Oedenburger Zeitung, Juni 1938 (Jahrgang 71, nr. 122-144)
1938-06-01 / nr. 122
Berwaltung: Sopron, Deäfplak Unzeigen- und Abonnements-Annahme. Bezugspreis: Monatlich 2,80 Pengd (jamt Suftelung ins Baus). Ä-·« i· ä 56, Anruf; Anabbüngiges nontiies Zogblai Tür alle Stände - » Solge 122. Sahre. 71. Mittwod, 1. Zuni 1988. Schriftleitung: Sopron, Deäfplas 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn und Seiertager täglich nachmiitags | Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. Sinzelölatt: 12 Heller. SudhariftiiheHärdhenbilder Der Sonntag zu Ende gegangene 34.: Eudariitiihe MWeltfongre; wird wohl den vielen Hunderttaufenden von Menden, die daran teilgenommen haben, für alle Zeiten unvergeklich bleiben. Zu dem in jeder Beziehung jo wohlgelungenem und glänzendem Verlauf diejes Rongrejjes hat nicht nur die ganz hervorragende Inizes nierung desielben beigetragen, Tondern aucb,wie mir dies verjchiedeme ausländiiche Teilnehmer verfiherten, die geradezu märhenhaft höneLage der ungarifhenHauptjtadt, die Dadurh zum Schauplaß jolcdher erhabener Feitlichteiten wie geihaffen ericheint. Als die beiden wahren „Olanzpunkte“ der fünf Tage diejes Weltfongtejjes müjjen die am Himmelfahrtstage veranitaltete Schiffsprogeifton auf der Donau und die am Freitag fhattgefundene Mitternachtsmejje der Männer auf dem Helden: plag im Stadtwäldchen angejehen werden. Beide Ereigniffe Haben fich bei prachtoollem Metter in den Abend», beziehungsweile Nahtitunden abgejpielt, und zwar im Beilein von ungefähr einer halben Million Menjhen aus der ganzen Welt — gezählt hat fie ja niemand, aber es waren fiher eher mehr als weniger. Die Shiffsprogejfion auf der Donau bot ein unwergleihlich jhönes, hier noch nie gejehenes Märhenbild dar. In einer geradezu feenhaften Lichtfülle erjtrahlten die beiden Ufer des breiten Stromes von der ‚„Nikolaus-Horthy-Brüde“ bis zur „Margareten-Brüde‘, Auch alle großen VBalälte und anderen Gebäude auf beiden Seiten der Donau und alle Brüden waren in ein eleftriihes Lichtmeer getaucht, und vom „Blodsberg“ fandte ein ungefähr 50 Meter hohes, riefiges Kreuz feine roten Sichtitrahlen herab. Außerdem jtanden längs den beiden Donauufern viele Taus jende von Pfadfindern mit brennenden Fadeln in den Händen, Und Hoch oben am Ihwarzen Nadhthimmel biinfte und flimmerte das milde Liht der Millionen Sterne... Diejes ganze Bild war einfach, um es furz zu jagen, überiwdiih hon! Und mitten auf dem Donauftrom zogen in majejtätiiher Ruhe neun der größten, ebenfalls feenhaft beleuchteten Donaus dampfer ftromauf und jtromab. Auf dem vorderiten Diejer Dampfer, auf dem fi der Vertreter des Bapites, Kardinal: Stwntsjefretär Pacelli, und die Hödjiten ungariihen und ausländischen Geiftlichen befanden, wurde die aus der Bafilifa in feierlihem Zuge hiehergebradgte Monftran; mit dem Alferheiligiten mitgeführt. Es war der erhabendite Mugenblid diejes ganzen Märhenabends, als Die neun Schiffe plögli jtehen blieben,. Kardinal: Staatsjefretär Pacelli feine Arme Hod erhob und mit dem Allerheiligiten in der Hand der riefigen Menihenmenge auf beiden Ufern den Segen des Heiligen Vaters erteilte, Ein ganz anderes, aber nicht minder grokartiges Bild von padendadüfterer Beichaffenheit zeigte uns die Freitag um Mitternaht auf dem Heldenplat im Stadtwäldhen veranstaltete „Saframentsanbetung der Männer“. Auch hier waren der eigens zu diejem Zwed erbaute Hauptaltar und die vielen Nebenaltäre in eine feenhafte aber etwas myjtijch wirkende Lihtfülle gesaugt, und rings um den großen, von einer riefigen andädhtigen Menjihenmenge dicht bejegten Pla fbanden Pladfinder mit brennenden Fadeln. Den mehr als 100.000 Männern, Die hier itanden, beziehungsweile niederfnieten, las um Mitternacht der PBrimas von Spa= nien, Kardinal Sidor Goma 9 Tomas unter großer Alfiitenz die heilige Mejie. Mehr als dreihundert Geiltliche