Neues Pester Journal, Juni 1877 (Jahrgang 6, nr. 150-179)

1877-06-01 / nr. 150

"Re«t"ce«-8·Pe«sievJvurual.- SSE ANNE TÖTT Die von der Pforte gethanen Schritte, um unter den hamedanischen Unterthanen Rußlands eine Insurrestion uzetteln, haben unter den Ruffen mehr Alarm erzeugt, sie einzugestehen Willens sind. CS ist jet länger als abr her, daß sich die wilde Bevölkerung des Kaufasus inem Zustande geheimer Insurrestion befindet, und es Hart, daß die Landung von Truppen und Waffen an­chiedenen Theilen der Hüfte leicht einen Aufstand zur­ben dürfte, welcher der in Streinaffen operirenden höchst gefährlich werden könnte. Die rufsische tie ihnt­ießt ihr Aeußerstes, um die Gefahr abs den, indem sie Persien zur Intervention anregt. Kan, der persische Gesandte in Konstantinopel, hat die von der türkischen Negierung im Kaukasus ges ‚Schritte protestirt, und zwar aus dem Grunde, da Entzündung des religiösen Fanatismus fer ner ein Bürgerkrieg in Berfien zwischen­ den al­en mohamedanischen Sekten — den Schiiten - Sunniten — hervorgerufen werden dürfte." Aus Rustidut vom 26. Mai liegen folgende Hängen vor: Die Rumänen oder Ruffen bemerkten das gepand­ürfifche Thurmschiff, welches fest vorgestern: hier Dieses Schiff gehört ursprünglich der G Seeflotte bin hohe Tafferstand­ der Donau bietet ihm jedochs­ten hinreiche Leichtigkeit jeden Versuch einer Mederbrüdung der at zu vereiteln im Stande wäre, wenn er mit voller pffraft fahrend die Vontons in den Grund horfte,­­ begannen die auf der Äußersten Westfolge der Lande­sgalage fachlich gegen Ruftichus und Turtufai vor. * Die Affaire bei Suhum-saleh. Ein Spezialkorrespondent des „Daily Telegraph", der die für Die Türken so erfolgreiche Expedition wach­ten mit der Landung bi Sudhum=Kaleh von dem 9. Mai folgenden detaillrten Bericht, welcher, er drei Wochen unterwegs war, fant ift­­e Abtheilung doch heute noch Die zur Expedition an die Zaufafische Küste der türkischen Flotte im­­­­chwarzen bestand aus vier Panzerschiffen, welche 150 Tiere und eine Heine Zahl anderer streitbarer Männer fülhrten, und die Geschwader steuerte vorwärts in dem unwohlbefannten Hafen von Suhum-Raleh. Der triebene Plab ist durch eine starre russische Festung gefebüßt und die Einfahrt in den Hafen wurde angeblich durch Torpedo’3 vertheidigt. AS man in der Nähe des Hafens ankam, wur­­den die Tscherkeffen gelandet ; sie waren als russische Offi­­ziere verkleidet. Bei der Annäherung des türkischen Ges­­chwaders eröffneten die Hafenbatterien ein Scharfes Feuer auf die Schiffe, welche daselbe erwiderten. Mit dem ein­­brechenden Abende stellten beide Theile das Feuer­ ein. Unterdessen waren die Tscherfelsen im Namen des Forts in die Stadt gedrungen und konnten ohne Schwierigkeit 3000 ihrer Landsleute sammeln und mit den von den Schiffen mitgebrachten Waffen versehen ; obgleich dieselben nicht für Aie Hinreichten, stürzten sich die waceren Leute doch auf die Hauptsächlich aus Kosaken bestehende Garni­son, vertrieben Dieselbe aus ihren Kasernen, vernagelten die Kanonen, säuberten die Stadt von Feinde und hikten am Morgen das vorher mit dem Geschwader verabredete Signal auf. Daraufhin landete der Admiral und nahm von dem Plage, mit dem er zugleich den Schlüssel Ch­­­iasjiens gewann, förmlich Befich. Wie es Scheint, hatten Die am vorhergehenden Abende von den Schiffen in die Stadt geschleuderten Granaten einen Theil derselben in Brand gefebt , und da sich Niemand bemühte, den Flammen Ein­halt zu thun, ging ein großer Theil des Ortes durch das Feuer zu Grunde. Während d­ieser Zeit flüchteten die M­uffen und die Foratischen Kolonisten des Bezirkes gegen Ungarn und wurden bis dahin verfolgt. Wie man mir mittheilt, mordeten sie unterwegs Alles, was ihnen in die Hände fiel; doc Hatten sie dafür theuer zu zahlen, denn ihre Verfolger ließen die Wenigsten von ihnen ents­chjcjen. Der Pla, nach­dem die Nufsen flohen, wurde eingeäschert, und noch zwei oder drei andere Städte. Die Insurrestion gewann