Oedenburger Zeitung, 1887. April (Jahrgang 20, nr. 74-97)

1887-04-01 / nr. 74

a + A­BR: TRERTU­RITETTER 2 regiert,und dies sei der „Kaiser von Oesterreich.*­ir” glauben nir, daß das Reaktionsgelichter drüben je wieder zur Geltung s tommen könnte. Mag auch ein oder ein anderer Gesinnungsgenosse des Feudalgrafen im österreichischen Herrenhause figen und mag noch ein oder das andere Webers bleibsel der Kamerilla in den­ Gängen der­­ alten Hofburg spufen, die Erinnerungen an das Unheil, das dieselbe über die Dynastie und über die Monarchie gebracht, wird sich nicht so weit verleihen lassen und unser weiser Monarch wird sich rühmen können, noch in der elften Stunde die Gefahr erkannt zu haben, die von dieser Sippe drohte. Wird aber dereinst Kronprinz Rudolph den Thron seiner Väter besteigen, dann wird diese Generation von­ privilegirten ‚Staatsverderbern schon längst ausgestorben sein und von dem Mo­narchen, der seine Völker vom Site der Aufklärung gern­ bestrahlt sehen möchte, eine Wiederaufrichtung des Kaiseriyums Oesterreich zu gewärtigen — nein, solch’ ein Pessimismus wäre der denkbar größte Lurus. Spanische Gefdhcten. Oedenburg, 31. März. In Spanien ist wieder einmal ein kleines Re­volutiönähen ausgebrochen. Man hat in dem roman­­tischen Lande der Kastanien eine große Uebung in dieser Art, die Weltgeschichte zu Forriglien. Ein militärisches­ Pronunziamento will dort unter gewöhnlichen Umständen nicht viel mehr bedeuten als ein interessantes Stiergefecht, das die Nerven erregt, das Blut in Wallung und eine angenehme Abwechslung in die Eintönigkeit des Daseins bringt. Seitdem die professionellen Beschwörer Prim und Serano vom Schauplan abgetreten sind und mit dem Regierungsantrittte Alfonso’s des Z­wölften am Hofe die Herrschaft des Untertades aufgehört hatte, haben al) die traditionellen Militärverschwörungen an Zahl und Bedeutung abgenommen. “Aber ganz auszurotten ist eine so liebe alte Gewohnheit da nicht, und am allerwenigsten bei einem Volke, das mit so großer Zähig­­keit an seinen nationalen Eigenthümlichkeiten festhält wie das spanische. Noch immer wird das öffentliche Leben in Spanien mehr oder minder von den s unwerha­felnden Neigungen und wohl auch, von dem Geld­­bedürfnisse einzelner Parteiführer und Generäle beherrscht und die vielfach, verworrenen Parteiverhältnisse, die mannigfachen Schattirungen und Nuancirungen der monarchiischen und republikanischen Gruppen erleichtern diese fortgelegten Erschütterungen der bestehenden Ord­­nung oder Unordnung im hohen Maße. Auch der allerdings ehr unfreiwillige Urheber des jüngsten Provunziamento scheint ein ehrsüchtiger und intriguanter General zu sein, der aus der Schule der Heren Prim und Serano hervorgegangen ist. E 3 ist die der­jenige Militärgouverneur von Madrid, General Martinez Campos, welcher einst zu den Häuptern der fonservativen Partei zählt, im Jahre 1879 jedoch von dem erklärten Führer ders­­elben, Canova3 del Bastillo, ziemlich übel behandelt worden ist und glühende Race geschworen hat. Martinez Gampo3 ging damals zur Fahne Sagatta’3, des Hauptes der liberalen Partei über, und wiewor er nicht Mitglied der gegenwärtigen libe­­ralen Regierung ist, so übt er doch auf den schwan­­kenden und s­chwachen Sagasta einen maßgebenden und zugleich unheilvollen Einfluß aus. Im Herzen ist Martinez Campos Konservativer geblieben, und seiner Einwirkung ist er zuzuschreiben, das das S Kabinet