen Geschichte besser kennen ler­nen konnten. Seine Tätigkeit in der Wissenschaft, im Unterrichtsbetrieb oder auch im öffentlichen Leben hat in hohem Maße dazu beigetragen, dass die Ungarndeutschen in ihrer eigenen Geschichte zunehmend Zukunftspers­pektiven erkannt und dadurch ihre Gruppenidentität gestärkt haben. Auf­grund seiner Verdienste verlieh der Ministerpräsident von Ungarn an Professor Dr. Gerhard Seewann in sei­nem 70. Lebensjahr den Preis für die Nationalitä­ten in Ungarn. „Für die Pflege und Erhaltung der Traditio­nen und der Kultur der deutschen Nationalitä­tengemeinschaft“ erhielt Agnes Huszti-Nagy den Nationalitätenpreis. Sie ist seit 2006 Mit­glied der Deutschen Nationalitätenselbstver­waltung in Saiten/Zajta (Komitat Saboltsch-Sathmar-Berg), seit Oktober 2010 steht sie dem Gre-mium vor. ln der Gemeinde werden die schwäbischen Sitten und Bräuche durch die grenzüberschreitenden Beziehungen zu anderen schwäbi­schen Gemeinden (wie Erdeed, Sath­­mar, Schöntal usw.) und durch gemeinsame Veranstaltungen am Leben erhalten. Sie leitet in Saiten eine deutsche Tanzgruppe, einen Chor, eine Kindergruppe und eine Theater­gruppe. Sie ist aktives Mitglied der Deutschen Selbstverwaltung des Komitates. Im Dorf selbst organisiert sie zahlreiche Kulturveranstaltungen und beteiligt sich aktiv am Kulturle­ben der Gemeinde und ihrer Umge­bung. Deshalb konnte Frau Huszti- Nagy guten Herzens für die höchste staatliche Auszeichnung der Nationa­litäten nominiert werden. Den musikalischen Höhepunkt im kulturellen Rahmenprogramm lieferte die Heimattöne- Kapelle aus Schemling Foto: Bajtai László Preisträgerin Ágnes Huszti-Nagy

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