unterdessen an Ausdehnung und überall wurden die Türfen mit Freuden empfangen. Die Leute erklärten, sie wären willkommene Befreier von der grausamen russischen Unterdrückung; man hätte nur auf den Donner der türkischen Kanonen gewartet, um sich zu erheben und für die eigene Freiheit zu kämpfen. So viele Waffen an Bord der Expeditionsschiffe waren, wurden vertheilt, und im Medrigen neue Waffensendungen den Auf­­ständischen binnen wenig Tagen in Aussicht gestellt. Die Rufen, melde besorgten , ihre Grausamkeiten gegen die Tib­erteffen möchten eines Tages einen Aufstand herauf­ beschwören, hatten dieselben immer ohne Waffen, die ges­­ährlicher wären, als Dolchmesser oder alte Steinflinten, gehalten. Bei dem Gefechte aber, welches in und um Sus­humzfaleh sich entspann, lernten die Rufen, daß auch solche veraltete Waffen in den Händen unterdrücter und vergewaltigter Männer furchtbar seien , denn was von den Mossowitern nicht floh, wurde bis auf den legten Mann niedergemacht. Die Türken sind nun besorgt, so viel Waf­­fen wie möglich herbeizuschaffen, denn es ist gewiß, daß die Russen fürchterliche, barbarische Nahe zu nehmen ver­­suchen werden. a­­ Die letzte Monitor-Explosion­. Der türkische Monitor,der in die Luftflottll der größte der türkischen Flotte geliefetr sein und war demnach wahrscheinlich der»Diss­e Bachmann«,das Schwesterschiss des bei Bisajla explodirten,,Lutfissel«i»l«.Die Torpedo’s, die den­r,,Hilse,1tachman 11'«soverhangnißvoll geworden sind,waren erst in der Nacht widergelegt worden­.Die Versenkung—schreibt ein Korrespondent—geschieht m­it Hilfe jener kleinem zerlegbaren Dampfbarkassen,welche die Russen mit sich auf die Donau gebracht haben,und von denen schon vor Beginn des Feldzuges viel die Rede ge­­wesen ist.Auf der Eisenbahn wurden die Barkassen bis nach Galatz»gebracht,«do«zu­m Sereth zusammengestellt, und dann ließ man sie in die Donau auslaufen. Wenn man seinerzeit davon träumte, die zerlegbaren Kanonens­boote würden direkt den Kampf mit der türkischen Donaus­flottille aufnehmen, so war diese Träumerei wohl nur mög­­lich gewesen, weil eben noch Niemand die mysteriösen Schiffe mit eigenen Augen gesehen hatte. Sehr ist es da­­mit vorüber. Die Barkasfen sind so winzig flein, daß sie sie neben den kolossalen türkischen Schiffen wie Fischers­boote ausdehnen. Man hat daran, sie direkt in den Kampf zu finden, wohl niemals gedacht, sondern immer nur auf ihre Dienste bei der Torpedoversenkung vereinet. Diese Dienste aber besorgen sie ganz vortrefflich. Unter dem Schuße der Batterien sieht man sie den ganzen Tag und wohl auch die Nacht über auf dem Flusse mandvriren, 0. h. Torpedo’3 versenken. Jedes SAMT nimmt immer zwei solcher Sprengmaschinen an Bord, führt eilends nach der Stelle, wo dieselben versenkt werden sollen, läßt sie ins Strombett hinab und fährt eilends wieder an’s U­fer zurück, um von der dort stehenden Bedienungsmannschaft wieder zwei neue Torpedo’3 zu übernehmen. So geht es fort, Stunden lang, Tage lang, nur dann mit kleinen Uns­terbrechungen, wenn in die Nähe gekommene türkische M­o­nitors eine besonders heftige Kanonade beginnen. Da ins deffen der Nayon, in welchem Torpedos versenft sind, von Tag zu Tag weiter wird, so fällt es den türkischen Monitor auch immer sehwerer, in die Nähe zu rommen, und die Unterbiegungen der Arbeiten werden immer sels­tener. Die Torpedo’S selbst sind ganz klein, Haben die Form eines Zylinders von 64 cm­ Länge und am unteren Ende von 50 cm. Durchmesser. Am oberen Ende foigen sie sie zu. Die Füllung besteht aus einer Mischung von Dynaz mit und anderen Sprengstoffen. Die Mehrzahl wird dur­ Gewichte im Flusse schwimmend erhalten, andere verank­­ert man. Einige haben eine Vorrichtung, die sie zur Selbstentzündung bringt, sobald sie mit einem fremden Harz den Körper, also beispielsweise mit dem Kiel eines feindlic­hen Schiffes, in Berührung fon­inen; andere wieder sind durch eine elektrische Zündleitung mit Batterien verbun­­den, die