Tagblatt, 1923. August (Jahrgang 1, nr. 173-197)

1923-08-01 / nr. 173

Seite Mittwoch ARE Ir ve ’ Tagblatt 9% « sh­ow« c Der 1. August (Mittwoch). Kath.: Petri Kettenfeier ; Prot. ; Angelika. — Im Bioskop: „Schattenfinder des Glacks.” Dramatischer Kunstfilm. — Historischer Ka­lender: 1291 Gründung der Schweizer Eid­­genossenschaft. — 1798 der englische Admiral Nelson vernichtet­e die französische Flotte bei Abulir. 1864 Scleswig-Holstein wird wieder deutsch. — 1914 Mobilmachung in Deutschland und Frankreich. — Kriegserklärung Deutschlands an Rußland. oa» Der Monat August beginnt mit einem Mittwoch und endet mit einem Freitag. Die Sonntage fallen auf den b., 12., 19. und 26., das Fest Wariä Himmelfahrt auf Mitt­­mwoh, den 15. und Ungarns größter National­feiertag, Stefan König, auf Montag, den 20., so daß am Sonntag, den 19., und Montag, den 20., ein Doppelfeiertag zu berzeichnen ist. ” “ Der August, im alten Rom „Ser­­tilis“ (abgeleitet von sextus, der Sechste) geheißen, wurde zur späteren Kaiserzeit dem röm­ischen Kaiser Cajus Julius Cäsar Ostapianus geweiht, dem bekanntlich der römische Senat den Beinamen „Augu­­tus“ (der Erhabene) verlieh, und erhielt deshalb den Namen „Augustus, mensis“, d. i. der augustische Monat. Die deutsche Bezeichnung für August lautet Erntig, Erntemonat und N­anmonat bei Karl dem Großen. Auch die Namen Hite­­monat, Heuert, Kochmonat, Schritt­­monat findet man häufig. Das mund­­artliche „Augit“ ist nicht etwa eine Ver­­stü­mmelung des Wortes August, sondern­­ entstammt dem gotischen „aukan“, das wiederum dem­ lateinischen „augere“, d. i. vermehren, entspricht, und somit­­ auf die Vermehrung der Habe durch die­ Ernte hingewiesen wird. Der Himmel im August. In diesem Monat zeigt die Tagesspanne bereits eine deutliche Abnahme. Die Sonnen­­aufgangsziffern sind: Am 1.d. M. 4 Uhr 27 Min., am 31. August 5 Uhr 14 Min. Der Untergang des Tagesgestirns findet statt: zu Anfang d. M. 7 Uhr 44 Min.,­ zu Ende d. M. 6 Uhr 46 Min. 1. Am 24. August, 6 Uhr morgens, gelangt die Sonne in das Zeichen der Jungfrau. Am 26. August 10 Uhr 52 Min. vormittag bis 12 Uhr 27 Min. nachmittag findet auf unserer Erde eine teilweise Mond­­finsternis, die zweite in diesem Jahre,­­ statt; wir merfen davon jedoch nicht das geringste. Dagegen wird die Himmels­­erscheinung in Nordamerika, mit­ Aus­­nahme des äußersten Nordostens, so­che im westlichen Südamerika, im Stillen Ozean, Australien und dem östlichen Aien wahrzunehmen sein. Am 4. August haben mir­ abnehmenden Mond, am 12. Neumond, am 19. zunehmenden Mond und am 26. Vollmond. Vom P­lanetenstande ist zu sagen: Merkur­­ bleibt wie in den vorangegangenen Mo­­naten unsichtbar. Die Venus geht im­­mer später am Morgen auf und wird daher gegen Ende August unsichtbar. Der Mars kommt am 8. in Konjıuktion mit der Sonne u und bleibt daher no un­­sichtbar. Jupiter ist Ende Auggust kaum noch­ eine halbe Stunde abends vor sei­­nem Untergange am südwestlichen Him­­mel zu sehen. Ebenso ist der Saturn nur noch zwischen 4 und 4 Srunde abends am westlichen Himmel sichtbar.­­ Bauernregeln vom August. Sonne scheine im August, daß du uns den Wein mögst braten; Mond und Sterne schaut darauf mit Luft, daß er möge wohl ge­­raten. — Bläst im August der Nord, dauert gutes Wetter fort, stellen sich im Anfang Gewitter ein, so wird es bis zu Ende sein. — Hipe um Dominicus (4.), ein strenger Winter kommen muß. — Um Laurenti (10.) Sonnenschein, bedeu­­­tet gutes­ Jahr mit Wein. — Kind Lo­­renz und Barthel (24.) schön, ist ein guter Herbst vorauszusehn. — Was Die Hundstage­ gießen, muß die Traube büßen. — Der Monat August muß Hite haben, sonst wird der Früchte Zahl und Güte begraben. — Lorenz muß heiß fein, soll guter Wein fein. — Im August viel