Pester Lloyd - Abendblatt, September 1859 (Jahrgang 6, nr. 190-214)
1859-09-21 / nr. 206
ibendblatt as Pester Lloyd. Mittwoch, 21. Sept. Nr. 2096. Pest, 1859. (Die einzelne Irnummer Eostet 3 Fr. 5. AB.) = Eine Erklärung in der protesantischen Angelegenheit, der wir an der Spibe der „Desterr. Zig." begegnen, if, täuschen wir uns nicht, an unsere Horeffe gerichtet; da sie überdies allem Anscheine nah an „gut unterrichteter Duelle" geschöpft worden, beeilen wir uns, sie ihrem wesentlichen Inhalte nach hier mitzutheilen. Das genannte Blatt sagt: „Die Kirchliche Freiheit hat wie jede andere zwei Säulen, das Recht und die Ordnung. Ihr Recht hat den Evangelischen der Staat gegeben, die Ordnung zu schaffen hat er ihnen selbst, ihren Synoden verliehen, Wir zweifeln nicht, daß diese bald zusammentreten, und daß schon der kommende Frühling sie tagen sehen werde. Man spricht davon, dass Dieselben bereits im Matt S.stattfinden werden in der Synode ft den Evangelischen ein gefechlicher Boden gewährt, ihre Wünfe vor die Stufen des Thrones zu bringen und eine weitere Entwickklung anzustreben. Die Periodizität, welche der Staat diesen Synoden gestattet, ist ein weiterer Beweis, wie er gerade dieses Mittel wünscht und sucht, um dadurch die Entfaltung der evangelischen Kirche auf Basis der Autonomie möglich zu machen. Der Kaiser erklärt, daß alle sechs Jahre eine Synode stattfinden kann, die Erlaubniß ist von Seite des Monarchen gegeben ; ob sie stattfinden soll oder muß, hat Die Vertretung der Kirchdensen offenschaft selbst zu bestimmen, . . . Die Synode wird die Kirchenordnung defiinitiv festreten; das Reglement, welches die Regierung dest erließ, it ein provisorisches. Es sleht später jener Versammlung frei, dasselbe anzunehmen, es zu modifiziren oder ein anderes an dessen Stelle zu fegen ; einstweilen aber mußte man eben, um eine Synode zu ermöglichen, eine Ordnung herstellen. In chaotische Zustände hineingreifen und daraus konstituirende Versammlungen hervorgehen lassen, ist ein äußerstes Mittel, das selten zum Zweckk führte, Immerhin hätte es ja dem Staate gestattet sein müssen, die Art der Bildung einer Synode zu bestimmen, wenn diese zu einem Ziele gelangen und nicht aus einem bunten wieltövfigen Gemirre bestehen sollte. Dann wären alte Meinungsstreitigkeiten und Divergenzen herrvorgetreten. Bis zur endlten Beschlußfassung, bis zur Prüfung und endgültigen Befließung der Beschlüffe, wie viel Zeit wäre da nicht verstrichen, und während dessen hätte der gegenwärtige Zustand, der fein troftvoller ft, fortbestehen müssen, a . , Einzelheiten, wie z. B. der MWangel an genügender Deffentlichkeit, können auf den Wurfcher Kirchenvertreter selbst umgestaltet werden. Der geringe Raum, welcher der Deffentlichkeit besrrechen ist, scheint an uns der tüdenhafteste Theil der Anordnung. Eine Gemeinschaft, die die Schulen, Kirchen, Armenpflege [e, selbst erhält, scheint uns auch berechtigt, dem Gebahren der Persönlichkeiten , Die sie zu Diesem Fmede erwählte, zuzugeben und Ihren Berathungen mitanzumahnen.