Oedenburger Zeitung, Mai 1922 (Jahrgang 54, nr. 98-121)
1922-05-14 / nr. 108
n- Frisks’ : Seite 2.—N x.108. wen auf die Not der Lebenden, Darauf, dDnk diese leben wollen, retsen und sich fleiben müssen. Darum treibein je die Pfeise durch allerlei Manöver in Die Höhe. Sie fümmerts nit, wenn Die Familien zugrunde gehen, wenn sie Die Spitäler und Gefängnisse füllen Ihr Geschäft blüht und das it ihnen Die Hauptsache. Diejenigen, die Heute viel rat auf der Auflagebank fißen, sind nicht die Hauptschuldigen. Diese fahren in prächtigen Autos, figen im den himmernden Sälen der großen Restaurants und Kaffeehäuser. Rach ihnen areist selten vor Arm der Gerechtigkeit, Tenn je sind mächtig und schlau und entaleitet wie einmal, wenn wirklich einmal das Geld nach ihnen fahndet. Die steigende Not wird aber an die Staatsanwalt zwingen, Diesen Herren aröhere Aufmerksamkeit zu schenken. Nicht nur der Handel mit gestohlenen Zeichen soll seine Sühne finden, traf ‚ würdiger sind diejenigen, Denen die Not der Lebenden ein Kalkulationspunkt in ihren Berechnungen it! Roloffa — Belgrader Gesandter (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Budapest, 13. Mai. Der Reichsverweser Hat auf Vorschlag des Ministers de3 Neukern den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Franz Rolofin mit der Leitung der in Belgrad zu errichtenden Fön. ung. Gesandtschaft betraut. =“ Hesterreich. Die Forderungen der Staatsbeamten, (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) Wien, 13. Mai. Die Regierung hat gestern im Nationalrat eine Geldvorlage auf Kreditermächtigung in der Höhe von 120 Milliarden eingebracht. Der Kredit soll zur Bestreitung der laufenden Ausgaben dienen und auch mit den neuen G&% Haltsforderungen der Staatsbeamten in Zusammenhang stehen. Eine Krise in den Arsenal- Werken, SB Wien, 13. Mai. Die Großdeutschen haben weitsun im Nationalrat nie Anfrage über die staatlichen Werke im Arsenal eingebracht. In der Anfrage wird ausgeführt, daß in der Deffentlichkeit Gerüchte verbreitet sind, wonach die Wirtshan im Arsenal eine durchaus unrationelle sei. Die Unstalt mache Re ihmwere Brıle durch, Die sie zum größeren Teile selbst verschuldet habe. Iu enormer staatlicher Zulhülle sei die Lage der Merse fortgelegt eine Brauche, so daß demnächst 110 Beamte und 1000 Arbeiter entlassen werden sollen. Die Interpellanten verlangten, die Regierung möge dem Hause über die Vorgänge im Arsenal ehestens - Bericht erstatten, ua Ber»,’ Dedenburger Zeitung ‚angeführt sind, vom Böllerparlament zu Genua. (Drahtbericht Der Sedendburger Zeitung“. Stimmen zur rufsitischen ntwurtunte,r unterzeichnet hat, behält die on SB, London, 13 Hiai. Die russiische Antwort findet in jenem Teilen der Presse, die bereits dazu Stellung genommen haben, seine sehr gültige Aufnahme Die Blätter heben jedoch hervor, was die Verhandlungen fortgesezt werden könnten. „Daily ChHroncle" bezeichnet Die rwuflitiihe Antwort als in jeder Hinjit sehr unbefriedigend, sie leiste jedoch Die Grundlage zu weiteren Verhandlungen. * SB Genua 3..Mai. Von englischer offizieller Crite wird folgendes erklärt: Mir gehen mit Volldampf auf dem von uns eingeschlagenen Meg weiter. Der englische Ministerpräsident und die ganze britische Delegation hat ber die russische Arimwort geprüft, scheint ein sehr törichtes Dofmnent zu sein, namentlich vom Standpunkt der russiichen Interessen selbst. Die Russen haben allerdings durch diese Note erreicht, Dhap die Hilfe, die man ihnen bringen wollte, einen Verzug erfährt, aber das hindert nicht, daß Die britische Regierung weiter bereit bleibt. Die wirklichen Tatsachen, die in der Note und Zwar die Kredite, die russiischen Schulden und die Frage des bulliihen Privateigentums einer gemischten Kommission anzuvertrauen. » Mien, 13. Mai. Blätterberichten aus Berlin zufolge habe Lloyd George bei Medernahme der ujliihen Antwortnote erklärt, diese gewährleiste die BKottdauer der Konferenz. Lloyd George erklärte lächelnd: „Wir werden in Gemüz bleiben, wenn auch alle anderen Delegierten von hier abreisen.