am Ufer aufgestellt sind, und können also von hier aus jeden Augenblick zur Explosion gebracht werden. Solche Torpedo’s müssen nac beiläufiger Berechnung schon mehrere Tausende zwischen Paraila und Reni versenzt sein. 4. Wie Schlecht es mit der Madsamkeit der türkischen Borposten und der Strandwachen bestellt ist, zeigt eine Ruftichufer Korrespondenz der „Köln. Ztg.”, in­ welcher es heißt: „Es ist nach allen Vorgängen kaum noch zu be­­zweifeln, daß die türk­ische Donauflotte zwischen Tulticha und Sulina „festfist”. Man konnte und wollte Chieses unerhörte Ereigniß nicht glauben, allein es wird nicht offiziell widerrufen und von den Kanonenbooten ist gar nichts mehr zu sehen. Die ganze, 17 Schiffe starre Flotte ist augenscheinlich nach Tulticha gegangen (dort befindet si ein sogenannter Winterhafen für die Donausstrieges Schiffe) und hat sich hier einem sehr ersprießlichen dolce far niente b hingegeben ; denn den Fluß abpatrouilliren können sie nur mit äußerster Gefahr, nachdem so­wohl sie selbst als auch die Wachsoldaten der Infanterie unerhört lässig gewesen zu sein scheinen, denn zwischen ihnen haben die Neffen die Torpedo’s in die Donau gelenkt. Die Marine scheint sich zu sehr an die Wachsamkeit der In­fanterieposten verlassen zu haben, und sie hat nun dem bitteren Beweis in den Händen, wie falsch es ist, im Kriege nicht immer­ selbst der Mann zu sein. (Die Ex­­plosion des zweiten türkischen Monitors hat bewiesen, wie sehr der hier ausgesprochene Tadel gerechtfertigt ist.) Daß man in einer dunkeln Nacht zwischen zwei türkischen Donauposten Torpedo’3 legen oder unter Umständen sich auch durchschleichen kann, davon habe ich mich selbst überz­­eugt. Mein Fenster geht direkt auf die Donau; ich habe von hier an einen Theil des ziemlich weit ausgedehnten K­orbons der türkischen Strandwächter vor Augen. Den Nachdienst betreibt nun der türkische Soldat auf folgende Art: Er steht mit den Armen auf das Gewehr­gestüt oft stundenlang regungslos da und starrt vor sich Hin oder hinaus auf die sich allmälig in Dämmerung ver­­hütende Donau. Hat sich Schließlich überall die Nacht auf die Erde gelagert und fann der eine Mann seines vieleicht achtzig Schritte entfernten Nebenpostens nicht mehr ansichtig werden. Dann beginnt er in langgezogenen und fast unheimlich klingenden, aber sehr laut gegebenen Tönen, seinen Nebenmann zur Wachsamkeit aufzufordern­. Sämmtliche Wachen antworten in dieser Weise, so daß man mitunter Nachts aus dem Schafe auffährt und meint, eine Legion von Schafald umlagere das Haus. In diesem Geschrei besteht aber auch die ganze Wachsamkeit der Bolten. Er wird nie einem einfallen, zu seinem Nebenmann zu patrouisliren, um das zwischen ihnen liegende Terrain zu untersuchen. In einer sehr Dunkeln Nacht würde es daher gar nicht schwer sein, sich zwischen zwei solchen Wächern Hindurchzuschmuggeln, die Einem durch ihr fortgefeßtes lautes Geheul außerdem noch ganz genau ihre Stellungen verrathen. Die Türken sehen aber ihre Fehler erst dann ein, wenn Fremde kommen und als Mängel schonungslos aufhecen.”­ater wohl enden Tiefgang bis hieher. Da dieser Moniz | & be:­­ EVTWERSET LEEREN so 3 ist­iefe Menge von Frauen rauh dem Familienkreise hiff fährt arauf m , das ehlbar terzen sich rei­msen, Ufer ein umbeschreiblich schmerzlicher Aus­malerischen, was­ Yeidern zu sehen ; in ihrem Schmerze vergessen sie Gesicht zu verhülfen, lassen das Kopf­ herunterhängen und in ihren streben die Hände fehn­­d den Theuren aus, ohne es jedoch aus Furcht der Schreclichen Beitfhe, die unbarmherzig auf ihre lieber niederfällt, zu wagen, einen Schritt näher­­reten und den Geliebten noch mit den mühsam zurüc­­k­­gen Lieblosungen zu erfreuen. Ein Abschied nehme n­icht gestattet, mit Worten und DBlieden rufen sie sich ! Ni immer wiedersehen ! Endlich ist der Nil erreicht dumpfen Radräume der Schleppschiffe verschwindet m Mann . Jeder bekommt, ehe er die Treppe be­­ieinen Veitschenhieb auf den Rüden, denn so werden die Fallthüren geschlossen, die Ra Ben fd darauf und drehen sich, eine Cigarrette. beit ift gethan , die Flüche der Zurückleibenden, „sie steh’n in des größern Herren Pflicht.