“ Bei diesem Anlag sei noch erwähnt, bag Herr Bouillot in Paris, Redakteur, des ultramontanen „Maivers”, das Patent in protestantischen Angelegenheiten um so befragenswerther findet, „weil der Katholizismus, sich allein überlasfen, nit im Stande sei (2), gegen die von Toleranz oder Häresie angetreffenen österreichischen Zeitungen anzukämpfen.” Das „Univers“ macht nun einen Mederfälag über diese Zeitungen und findet, was sie mindestens 100.000 Abonnenten haben, während die zwei Gesinnungsgenossen des „Univers” in Oesterreich nur einige Hundert Abnehmer zählen. Politische Rundfchau, 21. September. In der italienisfchen Frage geben uns heute wenige Nachrichten zu, die unwichtigste Derselben ist in einem Züriner Telegramm vom 17. enthalten, wornach Bibor Emanuel am nächsten Sonnabend zu Monza die Deputation der revolutionären Nationalversammlung von Bologna empfangen wird. — Die Deputation aus Modena und Parma hatte dem König folgende fohmulftige Adresse des Diktators Farini überreicht : Sie, als im Jahre 1848 die Berfer Modena’s und Parma’s ihre Freiheit erlangten, haben sie die Union mit ihrem Königreiche befreibt. Im Jahre 1849 dur fremde Waffen Ihrer Freiheit beraubt, haben sie sich ihnen auf dem geheiligten Grabe des Königs Karl Albert geweiht. In zehn Jahren weiter Regierung sind dur Ste, Sire, mit Hilfe der Freiheit die Faktionen beslegt worden ; durch Sie ward mit Hilfe des nationalen Glaubens die neue italienische Monarchie geschaffen. Die Stunde der Gefahr flog für ihre Staaten, da eilten die Masfen der Freiwilligen herbei, um auf den Schlachtfeldern das durch die Gemeinsamkeit der Leiden geheiligte Botum von zehn Jahren zu weichen. In den Tagen der Ungewippeit, welcher wunderbare Siege gefolgt waren, haben diese Beffer, Site, ein bewunderungswürdiges Beispiel der Eintracht und fester Entfehloffenheit gegeben, und dadurch aufs Neue die Rechte der Nation und die Shrigen bestätigt. Es is dies ein großer Trost für mich, für mein Em, Majestät ergebenes Herz, berufen zu sein, mit den Vertreten des Nationalwillens Ihnen die Redner dieser standhaften Völker vorzustellen, welche die Huldigung des Gehorsams leiten, dem Monarchen ihrer Wahl, dem Inyalen Hüter der öffentlichen Freiheiten, dem ersten Soldaten der italienischen Unabhängigkeit, Modena, 13. September, Em, Majestät ergebenster und gehorsamster Diener und Unterthan, Farint. Eine Aoresse der Deputirten erklärte ihre Nebereinsfindung mit den hier ausgesprochenen Gesinnungen ; die Antwort des Königs kennen unsere Leser bereits. — Weiter wird aus Italien berichtet : Dem Züriner „Sindipendente” zufolge ankert in diesem Augenblicke ein englisches Geschwader im Golf von la Spezia. Das piemontesische Sonrnal gibt zu verstehen, mag es nur eine für Piemont erfreuliche Demonstration sein könne. — In Perugia iieg unter den schweizerischen Söldnern kürzlich zu argen Ländern gekommen. Der Stabskommandant, ein Schweizer, verweigerte mehreren Soldaten den Abschlen, den sie frast ihrer Kapitulation verlangen konnten. Darüber Gährung unter den Schweizern, Vertärkung der Wachen, Verhaftungen und ein Kampf, in welchem mehrere Schweizer verwundet wurden, in dessen Folge jedoch zwanzig Mann auf der Stelle und in den folgenden Tagen noch dreißig Mann befertigten. — . Die Meldung, Spanien habe dem Papst Truppen zugesagt, für den Wal, daß die französischen abziehen sollten, wird In Madrider Regierungskreisen dementirt und versichert, dass, solange die gegenwärtige Administration am Ruder, von einem solcden Bertrage Feine Rede sein künne. Es wäre daher nur möglich, daß persönliche Berfredungen zwischen den betreffenden beiden Negenten gegeben wurden, sollten aber diese wirklich einmal zur Ausführung kommen, müßten jedenfalls die Männer, die jegt In Spanien an der Soige der Regierung flehen, erst befestigt werden. An sünfigen Nagridten sind eingelaufen : Aus Belgrad vom 16. wird der „Tem, 3." getrieben : Alle jene Imbivipuen , welche wegen Berdacht, einem boshaft erdichteten Mordbrompiot gegen den Würflen anzugehören, verhaftet waren, dann der Haft entlas ES RESZ ZJEZET ST ES manır