Oedenburger Zeitung, November 1936 (Jahrgang 69, nr. 252-274)

1936-11-04 / nr. 252

Seite2.—Nr.252. Annäherung der Kleinen Entente an talien-Ungarn-Dejterreich? Brag, 3. Nov. Der Befuch des rumä­­nifchen Königs Carol II. wird von der aejamten Brefje der Tichechoflowalei als ein Ereignis von gefchichtlicher Bedeutung, bezeichnet. Ueber die Beiprechungen König Carola mit dem Staatspräfidenten Benefch wurde folgende amtliche Verlautbarung veröffent­­licht: Die erjte Unterredung fand am 28. Of­­tober, nachmittag ftatt. ES wurden alle bedeutenden Probleme erörtert, welche die beiden Staaten interejjieren und auch die wichtigsten Fragen der Politif der Sleinen Entente und Europas. In Diefer Unter­­redung wurde eine vollfommen einheitliche Beurteilung diefer Fragen und der in den nädjten VWionaten zu befolgenden Politik fejtgejtellt, Die in vertraulicher und voll tommener Uebereinjtimmung mit Sugofla­­wien betrieben wird. Hinfichtlic) ver Zufammenarbeit mit den wejtenropäifchen Staaten wurde fejtgejtellt, mit den Signatarftaaten des Paltes von Rom in allen Fragen der mitteleuropäifchen Politit zujam- menzuarbeiten. Der in VBregburg gefaßte Bejchluß der drei Staaten über die Nichteinmifhung in die inneren Angelegenheiten, jowie an den derfchiedenen internationalen Macht- und BVeltanfchauungsfämpfen im allgemeinen wurde erneut bejtätigt. Die bisher befolgte Bolitif der Stleinen Entente wird ununterbrochen mit Der Ab­­jicht fortgejeßt, im Snterefje des Friedens in Mitteleuropa und in Europa über­­haupt, Die Sönterefjen der Staaten der Steinen Entente möglichjt auszugleichen. „Ein feite Burg it unfer Gott..." Das Profefjorentollegium der hiejigen evang. theol. Fakultät der Pecser „Elifa­­beth*-Univerjität beging legten Samötaq in würdiger Weife das Neformationgfeit. Die evangelifhe Kirche als Oxt diefer Ge­­denffeier erjtrahlte im hellen Lichterglanze und vdermochte die vielen evangelijchen Mitbrüder faum zu faffen, die famen, um der Tat Dr. Martin Luthers zu gedenten. Diejes weittragende bijtorifche Ereignis, das vom 31. Oft. 1517 datiert, zu würdi­­gen nahm Univ.sBrof. Dr. Johann Deat auf fich. Die Feier wurde von Dekan Dr. Karl Karner mit befhwingten Wor­­ten eröffnet. Mit Snterefje verfolgte man die Vorträge des Chordireftors und Ge­­meindeorganijten Koloman Ymminger auf der mit neuem, eleftrifch betriebenen Orgelgebläje verjehenen Orgel (Werte von Julius Kapi und E. Franf), jo auch die Kammermufiffäse don Haydn umd Schubert, die von den tüchtigen Mufifern Dt Sau Einf Sancz Franz Sterbencz;z dd Mol Schneider ausgeführt wurden. Wuchtig erflang jo­­dann Beethovens gewaltiger Chor „Die Ehre Gottes“, von dem Chor der Univerji­­tätshörer unter Leitung von Emil Koren erefutiert. Zu Beginn und Schluß jang die Gemeinde Luthers „Ein’ fejte Burg ijt unjer Gott...“, gewifjermaßen den Zeitge- Ddanten der ganzen Feierlichkeit [ymboltjie­­rend. ötädtisches Lichtspieltheater Wiontag, 1% 2. und Dienstag den 3. d. verlängert: Das erjte ungarijche Kriminal-Schaufpiel! ICH WARES Das es Spannender Kriminalfilm nah dem Schau- jpiel von Rozji Meller. Regie: Dr. Bärdos Arthur. — Hauptrollen: Bulla Elma, Törzs Ienö, Kils Ferenc, Csortos Gyula, Uray Tivadar, Erdelyi Mici, Im Beiprogramm: v. Gömbös Gyula_ Tr. Bil­­der aus dem Leben und der Leichenfeierlich­­feiten in Budapejt. MWohenjhaus-Sonderauss­­gabe re Ein herrliher Farbenfilm mit Tihaitowjfy-Mufif. Für die Jugend erlaubt! sig are er Dr 7 und 9 Uhr. Sonntag ‚7 und 9 Uhr. Oedenbnrgerseiiuug