Neues Pester Journal, August 1877 (Jahrgang 6, nr. 211-241)
1877-08-01 / nr. 211
— — . BåsäpestssMikkiJvckjsssp Nemes Peitengournal. 1. Auguft 1877. Der Kronvaih. s Der entscheidende Kronvath hat heute unter Kent Borfibe Sr. Majestät stattgefunden. An demselben nahmen Theil die drei gemeinsamen Minister, Graf Andräffy, Graf Bylandt Reydt und Baron Hofmann, die beiderseitigen Ministerpräsidenten Kolosman Tipa und Für Auersperg und die beiderseitigen Finanzminister v. Széll und Baron Depretis. Die Beschlüsse des Kronrathes haben den Sirtentidenen entsprochen, welche die Einberufung desselben veranlaßten. Wie uns unser wohlinformirter. Wiener Karre: | Schönfärber.jagen, die für „jeden Ding einen anständigen | von Vovcsa nach Gabrowa zurad fpondent telegraphisch mitttreilt, hat der Kronrath demjMamen finden. Dem gegenüber verweist die „N. Fr. Pr." | daselbst auch eine Schlacht geliefert Borsdlügembestrafendbndpráffy voll auf die Resolutionen der Budapester . Borisversammlung Händig beigepflichtet umb:ist demgemäß ber | und Die allgemeine Stimmung. in Ungarn. Die „Deutsche firung stattfinde, um einer eventuellen Bedrohung der Sicherheit, Machtstellung und Ehre des Staates begegnen zu können ; man wise, wer der Ruhestörer sei, und troppem wisse.man.nicht, gegen wen mobilisirt. werde; Minister des Aeußern ermächtigt: worden, in dem Augen: 319." ändert, der Hauptawed der Rüstungen: könne fein ans blide, alß er es für nothwendig erachten sollte, die anderer sein, als im Momente eines Friedensschlusses Bosnien der Grenze der Monarchie aufgestellt und die Herzegowina zu befegen, um sie als, Pfand zu haltten Truppen zu vermehren. Einen Termin ten gegen die Russen, wie wegen die Türken: Das „Tagbl." für diese Maßnahmen hat der gemeinsame Ministerrath. endlich führt aus, die Bevölkerung wisse, daß die Mobilis nicht firrt ; die Bestimmung des Zeitpunktes wurde vielmehr der Entscheidung des Ministers, des Neußernans heimgegeben. Diese Meldungen über die Beischlüsse des Ministerrathes sind vollständig geeignet, die Anschauungen zu bestätigen, welche wir sofort nach dem Eintreffen der ersten Nachrichten über die Vorbereitung militärischer Maßnahmen geäußert haben. 63 Handelt sich Heute nicht um eine vollständige Mobilisirung der Wehrkraft der Monarchie, sondern um eine namhafte Verstärkung der an und in der Nähe der bosnisch-herzegowinischen Grenze dislozirten Truppenabtheilungen. Darin, daß "es sich nur um eine solche partielle Mobilisirung handelt, liegt aber unseres Grachtens weniger' einer Beruhigung, al vielmehr ein Anlaß zu Besorgnissen über die Richtung der Maßnahmen. Auf den Umstand, daß der Zeitpunkt für die Aktivirung der militärischen, Maßnahmen vom Aromathentifizirt worden ist, dürfte wohl kaum ein größeres Gewicht zu legen sein; hat der Minister des Aeußern die Nothiwendigkeit gefühlt, sich von dem gemeinsamen Ministerrathe eine so umfassende Vollmacht ertheilen zu lassen, dann wird er kaum mehr lange zögern, von dieser Vollmacht Gebrauch zu machen — er wäre denn,imas faum anzunehmen i, daß mit der Abhaltung des großen Kronerathes selbst und mit der Fassung der vorerwähnten Beschlüsse eine Demonstration beabsichtigt gewesen wäre, . Mit den Meldungen unserer Wiener Korrespondenten, was welchen unter den Ministern volle Lebereinsimmung herrscht, stehen die Mittheilungen zweier hiesiger Abendblätter einigermaßen im Widerspruche. Nach diesen Mittheilungen sol der gemeinsame Kriegsminister Graf Bylandt Keydt viel weiter gehende Vorschläge gestellt und die Mobilisirung der gesammten Wehrkraft in Antrag gebracht haben. Indessens den ein innerer Grund spricht gegen die Vemläßlichkeit dieser Meldungen. Das Maß der militärischen Kräfte zu bestimmen, welches für die Ausführungen einer politischen Aktion erforderlich ist, steht in