Oedenburger Zeitung, März 1936 (Jahrgang 69, nr. 51-75)
1936-03-01 / nr. 51
HWWPNsHATCW ELLE EHE Seite2.——Nt.51· Dedenbutger Zeitung Natur und Heimat. (Mitteilungen über Natur: und Heimat: ihuß.) Geführt von Baul Tald. Die Natur im März. Der März bringt noch lange nicht den Frühling, jondern nur den Borjrühgroße ling, Anzahl Zeihen vom endgültigen Neu: erwachen des Naturlebens, vom Sieg der Sonne und des Lichtes. nunmehr rajche Zunahme jo mandes ihre Kelhe diejer Monat bringt uns ijt die der Tage, die im Laufe des abends Monats offenen Augen in der freien Gottesnatur umheritreift, wird in diefem Monat beobadhten fönnen, was ihn ganz bejonders erfreut. Es beginnen ja in diejem Monat die eriten Blüten zu öffnen, und ja einen Groß teil unjerer Wandervögel zurüd. Auch) die Minterjchläfer verlafjen ihren Bau nun endgültig und juhen ihren abgemager: ten Körper wieder auf das normale Ge: wicht zu bringen. Eibe, Weide, PBappel, Ulme, Aprifojen, Mijtel, Sanddorn falten. Auch im Walde, auf Feld und Wiejen, im Sumpf und jo mandes bejcheidene noch am Ufer des Bades Minterihlaf erwadt. Bevor die Blümden erjiten WBorboten vom der Zugvögel antommen, hören wir |hon das erite Frühlingslid der Shwarzamfel. Draußen am Felde vernehmen wir aber jchon das gebetähnlihe jühe, wehmütige Lied der Heidelerdhe. Im MWalde Hallt der Taute Flötenruf der Singdrofjel; fie muß mit ihrer weithin jhallenden Stimme für das weite Reich der Baumwipfel das fein, was die Nachtigall für die. engere Welt der Bülhe und der Sträuder ift. Im Wipfel junger Bäume fieht man häufig in diefer Zeit den großen Würger, mit dem langen Schwanze hin und her fehtend und vergnüglic fi eins pfeifend, dabei jein mufifaliiches Talent zur Nahahmung allerlei unmelodiiher Ge: räufhe mißbraudend. Auh der Weidenlaubvogel it Ende März jhon wieder eingetroffen. Wie ein lebendiges Metronom thront er auf einer fleinen Tanne; „Zilp, zalp, zilp, zalp“, jo wälzt er den: Rhythmus des ganzen MWaldfonzertes hin und her, und nichts bringt ihn aus jeinem gleihförmigen Takte. Mahrlid, ein. geborenes Dirigententalent! Das Rotfehlhen Läßt jeine weichen, wehmütigen Trillerhen. erihallen, und fürmlich tlagend. Schwingen - fi) dieje., Teijen Molltöne, an unjer Ohr. Schwanz und Slügel träumerijh herabhängend, zwi-, ihert die Goldammer ganz: in fih, verjunfen; ihre jchlichte Strophe: „Wie; wie hab’ ich, dich Lieb!“ Klingt jo jchlicht und einfach und dod jo traulich und wonnig an unjer Ohr. Ein alter Befannter it uns aud das Haustrotihwänzhen, das jein fröhliches Treiben oben auf den Hausdähern entfaltet. Bujjard und TQTurmfalfte erjheinen wieder in der alten Heimat. Mer Gelegenheit hat, einen Abend am Neufiedlerjee zu verbringen, der wird ficherlih die dumpfe und unheimliche Stimme der Roh rdommel wahrnehmen fönnen, dazwilhen jpektafeln Die Roller und rufen die Wajjerhüpner. Auf den überjhwemmten Wiejen vernehmen wir den jchönen Flötenpfiff des Rotjihenfels und die Befajjinenmännden jhießen in Hoher Luft dDumpf und medert abwärts. Der Bogeliang ijt jeßt jhon in vollem Gange und fat jeder Tag bringt neue Ankömmlinge Mit Subel wird von groß und Hein Gevatter Stord bergüßt, der zwar in unjerer Stadt nicht brütet, aber dennoch um dieje Zeit im Durdgug be= griffen, häufig zu jehen ilt. In der zweiten Hälfte des März fällt endlich auch jchon der Beginn des Fort: pflanzungsgeihäftes und die allgewaltige Frau Minne hält ihren fiegreihen Einzug in all die kleinen Vogelherzen. Kampfluft und Eiferjudt erfaßt unwideritehlih Die verliebten Männden und im Streit um den Belit eines erjehnten MWeibhens Tiefern fie gewaltige Balgereien. Die Saatträhen