Oedenburger Zeitung, 1923. März (Jahrgang 55, nr. 48-74)
1923-03-22 / nr. 66
Seite 2.—Nr.66. — SB. Paris, 21. Mär. Wie aus Essen gemeldet wird, ist der Samstag getötete französische Soldat geitern unter militärischen Ehren bestattet worden. Die Französischen Bejagungstruppen haben eine Anzahl Versonen, von welchen gemutmaßt wird, daß sie mit den Morde in Zusammenhang Stehen, in Haft geistt, = Ausbreitungen in Bayern. SB. München, 21. März. Gestern wurde in Sontheim eine Versammlung der Nationalsozialisten duch Kommunisten gesprengt, worauf es in Immenstadt zu schweren Zusammenstößen zwischen beiden Parteien Fam und vier Nationalsozialisten schwer verlegt wurden. Polizei und Gendarmerie mußte Dazwischentreten, um das weitere Blutvergießen zu verhindern. = Einer der Mörder Zihns gestorben. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 21. März. Der wegen des Mordes am Grafen Stephan Tipa seinerzeit zuld Jahren Zuchthaus verurteilte Alexander, Hüttewer it im Waltner Zuchthaus, wo er seine Strafe verbüßte, an Knochen und Lungentuberkulose gestorben. Die vngoflächigen Wahlen. Belgrad, 21. März. Nach den legten Wahlergebnissen sett sich das neue Parlament endgültig folgendermaßen zusammen: Naditale (einschließlich der muselmanischen Naditaten aus Südserbien) 122 Site, Kroatische Bauernpartei Nadic 52, Muselmanische Organisation in Bosnien 18, slowenische Kleinfale 22, serbische Agrarier 9, deutsche nationale Minderheit 7, römisch-katholische Serben 3, Sozialisten 3 und montenegrinische Föderalisten 2 Mandate. Die restlichen sechs Mandate entfallen auf außerhalb der Parteien stehende Abgeordnete. In der neuen Skupschtina verfügt die aus Den verfassungstreuen Gruppen bestehende Mehrheit, die die Nachlaten, die Demokraten und die nationalen Minderheiten umfaßt, über mehr als 180 Stimmen. Oesenburger Zeitung verzeichnis der Deitenerten. Die Einkommen und Vermögenssteuer für die Jahre 1920 und 1921 wurde bei nachbenannten Personen nach folgenden Beträgen bemessen (Fortseßung): M Weinhändlerr Philipp Mandl 182.700(1,088.250) ; Schuhhändler Moriz Manold 620.570 (2,101.875); Seifenfabrikant Friedrich Manninger 168.765 1,247.490); Private Frau Alexander Manninger 18.340 (3,174.940) ; Wirtschaftsbürger Karl Mantovits 62.200 (5%.050); Gendarmerieoberst Emerich v. Marialafly 57.326 .000.000) ;Schweinehändler Stefan Marlovits 923.553 (4.104.600); Leichenbestattungsanstalt Karl Marton 163.000 (350.000) ; Lohnfuhrunverkehr Johann Matteß 82.390 (785.000) ; Steinmeßmeister Bela Miechle 29.479(1,875.770);Frau Witwe Meyne 37.666(870.672);Professor Dr.Richard Meyne 34.980 (311.114); Zahnarzt Dr. Bela Meller 203.350 (1,050.000) ; Rechtsanwalt Dr. Koloman Mihályi 284.456 (1,843.600) ; Gastwirt Gkza Nils 52.100 (460.000) ; Kaufmann Salamon Pfleger 584.863 (3,576.450); Drogist Sofef Molnar 726.046 (3,973.110); Hausbesißerin Witwe Ludwig Molnar 32.339 (5,931.995); Papierhändler Gottfried Monsberger 121.134 (650.250); Wirtschaftsbürgerin Frau Witwe Johann Mulzer 253.326 (633.590); Kaufmann Conrad Mühl 107.112 (773.743) ; Drogist Franz Müller 160.698 (1.120.994); Zwischsee Georg Müller 255.000 (660.000); Spengler Johann Müller 118.768 (225.600); Parfünteriehandlung Frau Dr. Franz Nagy 140.000 (400.000); Schuhmacher Sofef Nagy 260.000 (400.000) ; Direktor Simon Nagy 577.000 (1.293.345) ; Weinhandlung Adolf Neubauer 152.500 (850.000) ; Viehhändler Heinrich Neufeld 216.442 (207.500) ; Fleischhauer Dionis Nemeth 308.517 (306.306) ; Gastwirt Josef Nemeth 147.280 (281.596); Großgrundsthesiger Graf Paul Nitly 523.828 10,149.700) ; Apotheker Milivoj Nikolics 187.200 (800.000); Gastwirt Melchior Nyilos 54.632 (300.000) ; Ziegelfabrikant Ernst Neuberger (F) 126.200 (4,418.900) ; Private Frau Witwe Karl Ostermeyer 11.800 (560.000); Privatier Bela Drocskaje 60.904 (1,210.702) ; Rechtsanwalt Dr. Sofef Dejter 321.569 (3,083.871) ; Schlossiermeister August Seifchl 126.196 (328.850) ; Blaufärber Karl Berl 79.903 (326.000); Private Frau Witwe Sofef Betti —.