Oedenburger Zeitung, Juni 1917 (Jahrgang 49, nr. 123-146)

1917-06-01 / nr. 123

Nation zu vertreten und sich an der Spige Dir­ ‘der Regierung zu stellen, um­ ihre Ideen durchzuführen. Die Arbeitspartei werde der kommenden Regierung in allen wirts­caftlichen und finanziellen ragen, die unbedingt erledigt werden müüssen, ihre Hilfe nicht versagen, von einer Vertretung der Nationalen Arbeitspartei in der neuen Regierung könne aber seine Rede­n sein, so " « « Ferner betonte er, daß manche Politik fer die P­erson des König immer in den Vordergrund stellen womit sie den Anscein er­­werben wollen, als ob der Monarch für ein radikales Wahlrecht eintrete. Tatsache es nur, daß die gegenwärtige Regierung in der Wahlrechtsfrage ihre Ansicht dem König unterbreitet habe und daß der Kö­­nig den Antrag der Regierung abgelehnt­­ habe. Dieser Umstand habe die gegenwär­­tige Regierung zur Demission veranlaßt. Dadurch wurde aber noch immer nicht dargetan­, daß sich der König für diese oder jene Lösung der Wahlreformfrage schon erschieden habe. E 3 sei jegt Pflicht der foms­menden Regierung, ein Wahlrechtssystem auszuarbeiten und es dem König vorzule­­gen. Für eine Wahl­rechtsreform, die die nationalen­­ Interessen Ungarns gefährde, kann die Nationale­ Arbeitspartei Feine « Verantwortung übernehmen. H | Sängert Dauer Si Brise, Budapest 30. Die hier eingetroffenen­­ Mitteilungen über die Audienz Dr. Weferles stimmen alle darin überein, daß auch diese Audienz eine Lösung der Ak­te nicht herbeigeführt hat. Die Lösung der Krise dürfte noch längere Zeit in Anspruch nehmen, da mit jedem Zuge immer neue Schwierigkeiten auftauchen.­ ­2:2:2:2:273:73323: M­ISIEIE:EIE:R: 3 Heuerle Nachrichten.­ ­Bon unserem ee Die Brise in Ungarn. Die Audienz; Wekerles. MWien 30. Die Ungarische Post meldet: Die in der ungarischen politischen Welt mit Span­­nung erwartete Audienz, des gewesenen un­­garischen Ministerpräsidenten Dr. Alexander M­ekerle hat heute mittags stattgefunden. Dr. Meierle fuhr von der Wohnung seines in fing­er mehrere Vertreter der Presse, Wien meilenden Sohnes? Dr. Alexander Wekerle jun. zum Empfang, der lange Beit in­ Anspruch nahm. Nachdem Dr. Weferle in sein Quartier zurückgekührt war, emp; De=­nen gegenüber er über seine Audienz fol­­gende Mitteilungen machte: " „Seine Majestät hat mich heute in Au= Dienz empfangen, die naturgemäß lediglich informativen Charakter hatte. Ic hatte Gelegenheit, meine A­nsichten über die Lage­­ darzulegen. Im Vordergrund der Erör­­terungen stand die Frage der Wahlreform und des wirtschaftlichen Ausgleiches zwischen Oesterreich und Ungarn. Weitere Mittel­­ungen könnte ich Derzeit nicht machen. Ich begebe mich noch heute nachts nach Budapest zurück, weil ich morgen in einer wichtigen Situng des Ernährungsbeirates den Borsig zu führen habe.“ Im Laufe des Tages, während Dr. Maeferle in Audienz weilte, gaben mehrere österreichische sowie einige in Wien mei­­lende ungarische Staatsmänner ihre Karten im Quartier Dr. Weterles ab. ‚ Die Revolution in Rußland, Angeblige R­äumung Revals. Hartnäkige Geräte, ‚ Berlin, 30. Die Bessische Zeitung meldet aus Stockholm : Kerenzkis Digan Dient stellt fest, daß die Ges­chichte über die bevorstehende Räumung Re­vals trog aller Ableugnungen sich noch immer in weiteren Kreisen erhalten, ja sogar verstär­­ken. Die Direktoren der Revaler Bank- und Handelshäuser haben sich nach Petersburg begeben, um dort bei den Ministern wegen dieser alarmierenden Gerüchte, die das gesamte wirtschaftliche Leben zu zerstören drohen, vor­­stellig zu werden. Die Gefahr einer Gegenrenolution, angei­te gegen Purifgkewitig. Stockholm, 29. Stockholm. Tidningen meldet aus Peters­­burg: Das offizielle Organ des Arbeiter und Soldatenrates Jzmeitia greift: heftig den kon­­servativen Dumadeputierten Burijehfen­tich wegen seiner gegenrevolutionären Propaganda unter den Truppen an. Das Blatt drüct sein Erstaunen aus, daß dieser Repräsentant des Barismus ungestraft sein Treiben an der Sreont fortseße. Die Streiks in Baris. Neues Auswahlen. Genf, 30. Der Temps meldet, die Ausdehnung der Bariser Streits nehme ganz ungeahnte Dimen­­sionen an. Gestern hatten sich wieder 50.000 Arbeiter den Streifenden angeschlossen Die Bewegung habe bereits die Papierfabrikation, die Schokolade- und Arzneimittelindustrie und die Tertilfabrikation ergriffen. Bei diesem In- Dustriezweig sei sie besonders katastrophal, weil sie die Propaganda auf die Provinzen ausdehne. Storkholmer Konferenz. Die Konferenz, mit den Ungarn. Stockholm 30. Gefter begannen die Konferenzen