Regen, ist dem Wein sein Segen. — Nordi­ind im August will ja’n, daß gut Wetter no hält an. — Mutter Maria, die Schmerzensreiche, im Gonnenschein gen Himmel steige, dann können bei trefflichem Wein die Menschen sich treff­­lich erfreu’n. — Geht der Ri­h nicht an die Angel, ist an Regen bald sein Man­­gel. — Hat unsere Krau gut Wetter, wenn sie zum Simmel fährt (15.), gewiß sie dann uns allen viel guten Wein be­­ichert. — Mariä Himmelfahrt Sonnen­­schein, bringt uns stets guten Wein. — ts in den ersten Wochen heiß, so bleibt der Winter lange weiß. — Wer in dem Heu nicht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herbst nicht früh auf­­steht, der sieht zu, wie es ihm im Winter acht. — Höhenrauch im Sommer, ist der­ Winter fein frommer. Nachtinspektion der Apotheten. Die Nactinspektion der Diedenburner Apotheken, sowie die Inspektion während der Sonn und Reiertane im Folgende: 1—15. August: Apothese „Zum Goldenen Kreuz”, Neustiftgasse; NApothese „Zum Ung. König“, Grabenrunde; “ „Biigel” - Apothese”, Franz Sojess-Plab. A­­ bize Ratıkı ; + M­ ­­ 1. August 1923, Nr. 173, Tr­ iedenburg,31. uf­ men darf. Spenden. Ein unbekannter Wohltäter­ ließ dem Bürgermeister Dr. Michael , Thurner 500.000 K mit der Bitte zusommen, Diese nach Gutdürfen zu mehltätigen Zwecken zu verwenden. — Im Wege der „Dedenburger Zeitung“ spen­­­­dete eine ungenannt sein mollende Per­­sönlichkeit zugunsten des Dedenburger Mutter-und Säuglingsschußvereins 1000 K.­­ Den Betrag haben mit seiner Bestimmung­ übergeben. Nur im Jumelengeschäft Grabenrunde 4 kann man die höchsten Preise bekommen für Brillanten, Gold und Silber. Ernennung. Der bestbekannte und seinerzeit bei der ungarischen Delegation der Oedenburger Grenzbestimmungs­­kommission zur Dienstleistung eingeteilt gewesene Vizekonsul Anton Ullein — ein Sohn unserer Stadt — wurde be­­kamntlich der Pariser u­ngarischen Ge­­sandtschaft zugewiesen. Wie uns mitge­­teilt wird, wurde der junge, strebsame und vernwendbare Diplomat zum Ge­­s­andtschaftssekretär ernannt und in sei­­ner jenigen Diensteinteilung endgültig bestätigt. Dadurch wurde dem Neuer­­nannten der Weg zur D­iplomatischen Karriere endgültig geöffnet. Es ist zu hoffen, daß der neuernannte Gesandt­­schaftssekretär seinem V­aterlande nach viele, wertvolle Dienste zu leisten in der Lage sein wird. Die Reife unseres Bürgermeisters. Wir haben in unserer gestrigen Blatt­­folge gemeldet, daß ich die Bürgermeister der Provinzstädte unter Führung des hauptstädtischen Bürgermeisters Doktor Eugen Lippicz heute deputativ zu mehreren Mitgliedern der Regierung be­­geben, um bei diesen in Angelegenheit der behördlichen Mehlversorgung vorstel­­lig zu werden. Bürgermeister Dr. Mi­­chaell Thurner ist gestern ebenfalls nach Budapest gereist, teils um an dieser Deputation teilzunehmen, teil3 aber um die Erledigung mehrerer, das wirtschaft­­lie Leben unsrerer Stadt berührende Tragen zu urgieren. Der Tag seiner Rückkunft ist unseres Wissens noch nicht bestimmt. Der Oedenburger Mutter- und Säuglingsschußverein erfuht uns, fol­­gendes bekanntzugeben: Ein verläßliches Mädchen sucht Worten als Mädchen für alles in einem Hause, in welches sie auch ihr mehrere Wochen altes Kind mitneh- Näheres im Bereinslofale: Turnergasse 6. ‚Die Dedenburger landwirtschaftliche für Sonntag den 29. Juli I. 3. eine Besprechung einbe­­rufen, in welcher wichtige Angelegenhei­­ten zur Erledigung gelangen sollten. In­ folge Beschlungunfähigkeit mußte die Be­­sprechung jedoch auf den nächsten­ Sonn- Wetter. Gestern stieg die Tem IKommission hatte ( ‚tag a August) verschoben werden.