— (1,008.920); Staatspolizeiobercontrollor Bojef Betö —.— (401.560) ; Private Frau Witwe Pfannd.— 307.000); Wirtschaftsbürger Gottlieb Pfandler 65.014 (1,082.900) ; Wirtschaftsbürger Christian Pfandler 73.340 (420.390); Wirtschaftsbürger Ludwig Pfandler 371.500 (1,409.300); Wirtschaftsbürger Michael Pfandler 131.300 (343.250); Wirtschaftsbürger Michael Pfandler (Kleinegasse) 63.620 (442.553) ; Wirtschaftsbürger Samu Pfandler 153.300 (489.450) ;, Private Witwe Felix v. Pfeiffer 171.041 (830.943) ; Hochschüler Felix v. Pfeiffer 58.517. (455.265); Finanzdirektor 1. PR. August Pfuhl 38.727 (969.584); Schuhmacher Emil Bid 283.418 (800.000); Rechtsanwalt Dr. Stefan Pinezich. 219.126 (201.720); Juwelier Otto Bolläf 251.458 (1,297.875); Wirtschaftsbürger Franz Bosch 47.300 (1,341.400) ; Private Emilie Böttschacher —.— (730.000); Wirtschaftsbürger Gottfried Breidl 57.820 (226.800); Wirtschaftsbürger Ludwig Preidl (Wienergasse 2) 46.270 (235.200); Wirtschaftsbürger Leopold Preidl 137.280 (658.310) ; Wortunteroffizial Michael Preidl 74.550 (422.850) ; Wirtschaftsbürger Georg Preisinger 232.880 (452.000); Wirtschaftsbürger Ferdinand Mreisiger 89.190 (592.300), Privatier Johann Prickler d. Ae. 91.112 (1,521.600) , Gastwirt Karl Broßfy 94.300 (533.953). (Sortießung folgt:) H PRORDLLURIEE EaDrTcnee Aus der Mahde eines Nürglers. Jugend, die kennt Feine Tugend, Das ist Son ein altes Wort, Denn von einem Stamm zum andern pflanzt sich Kindermatt fort. Doch von ganz besond’rer Sorte, Fh die Zugend umsrer Zeit, Denn sie düntet sich viel weiter, Wie die welterfahr'nen Leut! Sie regieret heut die Straße, Sie ist heute überall, Und in manchem Wirtshaus sieht man, Heute Kinder ohne Zahl. Hundertrolche fängt der Schinder, verlangts der Menschheit Wopf, Do die unmündigen Kinder, Tättert man mit Altohol! Ohba. Donnerstag, 22. März 1998. Der 22. März (Donnerstag). Kath.: Oktavian. Brot.: Kasimir. — Historischer Kalender: 1459 Kalser Marimilan der Erste, der rechte Mitter, geb. — 1599 der holländische Anthonis van Dye in Antwerpen geb. — 1797 Kaiser Wilhelm der Erste, König ven Preußen, geb. — 1799 Steg der Oesterreicher über die Stangofen bei Feldlich,. — 1832 Goethe in Weintar geit. — 1849 Nadegfy siegt bei Mortara und Novara. — 1915 Kapitulation der Festung Praempfl. — 1916 Yuan Schi-fai verzichtet auf ee Kaiserwürde; M Wiederherstellung der Ernennungen am Rathause. Obergespan Dr. Elemer von Simon ernannte gestern: Buchhalter Geza Rajesandyi zum Honorar-Oberbuchhalterstellvertreter; Diurnist Ingenieur Paul Bergmann zum städtischen Honorar- Ingenieur; Dinenist Adolf Blidle zum Honorar-Buchhaltungsoffizial und die Diurnisten NRofa Edelmayer, Nranja Rund Elisabeth Hauer, Alexander Kastner, Ludwig Fürst, Sofeft Stanik, Soft Tarnof, Ru: dolf Lederer Bla Nagy, Franz Perushik und Ludwig Szabo zu Bonorar-Kanzleioffigialitellvertretern. Gemeinsame Sigung. Die Handelskammern Rumpfungarns halten Donnerstag in Budapest eine gemeinsame Sigung ab. Die Oedenburger Handels- und Gewerbekammer werden hiebei Präses Siegfried Spiegel und Sekretär Dr. Julius SLKAS vertreten. Für Die Dedenburger Horthy- Elendsaktion sind die vom Volfswohlfahrtsminister angewiesenen 5 Millionen Kronenleitern im Obergespansamte endlich eingetroffen. Obergespan Doktor Elemtt v. Simon hat hievon