Oedenburger Zeitung, Mai 1922 (Jahrgang 54, nr. 98-121)
1922-05-14 / nr. 108
s Raaber-Bahnhof-Restaurat in Schriftleitung: Oedenburg, Deäkpl. 56 Sprechstunden täglich von ı1 bis ı2 Uhr. Zuschriften sind stets an die Schriftleitung und nicht an einzelne Personen desselben zu richten. Fernsprecher Ar. 25 Einzelnummer SSK Ar. 108. Unabhängiges politisches Tonblatt für alle Stände Gonntan, Den 14. Mai 1922. Verwaltung: Oedenburg, Denkplatz 56 1. Anzeigen und Abonnements werden in 2 unserer Verwaltung, Denkplatz 16 und in unserem Stadtlokal Grabenrunde 72 angenommen. Fernsprecher Dr. 6 und 19 SK gelangt mit Ausnahme“ von Sonntag an jedem Tag um 15 Uhr (3 Uhr nachmittags) zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 75 K, Vı jährlich 225 K, /s jährlich 450 KR, ganzjährig 900 KR frei ins Haus gestellt. Ministerrat! verbot der Wahlpropaganda nach dem 21. Mai? (Drahtbericht der „Debenburger Zeitung") SB. Budapest, 13. Mai. Die Mitglieder des Kabinetts traten gestern unter dem Borsig des Ministerpräsidenten zu einem Ministerrat zusammen. Gegenstand der Beratungen war die neueste Note der Reparationskommission, in der die ungarischen Viehlieferungen urgiert werden. Es wurde an über verschiedene mit den Wahlen im Zusammenhang stehende Fragen beraten, so über die Aussichten des Wahlkampfes für die Regierungspartei nach den aus den Komitaten eingelangten Berichten. Der Ministerrat sol auch darüber schlüssig geworden sein, ob nicht für die Zeit nach dem 21. Mai jede weitere Wahlpropaganda im ganzen Lande zu untersagen sei. 54. Jahrgang. Eine lragenz der Reparationskommission! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 13. Mai. Vor einigen Tagen ist bei der Hiesigen Regierung eine Note der Reparationskommission eingelangt, in der die Durchführung der Eichabgabe urgiert, als üukeriter sein für Die Ablieferung der 10. Juni angeseht und der ungarische Vorschlag abgelehnt wird, demgemäch Die ungarische Regierung Durch einen Auslandskredit in die Lage verjeht werden sollte. Die abzuliefernde Viehmenge aufzuteufen. In Regierungskreisen herricht die Auffassung vor, daß Die Aufbringung derartig großer Viehmengen im Regulationswege ein Ding der Unmöglichkeit sei, der Ankauf auf offenem Markte aber bei der heutigen, auch der Reparationskommission bekannten Finanzlage des Landes nur erfolgen könne, wenn der ungarischen Regierung zu diesem Zwecke ein Auslandskredit zur Verfügung gestellt wird. Man hofft in Regierungsfreijen, daß die Reparationskommission sich den überzeugenden Argumenten zugänglich erweisen »werde, mit denen der ungarische Standpunkt in der Antwortnote u. sein wird. Graf Bethlens Wahlreife. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) EB. Budapest, 13. Mai. Ministerpräsident Graf Bethlen tritt heute abends um 10 Uhr seine Agitationsreise für Transdanubier an. Als Endstation der Fahrt wird Steinamanger bezeichnet. Das ausführliche Programm der Neije liegt so nicht vor. — Bettungarns Grenzregulierung. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Budapest, 13. Mai. „Belti Naplo“ meldet aus Wien, das auf der Pressekonferenz Legationsrat Ludwig den Journalisten erklärte, das Ungarn von der Erlaubnis der Grenzregulierungskommillion Gebrauch machte und beim Völkerbund um eine Grenzregulierung Westungarns zu seinen Gunsten angeruht habe. Oesterreich habe beim Bölerbund und Obersten Rat gegen die ungarischen Wespirationen interveniert und deren Unhaltbarkei nachumeisen versucht. Es scheint nicht wahnsheinlich, dah der Wölferbund in seiner derzeitigen Session das ungarische Gefäß verhandeln werde, da es no ftrittig ist, ob der Völferbund oder der Oberste Rat und Ottomanema die Leichenbötle. Oedenburg, 13. Mai. In Budapest hat man eine Leichenbötle entdeckt. Nicht nur die,der Universität zu Studienzwecken zugewiesenen Reihen wurden präpariert und ans Ausland verkauft, man nahm auch die in den Spitälern verstorbenen Unbekannten und trieb damit, statt sie zu dergraben, einen schwunghaften Handel, der si recht lehnte, da die Käufer ja mit Auslandsvaluta zahlten. Dieses Vorgehen erinnert lebhaft an die sogenannten Leichenflederei in den vergangenen Kriegen, die als Hyänen des Schlachtfeldes den Liegen gebliebennen Toten und Verwundeten die Merngegenstände stahlen und bringt al die in letter Zeit wiederholt vorgefonmmtenen Einbrüche in die Grüfte vornehmer Personen in lebhafte Erinnerung. Es ist ein trauriges Zeichen der Zeit, daß die Toten im Grabe seine Ruhe haben und ihre Leichen prostigierigen Mitmenschen zum Handelsobjekt dienen müssen. Derartige Vorfälle beleuchten blitartig den kulturellen und JACOBI Antinikotin - Hülsen Ottoman Antinikotin - En Schieber und Wucherer aber Ipefulie- Grösste Auswahl in hüses Kappen Levp. Walterssohn Wiener - Neustadt Hauptplatz Nr. . Uhren, Juwelen, Gold- und Silberwaren 29.. Rudolf Beier, Wiener-Neustadt, Posthof. Königin Zita in Spanien. