Oedenburger Zeitung, 1882. Juni (Jahrgang 15, nr. 126-148)

1882-06-02 / nr. 126

­ BEER NEE HE IGZZEERE Br RETTEN ET ID EIRN »Von Staatswegen«werden die Abgaben täglich erhöht, die läsfigen Steuerzahler von Haus und Hof gejagt oder ihnen das Bett und der Stroh­ fa verfauft. Und wenn sie darü­ber murren, dann sperrt man sie ein und wirft sie schließlich, nach überstandener Strafe, naht auf die Gasse. Dort mögen sie mit Weib und Kind verkommen. Also das Endresultat ist ganz egyptisch und an der Endzwed gleicht jenem der von den Ge­­­­­wwaltigen des Nildeltas im Auge Behaltenen auf ein Haar, denn er lautet: „Wir sind die Herren der Erde Wir al­­­lein sind zum Glücke geschaffen worden. U­n­­„sere Weisheit ist unergründlich, unerschöpflich. „Das Volk hat zu zahlen und zu schweigen ; aber „es ist ihm erlaubt Ya zu sagen. Thui e8 foldhes „wicht, so ist es ein rebellischer, unbotmäßiger Pöbel, „der eigentlich den Strang verdiente, den wir aber „aus Menschenliebe (­) nur zum Hungern ver­­“urteilen. Unsere Weisheit hat beschlossen, den „Herrn von Tifa für gut patriotisch, volfdfreund­­lich und genial zu erklären, mithin ist er e& auch. “Unser Patriotismus hat er für gut befunden, „Die Millionen den Ungarn abzuzwachen und in „den Karstfelsen des bosnisch-herzegowinisgen El­­­ dorados anzubauen, folglich ist das auch die „wahrste V­aterlandgliche u. |. w. u. f. mw." Doch das sind Alles längst bekannte Sachen, die schon bis zum Meberdruß wiederholt und auf­­­getischt worden sind. Allein hier handelt es fs auch nicht um ein Auffrischen der bekannten „Stoßthaten der ungarischen Liberalen“, sondern einzig da­­rum, zu zeigen, daß wir vor den umzivilisirten Egyptern gar nichts voraus haben. Eine D Verräthe­­rei ist wie Die andere, Die Staatsweisen halten in compagnie mit ihren Notabeln und Ulemas das Volk zum Besten, und die ungarischen wie ägypti­­schen Broletarier sind in Wahrheit die armen Tho­­ren, welche, trogdem sie nach Millionen zählen, si fort und fort nach jeder Richtung hin ausbeuten und ausnügen lassen, denen man fon in der Kindheit den Glauben aufbringt: sie müssen mit ihrem Schweiße eine angeblich „völkerbeglü­­ende" Negierung zusammenleimen und"fest halten helfen, welche Negierung ihnen jedoch für die blu­­tigen Steuergrofgen, die ihnen abgerungen werden, nur einen sehr unzureichenden Rechtsflug und gar seine Wohlthaten gewährt, die immer nur nimmt und niemals gibt. Und diese Verblendung der großen Maffen wird so lange dauern bis die Gewaltigen endlich sich in ihrem stolzen Uebermuthe so ver­­gehen und so schwindelhaft hoc ftehen werden, bis sie nicht mehr weiter fannen und naturgemäß stürzen m­üssen. .—_ a rishes.­­— Die Xera der OBer­­un­ge Das Unerwartete, Unverhoffte ist gesciehen. Wien wurde heuer — seit vielen Jahren zum ersten Male — mit unverregneten Pfingstfeiertagen be­­dacht. Alles trug sich mit fast ungläubiger Miene : Ier wirklich wahr? — ts nur Träumerei, daß es draußen so warm ist und daß die Sonne das schönste und h­ehrste Gewand angelegt? — Ya wahrhaftig, Natur beschenfte uns zu Pfingsten mit dem herrlichsten, mit einem wahren und wirklichen Kaiserwetter, wie man sich ein schöneres gar nicht erträumen mag. Darum hat Wien auch seit Lan­­gem nicht mehr so viele frohe Gesichter gesehen, als während der legten zwei Tage. Isbesondere die Praterwirthe sind glücklich, daß sie der Him­­mel nicht genasführt hat, ihre Hoffnungen nicht zu Wasser werden