Oedenburger Zeitung, 1923. April (Jahrgang 55, nr. 75-98)

1923-04-01 / nr. 75

Seite 2.——Nr.75. 3 Fee: I vis»-»si-:«;»-:"--s--»---«-«-.sks«-­­= Eee « - ar y SITE RESE FE ETEBTTER TEE Dedenburger Zeitung Qualitätsmöbel von Mitgliedern der Wiener Tischler­­genossenschaft gelangen im Möbelhaus „blasauerhol" Wien XIV, Mariahilferstrasse 180 zu billigsten Erzeugungspreisen zum Verkaufe. — Lagerbesichtigung für Interessenten frei ohne jede Kauf­­verpflichtung, — Schlafzimmer von 1.200.000 K aufwärts. Gegründet 1872, Telephon 30-7-59. Bundesbeamten Vorzugspreise. 4239 Epoche genannt werden muß in­ der Weltgeschichte, eine Zeit, in welche der Auferstehungsmorgen einer neuen Zeit hereinbrach und mit ihm die frohe Dötterbotschaft: „Friede sei mit Euch!” Möchte die Friedensfunde jenes ersten gewaltigen und madenreichen Ostermorgens auch heute wieder aufs neue in die Herzen einziehen und ihnen nach mancherlei Trübem, nach Sorgen und Not Frühling bringen. den Früh­­ling, beiserer Tage, neuen Mutes und Vertrauens, neuen Segens nach man­­cherlei Entbehrung, neuer Freude nach bitteren Welt, neuen Friedens nach Streit und Unruhe. Und wenn dann am stillen Vorabend des Oites oder in der Frühe des heiligen Tages die Diter­­gloden e8 jubelnd ins Land hinaus ver­­finden: „Ehrift ist erstanden:!”­­— dann entzünde der eierflang überall den so bedeutungsvollen Widerhall: „srere, freue dich, o Ehriftenheit!” . twürde, das ahnte von allen, die dam­als im Besich von Interfinenz und Geleh­r­­samfeit waren, wohl feiner. Und die Wandlung vollzog sich do&, zwar lang­­sam, aber um so sicherer, — der ganzen Welt war ein Frühling, ein immer unwah­­rendes Osterfest dessen Strahlen noch fest hinenleuchten in die oft dunklen Pfade der Geschichte und die alte Wahrheit immer neu bestätigen: er muß do­­ftern, muß Krühling werden nach Dunkel und Nacht, nach Kälte ırmd Sturm, nach Kampf und Streit, nach Tod und Trauer,­­­ Krühling, Friede draußen in Feld und ur, Frieden und Frühling in den Herzen, Krühling und Triede aber auch im Weltgetriebe, in den Meinungen der Großen und Kleinen, im Leben der Völker wie des einzelnen. Eine tiefe Bedeutu­ng liegt in dem ersten Gruße des Auferstandenen als Er sich zum e­rsten Male wieder den Alpe­­stern und Jüngern zeigte: „stiede sei mit Eu!” Einen Herrlicherer - Gruß konnte Er, der Sienes- und Friedens­­fürst, ihnen nicht entbietet. wid Dieser Gruß gilt auch heute noch dem einzelne wie der ganzen Welt. Friede Soll sein, überall! Friede sol er endlich werden, Friede und Freude, mie es der Grundton ist draußen in der nach des MWinters raubher Herrscherr zu neuem Leben erwachten Natur. Schon­ unseren heidnischen Vorfahren war das Reit der Djtara, der Göttin des strahlenden Morgens un d­­es fieber­­einwachenden Lenzes, ein­igert lauter, in­­niger Freude; sie zündeten Freudenfeuer an, besdienften sie gegenseitig, ja man gab sogar Gefangenen die Freiheit zu= in, — befreit aus der Macht des Win­­ters, frei in der Freude und der Won­­nen des neuen Lenzes, des wiedererivn­­enden Lebens, sollte sich Schon im Dimt­ Ien S Heidentum unserer Vorfahren‘ jeder freuen am hohen Zeite, — und als Denn das Christentum einzog und mit ihm die frohe Kunde vom Auferstehen, vom­ Sieg über Tod und Grad, — die Voten des Evangeliums verlöschten Diese Freu­­­denfeuer nicht, ebenso wenin verboten fir die Gaben des Festes. Zahlreiche un mancherlei sinnige Gebräuche erinnern no jet an jene Zeit, die auch eine aufgewargen, An unsere geehrten Abnehmer und Leser! Zeidler sind infolge der durch die neut­­erliche Q­euerungswelle bedingten Hor­­renden Herstellungsfojten und der uns erschwinglichen P­reife der Bedarfsmate­­rialien auch wir gezwungen, eine neuer­­liche Erhöhung der Bezugspreise und der Treife für Die interpremlare der „Oedenburger Zeitung” plaßgreifen zu lassen, ein Umstand, den unsere geehrten Abnehmer und Leser gewiß zu unwürchigen wissen werden, umsjomehr, als Die neu­­erlich festgefeßten VBezugsgebühren bei­­weitem die Kotten nicht deden, welche dur die Herstellung des Blattes ver­­ursacht werden. Ab 1. April L. 3. erhöhen sich Die Preise wie folgt: Einzelexemblare: an Wochentagen , an Sonntagen. - - - - .. 