erster Linie dem Minister des Neußern zu , wenn dieser der Ansicht ist, daß zur Durchführung der von ihm geplanten Aktion ein Kontingent von 80— 90.000 Mann vollkommen ausreicht, dann dürfte der Kriegsminister wohl kaum in der Lage sein ’ | | | | | das Gegentheil zu behaupten und gegen den Minister be Aeußern in die Schranken zu treten. Was die Haltung der hauptstädtischen Breite betrifft, so zeigen nur die offiziösem Organe den üblichen, auf höheres Kommando entfalteter Enthusiasmus, der sich übrigens seltssamer Weise seit gestern einigermaßen abgekühlt hat. Von den Wiener Blättern meint die „Neue Freie Presse“, eine Vermehrung der Truppen an unserer Südgrenze würde seine Demonstration gegen Rußland sein, sondern neuersdings dem’Verdacht' ermeden, Deiterreicheltgarn 'beabsich|tige den Einmarsch in Bosnien, die „Barallel-Aktion”, wie 31 | N — . . | | Der Krieg. „Nach jedestündigen Kampfe wurde Rovcza erstürmt und der Feind so auseinandergesprengt,daß er in Debandade nach zwei verschiedenen Richtungen entfloh.”. . . „In Debandade” — dieser Ort dürfte heute vielfach gesucht, aber selbst auf ‚den gewissenhaftesten Kriegsgarten nicht zu finden 'gewesen sein; es soll aber auch gar kein Ort,sondern nur der französische Ausbıud für „wilde Unordnung“ sein. Im dem französisch abgefaßten Telegramm, welches von dieser neuesten russischen Niederlage erzählte, mag der Ausbruch nü la debandade“ vorgenommen sein, was eine mangelhafte Wererießung in der obigen, zu Mibverständnissen Anlaß gebenden Weise verdeutlichte. Bei diesen Worten wollen wir Die fleißigen Leser des Deverchentheild auch darauf aufrterffan ges macht haben, daß die türkischen Ortschaften, die in den Deverchen auf ,fent" endigen, „Edt” (Dorf) zu lefen sind und daß diese Verwechselungen in der französischen Schreibung „Edi“ (keui) ihre Ursache finden. Auf das Meritum der freitägigen Niederlage üiedergehend, welche die Nuffen bei Yoveda erlitten , die daselbst bekanntlich ein „Flügeladjutant Sr. Majestät” kommandirte, dürfte Dieselbe von der (für die Muffen) nachhaltigsten Wirkung sein. Bon Vovcsa hat Daman Bajda nämlich den eg längs des Laufes des Doma - Flusses zum sogenannten Trojan-Paß, der über den Chodida: Balkan’ in den Süden des Gurfo’schen Korps führt, frei; er fand aber auf fast ungehindert nach Timoira marieiren, dad von den Muffen nur schmach befestet, um Mehemed Ali Baia der über Osman - Bazar im Anzuge begriffen ist die Hand zur reichen. ’ Eine Bukarester Privatdepeiche vom gestrigen Tage will sogar wissen, daß Osmam Palda über Selvi nadh Gabrowa (am Fuß de Schipfa - Vaffes) gelangt sei, daß er daselbst die Nuffen (Theile des achten Korpa) geschlagen Habe und daß die festeren bereits ihren Nachzug vorbereiten. Auch ier waren im Laufe des heutigen Tages Gerüchte der eine neueste, rufliiche Niederlage in der Nähe de Schipfa Pafjes, verbreitet, doch ist Schwer anzunehmen, daß das Eorya Osman Batcha’3 in drei Tagen nicht nur den an zwölf Meilen weiten Wegelegt, sondern habe. Jedenfalls befinden sich alle auf der Baltan-Halbinsel stehenden feindlichen Armeen in der bedenklichsten Lage. Das gegen Stliftria operirende Zimmermann’sche Korps wurde neuerdings zurückgeschlagen und selbst die Petersburger Ansichten stimmen darin überein, ‚daß das 14. Korps im Falle’ eines Vorrücens der egpptischen Truppen auf’s Äußerste gefährdet sei. Die „Sernigungsarmee von Ruftseehuf“, der die Luft am Gerniren bereits benommen ist, hilft sich über die Nothider Zeit mit erdichteten Siegen hinaus, deren einem auch ein Telgramm unserer jüngsten Nummer erwähnt: Da sollen die Türken am Lom auf eine mal 30 Kanonen und 8000 Mann an Gefangenen verloren haben. Der Vefer wird selbst bemerkt haben, daß er es damit einer jener Enten zu thun hat, deren "man sich in einem flavisch - mohamedanisschen