Oedenburger Zeitung, 1923. Mai (Jahrgang 55, nr. 99-122)

1923-05-29 / nr. 120

die Schmunglelstation­ EN­­ edenburg, 28. Mai. Ein Se unseres Blattes schreibt uns: Dieser Tage benühte ich den Nach­­mittags-Personenzug aus Raab, um nach Siedenburg heimzufehren. Als ein Mann mit schmaler Geldbörse reifte ich dritter Hafte. Die Fahrabteile waren in der Ausgangsstation mäßig bejest und es blieb gemütlich 6i8 etwa nach Esterháza und Pinnye. Bis wir in diesen Statio­­nen einfuhren, war die Nacht schon her­­eingebrochen. Von diesen Stationen an stiegen eine ganz besonders große Anzahl Frauen in den Zug; manche von ihnen waren mit Körben und Neuschäden derart schwer bepadt, dah sie unter der Last ihrer Bagage feuchten und stöhnten. Im Nu waren sämtliche Waggons gefüllt. Su der. Station. Kohluhof.­­ stienen: Diese Weiber, die offenbar Eier und Butter transportierten, samtlich aus; der auf der Station postierte Gendarm forderte von ihnen die Transportlegitimation und siehe da, sie waren sämtlich mit diesen versehen. Ich fragte den Wachtm­eister, ob er denn nicht wille, Daß Dies, offen­­fundige Schmuggelmweiber­ sind, denn wenn sie ihre Ware auf den Oedenburger Wochenmarkt bringen wollten, würden sie da nicht in der Station Kohlnhof aus­­steigen? Der Gendarm antwortete, daß er nichts dagegen tun könne, da er die Frauen, welche eine Transportlegitima­­tion haben, anstandslos passieren lassen müsse. Solcherart ginge es in der Sta­­tion Tag für tag zu. Ein entrüsteter Mitreisender rief den Weibern nach), daß sie bei Bertöhomos über Die Grenze gehen, worauf Diese lachten ı und ihren Weg fortlegten. Aus der ganzen Szene erjah ich, daß hier das Schm­uggel­­unmeren förmlich unter den Mugen der­ Behörde vor sich gehe. E3 liegt auf der Hand, daß Diese Frauenzimmer doch feinesfalls in K­ohlnhof ihre Waren ab­­fegen, sondern irgendwo eine Lücke ren­­nen, doch welche sie über die Grenze zu schlüpfen vermögen. Golcherart müssen wir hier in Oedenburg unbezahlbare P­reise für Topfen, Käse, Eier und But­­ter entriten und die Schmugglerinnen, die die ganze westliche Naabau mit ihren­­ Streifzügen heimsuchen, lachen sich ins Raustchen. Sie schlagen einfach allen be­­hördlichen Verfügungen ein Schnippchen und fümmern ih um diese nur insolweit, als ihnen diese für­ den Schmugagel­­ für­­derlich sind. Darunter­­ gehört auch die Transportlegitimation. Im Berge einer solchen fanı die Schmugglerin ungefähr­­det die Eisenbahn bewüßen und niemand fünminiert si mehr darum, wohin die Ware eigentlich kommt. Und dennoch müßte hier eine sehr scharfe Kontrolle eingreifen. Fällt er den Behörden, welche die Transportlegitimationen er­­teilen, nicht auf, wohin die vielen Lebens­­mittel verschwinden, w­elche die berufs­­mäßigen Ausläuferinnen aus unserer Umgebung verschleppen? Schon der Umstand allein, daß sie in ganzen Nara­­twanen von Kohlnhof aus die weite Wan­­derung antreten, müßte jedermann frußig machen. Die Transportlegitima- E 25# Ungarns Anleiheattion. Budapest, 28. Mai. Wie aus ee mitgeteilt wird, werden in Kürze aus Paris und London mehrere Bankiers­ nach Budapest kommen, wo sie eine Woche lang verweilen und die finan­­zielle und wirtschaftliche Lage Ungarns studieren werden.­ Die Bankiers beab­­sichtigen, für Ungarn eine Feine aber langfristige Inleihe zu ermög­­lichen.