Oedenburger Zeitung, September 1915 (Jahrgang 47, nr. 201-225)

1915-09-01 / nr. 201

Seite 2«l jerfrone und unter der Königsfrone des Heiligen Stefan jcharen, die mit Begeiste­­rung auf ihren Kaiser und König und die Armee bliten, ihr Bestes und, wenn es auch sein muı* ihr Lettes hergeben werden für unsere Braven, die für uns, für unser Vaterland FRI und bluten, siegen und erben! Um nicht ehe die Agenden der Sam­­melstelle zu erschweren und andresteils die Arbeitsleistung der Sortierung und Klassi­­fizierung nur ungünstig u beienträchti­­gen, wird gebeten, die Spenden nicht dem Ef. 2%. £ Kriegsministerium Direkt zu senden, sondern alle Objekte an die offizielle Sam­­melstelle: „Ös­terreichischer­agdklub, Wien, 1. Heinrichshof 5“ einzuliefern oder einzu­­sennen. Jede Gabe wird daselbst registriert und erhält der Spender dafür eine Em­­pfangsbestätigung. Wien, am August 1915. Wilhelm Graf v. Murmbrand-Stuppad. . en .­­ . Oedenburger Zeitung Wie es der „Gemeine“ ficht, Der Brief eines Soproner Kanoniers. — Das Leben in Qubrlin. Vom­ 10. August datiert sandte diesen Brief ein Kanonier des Soproner Feldfa­­nonenregimentes an seinen Bruder. Wir haben bereits in Fülle Briefe von den Kriegsschauplägen gelesen, aber einen so interessanten wie diesen, noch nicht. Hier hat jedes Wort seine eigene Glut; eine Jeh­­le ist von Begeisterung erfüllt,­­ ebenso, wie das Herz unsrer siegreichen Helden flammt und an der Glut der Begeisterung siedet, in dem Gefühl, das ein Teil dieser gigantischen Arbeit, dieses unvergleichlichen Erfolges auch ihnen gebühre. Hier der Brief: Lieber Bruder! Endlich komme ich dazu, Dir für das mir gesandte Geld für das Briefpapier und den Notenfranz zu danken. Heute früh wurden diese Sachen mir einge er. Mie Du weiht, Drängen wir flott vor­­wärts und befinden sich Wardhjau, Span­­gorod und Lublin in unserem Besitz. Wahr­ li wir sind von dem Gefühl der Glücselig­­fer erfüllt. Wo standen wir noch vor weni­­gen Monaten? Wo stehen wir heute?! .. Mer hätte auf einen solchen Triumph auch im Traume gerechnet und wenn Die Rufen nicht weiter aursbwei­chen, werdet ihm­ noch etwas Grö­­ßeres erleben. Mir werden noch auch der Landschaft drü­­ben des Buges ansichtig, denn wie es jeht bei uns zugeht, das kann ji nicht einmal die Phantasie ausmalen. Wir halten bereits seit Mohen im Be­­triebe jene Eisenbahnlinie, welche die Rus­­sen während des Krieges von Lemberg bis Lublin ausgebaut haben, wiewohl sie bei ihrem Rundzug viele Brüden und stellenweise auch das Geleise sprengten. Das hatte aber nicht viel zu bedeuten. Un­­sere Arbeiterkolonnen sind überaus geschikt. Innerhalb 24­ Stunden stellen sie die größ­­ten Brücen her, außerdem täglich Bahn­­streben von einigen Kilometern. So geht es auch mit den Straßen. Wo in der Nähe sei­­ne Eisenbahn sich befindet, da sind Tausende Autos und Wagen an der Arbeit. Es geht seit viel besser, wie voriges Jahr in dems­el­­ben Zeitabschnitt. Mit Teichen an nichts Not. Mir haben in Hülle und Fülle Munition, Soutrage, Brot und andere Proviante, überhaupt all­ das, was man am Kriegs­schauplaße braucht. Mahrlich ein Wunder, wie unsere Kriegs­­leitung alles mit minutiöser Künstlichkeit einrichtete und o­rganisierte. Das­ Ganze kommt uns vor, als wäre es ein großer Nach­­rissbetrieb, wo aus einem besonderen Ge­­bäude aus dem Maschinenhaus alle übrigen Maschinen in weiten Kernen in Bewegung gelegt werden. Konnte gar nicht besser gehen, wie es ge Lieber Bruder! Gemwik wird es sich inte­­ressieren, wie Qublin aussieht. Es