vollführen in ihren Ko: Ionien einen betäubenden Lärm und in den legten Märztagen finden wir in ihren Neitern gewöhnlih jhon die eriten Eier. Audh die Neiher Haben nun jhon wieder ihre Horite bezogen. Der Wald widerhallt am Tage von dem Trommeln unermüdlider Spedte und in der Nacht von den heulenden Rufen verliebter Eulen. Am Wajjer ilt allabendlich das Plätihern und Quadern der Enten weithin vernehmbar, denn die Stodenten feiern jet ihre Hodhzeitsfeite. Auch mande Singvögel tragen jhon eifrig zu Nefte, jo namentlihd Singdrojjeln und Amfeln. Kurz, Früh: lingserwaden, freudiges Schaffen und Werden geht dur die ganze ewig junge Natur, die nun bald aus dem langen MWinterihlafe völlig erwacht fein wird, zu neuer, froher, jchöpferiicher Tätigkeit. Polizeinahriht, Wegen ffandaldjer Trunfenheit und Bettelei wurde der Hiefige. Gelegenbeitsarbeiter Guftan 3. vom. Bolizzirichter der Dedenburger CtaatSpolizei, Polizeihauptmann Dr, Stefan Serendy, zu aht Tagen Arreit verurteilt. Dedenburger Frucdtmarft: Weizen 17.5, Roggen 16, Gerite 16.5 bis 17, Hafer 17 und Mais 16 Pengo pro Meterzentner. Die Mehlpreife. In den biefigen Mehlhandlungen notieren: Nullermehl 36 bis 42, Kochmehl 34, Weizenbrotnehl 29 bis 32 und Roggenbrotmehl 28 Fis 32 Heller pro Kilogramm. find verbindet aber damit die erjten Bäume, heimatlihen Wäldern eine Auffällig morgens je eine Stunde beträgt. Derjenige, der mit die in ihre Blüten und und Buhsbaum unjeren entijt | s Sonntag, 1. März 1936. 3000 Pengö Unierlügung für die Shentergefelichait Zolnad. Dedenburg, 9. Febr, Der ftädtiiche Kleinausichuß hielt ge jtern nachmittag unter dem Vorfik des PBürgermeifters Dr. Michael Sopron yie-Thurner eine außerordentliche Sikung, in welcher Vizenotar Dr. Bela Heißler das Anfuchen des Theaterdiveftord Andor Tolnay um eine ftädtifche Unterftügung von 6000 Pengö verlag: Direftor Tolnay motivierte jein Ansuchen mit der triiten Lage der Theatergejellihaft. Er betonte, daß er mit Ambition daran war, durch erjtflaffige Provinzkräfte tadelloje Voritellungen zu geben. Alle jeine Bemühungen waren infolge Antereffenlofigfeit feitens des Publifums erfolglos. Er hatte bi Ende Sanuar einen Defizit von rund 4000 Pengd zu verzeichnen. Dr. Heißler teilte mit, daß die jtädtiihe Finanzfommiffion und die ftädtifche Theaterfommiffion das Anfuchen in einer gemeinfamen Sigung einer eingehenden Beratung unterzogen hatten. CE murde der Beihluß gefaßt, dem Kleinausihuß den Vorjchlag zu machen, der bedrängten Gejellichaft eine jtädtiiche Unterjtügung von 3000 Bengö zu gewähren. Nachdem zur Sache die Repräjentanten Sofef Völker, vitez Dezjö Ujhelyi u. Anton Köveji jorwie Bürgermeiiter Dr. Michael Sopronyi-Thurner geiprocdhen hatten, wurde der Vorjchlag der Finanz: fommiffion und der Theaterfommiffion betvilligt. Gleichzeitig wurde beichloffen, in der Zufunft jährlih nur einer Theaterftaggione die Spiellizenz zu erteilen, und zwar ohne den bisherigen jtädtifchen Unterftüßungen (Beleudtung, VBeheizung, Waffer ufm.). Ferner wurde beichloffen, Schritte zwed3 Bildung eines Theaterunterftügungsvereins einzuleiten. E23 foll dur intenfive Propaganda das PBublifum dazu erwogen iverden, aus fulturellen Sntereffen das Theater zu befuchen. Ir diefe Aktion foll auch die deutichiprechende Benölferung einbezogen tmerden. ·«.Freundichaft hingegeben. Man hoffte be= reits, daß der Weiterbeitand der gemä- Bigten japanijchen Regierung die Möglich: feit zur Zöjung der zahlreihen zwijhen den beiden Staaten jchwebenden Fragen gebe, jo zum Beilpiel der Einwanderungsfrage, der Löjung des „Offene-Tür“-Problems in China und der Frage der lot: tenjtärfen. Die jetige