sofort den Leiter der städtischen Abteilung für Bollswohlfahrt, Magistratsrat Dr. Stefan Farfas verständigt, der Die Diesbezüglichen Einteilungen zum Veimendung dieser Summe vornehmen wird. Unfall. Der Eissenbahnarbeiter Aleander Istenes fiel gestern am Südbahnhofe von einem Waggon und erlitt wiebei innere Überlegungen. Er wurde ins Glimabethspital übergeführt. Die sädtische Wirtschaftspartei hielt Dienstag, den 20. d. M., 8 Uhr abends im Hotel „Bannonia“ eine Situng gab, in welcher über die zu hoch bemessene Einkommen- und Vermögenssteuer, für die Sabre 1920 und 1921 zur Exerterung gelangte. Um in dieser Angelegenheit einheitlich vorzugehen, wurde beschlossen, Freitag, den 23. d. M., 8 Uhr abends im Vereinslokale des Oedenburger Weinschanfvereins eine neuerliche Besprechung abzuhalten und in dieser einen endgültigen Beschluß zu erbringen. So soll die landwirtschaftliche Kammer betraut werden, in der befragten Angelegenheit die Wirtschaftsbürger und Meingartenbefiger in jeder Hinsicht zu vertreten und die nötigen Schritte einzuleiten, damit Diese zu hoch bemessene Steuer herabgelegt wird. Achtung Weingartenbesiger Freitag, den 23.0. M., 8 Uhr abends, findet im Bereinslofale des Oedenburger Weinschanfvereins (Uster Kornmarkt 26) eine Bersammlung statt, in welcher die Eensommen- und Vermögenssteuer erörtert werden wird. Es liegt im eigenen Interesse aller Weingartendbefiger ob Mitglied oder nicht — an dieser Versammlung teilzunehmen. Die Ostern nahen und Dennoch trachten viele Dorfbewohner ohne Bewillligung Gier aus dem Stadtgebiet atı3= zuführen. So wurde gestern, die Kohlnhofer Einwohnerin Frau Karl Binezich dabei betreten, als sie mit 500 Stück Eiern unsere Stadt zu verlassen versuchte. Da sie für den eigenen Hausgebrauc eine so große Menge Gier nicht benötigt, liegt der Verdacht nahe, daß sie Die Eier schmuggeln wollte. Der Polizeirichter verurteilte sie zu 1000 Kronen Geldstrafe und konfiszierte die Gier. Wegen eines ähnlichen Deliktes wurde Die Agendorfer Einwohnerin Frau Mathias Pöppel zu 300 Kronen Geldstrafe verurteilt. Dem Wetter. Seit einigen Tagen ist eine erfreuliche Aenderung der Witterungslage zu verzeichnen. Der Regen hat längst aufgehört, die Wege sind mehrweniger trocken geworden und die täglich kräftiger strahlende Sonne von einem molfenlojten Himmel herab. Der heutige erste Frühlingstag hat sich in ganzer Schönheit eingestellt und bemeintuns, daß wir die ärgste Winterzeit bereits überwunden haben. Prognose : Mederwiegend trocken, langsame Temperaturzunahme. Auf der Zuchttieraussielung, welche dieser Tage in Budapest abgehalten wurde, verkaufte der Refiker eines Rusfenstieres diesen um 1:1500.000 K. Für einen Gimmenthaler Stier erhielt ein Gutsbesiter 700.000 K. — Ein schöner Blymouth-Hahn erzielte einen Preis von 15.000 K. Milliardenrubelnoten. Der russische Finanzminister ordnete den Drud von Milliardenrubelnoten an. (Hoffentlich kann man sich für Diese , einen XZaib Brot faufen. Anm. der, Schr.) Nahdrud verboten, der Herr im Spanne. Humoristischer Roman aus der Vorkriegszeit son Heinrich Vollwaihd Schumacher. (79. Fortlegung.) „Ich möchte es ihm nicht xaten! Mir meine Kinder unglüclich machen — oho! .... Nimm meinen Koffer, der ist leiter! — Und wenn Werner zehntausendmal ein Bürgerlicher ist... ich werde den deinen fragen und das Licht. so hat es dich doch lieb, und du hast ihn lieb .. vergig den Bäderer nicht 2. 1 und das genügt!... Wir haben noch zehn Minuten Zeit... gib mir schnell noch einen . . .“ Das schallende Geräusch eines Kusses. „Mama, liebe, füge, einzige Mama!” „So! Und nun komm!