Ein Sur über Dr. Friedrich Lam Der Name Friedrih Lam ift unferen Lejern nicht unbefannt. Seit einer Reihe von Sahren fünnen wir aus feiner Meijter­­feder herrührende Novellen und Veberjet­­zungen ungarifcher Poeme veröffentlichen, die alle Fri Lams literarifcge Qualitäten Dofumentieren. Nun erfhien aus der Feder des gewiegten Literaturfenners Ju­­us Földefjy unter dem Titel „Eay nagp Bepeji föltd" (Ein großer Dichter der Zips) eine Bingraphie unferes Literaten, die ein umfafjendes Lebens­­bild Fri Lams, Diejes hervorragenden Sohnes der Zips, gibt. Die Titerarifche Beilage des ‚„Beiter Lloyd" charafterifiert dasz vom Szepefi Szövetjeg in Budapejt herausgegebene Buch folgendermaßen: Eine temperamentvolle, Dabei gut fun­­dierte Werbejchrift. Sie gilt dem Zipfer Frig Lam, der als Literaturfundiger fich einen guten Namen gemacht hat, ala Dich­­ter indejjen mehr nur einem engeren Kreis don Freunden und Sennern befannt wur­­de. Földejjy verjuht nun auf Grund von gedrudtem, vor allem ungedrudtem hand­­ichriftlichen Material das Bildnis des Dichters zu umreißen. Entdederfreude be> Ihwingt feinen jo oft, in den jchwierigjten Fällen bewährten Blid, Liebe zum gepräg­­ten Wort bahnt ihm den Weg zur Humit Lams. Wir find in der Lage, Diejes Bild­­nis zu fontrollieren und im mwejentlichen zu bejtätigen. E83 ijt ein alüdficher Sme prefjionift, ein Beherriher empfindlicher Sprachmittel, Der uns entgegentritt, ein Dichter, Der fich frei bewegt in den meijten Seelenlagen, ein unmittelbares Verhältnis bejigt zu Sage, Gefchichte, Legende, Bü­­cheriwelt, zur menjchlichen wie außermenfch­­lihen Natur, der in Andacht zur Deutfchen Sprach- und Formtradition aufgewachfen, ein Erbe der LZenau und Karl Bed, fich auch außer dDeutjcher, franzöfiiger Mioder­­ne willig öffnet. Ein liebender und Tlie­­benswerter Menfch, begabt mit wachen Augen für heimatlide Landichaft, aufge­­ichloffen für Traum und Träumerei, ein !lares Gemüt, zuweilen von Sehnfucht und Ernjt überfchattet, aber immer geneigt, alles Schwere und Dunkle von fi) abzu­­legen und aufzugeben in Scherz, Spiel und Humor. Er ijt in zwei Sprachwelten be­­heimatet: in der Mundart feiner Heimat iwie im Literaturdeutich, das Anfchluß fucht und findet an Vollender und. Ausläufer de3 Smprefjionismus. Er findet den Ton Ihlichter Einkehr und Sammlung, der aus findlihem Gemüt fommt, um im nächiten Augenblid jeltene Neime zu erfinnen, ihwierigjte Sizilianen und Sonette zu bauen. Eine Auswahl, die das Beite aus frühen, Das Neifjte aus jpäten Jahren vereinigte, wäre jedenfalls zu begrüßen, 05 RR —·- « x ee SE Bcittongreh der Gott: Iojen und Sreidenfer Barihau, 3. Nov. Der Mosfauer „gentraltat der Gottlofen“ hat die Einbe­­tufung eines Weltfongrefjes der Gottlofen und Freidenfer für den 7. Februar 1937 nach Mosfau befhlofjen. Der Organifa­­tionsausichuß, der fich aus 29 Mitgliedern sufanmenfegt, rechnet mit insgefamt 1600 Teilnehmern aus 46 Ländern. Das Tages­­programm jieht vor: 1. Gründung eines Amtes für die an­­tireligiöje Propaganda der Welt; 2. Gründung einer Gottlojeninterna­­tionale unter Führung des jowjetruffifchen Gottlojfenverbandes; 3. Organifierung einer fhitematifchen antireligiöfen Propaganda in allen Län­­dern; 4. internationalen Austaufch von Er­­fahrungen im Kampfe der Gottlojen; 5. finanzielle Unterftügung der Gott­­[ofenorganifationen. „Glite- Mozgö“ November 2, &s ?