­­ SB. Budapest, 28. Mai. Gestern um 7 Uhr abends sind m­it dem Wiener Schiff acht Mitglieder der Brager inter­­parlamentarischen Landelskonferenz nach Budapest genommen. Von diesen Dele­­gierten gehören jieber dem­­ nalischen Unterhaus und einer den englischen Ober­­haus an. Sie wollen die Verhältnisse in Ungarn kennen lernen und werden auch beim Neichsverweser in Mudienz er­­scheinen. $ SB. Budapest, 28 Mai, © ıir William Goode, der gemesene Präsi­­dent des Wiener Wiedergutmachungs­­ausschusses, der Shaw einigemale in Bur­­­dapest weilte, ist geitern hier eingetroffen. ichslieseltssssseimqhseit­hus i­ecswnilpscswsim­­inubr. MOWI­CIMIUMQMMM Isiussimsseiumepemses Wanmafmmmeibuss Gelangt mit Ausnahme von Sonn- u. Feiertag an jedem Tag um 15 Uhr (3 Uhr nachmittags) zur Ausgabe. OF. Bezugspreise: Monatlich 680 K frei ins Baus­ gestellt. — Einzelnummer: Wochentags 30. Sonntags 40 R. SoE dienstag, Den 29. Mai 1923. Einzel­mumie- Fir. 120. ( II­ TE - Zweitens-s M ««Ietemsssseuesemseisens ·’;J­imk sie-unsa­­ssssms indes-nies- © qugesommen. Fernlgsechet Ar.­6 und­ I ® Einzelnummer 85. Jahrgang. Die Lage in Dssfeldorf, SB. Düsseldorf 28 Mai. Die streifenden Arbeiter der Elektrizitäts­­werte haben die Einigungsvorschläge der Stadtverwaltung abgelehnt. Man be­­fürchtet, daß es in zahlreichen I­ndustrien zur Einstellung der Betriebe kommen wird. * 50 Millionen Geldstrafe. SR et. SHEDEITEDDTT 28 Der Stadt Essen it als Sühne für Ca­­botageafte eine Belchtweite von 50 Mil­­lionen Malt ar worden. Öterichtung: SB. Düffeldorf, 8 Mai. Der deutsche Saboteur Selegetter, wer er von den Frangeien zum Tode ver­­urteilt wurde, ist Samstag erschos­­sen worden. Bln­denfall hat sich Fei­­ner ereignet, Arbeitstosendemonstrationen in Dresden. SB. Berlin, 38. Mai. Gestern ist es den ganzen­ Tag über in Dresden zu großen Arbeitsloserdemonstrationen gel­ e­ ­ gene Generalstreit im Ruhrgebiet. Berlin, 8. Mai. Die Streit­­bewegung zur Ruhrgebiet it­iert Samss­­tag allgemein geworden. Die­ Bergarbeiter streifen nicht nur in Dort­­mund und Geiserfirden, son­­­­­­dern fast im ganzen Ruprachse Die Baps der Streifenven ist auf tiche u­m zwei Millionen ungewachsen, so dah man con von einem Generals­­treif fprechen Famır. fommen. . In der in­eren Stadt und in den Hauptstraßen der Vororte schleifen alle Lebensmittelgeschäfte, Gast- und Staffeehäuser, um si vor P­lünderungen zu jlingen, auch die Hotels wurden wie­­derholt bedroht. In verschiedenen­­ Stel­­len wurden Ansprachen an die A­rbeits­­ofen gehalten und­­diefe aufgefordert, zur Selbsthilfe zu greifen. Die Polizei verhielt sich sehr zurückhaltend. deutschlands zweite Note. SB. Berlin, 28. Mai Den Blät­­tern zufolge empfing neu­en Reichskanz­­ler Dr. Cuno De Führer Der sozial­­demokratischen Fraktion. Die Vertreter der bürgerlichen Arbeitsgemeiniaft sind der Deutschnationalen, um sie über Die Srunnslice der neuen Deutschen Note an die Alliierten zu unterrichten. Nachmit­­tags empfing der Richskanzler die Ber­­­ tieter der Industrie, die sich bereit erklär­­ten, eine Zufußgarantie für die Nepara­­tionsanleihe zu übernehm­en. Die­ Konz­ferenz, mit den Ministerpräsidenten Der Länder, die nach Berlin eingeladen w­er­­den sollen, dürfte Mitte Dieser Woche stattfinden. tion hindert den Schmuggel nicht im ge=­ringsten, ja sie fördert ihn, da sie dem Schmuggler die Nichtbelästigung garan­­tiert, so lange’ er sich ostwärts von Dedenburg befindet. Wir künnen es uns auch nicht erklä­­ren, spiele bei ertöhendf in der Grenz­­absperrung eine derartige Lücke: Flafft, dah dort ganze Karawane die Gren­ze unbehelligt ü­berjeten Fünnen. Wenn unverzüglich­­ dort der rensieuk ein zu Schm­acher ist, dann müßte der Kordon verstärft werden, denn nur dadurch kaum dieser schamlos zu nennenden Verschlep­­pung unserer