“ * SB. Genua, 13. Mai. Der französische Standpunkt zur russischen Ani» wortnetei folgender: Da Frankreich das Memorandum vom 2. Mai mit ‚Subkommillion nur Delegation volle Sueiben und dürfte ebenso wie Belgien in die Debatte kaum eingreifen. Barthou dürfte in der beantragen, Die Konferenz auf unbestimmte Zeit u vertagen Gegen die Einberufung einer Exrpertenkommission hat die französische Delegation nichts einzuwenden. Doch wird Sie verlangen, dah diese Konferenz erst nach Schluß der Genueser Konferenz wich nicht in Genua zusammenfief. Die französische Delegation dürfte den Antrag stellen, daß die Konferenz, mit einer ‚feierlichen Plenarsigung anfangs nächster Mode geschlossen werde. * SORT 10, IE, Mai. So weit zur reichen Antwort Stelura nimmt, verhält sie sich mit wenigen Ausnahmen unbedingt ableehnend „Le Sour tal“ meint sogar, die Männer von Moskau hätten es an dm notwendigen Mindestmaße von Riielt, Verständnis und gutem Willen fehlen lessen. „%taaro“ bezeichnet die Antwort sogar als Gipfel Deutgrechheit, geschichte Mache,aber zugleich als SB. Genua, 15. Mai. Gestern nachmittag hat Minister Shanaer über die russische Antwort folgende Erklärung abgegeben: Meiner nah würden die Russen für ihre Interessen besser gehammvelt haben, wenn sie die Diskusssion auf ver Baltsu 35 Memorandums fortgejekt hätten. Der polemische Teil der russischen Be, mach: dem Kopfe Tiehrtcherins alle Ehre, doch glaube ich, daß er sich von seinem polemischen Temperament ‚zu weit hin reißen es. Man mußs jedoch auf Memorandum antwortlaften und den auf die Propaganda berzüglichen Teil nit unumverlegt haffen. Es scheint jedenfalls eine Brüde geschlagen, den er Direktor des ungarischen Iauifinger Handelsamtes, Dr. Alois Szamboly, vor kurzem in der Gesellschaft Ungarischer BVBolfswirte gehalten hat, erfahren, daß Ungarn in Vorjahr zweimal je viel Finals ausgeführt hat. Er bewertete die Einfuhr mit 43, Milliarden, die Ausfuhr mit 22.3 Milliarden Kronen, so das die R Passivität etwa 20.7 Milliarden Kronen beträgt. Dabei sind folgende Tatsachen festzuhalten: Erstens, dabei unter den Einfuhrs waren entbehrliche Artikel nicht befinden. Nichts wird in Ungarn so streng überwacht als das Verbot der Einfuhr von Qurusartikeln. Und dabei gehören zu den Qurusartifeln an solche, Die nicht überall in dieser Meise qualifiziert werden, wie z. B. Drangen, bessere Seidenstoffe, ausländisches Kochgeschirr usw. _Es folgt daraus, daßs die ungeheure Höhe der Einfuhr ji kaum vermindern läßt. Zweitens mit berücksichtigt werden, daß Ungarn nur mit den größten Anstrengungen Das vorjährige Ergebnis seiner Wusfuhr erreichen konnte (?) Der Wusfuhrzwang geht schon daraus hervor, daR , während in den ersten neun Monaten des Jahres 1921 der Wert der ungarischen Ausfuhr blok 13 Millierten, monatlich,also im Durchschnitt 1.44 Milliarden. Kronen betrug, der Export im legten Vierteljahr groß erheblicher Ver fehrsschwierigkeiten auf 7,7, demnach monatlich auf 2,57 Milliarden Kronen anwuchs. Seither haben sich diese Exportanstrengungen nur noch verschärft, was