mit den ungarischen Delegierten. Eine Fachvereinigungskonferenz. Das Vermittlungsbureau für die Fachberei­­nigungsinternationale in Amsterdam hat eine internationale Fachvereinigungskonferenz für den 3. Juni in Grodholm einberufen. Die Initiative ging von Legion aus. Auf der Ta­­gesordnung stehen fachliche Forderungen beim Friedensvertrag, Arbeiterschußfragen usw. Gegen die Paßverweigerung in Amerika. Der Stockholmer Ausschuß sendete noch gestern an Willun ein Telegramm, worin die Hoffnung auf Zurücziehung der Pahverwei­­­gerung ausgegrüßt wird. Adresse der deutschen Vertreter nach Stokholm. Berlin; 30. Nach einer Meldung des Vorwärts sind gestern die Vertreter der Kommission der sozi­­aldemokratiigen Parteivorstände der Reichs­­tagsfraktion und der Generalf­ommission der Gewerkschaften von Berlin über Kopenhagen nach Studholm abgereist, wo die Verhandlun­­gen am 3. Juni beginnen sollen.­­ Hantliche ee. Angartiger Gesehentwürfe. « « Budapest, im Mai. Der ‚Sieg des Miltiades ließ den braven Themistokles nicht schlafen. Und so störten auch die Lorbeeren des Regierungskommissärs Dr. Rekam die Ruhe des guten Professor Dr. Budai.. Brofessir Nefam in Budapest erörtert näme­lich seit Jahr und Tag in Reden, Vorträgen, Broschüren und Zeitungsartikeln eine höchst wichtige, aber auch Yöcgit peinliche Frage, die hier bloß angedeutet werden kann. Der Ges­­ehrte meint, daß die Kindersterblichkeit in der ersten­ Reihe” auf die Krankheiten der Eltern zurückzuführen sei und im Interesse der ganzen Nation von Staats wegen Sorge dafür getragen werden müßte, daß bloß gesunde Menschen Ehen schliegen. Zu diesem Zweck schlug der genannte Bröfefsor vor, daß alle jene, die in den heiligen Stand der Ehe treten, ob Mann­lein oder Weiblein, vorher sich ärztlich unter­ suchen Lassen müßten. Wer nicht nach jeder Hinsicht Ferngesund is, wird weder im Stan­­desamt noch in der S Kirche die unerläßliche Genehmigung erhalten und daher unverheiratet bleiben. Prof. Nelam Hat­ „diesbezüglich schon seine Vorschläge dem Justizministerium unter­­breitet, die angeblich in Form eines Gefek­­entwourfes vor das ungarische Parlament ge­­langen sollen. Man muß abwarten, ob diese Geiegvorlage wirklich zustande kommt und wie sie die vielen Seiten des erwähnten Problems fassen will Denn, wenn es schon höchst schwierig ist, eine obligatorische ärztliche Untersuchung aller Brautpaare durchzuführen, bleibt noch die Frage offen, wie man jenen Kindern eine amtliche Gesundheit sichern kann, deren Eltern ohne Zustimmung des Standesamtes und der­­ Kirche an der Zunahme der Bevölkerung mit‘ wirkten. Doch, wie gesagt, diese kühnen Ideen waren fruchtbar, den auch Brof. Dr. Budai in Recstemet arbeitete einen Gejebentwurf aus, in dem Garantien für gesunde Nachkommenschaft geschaffen werden sollen. Dr. Budai will dieses Ziel duch eine staatliche Heiratsvermittlung erreichen. Jeder und jede von Ehegedanken und -wünschen Heimgesuchte hat sich bei den staatli­­chen Anmeldestellen einzufinden, wo ihm oder ihr die passende Ehehälfte gesucht wird. Auch schriftliche — auch anonyme — Heiratsanträge würden gestattet sein. Auf diese Weise soll einerseits eine Vermehrung der Ehen erreicht und anderers­eits verhindert werden, daß Franke insbesondere erblich belastete Personen ihre Gebregen von Geschlecht zu Geschlecht weiter­­geben. Denn ohne ärzliches Zeu­gnis gebe es seine vom Staat genehmigte Ehe. So find­­en zwei Gelegentwürfe, allerdings porerst bloß von Privatpersonen ausgearbeitet, bereit im Besich der betreffenden Sektionen­ des ungarischen Ministeriums, und wenn die Erwartungen der beiden Aerzte erfüllt werden, müßten noch vor Kriegsende Die angestrebten regislatorischen Maßnahmen erfolgen. Daß der Weltkrieg Ungarn au noch eine staatliche Heiratsvermittlung, die Regierung sozusagen als „Schabchen“ bringen soll, klinge wohl ein wenig absurd. Aber heutzutage ist schon so viel Unmögliches möglich geworden, daß man nichts mehr für unmöglich halten darf. BESTE EEE STIRBT STRITEETER Alles, was auf militärischem oder wissen­­schaftlichem Gebiete unsere Widerstandsfä­­higkeit und Entschlossenheit rechtfertigt und unsere Feinde der Illusion der in unsere Er­­schöpfung gelegten Hoffnung beraubt, bringt uns dem­­ ehrlichen Frieden näher. Wer Kriegsanleihe zeichnet, steigert die Kraft der einen Kampf auf Leben und Tod ausfech­­tenden Nation und hilft sogleich zur Beseiti­­gung des größten Hindernisses des Friedens: den in unsern Zusammenbruch gelegten Glauben. Stefan Tihe.

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