Lebensmittel ein Riegel vorgeschoben werden. Dene­personen, die vom Oedenburger Wochenmarkt 50 bis 60 Gier in die Dörfer forttragen wollen, werden bestraft — Gwund mit Recht, weil dies eben verboten ist — und­ hier der Rohm­hof Hlüht und gedeiht der Schmuggel,­­­als ob seine V­orschriften und feine Strafsanktionen gegen ‚die illegiti­e Lebensmittelausfuhr existieren würden, Mir machen " unseren Herrn Peize­­neipan, dessen Energie und Tatkraft wir­­ lobend hervorheben miüssen, auf‘ das ' allnächtliche Treiben auf der Station Rohmnhof aufmerksam und erhoffen, das­s er Diesem Treiben mit eiserner Sand ein Sade seßen werde. . Wir haben in Le­­bensmitteln wahrlich seinen solc­hen Nebenfluß, als daß dieses Unmesen ruhig weiter geduldet werden könnte. Wir feufzen sind jammern unter der Haft der speziellen Teuerung in Oedenburg und­­ währenddem gehen die Lebensmittel in­­ Massen ü­ber die Grenze,­­ die Korridorringe. Wien, 28. Mai. Wie in diplomati­­schen Kreisen verlautet, hat es der italie­­nische Ministerpräsident Mufsolini bereit erklärt, Oesterreich in Südtirol gewillte Gebietskompensationen zu gewäh­­ren, wenn sich die österreichischen Macht­ Haber dazu entschliefen, das „Burgen­­land“ wieder an Ungarn zurüdzugeben. — Gelegentlich der Verhandlungen Des Grafen Bethlen mit der !erpara­­tionskommision kam es zur Sprache, daß die Tschechoslowakei bereit sei, Angern Kafdhau zurückzugeben, sobald fi dieses bereit erklärt, an­ Dedenburg zu verzichten, ein Anfiititen, wel­­ches Ministerpräsident Bethlen rund­­wegs abgeschlagen haben sol. Sodann forderte Benes­h durch seinen diplo­­matischen Vertreter in Paris die Behil­­figung einer Traunsversallinie über burgenländisches Gebiet, welchem Ansinnen fi jede Italien wideriehte. Mufsolini soll erklärt haben, daß er die Schaffung eines ihrdoslowesisch jugo-­slawischen K­orridors, in welcher Form immer, unter seinen Umständen z­ ° geben werde. Ins Urteil im­­­ Budapester K­ommunistenprozeß. Budapest, 28. Mai. Samstag verkündete der Strafgerichtshof das Ur­­teil in dem Strafprozesse gegen die 67 Kommunisten, die des auf den Umsturz der Staatlichen Ordnung abzielenden Ver­­brechens beschuldigt waren. Laut diesem Urteil wurden Ernst Singer zur 14, Sofef Greiner zu 18, Franz Gre­­­ner zu 10, Emmerich Rat­burg zu 12, Sega Revel zu 10, Kornel Sza­­bo zu 12 Jahren Zuchthaus ver­­urteilt. 23 Angeklagte erhielten wegen Vergehens gegen die staatliche Ordnung Gefängnis­s­trafen von ein bis Dreieinh­alb Sahren, 20 Angeklagte wurden zur Ge­­fängnisstrafen von vier bis zehn Mona­­ten verurteilt, weil sie unterlassen hatten, von den ihnen zur Kenntnis gelangten verbrecherischen Umtrieben die Behörde zu verstä­ndigen. Neun Angeklagte wurden freigesprochen.­­ Zwei Ausländer wurden des Landes ber­ie­­fen. Sowohl der Staatsanwalt, wie auch die Verurteilten meldeten die Appellation an. — Einigung zwischen Türken und Griechen. Zausanne, 27. Mai, riefen ( Leute a2 In der vffi­­nachmittags auf folgender Sikung von fam eine Verständigung Grundlage zustande: 1. Anerkennung des Grundlages der Reparationen durch Griechenland. 2. Verzicht der Türken auf eine­ Entschä­­digung in Karem. 3. Grenzberichtigung in­ der Gegend von Karagati, ohne daß die Eisenbahnlinie Kilule-Burgass Karagati" oder: "Dimotiko miteinbezogen würde. Die Sacverständigen haben auf dieser Grundlage zu arbeiten. 4. Gegenseitige Nücherstattung der Schiffe, die Griechenland und die Türkei seit dem M Waffenstillstande beschlagnahmt Baben. re: . Di =

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