it eine viel größere Stadt als Sopron und dazu wo viel hübscher, berendts betonen muß ich, daß Qublin auch eine nette reine Stadt ist. Unsere Städte können mit ihr gar nicht ver­­glichen werden. Die Stadt ist voll mit Lieb­­lichen Auen; ihre Gajsen und Straßen lau­­fen schnurgerade, und­ sind breit und Die trottoirs prachtvos asphaltiert. Das Volk wohlgekleidet, ja gewählt und elegant. Ich kann Dir sagen, Ddak dies uns große Über­­raschung brachte, da wir in Polen durch die Situation und Wolf eben nicht entzückt wa­­ren. Die Einwohnerschaft, auch die vermö­­genden Alasjen sind uns mit Liebe zugetan und helfen uns, wo sie nur fünnen; die an­­gesehensten Männer Qublins stellten ji uns bei der Aufrechterhaltung der Ordnung zur Verfügung. Es hat hier Alles den Anschein, als wäre gar nicht Krieg, obschon der Feind erst vor ei­­ner Mod­e die Stadt räumte. In den Ge­­schäften wird ohne Unterbrechung gearbei­­tet, es ist aber natürlich alles sehr teuer. Wenn ich entlang der Hauptstraße bli­­de, glaube ich, am Miener Ring zu stehen. Die Stadt hat eine lebhafte Industrie. Die Gebäude sind vornehm und stylvoll. Die Landwirtschaft in der Umgebung ist wunderbar entwickelt. Ich kann Dir sagen, daß sie entwickelter, wie in vielen Gegenden Unsarns. Auch das einfache Volk is in sei­­nem Umgang von seiner Manier und von leutjeliner Unmittelbarkeit. So konnte ich die Schilderung meiner Er­­fahrungen bis ins Unendliche fortlegen; vielleicht spare ich die Fortjekung für ein an­­deresmal auf — oder werde ich Dir, so Gott es mir erlaubt — zuhause mündlich mittei­­lt: AERO Das Mandat Szells. Budanest, 29. August. In der heute ab­­gehaltenen Versammlung der M Wählerschaft des Szent-Gotharder Wahlbezirkes wurde für das durch das Ableben Koloman v. Szells erledigte Mandat der Minister am allerhöchsten Hoflager Baron Ermin Roszner zum Renleiligien­ aufgestellt. TEEN­IE is ee Bi TEE a­n Roszner Stimmung zu machen. Der Sendeiase- Schmaasnete Dr. Gábor Bargha nahm Veranlassung einer Ver­­sion, welche darauf abzielte, gegen den Ab­­geordneten Kandidaten Baron Erwin entge­­genzutreten. Es wurde nämlich verbreitet, dars der Kandidat es gar nit der Mühe wert erachten werde, den Bezirk zu bejufen, sondern einfach nur das Mandat entgegenzus nehmen. Dr. Bargha­rt in der Lage diese Nachricht auf's entschiedenste zu dementie­­ren. Denn er wisse bestimmt, daßs Baron Roszner mit größter Freude, nicht nur in Szentgotthard, sondern auch in den Ortschaf­­ten die Wähler beruhen werde. Schließlich legte Redner den Wähler an’s­ Herz, daß sie wenn sie in ihr Heim zurückehren, in den Drttschaften verkünden mögen, das in Szent­­gotthard heute sein Kampf tobte, sondern die Friedensfahne entrollt wurde. Die Sufbisin­gebenntiction der ungarischen Munizipien in Wien. Budapest, 30. August. Heute nacht ist der Sekretär des Bürgermeisters Dr. Barczy, Dr. Elemer v. Miflos, nach Wien ge­­teilt, wo morgen das Komitee für die Ver­­anstaltung des ungarischen H­uldigungsfeit­­zuges sein Bureau im Hotel Bristol eröff­­nen wird. Die Mitglieder der am 2. Sep­­tember vor dem Monarchen erscheinenden Huldigungsdeputation reisen am 1. Sep­­tember nachmittags mit zwei Sonderzügen nach Wien. Mittwoch­abend findet eine Empfangs­­toiree des österreichischen Ministerpräsiden­­ten Grafen Stürgkh im Hause der In­­dustrie am Schwarzenbergpla statt. Hiezu werden die Gäste im Fra erscheinen. Der Monarch wird die Huldigungsdepus­tation am 2. September um 11 Uhr vormit­­tags in Schönbrunn empfangen. Nach dem Empfang begeben