Entwidlung wurde in Kreijen des Außenminijteriums jchon längere Zeit befürdtet. Wie erinnerlich, jtellte ihon der frühere Staatsjefretär Stimjon feine ganze Iapanpolitif darauf ab, dak es den liberalen japanilhen Kreilen ges Tingen werde, die Militärfreife nicht zum Einfluß fommen zu Tajjen. Troß der Ans ftrengungen der Vereinigten Staaten, zu einem bejjeren Verhältnis mit Japan zu fommen, Anregungen, die von liberalen japaniihen Kreijen zu einem gewillen Mah erwidert wurden, bezeichnen die japanijhen Militariften befanntlih Die Vereinigten Staaten als den hauptjädlichiten Gegner. Man betradtet daher ‚das von den Aufrührern herausgegebene ‚ Manifeit, demzufolge es die japanilde | Ziviltegierung gewejen jei, die Iapan in geipannte Beziehungen zu anderen Mäd‚ten, darunter au Amerika, gebracht ‚ habe, jehr jfeptiih. Vermutlich fei gerade das Gegenteil richtig, dak nämlid Die Aufrührer, im wejentlihen jüngere Dffiziere, gefürchtet hätten, die Armee werde dur die Zivilregierung in ihrem Bor: gehen in Nordchina und der Mongolei ge= hindert. Im auswärtigen Ausihuß des Neprä= fentantenhaufes fand der Staatsitreich jofort ein Echo Me. Reynolds; der BVorfitzende des Ausichufles erklärte, daß der Staatsitreich „gefährlich“ jei und den In= terefjien des Weltfriedens zumwiderlaufe. Der japanijhe Gejandte in den Bereinigten Staaten Sirojhi Saito erflärte, daß der militärifche Aufitand feine welentlihe Aenderung der japaniihen Re= gierungsform bedeute und dak au Die Beziehungen der Vereinigten Staaten mit Sapan nicht berührt würden. DieBeiokgnMeiu Washington. DieErmordungführenderPersönlichkeitenderjapanifchenNegietungkannfüt dieBeziehungenzwischendenVereinigtenStaatenundJapanschwerwiegende Folgen haben. Man glaubt, daß der Staatsjtreih im wejentlihen darauf ab» jielte, den bejtimmenden Einfluß des Militärs in den japaniihen Beziehungen zu China und Mandfchutuo ficherzuftellen. Nach den Erfolgen der Liberalen bei den legten japaniihen Wahlen hatte man fi allgemein der Hoffnung auf eine Wieder: belfebung der japanijch-amerifanijhen Probealarm. Auf Anruf des biefigen Stationsfommandos fand geitern nad: mittag ein Probealarn: der Feuerwehr ftatt. Al Brandobjeft wurde ein Mitteltraft der A8er Kaferne angegeben. Die euterwehr erjchien mit zwei Löfchgeräten binnen dreieinhalb Minuten. Yommandant war Berufsfeuerwehroffizier Franz Bepfo, Hilfsfommandant Feuerivehroffizier-Afjpirant Ing. Karl Oben‚Dorf. Der „Röihaktion”, an welcher auch das Militär teilnahm, wohnten Stationsfommandant General : Ladislaus Könyi-Kils, Oberpolizeirat Anton Zafarids und Teuerivehroberfommandant Verdinand Zügn bei. Sie waren mit: der eraft ausgeführten Löjchaktion vollauf zufrieden. Der Kafinoverein hält morgen Sonn tag jeine diesjährige Generalverfamm‚lung. In diefer wird auch die Neuwahl der Funktionäre vorgenommen. Die dererbte Braut. Roman don Anny von PBaunhuys. 78 Nahdrud und Ueberjegungsceht ; in frentde Sprachen vorbehalten „Sie gehen auseinander? Mber mesbeolb denn? Das Flingt doch ganz umglaublih?“ Erifa Meßmer jchob fich ein menig dichter an ihn heran und erzählte, wenn auch Furz, jo doch Klar, die Gejchichte ihrer Liebe, erzählte von dem Zufammentreffen mit Maria Franz. Heinz Rüdiger war zornig auf den Breund. Ihm, war es unbegreiflih, daß fih Ralf in Gegenwart jeiner Braut umd deren. Tante jo iveit hatte vergefjen Fönnen. Alm liebiten wäre er auf der Gtelle losgefahren, um ihm die rauhe Wahrbeit -zu jagen. Erika Meßnter dämmte feine Empö-| rung. ein. „Es handelt ji ja nicht um mid), Heinz, vergefien Sie das nicht. ES geht nur um, Ralf und feine Zukunft. Ich möchte: me, mit Shen beraten, maß