teilten hierauf die heil. Kommunion aus. Am öftlihen Himmel begann bereits das Licht Sicherhifche Mobilifierung Toltet 700 Millionen Kronen monatlich Baris, 31. Mai. Der beiannte franzöliihe Iournaliit Sauerwein, der für dein „Paris Spir“ die Tihehojlowatei bejucht, gibt ein anihaulides Bild von den ungewöhnlichen militärischen Maknahmen, die Die Tihehojlowafei an der Grenze aufrehthält, Seuerwein berechnet die Ausgaben diejfer Mobilifierung mit monatlic 700 Millionen Kronen, aljo mehr, als der normale Staatshaushalt für die gleiche Zeit beträgt. Dieje Mobilifierung würde ferner, wenn fie den ganzen Sommer andauert, die Badeorte Karlsbad und Marienbad wöllig ruinieren und gleichzeitig im judetendeutigen Gebiet jhatt einer Beruhigung eine Wirtihaftstriie aus: föjen, ganz abgejehen von den Reibereien zwilhen tihechiichen Soldaten mit der judetendeutihen Benölferung. Budapeit, 31. Mai. „Beiter Lloyd“ führt aus, man müjje in den europäilchen Stwatstanzleien die bange Frage aufwerfen, ob mcht die Tihehojlowatei ein friedensitörendes Element jein wolle, ob ihre Scharfmagher nicht die Richtung einer eruptiven Entiheidung einjihlagen wer den.. Stelle man fih aber in Domwning Street dieje Frage, fo dürfte man dort wohl auch bemerkt haben, dak es had an der Zeit fei, daß man in London erfenne, dab Großbritannien und mit ihm die zivilifierte Melt nahe daran jei, einem unverantwortlihen politiihen Ränfejpiel rettungslos zum Opfer zu fallen. Brag, 31. Mai. Die Hoffnungen der Tihehen, durh Entjendung von Militär ins Grenz und geichlofjene judetendeutiche Siedlungsgebiet- einen Drud auf die deutihen Wähler ausüben zu fönnen, wurden auch in der zweiten Etappe der Gemeindewahlen bitter enttäujdt. Gewählt wurde in insgefjamt 2740 Gemein: den, davon in 823 mit deutjcher Mehrheit. In rund 350 deutichen Gemeinden fonnte der Wahlgang entfallen, da nur eine einige Lijte der Sudetendeutihen Partei aufgelegt wurde. Bon den insgejamt 307.009 deutihen Stimmen, entfielen 283.235 auf die Sudetendeutihe Partei Konrad Henleins, das find 92,2 v. 9. Aufiiiche Flieger flugbereit... Berlin, 31. Mai. Einige Blätter geben eine Meldung des „Rrafauer Illus ftrowanny Kurjier“ wieder, wonach Die Sowjetunion weitgehende Vorbereitungen getroffen habe, um in der Tihehojlowafei eingreifen zu Fönnen. In der Nähe der jomjetruffiiherumäniihen Grenze jeien vor einer Woche 1000 Flugzeuge zulam- mengezogen worden. Für den Yall eines Konflikts würde die jowjetruffiihe Negierung eine Note an Bufarejt richten, in der die rumänische Regierung Darüber unterrihtet wird, dak Tomwjetruffiihe Flugzeuge über rumänijches Gebiet fliegen würden. * Deutichland, Italien und Polen Berlin, 31. Mai. In Berlin ift nicht unbemerft geblieben, wie während der internationalen PBanitmahe der Te&ten Tage verfuht worden ift, Das Verhältnis Deutihlands insbejondere zu Italien und Bolen zu trüben. Zu diefem Zwed find in einigen engliihen und franzöftihen Blättern über die angebliche Haltung diejer beiden Länder Kombinationen angejtellt worden, die dartun jollen, da5 Deutidland im KRonfliftsfall nit mit jeinem italieniihen Freund würde rechnen fönnen und mit der Teilnahme Polens jogar auf feiten jeiner Gegner zu rechnen Habe. Obwohl jofort jowohl von Nom als von Warihau gegen dieje tendenziöfe Stimmungsmahefgtont genommen wurde, jeßte fi) die Kampagne fort, Deutichland als vollfommen ijoliert erjheinen zu Taljen und abermals Das bevoritehende Ende der Achje Berlin— Rom anzufündigen. Es braudt faum gejagt zu werden, daß Diefe Ausjtreuungen in Berlin nicht den geringiten Eindrud machen konnten, Hier konnte fein Zweifel möglich jein, daß Italien, aub in der tihechollowafiichen Ftage an der Seite Deutichlands jteht und Da5 die Melt die Adhje Rom— Berlin auch in Diefem Zujammenhang als eine Realität wird anjehen müjjen. Die Ausipradhe zwilden dem italienijhen