die ganz unglaubliche Teuerung, das Elend der Verbraucher und die Bohnkämpfe der jüngsten Zeit herbeigeführt hat. Das allgemeine Preisniveau hielt Ah noch anfangs Februar auf dem einundachtzigfachen des Vorkriegsstandes, anfangs Mai überschritt es bereits das Hundertsiebenfache Mon fann fi porstellen, was Derartige Zustände in einem Lande zu bedeuten haben, dessen finanzielle und wirtschaftliche Führer alles aufbieten, um die Löhne und Gehälter auf einem möglichst tiefen Stand zu halten, und die vor dem Gedanken aurückschreden, die Gehälter und Löhne einigermaßen mit der zunehmenden Verteuerung der einfachsten Lebenshaltung in Einklang zu bringen. Die riesige Raffivität der Handels und Zahlungsbilanz Ungarns bedeutet selbstverständig die Beschuldung seiner Privatwirtschaft. Da das Land ankerstanden, seine Ausfuhr zu vergrößern — es wurde ohnehin schon manches ausgeführt, was nicht hätte ausgeführt werden dürfen, so z. B. mußten vor kurzem ägyptische Zwiebel nach Ungarn importiert werden, da zu viel ungarische Zwiebel nach dem Ausland exportiert worden warten —, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sein Vermögen teilweise zu überfremden. Grund und Boden können nach den bestehenden geieglichen Maßnahmen an Ausländer nicht vor: Eie edte französische Presse disießt Ansicht das Mysterium der ungarischen Handelsbilanz. Die garns . Die „Börse“ bringt folgenden interessanten Ürtikel, den wir, obwohl wir in einzelnen Briften entgegengefeßter Ansicht sind, bringen, da er wert«volles Bahlenmaterial zur Beleuchtung der augenlliniichen und zukünftigen Wirtschaftslage Ungarns enthält. Zahlungsbilanz Un 15 it einstweilen wo ein Buch mit vielen Siegeln. Man weilt nur, daß sie passiv ist, sehr passiv. Ueber die Höhe der Passivität it man indessen überhaupt nicht informiert. Die Tat sahe aber, das der wichtigste Teil der Zahlungsbilanz. Die Handelsbilanz, eine Vassvität von exorbitanter Höhe erreicht, läßt nichts Gutes ahnen. Die Reparationstommillion dürfte jekt ne= 'ben dem ungarischen Finanzministerium die einzige Stelle sein, die in das Mysterium der ungarischen Zahlungsbilanz eingeweiht ist, da sie seit Monaten ji bemüht, dieser Frage auf den Grund zu kommen. Man erzählt ji, daß Finanzminister Rallay einige Wochen Hindurch fast seine andere Arbeit leisten konnte, als daß er die Daten der ungarischen Zahlungsbilanz in höchheiteigener Regson für die Reparationskommission aufarbeiten mußte. Sein einziger Mitarbeiter soll dabei Prof. Dr. Friedrich Sellner gewesen sein. Die Ergebnisse dieser in der Stille durchgeführten Arbeit werden einstweilen, der Deffentlichkeit, sicherlich aus triftigen Gründen, vorenthalten. Was nun die Handelsbilanz betrifft, so Hat man aus dem Vortrag, 1 . -rnntag,14ss Mai 1922 - Raddrud verboten, Die Adoptivtochter. Original-Roman von 9. Courth8-Mahler. (42. Fortlegung.) „Heute ist aber ein Festtag für mich, und da habe ich Mir einige Stunden früher Urlaub gegeben. Ich bin heute zum Vorsteher des Laboratoriums avanciert. Und da mit diesem Advancement eine wesentliche Erhöhung meines Einfommens verbunden ist, sehen Sie mich in Brömuslaune!“ Sie reichte ihm Impuls in die Hand. Ihre Augen hatten einander nicht losgelassen. „Dann gratuliere ich Herzlich!“ Er 309 ihre Hand schnell an die Lippen. „Das nehme ich dankend an. Ihr nehme es als gute Vorbedeutung, daß gerade Sie mir den ersten Glück wunsch bringen.“ Britta 309, von seinem l beunruhigt, ihnen ihre Hand aus der feinen. „Lassen Sie ich nicht aufhalten, Herr Doktor, ich mußR nich au beeiten, heimgukommen.