30 K, bei monatligem Bezug mit freier Büftelung ins Haus . . . 450 K. Wir ersuhen jene geehrten Bezieher, welche unser Blatt für eine längere Zeit bestellt haben, die hiefür entfallende Dif­­ferenz ergänzen zu wollen, ansonst be­­halten wir uns das Net vor. Die Bes­zugslaufzeit entsprechend zu Fürzen, Deffentlichen Angestellten und deren P­ensionisten in subalternen Stellungen gewähren wir bei motiviertem Ansuchen einen entsprechenden Gebührennachlaß. Indem wir hoffen, daß unsere gel­ehrten Abnehmer und Leser uns auch fernerhin die bisher bewiejsene Treue und Anhängli­eit wahren werden, zeichnen wir Hochachtungsvoll Verwaltung der „Hedenburger Zeitung.“ - - - - » 22 K, TFT­FTIZT­ us der Mappe eines Nütalers. Auch ich ruf’ Hallelujah laut! Die Ostern sind gefomm­en; Mir Hat die Osterzeit so traut, Die schwerste Last genommen! Mir war sie eine Veidenzzeit, Die Karwoche gewesen, Die Frau sich rüstete zum Streit, Mit Kübel und mit Wesen! In meinem Zimmer blieb sein Fled, Den sie nicht hätt’ erforschet; Die alten Möbeln rüc­’ sie weg, Die längst schon halb vermorscet! In m­einen Augen wirbelt Staub, Der Boden schwimmt vor Nässe Und ich warb fast des Wahnsinns Naub, In meines Zornes Bläffe! Kein einziger Buch, kein einzige Heft Blieb ftil an feinem Blake Und vor dem Reinigungsgeschäft, Entfloh selbst meine Kake. Und als die Teppich man geklopft, Ganz tüchtig und sehr wader, Da ward auch mir der Mund gestopft, Mit einem festen Prader. Doch alles Leiden geht zu End; Vorbei find man die Nöte, IH falte fröhlich meine Händ’, Zu einem Dankgebete ! Ostermorgen. Es ist·bei 11 Wi11teroh 11c Ende, Ihm folgt der Frühling auf dem Fuß; E3 ist fein Dunkel, das behende Dem hellen Tag nicht weichen muß. E 3 ist fein Tag so tief verstedet, Wohin der Sonne Strahl nicht dringt; ©o himmelan sein Berg sich redet, Wohin der Frühling sich nicht Schwingt. Er hebt die weiße Leichenhülle Von der erstorbenen Natur, Da füht in gold’ner Strahlenfülle Die Ostersonne Wald und Flur. Er schmückt die dürren, fahlen Zweige Mit neuem Grün und Blütenflor Und eint mit feiner Zaubergeige Die fleinen Sänger all’ zum Chor. Er fleidet selbst die schwarzen Schatten Des düster'n Grab’S in Halme, grün, Und läßt die Schönen, düften allen Blumen auf Berg und Auen blüh’n. Und neues Leben, neues Werden, Wo nur ein warmer Odem weht! D schönste Zeit Hier auf der Erden, Mo alles, alles neu ersteht! Mac) auf, du Menschenherz aus Sorgen Und Sram, und Bangen, und Vergeh’n. Wach auf, es ist janftermorgen, Auch du mein Herz mußt aufersteh'n! 5. 8. Szabö­ tilef. . " Oha­­a sei 2 rn ne­un Sonntag, 1. April 1023. Das Entzücken jeder Hausfrau sind­­ Wäschestücke von tadelloser Reinheit! „S­chnecken-Seife und Fioris" deren Reinigungskraft sprichwörtlich wird, erfüllen diesen Wunsch. Erhältlich in den meisten Seifengeschäften, Drogerien und bei Kaufleuten. Fabrik: 4345 Viktor Berger , Co., Wien, XX. Leithastraße 5, Telephon 49-2-35, Vertreter für das Burgenland wurden gesucht. Nachtinspektion der Apotheken. Die Nachtinspektion der Oedenburger Apotheken sowie die Inspektion während der Sonn­­und Feiertage, it folgende: Vom 1. bis 15. April: „Elisabeth”-Apotheke und Apotheke „Zum göttlichen Erlöser”, sei Nur im Sumernaeiait Graben­­ende Nr. 4 ann man