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Haag, 13. Mai. Nach einer Meldung des Hollandsch News Büros ist Königinwitwe Zuxz in Madrid eingetroffen. Noch im Laufe Dieser Mode wird sie in das Balais El Rrado übersiedeln, das von König von Ber nien der Königinwitwe und den Maisen zum ständigen Wufenthalt angeboten worden ist. Nach einer Meinung des „Psario Universal“ war die Aktion des Königs Alfons von Spanien insofern von Erfolg begleitet, als alle Souveräne, an die er sich wandte, entsprechende Mittel dazu beitragen werden, damit der Lebensunterhalt der Königinwitwe und ihrer Kinder gesichertei. Nach der Niederkunft der Romain, die für die zweite Hälfte des Wionais Mai erwartet wird, soll die endgültige Entscheidung Darüber erfolgen, wo die künigliche Familie Aufenthalt nehmen wird, da fann Schon Heute getant werden, daß Dies ein Ort in Spanien sein wird. ” Mien, 19. Mai. Der Professor der Gynäkologie Dr. Beham und die Hebamme Kraft sind auf zelegraphische Aufforderung gestern abends nach Madrid abgereist, wo die Entbindung der Königin Zıra bevorsteht. ( König Georg in Frankreich). (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Barid, 13. Mai. Der König von England it in Frankreich eingetroffen, um die zerstiörten Gebiete zu besichtigen. In Page Begleitung befindet ich Marshall F0d SSB. Berlin, 13. Mai. Der König von England woird den Präsidenten Millerand oder Boincare auf der Heimreise von Brüssel nicht begrüßen. Lloyd George soll den König ersucht haben, seinerlei politische Unterhaltung mit Vertretern der französischen Regierung während der Konferenz von Genua zu führen. SB. Budapest, 13. Mai. „Beiti Naplo“ meldet aus Wien, Dr. Sager Habe sich geäußert, daß die Ententemächte bereits ihre Zustimmung zum endgültigen Aufenthalt der Königinwitwe und ihrer Kinder in Spanien gegeben haben, 28 reihheit und sittlichen Verfall Der Deutlichkeit, zeigen mit verschiedend wohin wir steuern. Das Anschwellen aller anderen kriminalitischen Verbrechen ist ein weiteres Zeichen des Niederganges, in dem ich die Welt befindet. ‚Man ist nur allzuleicht geneigt, den vergangenen Krieg für die merkbare Entsittlichung verantwortlich zu machen. In gewissem Sinne trifft Dies allerdings zu. Es it leicht erklärlich, da ein Mann, der sein Leben vielleicht wiederholt seiner eigenen Kraft und Anwendung hemmungsloser Brutalität verdankt, auch heute noch geneigt ist, ss selbst Recht zu verschaffen und nicht recht einsehen will, daß heute eine Ohrfeige bestraft wird, während früher ganz andere Dinge belohnt wurden. An der Vermehrung der Hoheitsdelikte mag der Krieg vielleicht schuld sein; diese bilden aber nur einen kleinen Teil der Straffälle. Der tiefere Grund der Zunahme aller Verbrechen ist vielmehr ein anderer: es it die Not. Not und Verbrechen und Geschwister. Eine Zunahme der Not hat eine Zunahme der Kriminalität zur Sorge. Das it ein alter Erfahrungstag, so sicher wie das Amen im Gebet. Nun sind die Völker nicht so sehr durch den Krieg, als durch die Friedensverträge einer immer mehr fortschreitenden Verarmung ausgefekt. Und nacht den Kriegen gibt es in jedem Land eine Klasse, welche die Not planmäßig und systematisch, mit geradezu teuflischer Berechnung steinert, um ss daran zu bereichern. Diese, die Wucherer, Schieber und Börseniverulanten sind die arökten Verbrecher der Jetzeit. Sie vergehen sich an den lebenden Mitmenschen. Die Leichenhändler von Budapest schädigten ja eigentlig niemanden. Sie verfauften Tote, die jenseits von Schmerz und Leid waren. Die in dieser Frage zl entscheiden kompetent ist. Hochberräter! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Frankfurt, 13. Mai. Die unter Führung von Smeh stehenden rheinischen Sonderbündler planen schon wieder einen Ruuch im Laufe dieses Monats. Man will fehr die Losreihung des Rheinlandes von Deutschland erreichen. Demnächst wird eine starta Rpropaganda’ tätigkeit ‚eingeleitet werden, die nach den legten Meldungen in der Gegend von Trier und Worms sich bereits bemerkbar macht. An der Mosel soll die Aktion ihren Ausgang nehmen. Es it beabsichtigt, zunächst die Telegraphen- und Telephonämter in Xefit zu nehmen, um auf diese Meise die Weitergabe von Meldungen über Die Bewegung zu verhindern. 1 am