Oedenburger Zeitung, November 1921 (Jahrgang 53, nr. 248-272)

1921-11-25 / nr. 268

«­.. Seite 2. — Nr. 368. Dr. Yaby inspiziert! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Wien, M. Nov. Das Tel.­­Rorr.-Bureau meet aus Eisen­­stadt: Der österreichische Landesver­­walter für­­ Westungarn Sektionschef Dr. Davy, hat Dienstag das Gebiet des Landesteiles östlich des Neusiedler­­sees bis zum Standort unserer Posten , Kittsee, Nidelsdorf und Bamhagen teilt. Die Amerikaner gehen heim! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 3. Nov. Amerikani­­sche Blätter melden, das in den letten Tagen Befehle an das Kommando der amerikanischen Truppen im Rheinlande ergangen sind, mit dem Heimtransport zu beginnen. Der erste Transport geht von Antwerpen ab, der Zweite folgt im Dezember. Bis März sol die Hälfte der Truppen abtransportiert sein. Stinnes in England. (Drahtbericht der „Dedenburger Rettung“.) SB. Haag, A. Nov. Aus London wird gemeldet: Es sind seine Anzeichen dafür vorhanden, dars Stinnes und Lloyd George miteinander in Be­rührung gekommen wären. Es besteht die Annahme, dag die Erihlieg­ung Ruklands und Die Neuordnung Des mitteleuropäischen Verkehrs zu den wichtigsten Gegenständen gehören, über die Stinnes verhandelt, so Aus der Türkei. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. London, 24. Nov. Nach Mel­­dungen aus Konstantinopel hat die National­versammlung in Angora den Sultan auf­­gefordert, Konstantinopel zu verlassen und Angora zur Hauptstadt des tür­ tischen Reiches zu erklären. au 65 wird also doch verhandelt! (Drahtberit der „Dedenburger Zeitung”.) SB. Ron, 24. Nov. Der Vertreter der­ Angoraregierung dementiert die Nach­­richt über den angeblichen Abbruch der Italienisch-türkischen Verhandlungen. u = HER Dedenburger Zeitung Mus der N (Drahtbericht der (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung”.) SB. Parts, 24. Nov. Gestern ist im Ministerium des Aeußern das französ­sisch­ polnische Wirtschaftsabkommen über Operfhleften unterzeichnet worden, das die Kontinuität des Wirtschaftslebens im jenen Teilen Oberschlesiens sichert, die Polen zuerkannt worden sind. Obwohl die fran­­zösischen und die polnischen Kreise darüber größtes Stillsäweigen bewahren, verlautet, daß das Abkommen somal­ für Polen wie auch für Oberschlesien bedeutende Vorteile materieller Art enthalte.­ ralversammlung. Oedenburger Zeitung“) Die heutige Sikung der Nationalver­­sammlung wurde duch Präsidenten Baal um 10 Uhr eröffnet. Abgeordneter Georg Szmrecsa­n­ni entschuldigte fi wegen des Zini­­­henfalls mit Benfö. Darnach begrüßte „Abgeordneter Rafijay die Einberufung’ der National­­versammlung.. Er k kritisierte das Vor­­gehen der Regierung, daß sie ohne Par­­lament regiere und die Nationalver­­sammlung vor ein fait accompli stelle. Darauf sprach er über die unwest­­ungarische Frage und rügte, daß die­ ‚dortigen patriotischen Aktionen von solchen zunichte gemacht werden, die dor ihrer Bestrafung dorthin flüch­­wodurch die patriotische DBe­­iteten­­wegung vor Land umd Welt kompro­­mittiert worden sei. Das Venediger Ab­­kommen werde als ein Sieg des Mini­­sterpräsidenten dargestellt, er aber be­haupte, da das Venediger Abkommen ein Abweichen von dem Prinzip bedeute, daß ohne Volfsabstimmung sein voll ungarisches Gebiet abgetreten werde. Auf die Königsfrage übergehend sagte er, daß die Regierung viel weiter gegangen sei, als die Entente gefordert habe, da sie sich verpflichtet habe, seinen Schritt zur Löitung der Königsfrage zu unternehmen, bevor sie nicht mit der Entente im Einvernehmen sei. Abgeordneter Friedrich ruft da­zwischen:: „Man wird den ungarischen König ernennen!” Raffay Fährt fort: „Wenn ‚der ungarische König bloß ein politischer Be­­vollmächtigter