zur tun-üt, daß Vater nicht wütend auf ihn imixd. Das muß ‚dveumieden werden. I mill.es, Ralf »joll jeine Kirche bauen!” Heinz Rüdiger empfand nod) immer unjägliden Zorn, aber die. Stimme Erifa& ‚wirkte doc etwas befänftigend auf ihn, wenigitens jo viel, daß ex fich Außer: lich Teidlich, beherrichte.. Aber in ihm grollte e8. Wie fonnte e8 ein Menfch nur fertig bringen, jo ‚ein. Mädel wehe zu tun? Haß gegen Ralf Burggraf beengte ihm die Bruft. „Ich hätte Schon einen Plan, wie wir Ralf helfen Fönnten“, jagte fie. „Mber ich te Ihnen damit fiher zupiel zu.” „Sur Sie tue ich alles, was Sie fordern, Erifa. Für Ralf Burggraf aber möchte ih mir feinen Finger Frumm machen, fo tief ijt er jeßt in meiner Adhtung gejunfen.” Sie jchüttelte mit dem Kopfe. „Benn Sie jo reden, dann ift e8 ichade, daß ich hergefommen bin. Sch babe do Ralf lieb und muß ihm. belfen; do fann ich e8 nicht allein. Sch brauche dazu . einen _ zupverläffigen Freund.“ Ihre Stimme flang ganz traurig. Er wiederholte: „sur Sie tue ich alles, was Sie fordern!” Sie jah ihn. von der Seite an. und erflärte zaghaft: „Sch möchte meine Eltern glauben Himachen, ich liebe Ralf gar. nicht, fondern. Sie. Meinetwegen muß die Verlobung zurüdgehen. Dann fällt feine Schuld auf Ralf, und Vater ift abgelenkt.” „Erika!“ Name von Heinz Nüdigers Lippen ‚dann veriwahrte er fich fait heftig: „gu jo einer elenden. Komödie fanıı ich mich nicht hergeben. Mit jolchen Dingen treibt man feinen Spott!“ Sie ließ müde die Schultern hängen. ‚ „Barum haben Sie mir eigentlich die Widmung ins Buch gejchrieben, wenn Sie feinen TFreundichaftsdienit leiiten wollen? Schade um meinen Glauben an Sie. Er war fo ftarf und groß.” „Erika, Sie mwifjfen nicht, was Gie von mir verlangen, jonit würden Sie «8 nit tun. E38 gibt ja feinen Menichen auf der ganzen Welt, der: mir höher jteht al3 Sie. Mein Leben gäbe ich freus= dig für Sie her — aber zu jo einer Romödie jind Sie mir zu jchade. Sie wollen Ihrem PBater erzählen, Sie lieben mic, aljo wird Ihr Vater mich wahricheinlich befragen. Wie fann ich lügen, two ich Doch weiß, Ihr Herz hängt an Ralf, möchte fih opfern für ihn, Merger und Zorn Ihrer Eltern wollen Sie in Kauf nehmen, um Ralf ‚die Stellung zu erbalten, damit. er nit in Not fommt und. feine Sirche bauen fann!. Gopiel Edelmut ift nicht gut für einen wie Ralf. Der mußte wiffen, was er tat. Bei Ma: tia. Franz und.bei Ihnen, Eim Narr ift er. der nicht begreift, welches: Glid‘.‚er gehabt, als Sie-ihn: Ihre Liebe jchenk: en.” Heinz Rüdiger Tieß jeßt ihre Hand fallen. ,,JchkannkeinSpielmiteinemEtwastreiben,dasjedemMenschenheilig sein«soll.WennJhrVatermichfragen tvürde,obichSieauchliebe-wassoll ich dann antworten?“ Sie merfte mit, daß in feiner Frage ‚tiefe Erregung jchiwang. ‚ld! Denken Sie zunächft gar nicht jotweit!“ wies jie die Frage zutüd. „DBater würde beftimmt nicht erlauben, dag ich mich nach dem offiziellen Bruch mit Nalf gleig mit Ihnen verloben dürfte. Da fennen Sie Vater jchledt, Er wird jchimpfen und mid ein dumme Mädel nennen, Das nicht weiß, was es will, und das erjt ein paar Nahre älter wer: den - muß, ehe e8 ich mit wichtigen Lebensfragen befaßt.“ Sie zucdte die Adhjeln. „Möglicherveije jchreibt er Ihnen einem Brief und unterjagt Ihnen jeden mündlichen oder jchriftlihen Verkehr mit mir, und das werden Gie ja ertragen fünnen.“ Realitätenverfehr. Es fauften: Matie, Schiefer von Eugen Lichtl die Hälfte eines Hohmuth-Weingartens im Ausmaße vom 417 Duadratflafter um 866 Pengd; ElijeModerer von Witwe Töfor. Schärfy,: geb. Irene Näcz, das Haus Nr. 15 in der Räföczigaffe um 6000 Pengö. Die ein Schrei fam ihr (Fortiegung Folgt.) « ie