Neue Zeitung, 2018 (62. évfolyam, 1-52. szám)

2018-01-05 / 1. szám

Neue Zeitung, Nr. 1/2018, Seite 3 Gemeinschaften der Ungarndeutschen Ich wünsch euch ein glückselig’s neues Jahr! Nach den zauberhaften Weihnachtstagen konnten die Kinder Schlitten fahren, kugelige Schneebälle werfen und dicke Schneemänner bauen. Es gab nämlich fast immer harten Schnee: Sanktiwan und das Ofner Bergland waren schön be­schneit. Die Schüler mussten nicht in die Schule gehen, es waren Winterferien. Sie konnten länger schlafen und den ganzen Tag mit den Freunden spielen, plaudern oder ein gutes Buch lesen. In diesen Tagen waren die Eltern zu Hause und machten einen verdienten Urlaub. Sie beschäftigten sich mehr mit ihren Kindern. Die Mütter erzählten schöne Mär­chen, sie sangen mit ihnen fröhliche Winterlieder und spielten mit ihnen zusammen interessante Gesellschaftsspiele. Diese Tage waren einfach wie im Paradies, ruhig und liebevoll. Meine Mutti erzählte, dass früher am 31. Dezember ein Ball im Dorf war. Auf der Straße spielte Blasmusik. Die jun­gen Leute gingen hin und erwarteten dort das neue Jahr. Die Alteren blieben zu Hause und verbrachten in geselliger Runde die Nacht. Am Abend gingen sie in die Kirche, wo eine Jah­­resend-Danksagungsmesse zelebriert wurde. Der Pfarrer er­zählte, wer im Dorf geboren wurde und gestorben war, wie viele Paare geheiratet hatten. In meiner Kindheit war alles genauso. Silvester durften wir länger aufbleiben, später, als wir schon Fernsehen hatten, sahen wir uns das Programm, das einzige, das es gab, an. Am ersten Januartag wünschten zuerst die Männer - mein Vater und mein Bruder - ein glück­liches neues Jahr, denn sie brachten Glück ins Haus. Dann durften auch die Frauen und die Kinder - meine Mutti und ich - ihren Neujahrsspruch aufsagen. Ich lernte den Neu­jahrsgruß von meiner Mutter, er lautete so: „Ich wünsch euch ein glückselig’s neues Jahr; Christkind 7 mit gekrausten Haaren, langes Leben, gesundes Leben, Friede und Einigkeit, im neu geborenen Jesulein, das wünsch ich euch ins Herz hinein, das soll euer neues Jahr sein. “ Ich sagte dieses „Anwünschen“ und ich bekam immer etwas Geld dafür, worauf ich mich sehr freute. Danach ging ich zu meinen Großeltern, zu meinen Nachbarn und Ver­wandten. Es war für mich ein großes Erlebnis, ich war sehr froh dabei. Meine Kinder gehen heute noch anwünschen. Es ist so ein lieber Brauch, den wir noch halten. Ein kleiner Neujahrsgruß macht uns glücklich. Das neue Jahr beginnt mit Freude. Meine Mutti kochte an diesem Tag kein Hühnerfleisch, denn - wie sie sagte - die Hühner „kratzen das Glück zurück“. Sie kochte Linsensuppe, weil sie Fruchtbarkeit, Wohlstand und Glück bringt, oder Suppe aus Schweinefleisch. Zum zweiten Gang aßen wir gefülltes Sauerkraut. Manchmal gab es auch Ferkelbraten mit Sauerkraut. Dazu gab es zum Mit­tagessen als Gebäck Horthy-lepény und Madártej. Jetzt zum Jahreswechsel 2018 begrüßten wir einander auch mit diesem Verslein. Eine schöne Tradition, nicht wahr? Maria Klotz Sanktiwan/Pilisszentiván „Keiner von uns lebt nämlich für sich selbst und keiner stirbt für sich selbst. “ (Paulus an die Römer 14:7) In memóriám Ibolya Waffenschmidt 1951 -2017 Am 14. Dezember 2017 ist Ibolya Waf­fenschmidt von den Familienangehöri­gen, Verwandten, Freunden und zahl­reichen Trauergästen auf dem Friedhof in Sarasch/Szárazd auf ihrem letzten Weg begleitet worden. Mit Ibolya Waf­fenschmidt, die nach einer schweren, mit Würde getragenen Krankheit am 02. Dezember verstorben ist, verliert das Tolnauer Ungamdeutschtum eine her­vorragende Repräsentantin. Ibolya Waffenschmidt stammte aus einer ungamdeutschen Familie in Sa­­rasch, wo sie im Jahre 1951 das Licht der Welt erblickte. Sie maturierte 1965 am Gymnasium „Lajos Tolnai“ in Jink und begann im Altenpflegeheim zu ar­beiten. Sie bildete sich immer fort und wurde 1971 Pflegekraft für Sozialein­richtungen, 1983 bekam sie ihr Diplom als Organisator für Sozialwesen. An der „Peter Pázmány“ Katholischen Univer­sität in Steinamanger erhielt sie 2004 ihr Diplom als Manager des Sozialwe­sens. Sie leitete von 1989 bis 2011 (bis zur Pesionierung) das Altenpflegeheim in Jink. Hier sind sehr viele ältere Men­schen aus der ungamdeutschen Umge­bung untergebracht. Frau Waffen­schmidt leitete das Institut mit großem Engagement und sorgte dafür, dass die alten Menschen - von denen ja viele nur in Mundart reden können - sich in dieser Einrichtung wirklich zu Hause fühlten. Sie unterrichtete an der früheren Seksarder „Gyula Illyés“-Hochschule Studenten das Fach Sozialarbeit. Sie war 14 Jahre lang Mitglied im Sozial­ausschuss der Landesselbstverwaltung der Ungamdeutschen. In dieser Rolle hat sie öfters - mit Hilfe von deutschen und ungarischen Sozialfachkräften - Weiterbildungen und Seminare für un­gamdeutsche Sozialarbeiter/innen orga­nisiert. Sie setzte sich in der Umgebung für ein komplexes Hausnotrufsystem ein. Es ist - mit Hilfe des deutschen BMI - gelungen, ein solches System zu etablieren. Sie war Mitglied des Regio­nalen Sozialpolitischen Komitees in Südtransdanubien und des Stadtrates Jink. Frau Waffenschmidts Lebensziel war: sorgen für unsere älteren Mitmenschen. Dieses Lebensziel hat sie beispielhaft umgesetzt, womit sie auch für andere Sozialarbeiter/innen ein Vorbild wurde. Ihre Arbeit wurde mit Auszeichnungen anerkannt: 2000: Ausgezeichnete Beamte des Ko­­mitates Tolnau 2003: Silbernes Verdienstkreuz der Re­publik Ungarn 2011: Für das Ungamdeutschtum in der Tolnau Wir behalten Ibolya Waffenschmidt mit Ehre in unserer Erinnerung und in unserem Herzen. Gott gebe ihr die ewige Ruhe! Ruhe sanft!

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