“ Nun beginnen entrisfen wurden ; denn nicht sofort nach Cairo, sondern Hält bei erschiedenen Hauptorten an, wo neue Menschen: en eingenommen werden. Da so allmmalig viele Dun( in die Schiffe hineingepfercht­­ leicht einen Begriff machen, werden, welche Atmosphäre und Operatur in einem solchen Raume herrscht. Wagen waffeln, so werden einfach die Thüren und alle Läden ges­chossen und die Bedauernswerd­en stundenlang in diesem entjeglichen Gestant und in der dichtesten Finsterniß ge­­lasfen. Da immer zwanzig bis dreißig an einer Kette hän­­gen, so wäre es zu umständlich, einen Einzelnen auf das Verde gehen zu lassen. Mittags oder Abends werden Affe auf eine Halbe Stunde auf das Verded getrieben. Ein Tall verdient Erwähnung , den ich in Gineh erlebte und der deutlich zeigt, mit welcher Liebe Diese Menschen in die Armee eintreten. Einer der N Rekruten war aus irgend­einem Grunde, vielleicht wegen Krankheit, entw­ieffelt worden. Als er zu Mittag mit der ganzen Schaar auf das Berded kam, bewußte er einen unbewachten Mo­­ment und sprang in den Nil. Sogleich­ wurde ein Boot herabgelassen, das dem Flüchtling nachseßte, und bald ents­chwanden Schwimmer und Boot unseren Bliden. Nach langer Zeit kehrten die Verfolger zurück aber ohne den Flüchtling. Sie hatten ihm eingeholt er war aber schon todt, und so ließen sie ihn schwimmen. Solche Fälle sollen oft vorkommen. Viele erliegen auch während der Neife, die oft vierzehn Tage dauert. Die Leichname werden in den Fluß geworfen. Spülen die Wellen ihn ans Land, so heißt es: „Das ist einer aus Ober-Egypten, der ertrunken ist !" Mit welcher Sehnsucht mögen die Unglück­lichen der Ankunft in Cairo entgegenseufzen, wo in der Ka­rzei:Nil, der großen Kaserne neben dem Hafen­ von Ras mili, wohl auch Schläge und Mißhandlungen ihrer Karren, wo sie aber doch wieder Licht und Luft genießen dürfen ! Na, man wandelt nicht ungestraft unter Palmen­­ vom Ufer Her antwortet, It aus die Fäuste gegen sie ballen, nen Teufel, der Fümmern kann man erst die Leiden der armen Fellah’s, zu Hagen oder gar mit den Kelten au­­s Budapest, 31. Mai. 4 Von einem unserer Korrespondenten wird uns geschrieben: Der von verschiedenen Seiten wiederholt in nachte Aussicht gestellte Eintritt Serbiens in Die Ak­tion dürfte troß des allerdings wild genug haltenden K­riegsgeschreies zahlreicher catilinarischer Existenzen denn doch noch nicht so schnell vor sic­h gehen. Die Ursache hier für­st zwar seineswegs auf Rechnung russischen Einflusses oder serbischer Friedensliebe zu schreiben, sondern lediglich in dem Umstande begründet, daß Serbien seine Armee besigt. Konnten schon die im rechten türz Tis die serbischen Kriege gegen die Heere ihres Suzeräng ge­­führten serbischen Banden nimmermehr auf den Titel eines Heeres in des Wortes modernem Sinne Anspruch erheben, so ist dies heute, nach ihrer vitalen materiellen und moralischen Niederlage in potenzirtem Maße der Fall. Vom militärisgen Standpunkte aus ist daher dem even­­­tuellen Eintritte Serbiens in die Aktion auch nicht die mindeste Bedeutung beizumessen, indem sich derselbe Höc­­sten3 auf die Bildung einiger nach türkischen Proviante folonnen fahndender Banden beschränken wird. Mehr Gewicht dagegen ist auf die moralische und politische Wirk fung der serbischen M­ühlereien zu legen, welche von außerordentlicher, unsere Grenzen nicht nur tangirender, sondern überreichender Tragweite ist und es dem mit den Verhältnissen da unten “Vertrauten geradezu als „unbes­treiflich erscheinen läßt, daß Oesterreich Ungarn noch im­­mer nicht sein Doch in seinen vitallten Interessen gelegenes kategorisches Veto gesprochen hat. “ In Folge von aus mehreren Grenzkomitaten ein­­­­gelangten offiziellen Meldungen hat, wie „Nena, Dirt.”

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