-än, hetfön Es kedden: Ronald Lolman, Joan Bennet uldonsäga: Aki a montecarlöi bankoti robbantolta Regenyes mondain törtenet 8 felvonäsban. Rendezte : Stephen Roberts. Es az elsörangü kieg6szitö müsor. Az elöadäsok kezdete 5, 7 €s 9 örakor. Vasärnap 3, 5, 7 es 9 örakor. Mittwoch, 4. November 1936. Der Geiegentwurf über die Boit Budapeijt, 3. Nov. Der vereinigte volfswirtjchaftlide und Verfehrs-, jowie Verwaltungsausfhuß des Abgeoröneten­­haujes3 verhandelte unter VBorjig des Abag. Bela Sende; den Gejegentwarf über die Pol. In Vertretung der Regierung mas ren Geza Bornemifa, jowie der General­­direftor der Pojt, Terktyangiy, aniwefend. Berichterjtatter Petainef Hob die Moti­­de hervor, die für die Unterbreitung diejes Gejesentwurfes maßgebend waren. Der gegenwärtige Nechtszujtand der ungari­­ichen Bojt beruhe eigentlich ndch auf einem faijerlihen Patent vom Sahre 1851. Die wichtigiten Fragen der Bojt in ausländi­­ichen Beziehungen werden wohl durd in­­ternationale Mebereintommen und Rer­­träge, die inneren Beziehungen aber Ar durch Erläfje geregelt. ES jei daher bom verfafiungsrechtliden Gefihtspuntte aus wünjchensiwvert, Daß die juridifche Lage diefer wichtigen Inftitution auf gejeglicher Grundlage aufgebaut werde. Eigentliche Veränderungen gegenüber der gegenmwärti­­gen Lage werden in dem Gejetentwurf nur durchgeführt, mo e3 die Snterefjen de3 Publifums erheifchen. Eine jolche Ver­­änderung ijt die Aufhebung des Privilegs der Bojt bei der Beförderung der Zeitun­­gen. AUbg. Eber äußerte jih in Worten der böchjten Anerkennung über die Tätigkeit der Pojtverwaltung, Doc nahın er Dagegen Stellung, dab die Pojt die Pafetbefürde­­rung bis zu 30 Kilogramm monopolifieren wolle. Adg. Stefan Farkasz verlangte die Her­­abjegung der Telephongebühren. Minifter Bornemißa erflärte in feiner Antwort, das die Post in der Zukunft die Reklame in erhöhtem Mahe in Anfpruch nehmen werde. Bei der Regelung des PBa­­fetverfehrs werde er ftet3 die Snterefjen des Publifums berücfichtigen. Er betonte, daß im Gejetentwurf feine politifchen Ne= bengedanten enthalten jeien. Die Radio­­frage bedürfe feiner befonderen gejeglichen Regelung, weil das bejtehende Gejet fänt­­liche mit dem Radio im Zufammenhang ftehenden WVroblemie regelt. Schlieklich dankte er den Rednern für Die Anerfen­­nung, die fie der Tätigfeit der Pot zum Ausdrud gebracht Haben. Der Gefegentwurf mwrıde jodann in eriter und zweiter Zejung einjtimmig ans genommen. Das Mädchen mit dem Silberhanr ließe fich jchon eine Brücde bauen, die zu dem jo wundervoll jilberblonden Stomtep­­fein hinüberführte! Sa, wenn das Wörtchen „Wenn“ nicht wäre! &3 war aber leider da! Er ging an jeinen offer, zog einen braunen Binder aus dem Dafür bejtimm­­ten Etui, und jein Blid blieb plöglih an einem Stüd des Diadems hängen, das jich unter der Wäfche hervordrängte, wo er e3 aufgehoben. Ein GSonnenjtrahl fam durch das Fenfter und wedte zauberifche Lichter aus den weißen und blauen Gtei­­nen. — Er z0g das Diadem hervor, betrachtete e3 nachdenklich, grübelte, wenn er den Schmudgegenjtand hier in einem borneh­­men Jumelengejchäft im Schaufeniter fähe, würde er ihn, wie wahrjcheinlich Die mei­­jten Leute, für echt halten. Bijt Talmi wie ich; fpöttelte er das funtelnde Diadem an. Das lieh fich aber nicht beirren, fräftig mweiterzufunfeln. Er jtricd Teicht über die gleißende Pracht, und Dabei entdedte er, daß ein Stein fehlte und fich ein anderer auch fchon ichnell berühmt gewordene Geiger wäre, beinahe aus jeiner Fafjung gelöft hatte. NAoman von Anny von Panhuys. Gopyright by Aufwärts-Verlag, Berlin. 