der Entente ist, so kann von einer nationalen Souveränität nicht mehr gesprochen erden. Er kritisiert weiter die innere P­olitik der Re­­gierung und fragt, woher sie das Recht zur Werbung nehme Auch die neue Amnestieverordnung besprach er und sagte, daß man auf diese Art Feine Ber­­­ührung mit der Arbeiterschaft herbei­­führen könne. Er verurteilte weiters die Arrangeu­re des Königsputsches, erklärte jedoch, daß die daran beteiligten Abgeordneten ehr­­liche fanatische Bolitiker waren. Hier erhob sich ein gewaltiger Tu­­mult. Von der Geste der Kleinland­­wirtepartei ruft man: „Sie waren V­a­­terlandsverräter!” Abgeordneter VBazSonyi „Sie waren P­atrioten!” Da sich der gewaltige Lärm nit­legte, mußte der Präsident die Sigung unterbrechen. Hierauf ergriff Ministerpräsident Straf Bethlen das Wort und bittet die Nationalv­ersammlung, da die Re­­gierung demissioniert habe, sich zu ver­­tagen, bis die neue Regierung sich vor­­stellen könne. Hier bricht ungeheurer Lärm aus­ ruft: Der Mini­sterpräsident hebt hervor, das er sich nicht der Verantwortung ent­­ziehen wolle; hiezu werde die National­­versammlung Gelegenheit haben. Er verwahrt sich gegen Die Behauptung­­ Raffays, daß dur das Venediger Abkom­men Gebiete verloren gegangen seien. Man habe dadurch im Gegenteil Gebiete gewonnen. (Zustimmung recht3.) Er erklärt, sämtliche Akten des Königs­­putsches der Oeffentlichkeit vorlegen zu wollen. Auch weist er den Vorwu­rf einer geheimen Werbung zurück, da die Wer­­bung durch den Vertrag von Trianon ge­stattet sei. Er wünscht­­ hierauf nochmals, dak die Nationalversammlung vertage Nun ergreift Graf Apponyi das Wort und stellt den Intrag, daß mit Rückicht darauf, das die Regierung die wenn die Immuni­k missioniert habe, seine allgemeinen poli­­tischen Kragen erörtert werden. Es sei aber ein Skandal, tätsangelegenheit der in Haft befindli­­chen Abgeordneten nicht ehestens erledigt würde. Ebendeshalb münsche er, daß die Nationalversammlung morgen eine Sikung abhalte. Nach kurzer Debatte nimmt die Na­­­­tionalversammlung den Antrag des Mi­­nisterpräsidenten in Angelegenheit der DVertagung an. Hierauf wird die Sikung bis 1 Uhr mittags unterbrochen. Nach der Bauje ergriff unter an­­deren Viktor Drozdy das Wort und sprach über die Zensur die am itrenasten in der Frage der Boden­­reform gehandhabt werde. Schließ­­lich richtete Redner an die Regierung die Anfrage, ob sie davon Kenntnis habe, daß es in Ungarn heute seine Breffreiheit gibt, und ob sie bereit sei, die Preffreiheit wieder h­erzustellen. Der nächhste Interpellant war Stefan Sriedrich, der eine Zurückwei­­sung der Einmengung des tshechoslo­­watiischen Außenministers Dr. Be­­weich in die inneren Angelegenheiten Be auf diplomatischem Wege verl­angt. Nach der Interpellation des Abge­­ordneten Kerefes über die Durch­­führung der Bodenreform wurde die Situng gegen 2 Uhr geschlossen. · nn | fich. ur |’ o | Stefan Friedrich Oedenburg 3118 Telephon 109 u. 41 Speditions-Unternehmung Spediteur der Südbahngesellschaft. Möbeltransport mit eigenen, verschliess­­baren, innen tapezierten Patent-Möbel­­wagen. — Zollagentur, Handelsagentur. «"Iss ee TR Freitag, 25. November 1M2. S Nahdruch verboten. Arbeit adelt.­ ­ Originalroman von 8. Bourihs-Mahler. (52.Fortsetzung.) Ihr Blick schweifte nach dem Steins­bruch hinüber——und nach der toten „Diana“. Wie Fiebershauer ranı es doch ihr Blut. . Wenn er nit gewesen wäre, dann lag sie jeßt mit zerschmet­­terten Gliedern im Steinbruch. Er allein hatte sie davor bewahrt. Und wie hatte sie ihm gedanft? Sie wahte nit, was sie tun sollte. Der furchtbare Schred, die Erregung witterten noch in ihr nac. Auch an Va­­ter und Bruder muhte sie denken. Wenn man sie tot nach Hause gebracht hätte — was wäre das­ für den Vater und Fredy gewesen? Sie wuhte nit mehr aus und ein mit ihren Gedanken und Gefühlen. Die willensstarfe, selbstsichere Ellinor war nichts als ein schwaches, hilfloses Meib. Und plöglich schlug sie Die Hände vor das Antlif und weinte, als müsse ihr das Herz brechen. Das war ihre Antwort auf Rede. Er sei die Zähne wie im Krampf aufeinander. Warum meinte sie? Tat es ihr nun Doc leid, ihn so gedemütigt zu haben? Daher war es nur die für­­perliche Abspannung, die ihr Tränen erprekte? 