Außenminitter Graf Ciano um dem deutichen Botihafter von Madenjen verdient in diejem Zujammenhange bejondere Beachtung. In der italieniihen Brejje ijt in diejen Tagen neuerdings mit großer Deutlichkeit die Berehtigung des Deutihen Standpunttes anerfannt und gewürdigt wor. den, wodurdh in der Tat die Spefulationen auf den Brudh der Adhje abermals eindrudsvoll zurüdgewiejen find. Das offiziöje „Giornale D’Italia“ tellt fategoriich feit, Day die politiihe Freundichaft zwilhen Italien und Deutjchland unwandelbar jei. EL * der finitere Bärosliget- Weg des jungen Tages zu erglänzen, bis ji auch die legten Teilnehmer an diejer überaus weihenollen nädhtlihen Andadht auf den Heimweg in ihre Quartiere begaben, 6. 4. SH. Sommerfrifhler gehen mit Vorliebe den Varosliget-Meg entlang, jelbit in den Abenditunden. Voriges Iahr wurde die Fahritraße diejes Meges ausgebaut, der Gehiteig ijt tadellos — nur die öffentliche Beleuchtung fehlt, worüber die Spaziergeher, insbejondere die Sommerjrilchler und Bewohner der Löwer flagen. Könnte diejem Uebel im Interejje des Fremden verfehrs nicht abgeholfen werden? Die Gartenbefiter des VBarosliget-Meges flagen darüber, Daß die alten Kaltanien ihre mächtigen Weite weit in die Gärten reden und die jungen Objtbäume fait erdrüden. Auh Hier jollte Wbhilfe geihaffen werden! EEE Smbofante Eröffnungsfeier des Sanlt Stefan-Gedentjahres _ Das St.:Stefans-Iahr wurde geitern — wie bereits gemeldet — in der Haupttadt mit eimer Feitmejje vor dem Barlamentsgebäude eröffnet. Kurz nach halb 10 Uhr war die Mejje zu Ende, die Heilige Redte wurde von der Primatialgeiitlichfeit wieder vom Altar gehoben, und jet begann der zweite Teil der Feier, die VBrozejfion nah dem Höjöf tere, die die Heilige Rechte Durch die Alfotmanyucca über die Bilmos csäßarzut nach der Andrajiysut führte. Als die Teilnehmer an der Brozeijion und die hier unabjehbare eehgsn auf Hatte, begann die eigentliche Feier. Auf einem Altar beim Heldengedentitein wurde der Reliquienihrein mit der Heiligen Rechten placiertt und die Männerhöre langen je zwei Berje der Lieder „A Hol vagy magyarof“ und „ten hazankert“. Der die Brogejfion führende Kardinal intonierte die Antiphone, nah) der dus St.=Stefans-Gebet verrichtet wurde. Mit dem Abfingen des Hymnus war die Feier zu Ende und die Teilnehmer des Zuges verließen den Seitplag. Kindesmörderin — bier Monate Gefängnis Heute vormittags fand vor dem Zedjmeijter-Senat des hiejigen Gerichtshofes die Hauptverhandlung gegen das 21jährige Mädchen Karoline R., Schlippergajie, das vor Wochen jein neugeborenes Kind tötete und dur die Mutter in einen Kanal werjen lieh, jtatt. Karoline R,, die gejtändig war, wurde zu vier Mona ten Gefängnis verurteilt, Das Urteil ijt redhtsträjtig. VOM TAGE Srancos Truppen 60 Kilometer vor Balencia. Salamanca, 31. Mai. Die nationalen Truppen, denen es gelang, die Straße Teruel—Sagunto zu erreichen, haben jüdlich von Teruel die Reihen der jowjetjpanifhen Mlilizen durchbrochen und ji mit den Truppen des Kajtiliichen Armeeforps vereinigt, die den Drt Buebla de Valverde eingenommen hatten. An der gejamten Front zwilhen Puebla de Balverde und dem Mittelmeer wurde von den nationalen Abteilungen der Bormarjch wieder aufgenommen. Die Valencia am nädjten jtehenden nationalen Truppen find nur noch jehzjig Kilometer in der Quftlinie von diejer Stadt entfernt. * Gauleiter Bürdel in Eifenjtadt, Rujt und Mörbiid. Eijenitadt (Rismarton), 31. Mai, Gauleiter Bürdel Hat Sonntag nad mitttag mit PBarteigenofjen feines Stabes, Kreisleiter KRnijjel, Gaufchulungsleiter KRöhrich und Adjutant Drum, eine Fahrt in das nördlichite Burgenland unternoms men. In Eijenitadt wurde er von dem jtellvertretenden Gauleiter Der Steiermark Dr. Bortichy begrüßt. Nach der Befihtigung des eindrudsvollen Landtagsgebäudes wurde die Fahrt nad Ruft und Mörbiich Fortgejekt, EN ee en