18 Er befand fih äm zweiten Tage in Berlin und jtand vor dem Spiegel feines Zimmers, um fi zum Ausgang zurechtzus­­machen. Einen anderen Selbjtbinder mußte er anlegen, das jcharfe Blau in Grau ge­­mifcht gefiel ihm nicht, e3 erinnerte ihn an das blabe filberdurhtwirkte Seid Der ichmalen Somteffe Mönchsgut auf Dem Mastendal. Komifh! Wenn er an das Abenteuer dachte, wurde ihm immer jo jeltfam ums Herz. Ein Gefühl empfand er dann, das er bisher noch niemals ge­­fannt. Er betrachtete fi) nachdenklich im Spie­­ael, lachte fpöttifch: Bift verliebt, Wind­­hund, und warjt noch nie verliebt. Aber reihe Homtegchen find nicht für fteiffinge­­tige, aus der Bahn geriffene Männer, wie du einer bijt, gefchaffen worden. Er pfiff ein paar Takte und riß den Binder ab, jahn, wenn er noch der jo Er betrachtete den Schaden näher, und nach ein wenig Hin- und Herbiegen lag einer der Hleineren weißen Steine in jei­­ner Hand. Die Faflung ijt jedenfalls echt, jtellte ex fejt, und eigentlich hatte er da­­durch, dab er jich den Fund angeeignet, nun die Verliererin gefhädigt. Das Gold mochte eine ziemliche Summe wert jein. Aber die Berliererin hatte jo obenhin ge= tan, ihr jehien der Verlust nicht jo wichtig, ein Beweis dafür, wie wenig ihr Geld und Geldeswert augmadhten. Er nahm den Stein und legte ihn auf einen leeren Ajchenbecher. Auf einen Stein mehr oder weniger fam e3 ja bei dem Ge­­blige nicht an. Er jhob das Diadem wie­­der an jeinen Pla zurück und verjchloß den Koffer. &3 Hopfte. Er rief herein und empfing mit Iebhaftem Händejchütteln den Eintre­­tenden, einen jungen, jehr eleganten Herrn. Der lachte vergnügt: „Bin vor einer halben Stunde geradeweqs aus Budapeit angefommen, wo ich zwei Liederabende hatte. Bombenerfolg! Hörte hier gleich, Günther Grevenftein ift da, und da 309 ich mich rafh um, Sie gleich zu begrüßen.“ Sein Geficht wurde ernit. „Sch las von Shrem Pech, Grevenftein, und Sie hun mir bitterleid, aber ich will nicht weiter davon reden, jonjt verderbe ich Ihnen Die Stimmung.” Er blidte fragend: „Oder bejteht Ausficgt, die Steifheit der Finger wieder zu bejeitigen? Heutzutage ijt man ja in jolchen Dingen ziemlich weit voran.” Günther Grevenjtein jchüttelte den Kopf. „Leider gibt es für mich feine Hoff­­nung, lieber Scheffer, und ich muß mid, jo aut es geht, damit abfinden, daß der Gei­­ger Günther Grevenftein der Vergangen­­peit angehört und verfuchen, irgendwo an­­ders einen Pla auszufüllen. Aber wollen wir zufammen jpeifen? Sch machte mich eben zum Ausgang fertig.” Der Sänger, der fi) eines guten fünft­­lerifchen Nufes erfreute, war jofort dazu bereit. Während Grevenftein ein Tafchen­­tuch in der Iinfen äußeren Rodtafche dra­­pierte, jab Scheffer den Stein am Ajchen­­becher. Er hob ihn mit jpiten Fingern. „Donnerwetter, was für ein jchönes Stüd. Der Brillant hat Feuer und al­­lerhand Karat. Warum ift der ungefaßt?“ „Weil er faljch it,“ Tächelte Günther Grevenftein, aber e3 war plöglich eine prif» felnde Spannung in ihm. (Fortjegung folgt.) Einziehung der öfterr, 50-Schilling-Nioten Die im Umlauf befindlichen Banknoten der Dejterreichifchen Nationalbanf zu 50 Schilling mit dem Datum vom 2. Januar 1929 werden einberufen und eingezogen. Als legte Frift für Die Einziehung diejer Banknoten wurde der 30. November 1936 fejtgejegt. Demnad find die einberufenen Banknoten bis einschließlich Ende Diejes Monats bei der Hauptanftalt oder bei den BZweiganftalten der Dejterreihiichen Natio­­nalbant zur Zahlung oder VBerwechllung zu bringen.

Next