Oedenburger Zeitung, September 1929 (Jahrgang 62, nr. 197-221)

1929-09-01 / nr. 197

Seite 2. Sonntag Oedenburger Zeitung und Nukbarmachung des Neusiedlersees auf der Tagesordnung halten. Wir wünschen, daßs die Regierung unse­­rer in schwierige Lage geratenen Stadt mit ausgiebiger Unterstüßung zu Hilfe eile und auch zu entsprechend großen mate­­riellen Opfern bereit sei. Mir wollen die Stadtregulierung, die Bau und die Regulierung von Straßen, Gehsteigen und Kanälen usw. fortlegen. Mir wollen die Urbevölkerung unserer Stadt, unsere in schwerer wirtschaft­­licher Krise befindlichen Wirtschafts­­bürger, dadurch unterstügen, daß wir der Anschaffung von zur Wirtschaft nöti­­gen Artikeln und der Verwertung des Meines Borshhub leisten. Die Feldwege sind in einen entsprechenden Zustand zu verlegen und Feldbrunnen sind zu graben. Mir wollen den Bau eines Dampf­­bades und von Tagesheimen drin­gend verwirklichen. Mir wollen zusammen mit der Arbei­­­­terfrankenfasse die Gründung von Erhal­tungsheimen, weiters die Errichtung von Schulen und der Universität und end­­ic die Entwicklung unserer Stadt als Sommerfurort fördern. Wir wünschen, daß die Lage der fest­­besoldeten Beamten zumal in er­­ster Linie der niedrigeren Gehaltsflasten, sowie der Pensionisten von Grund auf verbessert werde, daß ihr anständiges Auskommen gesichert sei. Mir wünschen die Reorganisie­­rung der Kranftenpflege in dem Sinne, daß einerseits die Heute fast uner­­träglichen öffentlichen Lasten der Krane­kenpflege vernünftig herabgelegt und an­­dererseits eine ausreichende Invaliden­­und Krankenunterfrügung gewährt werde. Mir fordern die Reinheit des öffent­­lichen Lebens! Die Oedenburger Städtische Bürgerpartei. Der Araberaufstand Kriegszustand über Palästina, Unruhen im ganzen: Lande, Wraberaufstände, Zuden­­hogrome, es ist wie ein Blik aus heite­­­­rem Himmel gekommen. Und doch war gegen England. 1. September 1929. Re 17. das Gewitter schon Lange im Anzuge, denn die Art und Weise, in der die englische Vandalsverwaltung das Land regierte, konnte auf die Dauer nicht ohne Folgen bleiben. Immer wieder wurde dem Einge­­weihten die s warnende Stimme erhoben, dab England den Bogen nicht überspannen möge, doch man wollte nicht hören und nun muß man es fühlen! Englands zweite Schlüsselstellung im Orient, die zur Beherrschung­ des Suezka­­nals gebraucht wird, ist bedroht! Nicht durch eine fremde Großmacht, sondern durc die Eingeborenen des Landes, die nicht­s wei­­ter im Elend verkommen sollen. Der Kampf gilt ja in Wirklichkeit nicht den ein­­gewanderten Süden, sondern den Englän­­dern, die es nicht verstanden haben, eine Kolonisationspolitik zu treiben, die als fruchtbar bezeichnet werden konnte. Wo­­rum geht es den Aufständischen ? Man veranschauliche sich einmal die Züge, in der fs Land und Wolt befinden.