Sagasta in der legten Zeit fie mehr und mehr von seinen liberalen Anhängern unter Martos, Todez Dos­­minguez und Robledo entfernte und in das Fährwasser der Konservativen hinübersteuerte. Zum­ offenen » Bruce, zwischen der Regierung und den­ liberalen Gruppen ,— denn auch, im der Partei muß, man­ mannigfache Spielarten unterscheiden —— Tamı e8, vor wenigen Wochen, als das Ministerium eines der­ Grundrechte der spanischen Verfassung ver­­legte, indem er duch die ‚Anwendung der Preventiv- Zensur die Aufführung ‘eines mißliebigen Theaterstückes verhinderte. Diese Maßregel rief in den Karten einen Sturm der, Entrüstung. ‘hervor, und insbesondere war 8 ‚der Führer der­ sogenannten Liberal-Reformer, Romero Robledo, welcher Sagatta in der heftigsten Weise angriff. Robledo hatte bei dieser Gelegenheit darauf Hingewiesen, dag die Negierung nicht überall mit gleicher Strenge vorgehe, und es ruhig geduldet hatte, daß in einem beliebten Kurorte in der Nähe von Barcelona ein Maskenaufzug stattfand, in welchem das Begräbnis Alfonso XI. und die Thronbesteigung des neugeborenen Alfonso XII. in der schamlofesten Weise Barrifirt und so das Königthum verhöhnt wurde. Die Regierung rächte sie für diesen Angriff, indem sie in der Kammer durch den Minister des Innern Tele­­gramme verlesen ließ, welche von Beleidigungen gegen Robledo fliegten und indem Gagafta in öffentlicher Kammerfigung die Partei der Liber als Reformer ver­­höhnte. Während auf solche Weise das Ministerium Sagasta immer entschiedener den intriguanten Ein­­flüsterungen Martinez­ Campos’ folgte­ und si duch Berufung einer "Marionette desselben, des Generals Cafjola, zum Kriegsminister ganz in die Hände der Militärpartei gab, vollzog sich auf der anderen Seite eine Annäherung zwischen den demokratischen Monar­­­chisten­ und den Republitanern, zwischen den Roble­­disten, Castelaristen und B­orillisten. Zorilka, der bisher das Prinzip des starr­|j­sten Republitanismus­ vertrat und in der Verbannung zu Paris durc­­h unausgeregte Konspirationen für den gewaltjtanten Umsturz thätig war, trug der veränderten Sachhlage Rechnung und erklärte sich bereit, auf geleg­­mäßigem, konstitutionelem Wege zum G Stutze der Monarchie mitzu­wirken. So steht denn in diesem Augenblicke dem Ministerium Sagafta, oder eigentlich dem General Martinez Campos, eine­ große demo­­kratische republikanische Vereinigung gegenüber,­­ auf deren Thätigkeit die jüngste Verschwörung zurückzuführen sein dürfte. « Man muß sich hüten,derartige Pronunziamentos vom idealen Gesichtspunkte zu bewachtem Es sind zumeist sehr prosaisch klin­gende Beweggründe,welche da im Spiele sind,und da der Volkswohlstand in Spanien gegenwärtig,hauptsächlich durch die Vers­wüstung der südfranzösischen Weinkulturen durch die Reblaus und die durch erfolgte Werthsteigerung der spanischen Weine in stetiger Zunahme begriffen ist,so ist es leicht begreiflich,daß unter den Parteien der Kampf um den Besitz der Macht und die damit vers­bundene Möglichkeit der Bereicherung in erbitterterer Weise als je zuvor entbrannt ist. Unter normalen Verhältnissen wäre das jüngste Pronunziamento,über dessen Ausdehnung und Bedeu­tung übrigens nach dem ersten dürftigen Regierungss­telegramm kaum noch ein Urtheil gefällt werden kann, nicht weiter von Belang.Allein mit Rücksicht auf die bedrohliche internationale Lage und auf die ge­­spannten Beziehungen zwischen Deutschland und