ließ. Gibt­­ noch Einsicht und Dankbarkeit auf Erden, so muß si irgend­ein B Veteranenverein finden, der in Anerkennung des besonders anständigen Benehmens des Jupiter plu­­vius diesen Herrgott zum Ehrenmitgliede ernennen wird. Er verdient es wirklich, also geehrt zu werden. Aber nicht nur die vierzigtausend hier herum­­laufenden Firmkinder (die Mädchen im „schnee­­weißen“ Gewand der Unschuld, das Haar in Loden gebrannt und mit Blumen geschmückt, die Knaben mit der vom Herrn „‚Söden‘‘ verehrten Uhr spielend) und die Prater-Budenbe­iger haben si der diesjährigen „Schönen Pfingsten‘ zu erfreuen, auch die Räter der Nation,die ihre geh­en hart vor Eintritt des Festes der „feurigen Zungen“ angetreten haben, dürfen diesmal mit Genugthuung ihre Sonntagsruhe genießen. Daß die abgelaufene Reichsrath3-Session wenigstens bei uns in Oester­­reich (bei Euch in Ungarn war es leider et­­was anders) seine ganz unfruchtbare war, muß man selbst als „hartgesottener” Opposi­­tioneller zugeben. Das reichhaltige Verzeich­­n­ns der votlsten Gefegvorlagen beweist es. Auf wirthschaftlichen, wie auf politischem Gebiete sind dur das Zusammenwirken der gefeßgebenden Fak­­toren bedeutsame Resultate erzielt worden. Das Seien über die Ausdehnung des Wahl­­rechtes auf die fünfgulden­ Männer, durch dessen Bekämpfung die Opposition ihren „Liberalismus schwer kompromittirt hat, der neue Zolltarif, unter dessen Schule die ein­­heimische Produktion im Stande sein wird, den Wettkampf mit der auswärtigen Konkurrenz zu bes­­tehen, das Postsparfasfengefeg, das eine längst als segensreich anerkannte Institution nun auch in Oesterreich eingeführt hat, das Gefeg über die Prager Universität, durch das, wie selbst ein erbittertes czechisches Oppo­­sitionsblatt zugesteht, ein Zankapfel zwischen Deutschen und Grechen aus der Welt gescafft wurde und eine weitere lange Reihe von ersprieß­­lichen Gefegen, sind in dem nunmehr beendigten Sessionsabschnitte beschlossen worden. Angesichts solcher Resultate ist es wohl vergebene Mühe, wenn verbitterte Pessimisten die Bevölkerung glau­­ben machen wollen, die politische und wirthschaft­liche Entwicklung stehe in Oesterreich still, seit die Parlamente ihr unnüges Wortgedreihe auf Kosten des ganzen Volkes begonnen haben. Wahr ist von den Behauptungen der Äußer­­sten Oppositionspreise, unanfechtbar, leider das Eine, daß bis jeßt die BVBerführung der Nationalitäten uit erreicht worden ist. Das kommt aber nur daher, weil sie selbst, die dem Ministerium Taaffe daraus einen Vorwurf machen, als Un­­versöhnliche der Berführung im We­ge stehn. Wir sind trogdem überzeugt, daß das Verfühnungswerk endlich da gelingen wird. Wir ziehen aus dem parlamentarischen Kampfe, der seit dem Eintritte der Drehen in die Vertretungskörper entbrannt ist, nicht jene unheilversündenden Trug­­schlüffe, zu welchen P­arteileidenschaft und unbefrie­­digter Ehrgeiz die „Äußerste Linke“ verleitet. Die­­ser Kampf mußte kommen, sobald die Erehen und der konservative Adel von der passiven zur aktiven Opposition übertraten und im Vollpar­­lamente die vorhandenen Gegentäge auf­einander stiegen. Lasfen wir also diesen unvermeidlichen Kampf sich austoben. Er wird nit ewig dauern. Was diese äußerste Linke und ihre publizistische Vertre­­tung auch sagen mag — das Bedürfniß nach Versöhnung tritt in der Bevölkerung immer entschiedener auf und schließlich werden auch die „Unversöhnungen" der allmächtigen