­­ Da ist die große Masse des Wolfes, das Arabertun, das nur in den großen Städ­­ten sc­hwächer vertreten it. Diese Volks­schicht lebt in dem traurigsten sozialen Ver­­hältnissen, sie lebt ein Sek­tendasein, wie­­ man es fa in Europa gar nicht mehr dar­­stellen könnte. Dieser Zustand hat unter der großbritannischen Aera ein Ausmaß angenommen, daß es früher oder später eben zu einem Aufstand kommen mußte. Dazu kommen noch, die eingeborenen or­­thodoren Suden, denen es nicht minder schlecht geht. Auch ie fühlen sich suchtbar bedrückt und sind daher auf die einzigen Bevorzugten des Landes, auf die eingeiwan­­derten zionistischen Suden, auch nicht gut zu sprechen. Den Hauptpreilblock der ara­­bischen Rebellion bilden man die leßteren, von welchen man weilt, daß sie unter dem besonderen Schuß der englischen Herrschaft stehen. So ist es gekommen, daß sich­ ara­­bische Banden daran machten, zionistische Ansiedlungen auf dem flachen Lande zu überfallen, t wo sie in wenigen Stunden ein blutiges Geniegel veranstalteten und alles, was ihnen in den Weg kam, furz und flein schlugen. Much­­jet dauern diese Mraber­­aktionen noch­ an, ohne dab es den Behör­­den der Mandatsverwaltung im Augenblic möglich wäre, dem Wüten der Aufständis­­chen Einhalt zu gebieten. In Jerusalem selbst soll vor Ruhe herrschen, da dort der Prägentrag der arabischen und jüdischen Bevölkerung Ti) die Wage hält, während in der Provinz, two auf einen Juden durch­­schnittlich 50 Araber kommen, die jüdischen Kolonien dem Treiben der Araberbanden Schußlos preisgegeben sind. Die englischen Truppen sind zahlenmäßig. viel zu sch­wach­, um hier einigermaßen wirkungsvoll ein­­greifen zu können. Allerdings sind starre englische Verstärkungen aus Kairo und auch von der See her­ unterwegs, die den Auf­­trag haben, so valic­­ala möglich) die Ord­­nung wieder herzustellen. Damit wird es aber nicht getan sein, wenn sie­ England seine Position in Pala­­tina erhalten will. Es gilt, das Weber an der Wurzel anzupaden, und das dann nur durch einen sozial gerechteren Kurd der englischen V­erwaltungspolitik geschehen. England wird die einheimische Bevölkerung (Araber und orthodoxe Suden) mehr als bisher zur Mitarbeit heranziehen müssen, andernfalls wird es unmöglich sein, den Ausbruch einer britischen Palästina-Nata- Strophe zur verhindern, der Rohrbrand am Neusied­­lersee im Erlöschen begriffen. Der Urheber des Brandes in Haft ges nommen. — Es brannten bisher Rohr­garben und stehendes Rohr auf einer Etrede bon etim­ 2000 Katastraljoch ab. — der Schaden Wird auf 100.000 Pengöd geschäßt. Dedenburg, 31. Aug. Der Rohrbrand auf ungarischem ©­biete des Neusiedlersees dauerte auch heute nachts wo an und wie man uns mitteilt, brannten bisher Rohrgarben und stehe des Rohr auf einer Strecke von 2000 Kat raljoh ab. Am schwersten sind geschädig die Hollinger Einwohner, denen das Rohr schneiden und der Rohrverlauf in der Winterzeit ein Hauptverdienst war. Die Rohrparzellen sind vollständig abgebrannt. Selbst das Heu am Ufer des Sees wurde ein Raub der Flammen. Die Rohrparzel­­len des gräflich Stehengischen Fideikom­­misses wurden durc das Feuer gleichfalls verwüstet. Der Wind trug die Flammen gegen die Rohrparzellen von Hidegjeg und Homos, wo Maßnahmen getroffen wurden, um das Feuer an dem weiteren V­ordringen zu hindern. Es wurden große Gassen ins Rohr geschnitten; wenn dies nichts nüßen sollte, rechnet man mit Be­­stimmtheit darauf, dem Feuer