­­ Tem­peratur allgemein über 25 Grad. Heute]. | morgen war es heiter, gegen mittag stärfer bewölkt. eber ganz Europa weht seine einheitliche Wertströmung. Bar­­aussage: stärfere Bewölkung,­­ stellenmweise zu Ge­­witter neigend. . Morgens hheiter, tagsüber Der Preistarif der Oedenburger Lohnfuhrwerfer wurde durch die O­eden­­burger Ge­werbebehörde mit 1. August um­ 100 Prozent erhöht. Eine Fahrt fostet demnach vom Bahnhof in die Stadt 2400 RK. Die Lohnfuhrwerfer sind mit dieser Erhöhung nicht zufrieden, da wäh­­rend der Erledigung des diesbezüglichen­­ Gefuches die Preise des Hafers und des Heus, solche die­­ Regieauslagen 300 Prozent in die Höhe gingen. Bei der Oedenburger Gew­erbe­­lehrlingsschule sind mehrere Lehrstellen gegen Stundengebühr auf drei Jahre zu belegen. Bewerben können sich Mittel­­schulbildung auf­weisende männliche und weibliche Lehrkräfte, solwie solche praktis­­che Gewerbetreibende, welche die­se­lehrsurfe in der Herren- und Damenfleider- Branche, solche in der Schuhmacher­, In­­stallateur- und Baubranche mit Erfolg absolviert haben. Die Bewerbungsgesuche­n bis zum 15. August an die Direktion er Gewerbelehrlingsschule einzureichen. — An­ derselben Unterrichtsanstalt ge­­langen auch zwei Stellen für berufliche Lehrpersonen zur Bewegung. Bewerben können sich Lehrpersonen im­ Fache der Mathematik und der ungarischen Sprache. Gehalt nach Maßgabe der Dienstjahre. Auch für diese Stellen sind die Bewer­­bungsgesuche bis zum 15. August im Bürgermeisteramte einzureichen. Den Unrichtigen und Dennoch den Richtigen erwischt. Dieser Tage brachten wir die Nachricht, daß die Toronger Gendarmerie den rumänischen Staats­­bürger Alexander Evagliceanu, wels­cher aus dem Oedenburger Ordenshause der Benedik­iner, wo­­ er als KHausbe­­diensteter angestellt war, Kleider und Bargeld im Gesamtnwerte von mehreren , tausend Kronen entwendete, festgenommen hatte. Die Toronger Gendarmerie wurde ersucht, den Häftling der Oedenburger Polizeihauptmannschaft zu­­ überstellen. Dies ist gestern auch geschehen. Wie groß war hier jedoch das E­rstaunen, als man in dem Eingelieferten einen anderen Kurrendierten erkannte. E 8 stellte sich nämlich heraus, daß die Toronyer Gen­­darmerie den NAumer Einwohner Anton Roptoläanyi festgenommen hatte, wel­­cher gleichfalls als Hausbediensteter im Oedenburger Ordenshaus der Benedik­­­iner angestellt war und vor mehreren Monaten 120.000 Kronen Papiergeld und 50 Stüc Silberkronen aus der Tischlade des Hausvernwalters entwendet und die Flucht ergriffen hatte. Er ging nach Jugoslawien, von dort nach Frankreich und später­ nach Italien, wo er da Geld bald verbraucht hatte. MS er nach Ungarn zurü­ckkam, wurde er festgenommen. Seine Tat. .gestand er ohne Gehilsenschiffe und NP ein... Ex wurde­ der ‚Staatsanmalts- Fohaft eingeliefert. Das­ städtische Museum wird, Dem Vernehmen nach, am 20. August , eröff­­net werden, damit die dort untergebrach­­ten Gegenstände von historischem Werte auch vom Publikum besichtigt werden können. Bevor Sie 1001 um Nachdruch und Ueberjegung verboten. Weber den Ozean. Abenteurerroman von Eric Ebenstein, (33. Fortlegung.) Aber draußen verschwindet es jäh. Man sieht die unaufhörlt aufsteigenden Raketen, die bleiben, ernsten Gesichter der versammelten Mannschaft." Die her­­abgelassenen N Rettungsboote. Und das‘ Ded liegt nicht mehr wagrecht. Das­ ganze Schiff scheint fie nach lini3 ge­­senft zu haben. Die Maschinen arbeiten nicht mehr. An einigen Stellen sind die Planfen­­ geöffnet und Treppen niedergelassen. An ihnen steht je ein Offizier in feinen Man­­tel gehüllt mit todernstem Gesicht. Die­­ rechte Hand in der Manteltasche. Dort soll ausgebootet werden. Vom Hinterhef, wo man, gleichfalls bereits, damit begann, drang meirres &e­ Schrei, Fluchen, Heulen, Weinen herüber. Und nun sah man plößlich. Die „Queen Mary“ stand bereits bis unter das vierte Def unter Wasser. Da wich