Frank­­reich kann der Ausbruch von Unruhen in Spanien in diesem Augenblicke die Gefahr für den europäischen Frieden ve­schärfe.Ein Erfolg des Republikanismus in Spanien könnte für die chauvinistischen Elemente in Frankreich ein gefährlicher Ansporn werden,und die unmittelbare Veranlassung zu dem deutsch-französischen Kriege im Jahre 1870,die Kandidatur eines Hohens­zollern’schen Prinzen für den spanischen Königsthron hat bewiesen,daß die spanischen Angelegenheiten unter bestimmten Voraussetzungen leicht einen entscheidenden Einfluß auf die allgemeine europäische Lage üben können.Von diesem Gesichtspunkte aus muß den gegenwärtigen inneren Kämpfen in Spanien und deren Entwicklung erhöhte Ansmerksamkeit zugewendet werden. WER, · kamen um sieben Uhr Abends wohlbehalten wieder in Albazia an. O Militärisches: Der­ Herr Oberst Ritter Drestes von Bischof des 52.­nfanterie-Rer­gimentes wurde auf eigenes Ansuhen mit Wartes­gebühr in die Reserve verlegt. Opesitfion eines Gericht gpt isidentxm Wiewikim·Ellenzek«gelesen,hat der Präsident des Klausenburger königlichen Gerichtshofes Paul Bige »eine Demission gegeben,die der Justizminister auch zugenommen hat Zufeimm Nachfolger ist ein Rich­­ter an der­ Tafel au­s ersehem Opfe­rsifuung der Eisenbahns­inie HirgisYes Kid findet definitiv am 4.April statt. Der Eröffnungsfeier werden,wie man uns aus Lemi­­berg­ berichtet,die Repräsentantens der galizischen Be­­hörden und Abgeordnetenhauspräsident Dr.Smolta als Vertreter des galizischen Landesausschusses bei­ wohnen.­­ Begünstigungen für mittellose­it­­glieder des­­Beamten-Vereines in SKurorten. In den nachstehenden Heilquellen und Badeanstalten wurden den Beamten-Vereinsmitgliedern, welche ihre Mittellosigkeit nahmweisen künnen, von Seite der Bäder:­verwaltung Begünstigungen eingeräumt und zwar: 1. Kaltwassersgeilanstalt St. Radegund in G Steiermark, 2. Rohitsch Sauerbrunn und Neuhaus 3. Stanzen­bad, 4 Gies­­bühl-PBPuhstein 5. Rocegno (Südtirol), 6. Alpenh­eim in Aussee, 7. Steinerhof bei Kapfenberg in Steiermark, 8. Krapina-Töplig in Kroatien, 9. Karlsbad, 10. Kurpension und Bonfferheilanstalt in Görz, 11. Gleichenberg, 12. Zeplig, 13. Stanzensbad (Dr. Car»­telieri’ 8), 14. Marienbad, 15. Trenchim T Zeplig, 16. Gr.Ullersdorf (Mähren) und 17. Meran.­­ Zur Wahlbewegung. Die selbiigen Wähler Ungarns werden am 19. April in St.­ ZTamäds eine große Versammlung halten, deren Zweck die Berathung über das Vorgehen bei den nächsten Wahlen bilden wird. Zu diesem Behufe hat sich ein­ aus­ 30 M­itgliedern bestehendes Exe­­lativs Komite konstituirt, dessen Präsident Lazar Baramski und dessen Vizepräsident Milurin Bezility il. Bom Tage. O Allerföhrte Auszeichnungen. Seine Majestät der König hat dem pensionirten Vottes­amts-Chef Alexander Grobetty, in Anerken­­nung seiner vieljährigen treuen und ersprieglichen Dienste, das goldene Verdienstfreug mit der Krone verliehen. Dieselbe Dekoration erhielten die pensionirten 8. 8. österr. Finanzwach-Kommissäre Franz Fiedler und Eduard Hübner, sowie der Hofglocken- und Metallgieger ein Beftger Peter Hilzer in Wiener­ Neustadt. Endlich hat Seine Majestät dem mit dem Titel und Range eines Landesgerichtsrathes bekleideten Bezirksrichter in Reg, Antor Shindan, anläßlich der erbetenen Berlegung im den bleibenden Ruhestand­tag Wit­­terfreug des Franz Yoseff- Ordens verliehen.