beim Eine jerkanal des Neusiedlersees Einhalt gebier­ten zu können. Wenn das feuer über den Kanal greift, was an nicht ausgeschlofe­sen sein kann, weil das Feuer sprungweise vordringt, ist die Rohrfeh­lung der Hang­jaggegend rettungslos verloren. Alt und Jung aus den Gemeinden Hidegseg und Homof arbeiten auch ununterbrochen dar­an, den Einserkanal zu erweitern, um das durch dem Feuer den Weg abzuschneiden. In der Nähe der Gemeinde Wolfs ist der Brand bereits erloschen.­­­meinde Arolsbad, wo man fürchtete, das das Feuer bis zu den Rohrparzellen des bischöflichen Gutes vordringen konnte, wurden die nötigen Vorsichtsmaßnahmen seitens der Gutsverwaltung getroffen. Die Gefahr ist aber für Kroisbach bereits vor­über, da, wie gemeldet, das Feuer in di 1 69 Oedenburger J­ugendhortjünglinge in Szombathely,. Wie schon gemeldet, findet Sonntag, den 1. September, in Szombathely ein Sportfest der Jugendhortjünglinge der Komitate Eisen­­burg, Zala und Dedenburg statt, welchem auch der Reichsverweser beiwohnen wird. An dem Sportfest nehmen aus Dedenburg 160 Tugendhortjünglinge teil, und zwar Athletiker, Turner, eine Ehrencompagnie und die Leventemufikkapelle (Dirigent: Fri Bartos). Die Leventemufik wird an beim Empfang des­­ Reichsverwesers am Bahnhofe konzertieren. Die Abfahrt der Oedenburger Jugendhortjünglinge erfolgt unter der Führung des Körperpflegerates Soubert und dessen Stellvertreter Stanz Tafacs Sonntag früh mit der Sindbahn. Die Oedenburger Jugendhort­­jünglinge rechnen mit Bestimmtheit dar­auf, beim Sportfest die ersten P­reise zu erb­ringen. IPreiselbeeren (N­ahdrud verboten.) Erdmann Ulrichs Ben zum Siel, Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. Roman von Grete von Gaß. [34 ]Damit das nicht geschehen konnte, hatte er Sie seinem Bruder ausgeliefert. Daß Sie sich still verhielten, gar nicht den Berjcch machten, nach Deutschland zurück­­zukehren, war Ihr Glück; andernfalls säßen Sie bestimmt heute im Kerker der Zibera.“ « »Ja­ glauben Sie denn wirklich,man hätte mich ohne jeglichen Grund verhaf­­tet?“ Stjew lächelte schmerzlich. „Auch dafür war gesorgt, daß es jeden Augenblick mit gejeglichem Grund gesche­­hen konnte.“ Grete sah ihn verständnislos an. „Ich bin mir nicht, bewußt, etwas Un­­geießliches begangen zu haben. Bitte, lä­­ren Sie mich auf, Wahfa Wassiljewitsch.“ „Nun, gut, wenn Sie es wünschen. Sie erinnern sich wohl, im Januar, dieses Jahres an einen Menschen, den Brodjukoff Ihnen zuführte, einen Brillantring ver­­tauft zu haben?“ Sie senkte bejahend den Kopf.»Derl » Ring war mein Eigentum.“ »Das schon,aber auf den Handel mit Gold und Juwelen steht in Nußland To­­desstrafe.“ „H­errgott, ja!“ Sofia hatte ihr das schon einmal ge­­sagt, allerdings erst, als der Ring längst verfauft war. Sofia hatte von dem Ver­­lauf nichts gewußt. Grete starrte Iljew an. Ihr Gesicht war totenlola. „Nun bin ich ihm ausgeliefert,“ sagte sie, „er braucht mich nur zu denunzieren und ich bin erledigt.“ „Ohne Not tut er es ganz bestimmt nicht.“ „Wie soll ich das verstehen, Wahfa M Wafsiljewitsch?