Neue Zeitung, 2017 (61. évfolyam, 1-52. szám)

2017-01-06 / 1. szám

Neue Zeitung, Nr. 1/2017, Seite 3 Gemeinschaften der Ungarndeutschen Identität erleben und weitergeben Im Gespräch mit Schauspielerin Szandra Holczinger Szandra Holczinger (Foto) wurde 1990 in Pápa geboren und stammt aus Sitsch/Bakonyszücs. Sie ist in der Mundart aufgewachsen und war Schülerin des László-Lovassy-Gymnasiums Wesprim. Von 2010 - 2013 besuchte sie die Schauspielschule Gór-Nagy Mária und absolvierte auch an der Apor-Vilmos-Hochschule in Waitzen das Fach deutsche Nationalitätenkinder­gartenpädagogin. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über ihr Heimatdorf Sitsch, auch um die Traditionen und Bräuche ihrer unmittelbaren Heimat zu dokumen­tieren. Zur Zeit ist die bekennende Ungarndeutsche BA-Studentin an der Loränd-Eötvös-Universität in Budapest und studiert Deutsch als Nationalitäten­fach, zugleich ist sie Mitglied des Attila- József-Theaters in Budapest und des Veres 1 Theaters in Veresegyháza. Über ihre Laufbahn und Herzensangelegenheiten - die Beschäftigung mit der deutschen Sprache, mit Kindern und der Schauspielkunst -sprach NZ mit ihr. Liebe Frau Holczinger, als Diplom­thema haben Sie Ihr Heimatdorf ge­wählt. Welches Verhältnis haben Sie zu Sitsch? Sitsch ist mein Heimatort, ich bin da aufgewachsen. Meine Vorfahren sind alle in Sitsch geboren. Ich habe ein ganz enges Verhältnis zu diesem Dorf, weil ich meine Kindheit dort verbracht habe, meine Oma und meine Eltern le­ben auch heute dort. Als ich weiterge­­lemt habe, habe ich das Gymnasium in Wesprim besucht und wohnte in ei­nem Schülerwohnheim. Zu der Zeit konnte ich nicht mehr so oft nach Sitsch heimfahren. Die Kultur, die Sprache, das Zuhause bedeuten mir Sitsch. Welche Erinnerungen haben Sie an das Lovassy-Gymnasium? Am Lovassy-Gymnasium habe ich den Deutschen Nationalitätenklassen­zug besucht. Ich war Mitglied im Schulchor und im Deutschen Natio­nalitätenchor. Wir waren ganz oft in Deutschland und traten dort auf. Ich hatte tolle Lehrerinnen, einige auch aus Deutschland, somit konnte ich meine Sprachkenntnisse leicht erwei­tern. Ganz viele Freunde habe ich bis heute, die ich am Gymnasium kennen gelernt habe. Wie kam es dazu, dass Sie den Schau­spielerberuf gewählt haben? Ich wollte Sportlerin werden, aber ich habe eine Verletzung abgekriegt während eines Wettbewerbs, und so war ich auf der Suche nach einem anderen Hobby. Musik war immer dabei, mit sieben Jahren habe ich schon die Musikschule besucht, da habe ich Klavierspielen ge­lernt. Später in der Musikschule in We­sprim kam der Gesang hinzu. Daneben waren meine Lieblingsfächer Deutsch und Heimatkunde. Die deutsche Sprache war mir immer sehr wichtig, aber ich mochte auch sehr das Fach ungarische Literatur. Am Gymnasium sollte es am Holocaust-Erinnerungstag eine Auffüh­rung geben, unsere Literaturlehrerin hatte vor, das Leben von Anna Frank auf die Bühne zu bringen. Sie bat mich, die Hauptrolle zu übernehmen. Mit der Aufführung hatten wir Erfolg und meine Lehrerinnen haben mich ermuntert, mich in Richtung Schauspielkunst zu orientieren. So habe ich am Theaterstudio Mária Gór-Nagy die Aufnahmeprüfung gemacht und bestanden. (Fortsetzung auf Seite 4) Columbos Hund Peter Falks geniale Rolle des Inspek­tors Columbo gehört mit Recht zu den Kultkrimiserien. Die Ehefrau von Co­lumbo erschien nie, seinen Hund konnte man jedoch in einigen Episoden sehen. Letztens erwischte ich eine Folge, in der besagter Hund mitwirkte. In der Rolle erklärt Columbo einem weiteren Protagonisten, dass er keine Zeit hätte, da er seinem Hund verspro­chen habe, ihn in den Park zu führen. Dieser Gag funktioniert in der Rea­lität auch: wenn man mit einem Hund zusammenlebt, entstehen natürlicher­weise Gewissensbisse, wenn man für ihn wenig Zeit hat. Dann gibt man diese Versprechen ab, und der Hund freut sich, wenn Herrchen oder Frau­chen mit ihm endlich in dem besagten Park landet. Eigenartig ist das Zeitgefühl, denn man kann dem Hund schlecht erklären, dass man in zwei Stunden zurück ist, und er warten soll. Gewisse Rituale und ein regelmäßiger Zeitplan mit fes­ten Punkten und Ereignissen sind un­erlässlich, um einen geregelten Tages­rhythmus zu gewährleisten. Gesagt werden muss auch, dass un­sere vierbeinigen Freunde auch Neu­gierde neuen Sachen, Orten, Zeitver­treibmöglichkeiten gegenüber aufwei­sen. Sie freuen sich regelrecht, bislang unbekannte Gefilde zu betreten. Auf jeden Fall ist es wichtig, das Verspre­chen dem Hund gegenüber einzuhalten, denn trotz der eisigen Kälte draußen ist die Bewegung ungemein wichtig. Am besagten Abend, als ich die Co­­lumbo-Folge mit dem Hund geguckt habe, kam es vor, dass meiner durch die Geräusche des Fernsehens ermutigt zu bellen anfing. Ich meine als Antwort auf das Bellen von Columbos Hund. Bislang waren nur die Komissar-Rex- Folgen nach 20.00 Uhr tabu, nun sind es auch die Columbo-Folgen mit Hund. Dafür versprach ich ihm, am Großen Ring bei der Statue mit Peter Falk und seinem Hund vorbeizugehen. Gespannt bin ich nun auf seine Reaktion. Aber erst muss ich noch mein Vesprechen einlösen. Aus Vorsicht habe ich auch eine Zeitangabe gemacht: da kommt er ganz bestimmt vorerst durcheinander. ng Ihre Bemerkungen zu unseren Themen erwarten wir an neuezeitung@ t-onl ine .hu

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