8 hasse, ich verabscheue Sie!“ Er hörte es wieder im Geiste — diese Worte würde er nie vergessen! Mie unsagbar er Ellinsr liebte, das fühlte er jeßt erst mit voller Erkenntnis. Und der Schmerz, sie verloren zu haben, war um so größer, als er einen Moment in jauchzender Glücseligkeit geglaubt hatte, von ihr wiedergeliebt zu werden. Auf seinen Lippen brantzte no ihr Ruß — und in seinem Wntliß Der Schlag von ihrer Hand. Mild stöhnte er auf, so das- sie er­­schroden in sein verzerrtes Untlig sah. Aber nun war der Verwalter dicht herbeigekommen. Heinz Lindek riß ich zusamm­en. Noch ehe der schredensbleibe Verwalter reden und fragen konnte, berichtete er ihm kurz, was geschehen war. Die no ungemähten Felder hatten den Vorgang verborgen vor aller Augen, die dem scheuen Tier gefolgt waren. Zum Schluß sagte Lindek hastig: „Das gnädige Fräulein Hat einen Nervenh­of gehabt. Bitte, steigen Sie ab, Herr Verwalter, und führen Sie „Satire“ am Zügel weiter. Ich will eiligst auf Ihrem Pferde nach Sempfow reiten und einen Magen entgegen­­ihiden.“ Schnell sprang der Verwalter ab und sah beflommen zu seiner jungen Herrin empor, die weinend und zitternd auf „Satirs“ Rüden saß. ‚Linded sprang tal in den Sattel und jagte nach einer kurzen, stummen Beibeugung davon . Ellinor lie die Hände schlaff herab­­finten und sah ihm nn­d es lag eine Dual ohnegleichen in ihrem Blic. In Heinz Lindeds Innern tobte ein Sturm varender Verzweiflung Nun durfte er nicht mehr nach Lemfow ge­­hen, und mußte Ellinor meiden. A­ls er vor dem Lemfower Gutshaus hielt, kam Fred aus der Hal­e gelaufen. „Sie verspäten ich um eine halbe Stunde heute, Herr Baron!“ ‚rief'er la­­hend. Aber dann sah er erschreden in das verstörte Gesicht seines Freundes. „Mein Gott, wie sehen Sie denn aus? Mal ist geschehen?“ Ehe Lindek antwortete, rief er dem herbeieilenden Reitfrecht zu, es­­ müsse sofort ein Wagen angebvannt werden. Dann erst berichtete er Fred in bastigen, aber schonenden Morten vor Ellinors Unfall. Zum Schluß sagte er zu dem erschrochenen Knaben: „Fahren Sie Ihrer Schwester entge­­gen, steh, und sorgen Sie dafür, Daß sie sofort zur Ruhe­ kommt und rufen Sie­­­­ dem Arzt, sie hat sicher einen Nervenhof gehabt. Ich reite auf des Verwalters Pferd nach Hause und schide es dur meinen Reit m­eht zurück. Der Tanz „Satir“ dann in Empfang nehmen.“ Fred versprach alles zu tun. „Wollen Sie nicht mit mir kommen, Herr Baron — oder hier auf uns war­­ten?“ fragte er. „Rein, Fred, ich bin ja ganz über tüfig. Ihr Fräulein Schweiter sieht = am besten seine fremden Men­­schen.“ „Dann auf Miederjehen, Herr Ba­­ron!“ „Auf Wiedersehen, Lied — Teben Sie wohl — und bitte — lafser Die mi willen, wie es Ihrem Fräulein Schwe­­iter geht ob sie wirklich seinerlei Schaden gelitten hat.“ „a, ja, Sie sollen gemissenhaft Be­­richt erhalten. Und ich danfe Ihnen tausendmal, daß Sie Ellinor zu Hilfe kamen,“ sagte red erregt und um­armte Linde dankbar, obwohl ihn die­­ser ganz im unklaren gelassen hatte, wie ihner diese Hilfe gewesen war. Ellinors Bruder blieb sein Freund. Linde 709 Fred in flummer Qual an sich. Der Wagen fuhr vor. Fred sprang hinein, wie er ging und stand. (Bortlegung folgt.) seine b

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