ehsten Breite bekommen für Brillanten, Gold und Silber. Der 1. April (Sonntag). Kath. und Prot.: Ostersonntag. — Bibeltert für Katholiken und Protestanten: Bon der Aufer­­stehung Sein. Mark. 16, 1-8. — Kirchliches: 9 Uhr vormittags: Hohamt in der St. Michaelis- Stadtpfarrkirche, zelebriert von Stadtpfarrer Dr. Otto Zehetbauer; 3 Uhr nachmittags : feierliche Vesper. — 9 Uhr vormittags: deutscher Gottesdienst in der evang. Kirche durch Pfarrer Karl Hanzmannz 11 Uhr vormittags: unga­­rischer Gottesdienst durch Pfarrer Ludwig Zier­­mann; 2 Uhr nachmittag: deutscher Gottesdienst durch Pfarrer Stefan B­öttshaher. — Halb 11 Uhr vormittags: Gottesdienst der reformierten Glaubensgemeinde in der zweiten B-Klasse der Staatsoberrealsschule. — V­eranstaltung: Halb 12 Uhr vormittags: Promenadekonzert der Militärmusik­apelle auf dem Szöhenyiplag. — Sport: 3 Uhr nachmittags: Fußballmatch auf der Angerm­­ese zwischen dem SFAC. und dem Naaber Athletikclub. — Historischer Ka­­lender: 1922 König Karl IV. in Fundel auf der Insel Madeira gest. as Der 2. April (Montag). Kath. und Prot.: Ostermontag, — Kir­­lisches: Gottesdienst in der St. Michaelis: Stadtpfarrliche: 3 Uhr nachmittags : Segen. — 9 Uhr vormittags: deutscher Gottesdienst in der evang Kirche durch Pfarrer Ludwig Jiermann 11 Uhr vormittags: ungarischer Gottesdienst durch Pfarrer Stefan B­öttshaher; 2 Uhr nach­mittags 2 deutscher Gottesdienst der Pfarrer Karl Hanzmann — Vereine und Versamme­lungen:10 Uhr vormittags: ordentliche General­versammlung des Oedenburger Getrerbeverbandes im großen Saale der Oedenburger Handels- und Gewerbekammer.­­ V­eranstaltungen: 3 U­hr nachmittags: Kindervorstellung zugunsten des ung. Kindergartenvereins im großen Saale der Höheren Töchterschule. — 8 Uhr abends: Tanzunterhaltung des ran „Brüderlichkeit“ im großen Saale des Kasinod. — Sport: Halb 3 Uhr nachmittags : Fußballmatch auf der Angerwiese zwischen dem Eisenbahner-Sportclub und dem MAFE. (Ung-Altenburg). — Historischer Kalender: 742 Kaiser Karl der Große geb. — 1798 der deutsche Dichter August Heinrich Hoffmann von Salersleben geb. — 1801 Seesieg Nelsons über die Dänen bei Kopenhagen. — 1840 der französische Romansschriftsteller Emile Zola in Paris geb. — 1914 der bdentische Dichter Paul Hepie in München gest. — 1920 der deutsche Dichter Viktor Blüthgen in Berlin gest. II————————————e­ee eit obenbach #8 Rakdrud verboten. Der Herr im Haie. Humorisitiger Roman aus der Vorkriegszeit von Heinrich Vollrath Schumacher. (86. Fortlegung.) Zener Kluge Ahnherr hatte jedenfalls das Verstef schon langer Hand vorberei­­tet, als die erste Kunde vom Nahen des Reindes zu ihm gedrungen war. Yivei­­felsohne hatte er irgendeine verschickte Mechanik ersonnen, die sie damals ja überhaupt Mode waren, mittelst deren das Bild leicht und schnell besvegt werden konnte, um die verstecten Ch­äte jeder­­zugänglich zu machen! 2 s 3. en das Glint ihm doch endlich winkte, wel’ ein Leben sollte dann auf R u welches der Glanz des frühe­ren wie in einem­ tei­ben Nebel erblich. Das Gerade mitten -da-in­ dem­­ prachtvoll gemtalten Berlenhalsband der Ahlenfrau hatten seine Finger da nicht eine Erhö­­hung gefunden? Be Nicht größer wie eine Erbse. Sicherlich war das der Knopf, der eine Feder hinter dem Bilde in Beine­­gung jehte! Und Rochus, Kreibere von Rohre­­dorff, drückte mit seiner ganzen Kraft auf diesen Knopf, und plößlich gab es einen heiter snarrenden, in dem großen Saal seltsam widerhallen­den Ton, und das Bild der Ahnnfrau drehte fi fanajanı um eine Achsse und legte einen kleinen, schmalen Raum frei. Der Freiherr stieß einen Laut trium­­­phierender Ueberraschung aus und griff mit fiebehaft zitzenden Händen hinein. „Ist der Herr Baumeister