si­che Mit­­glieder der Abordnung auf Einladung des Bürgermeisters der Stadt Wien in das Rat­­haus, wo sie Dr. Weissichner im Namen des Gemeinderates begrüßen wird. Auf die­­se Begrüßung werden die Bürgermeister der Städte Budapest und Agram antworten. Gleichzeitig berich­tet die Stadt Wien die Stadt Wien die Huldigungsabordnung mit einem fairen Büfett. Nachmittags 3 Uhr versammeln­­ sich die Abordnungsmitglieder in den Güten des Wiener Konzerthausrestaurants zu einem gemeinsamen Mittagsessen­­ an dem alle teilnehmen, die dies bis spätestens am Abend des Tages vorher dem Ordnerfomi­­tee, gemeldet haben. Die Radfahrt der Gäste erfolgt gleichfalls in zwei Sonderzügen. Der er­ste geht um 6 Uhr 51 Minuten abends von Mien Ditbahn­­hof über Marchegg nach Budapest, wo er um 11 Uhr 5 Minuten nachts eintrifft. Der zweite um 7 Uhr 30 Minuten abends über Bruch an der Leitha und trifft um 11 Uhr 55 Minuten nachts in Budapest ein. a­onkendet 1915. Angehörige der Monarchie in ausländischen Munitionsfabriken. Laut zuverlässiger Nachrichten sind in neutralen Ländern, insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika, Ange­hörige der Monarchie als Arbeiter, Inge­­nieure oder in sonstiger Eigenschaft in Be­­trieben tätig, die si mit der Herstellung von Kriegsbedarf für unsere Feinde befassen. Solche pflichtvergessene Staatsbürger, die auf diese Weise die feindliche Kriegsmacht tarfen und dadurch die Kriegführung der Monarchie erschweren, laden nicht nur schwe­­re moralische Schuld auf sich, sondern man­chen Fr­au des Verbrechens gegen Die Kriegsmacht des Staates nach 8327 des Mi­­litärstrafgefeges schuldig. Dieses Verbrechen ist mit schwerem Ker­­­fer von zehn bis zu zwanzig Jahren, be­­ziehungsweise mit dem Tod durch den Strang bedroht. Der Umstand, das die Tat im Ausland begangen wurde, hindert Die Strafverfolgung nicht. Die Wohnung des V­erteidigers von P­zaemysl. Budapest, 30. August. Laut Mitteilungen österreichische ungarischer Offiziere hat man, als wir Przaemysl den N­ussen wieder entg­rifsen hatten, die Wohnung des Feldmar­­schalleutnants R. v. Rusmanef von al­­len Seiten eingemauert vorgefunden. Die Offiziere liegen die Mauern niederreib­en, und da machten Sie die Wahrnehmung, daß die Wohnung volländig unberührt geblie­­ben war, alle Einrichtungsgegenstände sich an ihrem Pla befunden hatten und in der Wohnung die größte Ordnung herrschte. Die Sadhe schien nur so erklärlich, daß die russi­­schen Offiziere die Wohnung Rusmanefs nur deshalb eingemauert haben, damit raubgie­­rige Bojaren nicht alles wegschleppen. Rüd­ehe des wortbrüchigen Gilbert in die Schweiz. Genf, 30. August. Millerand hat dem Slieger­ Gilbert einen scharfen Verweis erteilt, weil er unter Bruch seines Ehren­­wortes aus der Schweiz geflüchtet war. Der Kriegsminister teilte ihm sodann mit, daß er sofort nach der Schweiz zurückgeführt werden würde. Gilbert ist tatsächlich gestern früh um 10 Uhr in Genf in Begleitung des Kapitäns Lafaverge angekommen und sofort in die K­aserne geführt worden, wo er verhaf­­tet wurde. Verschärfter Belagerungszustand in Moskau. Kopenhagen, 30. August. „Tidendes“ mel­­det aus Petersburg: Neber den Militärbe­­zirk Moskau it der verschärfte Belagerungs­­zustand verhängt worden. Bryan reilt nah Europa. KB. Frankfurt a. M., 29. August. Die „­Frankfurter Zeitung“ schreibt: Wie aus New­ Mors gemeldet wird, soll Bryan nach Europa gehen, um zu versuchen, zwis­chen den Kriegführenden zu vermitteln. ER

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