“ „Daß er es nur tun würde, wenn sein Bruder es von ihm forderte; aber daß das nicht geschehen kann, dafür werde ich sor­­gen. Ich habe beide jeit völlig in der Hand, dann beweisen, daß sie beide gegen die bolschewistische Regierung arbeiten, in deren Dienst sie doc stehen. Colja gibt Nachrichten von hier an Goswin, und die­­ser leitet sie weiter an die monarchistische Partei Ruhlands in Paris.“ „So sind sie also doch monargistisch ge­ sinnt?“ fragte Grete. „S­­o, gar feine Gesinnung haben sie, Verräter sind sie, die für Geld alles tun. Und nun genug davon. Ich werde beide­­­r Kerle unschädlich machen, und zwar in] ganz kurzer Zeit, damit sie seinem mehr gefährlich werden können. Vielleicht werde ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Die würden Sie mir doc gewik nicht ver­­weigern?“ Sie sah ihn an. Ihr Herz klopfte so laut und hart, daß sie es am Halse spürte. Sie vermochte sein Wort zu sprechen. N­­jew, dem ihre Erregung nicht entging, dachte: Sie liebt Brodjakoff noch und zit­­tert davor, es könnte ihm etwas zuleide geschehen. So, so war es gewiß! „Berzeihen Sie,“ sagte er, an Grete vorbei jehend, „daß ich Sie erschredte, ich konnte nicht ahnen, daß Sie nach alledem, was Brodjukfoff Ihnen zugefügt, wo etwas für ihn empfinden.“ Er erhob ihm auch Grete stand auf. Ihre Hand auf seinen Arm legend, zwang sie seinen Bli zu dem ihren. „Wakka Wassiljewitsch, wie können Sie glauben, ich empfände anderes als Haß für diesen Menschen?“ Ihre Augen glühten in heißer Leiden­­schaft. L. StHew hielt prößlich ihre Hände in dem feinen. Im heißer Leidenschaft preßte er sie, senkte er seinen Blick in den Ohren. Ein süßer Schauer rann über sie Hin; sie schloß die Augen. Und dann lag sie an seiner Brust. Delikatessenhandlung Telephon Nr. 375. „Orete!“ Sein Mund drühte sich weich und zärte sich auf ihre Halbgeöffneten Lippen. Ihre Arme umschlangen feinen Hals. Eine heiße, innige Liebe strömte über sie Hin, wie sie sie für Brodjusoff nie empfunden Sie führen si heiß, leidenschaftlich, ohne Besinnen. Nichts war für sie da, als ihre Liebe. Bor­der vertant alles Leid. Stew hatte ein Unterkommen für Grete besorgt. Ehe er sie verließ, sagte er­ es ihr. »Ich will nicht,daß du noch eine Stunde­ mit Cona unter einem Dache selbst.Ein­, gute Bekannte von mir,Natascha Natu­« moff,wird dich mit Freuden in ihrer gro­ßen Wohnung aufnehmen,in der sie mut­­terseelen allein lebt.« Grete dankte ihm,aber die nahe Trenszs nung von Sofia machte ihr das Herz schwer.x. Sie packte ihre Sachen zusammen und ging dann zu Sofia,die in der Küche war,wo sie den Samowar für Grete einrichtete. »Iljew war bei dir?«fragte sie.»Wat­ iI umbatest du ihn nicht,mit unsein Glas· Tee zu trinken?« „Er Hatte es eilig, Sofia; irgendetwas Wichtiges Hatte er vor. In einer Stunde will er mit dem Iswojtschik Hier vor der Tür sein, um mich abzuholen. Er wi mich zu Natasha Narumoff bringen.“ (Bortregung folgt.) sind eingelangt und zum JOHANN GRUBER Preise von P 2'20 pro­­­­­­­b­ie­re­­. i­ A Aalen DE : 4 .­­ 3 Hauptniederlage für Transdanubien: „Voigtländer “ „SATRAP“ Platten, Pa­­­piere, Chemikalien usw. | Zoltan Molntär, photogr. Fachgeschäft, Sopron, Grabenrunde 86, Telephon 690. 1976

Next