­­ Spende des Königs. Seine Majestät der König hat dem Budapestt-Tabaner Dröge-Bereine 100 Gulden aus Allerhöchster Pri­­vat-Chatouille gespendet.­­ O Ein Ausflug des Kronprinzen. Aus Abbazia, 30. d. wird und telegraphirt: Die gestrige­ Ausfahrt des Kronprinzen auf dem Torpedoboote „Woler“ sollte zur Synfel &Herso führen und würde dann von Balona aus zu Fuße zum großen Süßwassersee Vrana gegangen und nach einer Durchquerung der Synfel der Abstieg zum Quarnerolo gemacht worden sein. Leider störte eine Meine Havarie, welche ein Flügel der Propellerschraube dadurch erlitt, daß der „Adler“ an ein unter dem­ Wasser an einem Fischwege befindlich Holz angefahren wurde, die Partie, da bei dem­ herrschenden ziemlich Hohen Seegange die Weiterfahrt mit dem Torpedoboote nicht­ anzut­rab­en war ; es wurde daher der Hafen der Stadt Eber jo aufgesucht, um dort ein anderes Dampf­­boot zu­­­ erwarten. Nag Besichtigung, der Stadt kam zufällig der Solaldampfer „la“ an, welcher nun gemiethet wurde und auf welchem die Heime­fahrt ohne weiteren Unfall von­ Statten ging. Der Kronprinz. und in seiner­ Begleitung die Herren Fregatten-Sapitäin Wohlgemuth und Touristenllubspräsident Silberhuber Aus den Siomtiaten. Deutsch-Schüben, 30. März. (Zu un­serer Stragfenbeleuchtung.) Bie aus früheren Berichten ihren geehrten Refern bereits bekannt ist, wurden hier am 29. und 30. Spänner 1. 3. sehr animirte Unterhaltungen abgehalten, bei welchen auß der „Oedenburger Lieder- Kramt“ mitzuwirken so liebenswürdig war und deren Neinerträgniß zur Etablirung einer Straffen«­beleuchtung verwendet worden ist. Wenn wir heute auf diese Veranstaltungen noch einmal zurückkommen, so geschieht es, um dem Verdienste die Krone nicht vorzuenthalten. Der Arrangeur in Nede stehender Soir des dhansantes war der Gr.-Zinsendorfer Zucer­­fabriksbeamte Karl Pfeiler, der sich damit un­ vergängliche Lorbeeren erwarb, denn das N Resultat der Unterhaltung war ein so glänzendes, daß wir und nun einer sehr ausgiebigen Straffenbeleugtung Charakter angezweifelt wird, erscheint vereinzelt­ erfreuen dürfen. Die Gesammteinnahmen betrugen­ 304 fl. 26 £ r., von welchen nach Abzug der Spesen, 11 Straffenlampen sammt allem Zubehör ange­­schafft wurden. Die Kandelaber sind von der Bahnstation den ganzen Ort entlang aufgestelt und wurden am 17. März I. 3. zum ersten Male in Gebrauch ge­­legt. Die Straße erstrahlt nunmehr alle Abende in trefflichster Beleuchtung nicht nur zur allgemeinen gun­der­pfaffen, s sondern auch zur besonderen efriedigung .der von und zur Bahn kommunis­­zirenden Fremden. ·.. »Am 27.d.M."legte Herr Karleeiter der Gemeinde, seine in bester Ordnung befunden wordene Abrechnung vor und übergab gleichzeitig die ganze Beleuchtung, mit der freudigen Mit­­theilung, daß deren Anstandhaltung für die laufende Saison vollständig gesichert sei. Die Gemeindevor­­stehung sowohl, als auch die gesammte Bevölkerung zollte hierauf Herrn Pfeiler für seine so er­­folgreicen Bemühungen ihren aufrichtigsten Dant, unter Einem auch ihre tiefempfundene Erfennt­­lichkeit gegenüber dem „Oedenburger Lies derfrang“ betonend. Wir aber schliegen uns ebenfalls mit großer Freude der Anerkennung D­ieser DVBerdienste an und so liegen für Herren Karl Pfeiler, sowie für unsere anderen Barden, mit einem kräftigen Elsen­­ , Colegramms. Ludapest, 31. März. Auch im Laufe des gestrigen Zages is­t ein Cholerafall zur Anzeige gelangt. Der Fall ,aber, dessen

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