Kriege num einmal nicht erwehren kan. Die Heimberufung ESreff Bargas sol in einer „vorzeitig entdeckten Betrutherei“ ihren Grund haben, die dieser General im Verein mit Nedif Baja verübt hätte. Vielleicht hat Diese Version Anlaß zu dem Gerüchte gegeben, demzufolge Achmed Eyub Bascha eine schredliche Niederlage erlitten haben folgedariner von den Kriegsshaupläten. Im Laufe des heutigen Tages sind folgende Depeschen hier angelangt : Adrianopel, 30. Juli. Am Freitag fand ein Gefecht bei Seni-Sagra statt. Das Resultat ist uns bekannt, doch sind die Nuffen augenscheinlich nach dem Baltans Gebirge zurücgegangen. Shumla, 30. Juli. Die Nuffen verloren eine Schlacht bei Efirdide zwei Meilen nordwestlich von Rasgrad) gegen eine Minz derzahl der Türken, 600 Todte zurüclaufend. Bei dieser Affaire verloren die Türken auch den General Aziz Palha.Eine energische Verfolgung der Rufen war wegen der Dunkelheit unmöglich. Bufurveft, 30. Juli. Gelegentlich der Berbeizlung von Fahnen an acht Dorobanzenstregimenter fand geitern eine große Feierlichkeit im rumänischen Hauptsquartiere statt. Der Czar befürrte den Major SFalojart mit dem Annensorben und den achtzehnjährigen Militärs Eleven Bostiescu mit dem Georg3-Kreuz vierter Klasse wegen ihrer Auszeichnung bei Nikovolis. Aus Timo wand Nachrichten eingelaufen, nach welchen das Korps Achmed Eyub’a und die Schumla:Armee unter Diehemed Ali nach, Monastir (2) dirigirt werden,um beide russischen Flügel zu flanieren, die Santra-Bosition wieder zunehmen und die russische Armee sammt dem Hauptsquartier abzuschneiden. Die Nuffen sichlagen bei Betris „eine neue Donaubrücke. Konstantinopel, 30. Juli. Die Montenesam, wurden aber griffen am 26. b. Nuftes , sein Mensch und sein Fürst sich frei erhalten kann, bringen, als den, eine Kate ans Beziehen anzufchießen ? Und was thut ein Herrscher im harten Lebensgedränge, wenn sich sein Herz bei folgen Zufälligkeiten aufhielte? Man erinnert sich Doch auch wohl jenes Schiffsunglückes in den Fünfziger-Jahren, welches bei einem Seemanöver geschah. Das der Kaiser angeordnet Hatte Das Gemüth des Monarchen war gewiß jener davon getroffen — aber .fonnte er lange bei dem Weltempfinden der Katastrophe verweilen ? Gab’s nicht sofort Anderes, Neueres, Drinegenderes durchzuempfinden’ und innerlig durchzufämpfen ? Wäre Da ein Weiterleben möglich, wenn sich nicht eine gestisse Leichtigkeit im der Betrachtung und Behandlung der einzelnen Menschenisidiale und Menschenverhältnisse, auch der eigenen, anzewöhnte ?' Wer si auf dem Throne das Recht der Intimität des Empfindens und der individuellen Redensfarkung und Lebensbestimmung bewahren will, der geräth Feicht in eine Sonderlings-position hinein, die wir an dem doch gewiß von einer edlen Natur getragenen Rötung Ludwig von Baierır erleben. Und dag Liegt in solcher unbehinderten Intimität des Empfindens das Geheimnis des eigentlichsten Lebensgrades. Darum eben die Frage: Oat das Negieren angenehm ? Nicht von dem Kronprinzen, sondern von einen anderen Prinzen, der die Knabens und Zöglingszeit jeder weit hinter sich hat, der sich aber in jener die Freiheit der Imdividualität und eben jener Gefühlsintimität durch das Prinzenbewußtsein und durch die von demselben auferlegten Gafettepflichten nicht stark versümmern ließ, fallen mir da einzelne kleine Züge ein, welche diese ganze, in ihren innersten, Verhältnissen die noch immer so wenig gefannte Lebenssphäre merkwürdig charakterisiren. Wie zum Beispiel der Prinz mit seinem militärischen Begleiter eines Tages über die damals noch bestehende Baster fpar zieren anna und einen seiner Lieblingslehrer, einen Sprac=lehrer, gewährend, der ihn ehrerbietig grüßte, auf denselben ohne Weiteres zuschritt und, sich um seinen Begleiter nicht weiter sümmernd, mit dem Lehrer sich in eine