“ „Darf ich Sie nit ein wenig begleiten?“ Sie sah ihn unschlüssig an, aber seine Augen baten so dringend, daß sie ihn nicht abzuweisen vermochte. Und so blieb er an ihrer Seite. Zuerst wedselten se nur wenige belanglose Worte. Ihre Herzen aber wollten nichts von diesen Nichtigkeiten willen und, ohne daß es ihnen bewußt wurde, verlaufen se beide „in Stile schweigen — aber ihre Seelen sprachen miteinander. Erst als sie aus Den belebten Strarßen über die Brüche gingen und Die lange Steinbretallee till und menschenfest vor ihnen lag, erwachten sie beide aus diesem Schweigen. ..Meiter sollten Sie ich nicht mehr bemühen, Herr Doktor — ich bin nun bald zu Hause,“ sagte Britta schnell. Er sah sie an. „Wollen Sie nnh zur Strafe fort Ihiden, weil ich Sie so schlecht unterhalten habe, gnädiges Fräulein?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ih habe ja auch geschwiegen.“ Er blieb plöglich stehen und sagte tief aufatmend: „Ih Ihm wieg nur, weil ich Ihnen so sehr viel zu jagen habe, was ich auf dem Herzen habe. Ein glücklicher Zufall hat Sie mir in den Weg geführt — gerade heute — und — Er konnte vor Erregung nicht weiter sprechen. Brittas Augen Hingen voll Unruhe an den jeinen. Er ergriff ihre Hand und sah sie mit einem Blick an, in dem das ganze heike Empfinden seines Herzengsui sie lag sit schaute wie gebannt in diese strahlenden Augen und erzitterte: „Britta — Britta — Sie müssen es ja längst gefühlt haben, wie unaus* sprechlich ich Sie liebe. Bis heute durfte ich meiner Liebe nicht Worte verleihen, denn ich war nicht in der Lage, Ihnen zugleich meine Hand fürs Leben anzubieten. Aber heute — ad, Britta — teure, süße Britta — heute darf ich Ahnen jagen, daß ich einer Frau ein sorgenfreies, wenn auch schlichtes Dasein schaffen kann. Britta — wollen Sie meine Frau werden?“ Britta erzitterte von neuem, und wie ein Aufschluhzen rang es sich von ihren Lippen: „Ihre Frau — mein Gott — rau?“ „sa, Britta. Hat du mir lieb? Sag es mit. Deine Augen leuchten mir Verheikung.“ Das flammten die goldnen Lichter in ihren jammerbraunen Augen auf und ernst und tiefbewegt sagte sie: „Ich habe dich Lieb — so lieb — af — Lange, lange Ichon — und nun Du mich an dein Herz nehmen willst, bin ich nicht Stark genug, mich dagegen zu wehren.“ Er atmete tief auf und zog sie an sich heran. Erregt pichte er ihre Hand Flächen an seine Nugen. Dann nahm er Britta fest in die Arme und fükte sie beig und innig und wollte sie nicht mehr loslassen. Sie vergaffen im seligen Erschauern ihrer Liebe, daß sie sich auf der Straße befanden. Niemand störte ihnen viele seligen Minuten. Alles war still ringsum, nur in ihren Herzen lachte das goldne Leben. Nach einigen Minuten gingen sie, eng aneinander geschmiegt, langsam weiter und sahen ihnlabstrunfen in die Augen. Wieder und wieder senden sich ihre Lippen. „Liebe, Sühe , wie bist du schön! So reich macht du mich durch deine Liebe! Ach werde immer bedauern, daß ich deiner Schönheit nit den reifen Rahmen geben kann,“ flüsterte Herbert wie beraufht durch Brittas Anblick. Sie war wie in Glut getaucht. „Gib nur den Rahmen, in dem ich dir gefalle. Ach, Herbert, wie ist meine Seele so voll jäher Wunder. Ich fann es ja noch nicht rafen, Dak du mich, Die arme Britta Zoffen, an dein Herz nehmen willst für alle Zeit.“ „Sag mir noch einmal, dak du mich Liebit. “Bat er. Sie schmiegte sich an ihn, „Ich liebe di mehr als mein Leben — und jast freue ich mich meiner Amut, denn sie beweist mir die Größe deiner Liebe. Aber ich muß nun heim.“ Fi Shre_% ra . ; Bar EST Hr AR = er 666