Walde Dieleicht Schon hier, girädiges Träulein?” fragte der Prostbote, indem er einen Brief aus seiner Tasche herverzog. Zitte verneinte errötend. „Ich war bereits in jener Mahnung HP Rersten,” fuhr jener fort, „er war je­­doch ausgegangen und hatte hinterlassen, daß etwa anfangende Bartlachen ihm ein­ SHlog nachgebracht werden sollten. Und da — ich habe das ja eigentlich nicht nötig, aber es ist ein feiner Mann, der Herr Baumeister. Er hat mir neulich exit einen ganzen Taler Trinkgeld ge­geben; wissen Sie, gnädiges Fräulein, an dem Tage, da Sie mir den Brief mit dem Amtssiegel für ihn abn­ehmen. Wenn Sie nun heute vielleicht wieder so freundlich wären . . .2" Er hielt ihre den­ Brief bin.­­ Litte war noch tiefer erröier. An jenem Tage war’s ge­wesen, da Waldes sie über Dem Studium der „Elem­ente der Baum­issen­­schaft“ eines gewissen Hans Müller er­­­­tappt hatte! Schon wollte sie diesen zweiten Brief zurück­weifen. Was kümmerte sie Die S Korrespondenz Dieses Baumeisters Ger­­hard Walel? War sie vielleicht ver­­eideter Vollbote von Hahenbüch? Dann befann sie si, was hätte der Brief­­träger davon denken sollen, wenn sie num plöslich ...? Und sie brauche den Brief Herrn Walde ja an gar nicht einmal persönlich zu überbringen, sie konnte ihn du­cch eines der Hofmädchen besorgen lassen. Oder dur Pape! Ah, da fam er eben die Etrake her­­auf, um in der kleinen Außenpforte des Ahnensaales zu verscremden! Litte rck ein Senfter auf und rief über den Hof hinweg nach einem der Mädchen. Aber ihre Stimme war wohl zu schmach geb­eten, niemand kam. Und Zitte hatte seine Luft, stärker zu rufen. Außerdem konnte sie ja auch den Zeit­­punkt abwarten, worrn der Baumeister auf dem Gerüst sein würde, und ihm den Brief dann heimlich unten auf einen Tisch neben dem Aufzuge legen. Dort würde er ihn schon finden. Der Baumeister war jedoch nicht auf dem Gerüst. Als Litte vor der Tür des Ahnenjaales stand, hörte sie seinen Schritt unten. . Zögernd blieb sie stehen. Er tölltde doch besser sein, etwas stärker nach dem Mädchen zu rufen. Aber würde Walder dann nicht glauben, daß sie sie vor ihm fürchte? Und Litte von Roynsdorf­ fürchtete sich vor niemand auf der Welt! „Dieser Brief ist Soeben für Sie ab­­gegeben worden!” sagte sie gleich darauf in einem gezwungen sc­knippischen Ton, indem sie vor ihm ftehen blieb und ihn halb abgewendet den Brief entgegen­­strebte. Und plößlich waurde sie d­untelrot und dann wieder tiefblaß. Baumeister Walder hatte den Brief in­ die Hand genommmen. „Endlich!” sagte er mit weicher, vor Bewegung zitternder Stimme. „Endlich ist es mir vergönnt, Ihnen das Unrecht abzubitten, das ich Ihnen zugefügt hatte. Sa, ich habe Sie gründlich verrannt, Fräulein von Rohnsdorff. Ich habe in Ihnen eine unserer modernen jungen Damen zu erbliden geglaubt, die ich in Unschuld und Naivität büllen, um da­­hinter ihren Mangel an Gemüt und ihre verdorbene Erziehung zu dersteifen. Ber­­zeihen Sie mir! Ich mußte ja nichts von den unglücklichen Verhältnissen hier, die sie gezwungen, gegen Ihr Herz zu handeln und dem Wohle­n ihres Hauses ein Opfer zu bringen. Dieses schivere, furchtbare Opfer eines ganzen Lebens! Ich erfuhr das alles exit durch Werner, der mich nach seiner Aückunft heute­­ beginnen! 5 Der 3. April (Dienstag). Kath.: Richard; Prot.: Christian. — Histo­­rischer Kalender: 1682 der spanische Maler Bartolome Gsteban Murila in Sevilla gest. — 1764 Josef II. in­ Frankfurt gekrönt. — 1838 der Staatsmann Leon Michel Gambetta in Cahors a­b. — 1849 Friedrich Wilhelm IV. lehnt die ihm angebotene deutsche Kaiserwü­rde ab. — 1897 der Komponist Johannes Brahms in Wien gest. BBne EIG ESS EBEEMER er semsaum

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