Stimme des Volkes weichen müssen. Wir befinden uns in einem unaufhaltsamen, unvermeidlichen, politischen Klä­­rungsprozeß, den der Ministerpräsident Taaffe nicht aufhalten und vielleicht auch nicht beschleu­­nigen kann, der eben naturgemäß sich vollziehen muß. Die ÜBerführung der Nationalitäten, deren inniges­ Zusammenwirken zum Besten der Monar­­chie, ist in Oesterreich, wie in Ungarn eine po­litische und phisische Nothwendig­­keit, diktirt vom Selbsterhaltungstriebe, und weder Taaffe noch Tilga haben sie erfun­­den oder gezeitigt ; sie haben sie beide nur längst erfannt und darin besteht ihr V­erdienst, wenn sie auch sonst zu mancher Ausstellung genügsam Anlaß geben. Dieß führt mich darauf, daß jet Wien ein fürmlicher Stappelplag von Ausstel­­lungen aller Art ist. Internationale Gemälde­­ausstellung, wo wie im Leben die größten Pinsel die höchsten Ehren einheimsen, Möbel­­ausstellung, wo es wie heutzutage im Orient zugeht. Es fraght in allenY$ugen und der Divan ist ohne Garnitur*­ nit erhältlich. Eng verbrüdert mit den „Kikerik­’8" sind unsere „Baus-Bau-Denogen“ von jeher gemwesen, so eng alicirt aber, wie sie sich heuer im Prater dem Bub­­likum präsentiren, haben wir sie no niemals ge­sehen. Um etwas verständlicher zu sein, wollen wir nur gleich melden, daß jegt Geflügel- und Hundeausstellung in ein und demselben Bereinshause eröffnet worden ist. Daß die Einig­­keit unter den Herren Hunden eine ziemlich große ist, kann die politische Tagesgeschichte wohlgefällig zur Kenntnis nehmen. Von dieser Seite droht Eu­­ropa gar seine Gefahr. E. M. *) Siehe Vlotten-Demonstration von Frankreich und England. Kriegsminister Osman­ Pascha sei zum türkischen Kom­­missär für Egypten designirt.­­ Der neue Zolltarif. Die Amtsblätter von Budapest und Wien haben bereit, und zwar an einem und­­ demselben Tage den neuen Zoll­­tarif publiziet. Zugleich mit demselben wurden die Durch­­füh­rungsnormen und eine Verordnung, betref­­fend die Zollrestitution für erportirtes Mehl, veröffent­­licht. Mit dem Insiebentreten des neuen Zolltarifs tritt bekamntlich das Sperrgefeß außer Kraft. Das Betroleumsteuergeies wurde mit Testen Mai amtlich verlautbart. Dasselbe tritt in Ansehen des Zolles und der Berbrauchäftener drei Monate nach dessen Kundma­­cung in Kraft. Nur die Bestimmungen in Betreff der Vorlage der Beschreibung der Erzeugungsstätten, der Werksporrichtungen, der Aufbewahrungsgefäße und der Mineralölvorräthe treten schon vier Wochen nach der Kundmachung des Gefeges in Wirks­amkeit. Die Einhebung des erhöhten Petroleumzolles, sowie der inneren Berbrauchsteuer für Petroleum beginnt Jonac mit 1. September d. 3. O Bom Saatenflande in Ungarn liegt ung der jüngste offizielle Bericht vor. Derselbe gleicht ziemlich vollständig in seinem Wortlaute dem legten, an von uns reproduzirten, Saatenstandsaus­­weise. Demnach stehen Feldfrüchte im Großen und Ganzen günstig. Nur aus einigen südöstlich gelegenen, sowie aus den meisten ehemals siebenbürgischen Komi­­taten wird über anhaltende Treckenheit gefragt. Spo­­radisch sind an Fröste vorgenommen, doch sind Die­­selben ohne wesentliche Schäden verlaufen. Die Win­­ter und Sommerfagaten geben im Allgemeinen seinen Anlaß zur Klage, und wird vielmehr aus mehreren Komitaten der Stand derselben als ausgezeich­­net geschildert. Hievon auszunehmen sind dies einzelne Bezirke des Eisenburger- und des Oedenburger Komi­­tates, wo die Saaten durch Trockenheit