längere Unterhaltung einließ. Der arme Lehrer, eine fast ängstlich loyale Natur, schwigte Angst in dem furchtbaren Dilemma, die gebührende Ehrfurcht vor dem Prinzen zu verlegen, wenn er selber das Gespräch abbräche und sich empfähle, und der nicht minderen Unschieflichkeit, einen minderjährigen Prinzen auf der Straße im Gespräche aufszuhalten, "wenn der beaufsichtigende Begleiter abseits stehe. Dieser Lestere wieder schmeigte nicht minder Angst weil er sich von schwerer Verantwortlichkeit getroffen sah, wenn diese momentane Nichtbeaufsichtigung des seiner Obhut übergebenen Prinzen ruchbar wurde. Erst nach einer Weile erbarmt er sich dieser der beiden armen Seelen, indem er sich von dem Huldreicst gemarterten Sprachlehrer empfahl. Ein anderes Mal entlebte er seine nächste Diener:schaft durch ein furchtbares Wort, das er ebenfalls an seinen Lehrer richtete. Er hatte die Erlaubnis, in gewissen Intervallen die Lehrer einzeln an seinen Tisch zu laden. Er war nun an einen Frühjahrstagen die Sommervillegnatur war ungewöhnlich zeitlich bezogen worden und der Prinz befand sich so ziemlich allein mit seinem Erzieher und einem seiner fürstlichen Berwandeten in dem Luftschloffe — als er dem gerade an der Tour der Gasteintladung befindlichen Zehrer, da dieser in dem Schloffe eintraf, mit dem vor seiner ganzen Umgebung laut herausgeschnellten Rufe entgegenflog : „Ach, das ist Schön, daß. Sie fommert, ich langweile mich hier schon unausstehlich " Das Furchbarste aber sollte ‚einen würdigen Professor treffen, dem die Oberleitung seiner zivilen Studien übertragen war und der seine Gemächer neben denen seines Zöglings hatte. In den Unterrichtsstunden pflegte dieser in die Zimmer des Prorelsord herüber zu kommen und überhaupt bald in diesen, bald in seinen eigenen zu sein. Eines Abends erscheint die hohe Mama des dauernswerthe Professor umher, und ihm auch suchten Kaffeehaufe, wo der blutjunge Mann der herumfigenden Offiziere, wohl erkannt hatten und, verschwinden, verzweifelten zu haben und sich so bei ihm bei dem Janmernden heimbegleiten — aber allen für die der bes geslingt es endlich, den Verlorenen zu finden. Wo ? Grauenvol! in einem vielgerannten, zumeist im Offizierstod eingetreten ist, sich nondalant an einem Tische niedergestassen und eine Gigarre angezündet hatte — zum einen Vorwand suchten, aus der gefährlichen, verantwortlichkeitsschweren Nähe zu dak Deserteur ganz vereinsamt an dem Kaffeetischchen als der Verfolger seiner von der Straße durch das Fenster hine durch ansichtig wurde, eintrat und und himmlischen Göttern beschwor, Erbarmen mit in das Schloß zurückzubes geben. Der Prinz fühlte auch Erbarmen und ließ sich von rettende Rehabilitivung desselben wars zu spät. Der armne Professor wurde mit allen Zeichen der Ungnade seines Amtes enthosben. In den Jugendleben des Kronprinzen fehlen alle ders lei fleinen Erzentrigitäten : die ersten Aufgaben des Fünftens leben, sind an seiner Wiege schon zu dicht herangerückt worden. Die Lebenstendenz regelt sein Leben. Von der herrschenden Dynastie der Königswarter'ungeberbigen Zöglings in dem Studierzimmer ‚nen Gemächern sein, antwortete dieser Hoheit ist nicht in feinen Gemächern, nicht im Schlosfe, und man beginnt allwärts fort und fragt diesen, Hoheit, wird vativste Shild’s mitglieder halten aller lassen Hoheit des Brofesz hochgeborene wo ihr Sohn sei. Hoheit wird in seis Angst gepeitscht Allen voran rennt natürlich welche den Einer nach zuversichtlich von Offizieren eintretenden dem Diese Woche Mancherlei gesprochen. — Finanzgeschlechter strebt Aber Gaft ist überhaupt die Sude wafrichtig. Andern,, Dieses die selbst faß, bes Gnt jeben irdischen einem Fonfers Roth doch durch eines ihrer Bariser Familienz Yeife Fühlung mit dem linken Centrum unterz aus dem doch zwitterhaft prekären unk