“ Ulla öffnete von innen die Zir, und Frau Henriette trat heraus, im Netemantel, unter dem Arm den Negen- Achirm, in der einen Sand illlas Koffer, in der anderen as Licht. Ulla folgte ihr mit dem anderen Koffer ı und Hein Bädherer. « Gleich darauf sindeln sich die beiden Gatten gegenüber:.AngehlAnge.De Freiherr lehnte mit Türrahirken des "Treppenhauses,1mdk 1117 sei 1 1e11«.Gesicht stritten Hoh 111 I.«d Wut miteinander um die Herrschaft. „Soll ih .vielleicht anspannen lassen?” fragte er .spöttisch. „ES reanet immer no!“ Ulla trie auf. Frau Henriette nicht; nur ihre Wangen wurden blaß und in ihren Augen flimiierte e8 für einen Moment; dann irrte hie ichnen den Koffer nieder, legte den Regenschiem Darauf und hob Ulla zu uid in Die Redenfammer. ‚Warte hier,” sagte sie, „bis ich Dich hole! Was ih mit deinem Duter zu sprechen habe, ist nicht für deine Ohren!” Dann wandte sie Sich zu Nochus, ohne ihn anzusehen. „Du wünschelt Aufklarung von mir? Sut, du bist nun einmal da , du soll sie haben!” „Also, willst du mir endlich fuaen, was diese Heimlichtuerst zu bedemen hat?“ Rief der Freiherr. „Soviel ich vorher aus deiner und Ullas Rauderwelfeh verstanden Habe, Hast du Das Mädchen Hinter meinem Naden gegen mie aufgestachelt, hast Diese alberne Kinderei mit dem Werner Rumomw begünstigt und die von mie eingeleitete Partie mit dem jungen Rummeleberge zu bereiteln, gesucht. It jo Na oder nein?“ Frau Henriette sah ihn stark an. „a, es it jo!“ „Wie, und das sagst du jo — jo mir nichts, dir nicht? Das wagst du mir überhaupt zu sagen, mir, von dem das Wohl und Wehe unseres ganzen Hauses abhängt? Mix, der sein ganzes Leben lang Sich abgeradert hat, bloß um euch das bisschen täglichen Brote zur exkwerben? Ich bin der Herr im Hause!” „Bist du fertig?” sagte sie eilig, aber ihre Stimme zitterte Doch noch ein wenig. „Run, so erlaubst du wohl, daß auch ich meine Meinung habe und sie einmal vor dir ausspreche!” „Was Soll das?" fuhr der Freiherr empor und sah sie staunend an. „Was fallt dir ein: Du merkt, Widerspruch Bram üben. „In diesen Falle wirst du di daran gewöhnen müssen!” Schnitt sie ihm mit einer Handbeiwegung das Wort ab, *.,Ich habe dich ruhig ausreden lassen, und ı verlange das Gleiche von dir! Dir beklagst dich über meine Hinterlist, über Heimlichtuerei und Widerstand hinter deinem Rüden? Du hast recht, Nodus, das alles ist nicht schön, nicht gut, fricht edel!” „But, daß du es einfiehlt!” Fnurrte er. — ‚alber,” fuhr sie mit erhobener Stimme fort, „überlege, hast du dir das nicht selbst zuzuschreiben? Wer hat jede Meinung, jeden Willen neben si unterdrüct? Wer hat niemals nach fremden Wünschen, fremden Gefühlen gefragt? Du, Rochus, dr! Was blieb uns übrig? Nur die Heimlichkeit!“" ee ,,Erlaube!—Du sagtest,du habest dich dein ganzes Leben lang abgerackert, kam uns das bißchen täglich srot zu erwerben!Ist das wirklich so,Ruchus? Wohnst du gerackertZ Etwa hier in Hohenbuch,wo du alles Lästige auf die Schultern deiner Inspektoren abgeladen khast,—von mir gar nicht zu reden!—wo du im Schweißen seines Angesichts geangelt,gejagt und auf den Rennplätzen ’gewettethast,wo du Rosenaezüchtesk »und Gesellschaften gegeben und besucht,wo du dich mit deinen Nachbarn um alle Z mögliche gezankt hast Etwa auf deinen kostspieligen Reisen am Rhein,an der See,in Frankreich und Italien2« «Zum Henker!«stöhnte er,Iumiri Das mir!Nimm dich macht,ciariette! Wenn du nicht aufhörst...« (Fortsetzung folgt.)· | * bummiwarenhaus = "Koczanderle & Potuznik, Wien 3, Bez. Hauststrasse Nr. 66 (Nähe der Ost-, Süd- und Aspangbahn). Sämtliche Artikel zur Krankenpflege und Bandagen, „Regenmäntel“, Fussbälle, Garten- u. Weinschläuche, sowie alle technischen Gummi- und Asbestwaren, › «