gelitten haben, ferner das Granader» und das Krasjo-Szörenyer Ko­­mitat, woselbst kalte Winde schädlich einwirkten. Der Reps hat hauptsächlich durch Kälte gelitten, wurde aber auch zum Theile duch Insekten zerstört, im Jan- Nagy-Kun-Szolnofer und im Szatmarer Komitate dagegen verspricht derselbe befriedigende Resultate. Der Weinstod steht schön, stellenweise sogar sehr schün, und hat im großen Ganzen durch Kälte wenig gelitten, nur im Honter- und Zempliner Komitate wurden durch vorgenommene Plagregen Schäden hervorgerufen. Auch­ beim Obst sind die Schäden durch Kälte nicht sehr bedeutend. O Üene Bischöfe in der jenseitigen Reichs- Hälfte. Die Widerbelegung der rasanten Bi­­schofssige von Brünn und Leitmerig ist erfolgt. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die kaiserliche Entschließung, doch welche Seminar-Di­­rektor und Professor der Theologie an der Prager Universität, Dr. Franz Bauer, zum Bischof von Brünn und der General-Großmeister des Kreuz­­herren-­Ordens in Prag, Dr. Emanuel Schöhl, zum Bischof von Leitmerik ernannt werden. In politischer Nichtung haben die beiden, Neuer­­nannten bisher eine indifferente Haltung beobachtet. O »Professorsstellen. An der protestantischen theologischen Akademie in Preßburg, welche im Sep­­tember d. S­. eröffnet wird, sind drei ordentliche Professors- und zwei Privatdozentenstellen zu bes­legen, und zwar ein ordentlicher Lehrstuhl für Aus­­legung des alten Testaments und die Hilfswissens­­chaften, zwei ordentliche Lehrstühle für Systematik und eregetische Theologie des Neuen Testaments, zwei Privatdozentenstellen für Historische Theologie und für biblische Philologie. Die Professorsstellen sind mit 1200 fl. Jahresgehalt und 300 fl. Woh­­nungs­aufgabe, die Privatdozentenstellen mit 600 fl. jährlich dotirt. Gesuche sind bis 30. Juni d. S. an den Superintendenten Ludwig Geduly zu­r Sommer-Liedertafel. Der „Oeden­­burger Männergesang-Verein“ veran­­staltet unter der Leitung seines beliebten Chormeisters, Heren Julius Kapi, am 11. Juni im Südbahnhof- Garten eine mit sehr gewählten und abwechslungsreichen Programme zusammengestelte Sommer-Lieder­­tafel. Wie wir hören, wird der hier so gern gehörte Damenchor (junge Fräulein, welche den besten und distinguirierten Streifen unserer Stadt angehören) ebenfalls mitwirken. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte ein T­anzfränzchen das Fest, welches sehr anni­­mirt zu werden verspricht, beschließen. * Dem Wetter. Vorgestern Dienstag hatten wir endlich, nachdem acht Wochen lang sein ausgie­­bigerer Regen unsere Saaten erfrischte, einen etwas stärkeren Erguß des schon so nothwendig geworde­­nen himmlischen Naffes, welches den durftigen Schollen und der theilweise fon sehr dürr gemor­­­ wei Tage in Wien. Wien, 29. Mai 1882 a . Vom Lage, O­FM. v. Meinländer zum Baron erhoben. Seine Majestät der König bat dem Herrn FME. und Kommandanten der 32. Infan­­terie-Division, Wild. Meinländer, als Ritter des Ordens der Eisernen Krone zweiter Klasse, in Ge­­mäßheit der Ordensstatuten den Freiherrnstand ver­­liehen.­­ Die Grafenkrönung ist 63 zum Mai 1883 verschoben worden. Mittlerweile sollen drei Kommissionen, unter Metthoff’s Oberleitung, Verwal­tungsreformen ausarbeiten, welche am Krönungs­­tage würden promulgirt werden. C3 verlautet, der U gokal-Beitung, Lokalnetizen.­ ­ 4 ). Li £ « Cis-TM Se 5 > NEE RG

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