der lähmende Bann, der alle umfangen hielt. Man drängt zu den Booten. Nicht wild und sehreiend, tie dort am Zwischended, aber doch in To­­desangst., Man war sich bewußt, daß es um Leben und Tod ging. Aber man wußte auch, daß eine Bank­ alles nur schlimmer machen würde, und daß man, ‚ wenn nie, so jegt die Pflicht hatte, durch Ruhe und Besonnenheit seine Würde als­­ gefitteter Mensch zu wahren. Nu wenige machten Ausnahmen. Ein paar Frauen, die Weinfrämpfe be­kamen; Männer, die sich brutal ver­­drängten, um in die Boote zu rommen, obwohl der Kapitän mit lauter Stimme verfündet hatte: „Frauen und Kinder voran!“ Dann fuhr die Hand des Offizier bligschnell aus der Tasche und hielt ihnen den Revolver entgegen. Daß er seine leere Drohung war, ber­iefen einige Schüsse, die jebt von den Ziwitchendeds herüberflangen. Da wichen sie zurück, Trur jucht zu beruhigen, wo er fann. Niemand soll Angst haben. Dort steht Ms. Hall und verteilt Rettungsgürtel. Jedes Boot wird mit tüchtigen Ruderern bemannt, ist mit allem Nötigen ver­­sehen und bekommt einen der Navigation fundigen Führer. Wenn alle Frauen und Kinder untergebracht sind, kommen die Männer an die Reihe. Die amerika­­nische Küste ist nicht mehr so fern, daß sie im schlimmsten Fall nicht erreicht werden könnte. Aber es ist ja Hilfe unterwegs. Der ganze Ozean ringsum sei bereits avisiert, und jedes Schiff auf hundert­eile, bereits zur Meilen in der Runde Rettung herbei. Und die Musif spielte immer noch. Spielte heitere Weifen. Das und­ die Worte des Kapitäns beruhigte viele. Die Ausbootung begann in verhältnismäßi­­ger Ruhe. Gringoir, der unter den er­­sten brutal anstürmenden Männern ge­­­wesen war und von Mr. Austen mit dem Revolver zurücgetrieben werden mußte, eilte in seine Kajüte und kehrte gleich darauf mit seiner Reifetasche zurück. Seine scharfen hellen Mugen über­­flogen die Situation. Das erste Boot, das Mr. Austen führen sollte, war bei­­nahe voll. AS­letter wollte eben Mister Eartergin einsteigen. Gringoir flog auf ihn zu und faßte ihn beim Aermel. „Nehmen Sie mich mit, Sir,” flü­­sterte er ihm zu, „ich war in meiner Ju­­gend Seemann und kann rudern wie ein­e­ollmatrose!“ Bartergin warf einen Bli auf das mit Frauen und Kindern gefüllte Boot, das nur sechs Ruderer hatte. Dann sob er, Ruften einen gebieterischen Blick zu­­werfend, Gringoir auf die Treppe und folgte ihm hastig. „Bo ist Ihr Neffe?” fragte er, als „Sie haben ihn­ ­das Boot abitieh, Ieife. aurücgelaffen ?“ »Bah,machen Sie keine Geschichten. Sie sind doch kein Mann!Sie sind Se­­rena Hellkreuz!« Die schönen dunkeln Augen richteten sich in heißem Weh auf ihn. »Wenn Sie dies wissen,dann küm­­mteun Sie sich erst rech­t nicht um meine Rettung.Mir kann der Tod nichts mehr rauben.Retten Sie and­ere,für die das Leben noch Hoffnung hat.««— Trux konnte nicht antworten,denn an den Booten gab es einen Tumult,der seine Anwesenheit sofort nötig machte. Einige Damen weigerten sich,in die Boote zu gehen.Sie glaubten auch jetzt nicht,daß die»Queen Mary«sinken könne,und es graute ihnen vor dem dun­­kelwasser,auf dem die Boote hin-und herschwankten. „Konnte ich anders? Jet muß jeder für sich selbst sorgen!“ lautete die Ant­­wort. Zur selben Zeit sagteoben Kapitän Trux zu Emile Gringoir,der regungslos am Steuerhaus lehnte und sich um nichts zu kümmern schien:»Steigen Sie ein, Mr.Emile,das zweite Boot wird gleich voll sein.Ich werde ihnen einen Platz darin verschaffen.« Aber Emile schütt­elte den Kopf. »Es hieß doch:,,Erst die Frauen und Kinder!« · | Antiquitäten, antike Möbel, Gold oder Silber verkaufen, wenden Sie sich nur an ROSENSTINGL 'Grabenrunde 115. Tel. 444 Auf Verlangen komme ich auch in­ die Provinz! — —:

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