Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1860 (Jahrgang 7, nr. 101-125)

1860-05-05 / nr. 105

Arme — en Samstag, 5. Mai. K­. 108. (Die einzelne 9tummer Fostet 3 Er. 5. 95.) Berl, 1:60 kj Abendblatt des ester Lloyd ’" Der Beschluß des Pester Gemeinderathes, der ungarischen Akademie zum Bau ihres Pa­­lastes eine Baustelle auf dem zweiten Duarro der obe­­ren Donaugründe unentgeltlich zu überlassen, hat, wie wir hören, Die hohe Genehmigung erhalten. Politische R Rundfchau, 5. Mai. Die erste der beiden, bereits telegraphisch angekündigten Noten, melde Herr Thoupvenel neuerdings in der savoyi­­schen Frage an die Repräsentanten Frankreichs bei den Unterzeichnern der Wiener Kongreßarte gerichtet hat, liegt ung­­ebt im „Moniteur” vor. Sie ist vom 7. b. datirt und enthält absolut nichts Neues, sondern be­­gnügt sich mit Aufzählung der wiederholt vorgeblaßten Bemeise, aus denen angeblich hervorgehen sol. Die Mächte hätten Nordsavoyen gar nicht im Interesse der Schweiz, sondern lediglich in d­em Piemont’s neutralisirt! Wir befehlenten uns deshalb darauf, den Schluß der Depesche wörtlich wiederzugeben, welcher die Borsdhlage Grant­reig’s enthält : ‚Die Neutralität entwicklt sich nicht von selber ; es ge­­nügt nicht, daß ein Staat sich neutral proklamirt, um die mit der Neutralität verbundenen Rechte zu erlangen — die Zustimmung der ü­brigen Staaten, mit deren politischem System­e er in direkten oder indirekten Beziehungen steht, ist zur Nebertragung Dieses Pri­­vilegtums unentbehrlich. So waren die Kongresmächte berufen, figg über die Grundlagen der Schweitzer Neutralität zu verständigen . Die Eidgenossenschaft ward bei den betreffenden Verhandlungen nur zugezogen, um die Bedingungen anzuhören und anzunehmen, unter denen ihr die Neutralität verbirgt ward. Ebenso haben die Mächte unter fi die Bedingungen der Neu­tralität Savopyen’s festgestellt, und sie haben das von einem Gesichtspunkte aus­gethan, der ursprünglich mit den Inte­­ressen der Schweiz nichts zur fihaffen hatte. Jede Neutralisirung ist sich auf Erwägungen europäischer Art, und ausschließlich den Mächten, welche dieselbe konstituert haben, kommt es zu, Die Gründe zu würdigen, die etwa vorliegen, jene Einrichtung auf­­recht zu erhalten, zu modifiziren, oder aufzuheben. Die Schweiz aber, welcher die Heberwangung der favorischen Neutralität als eine Pflicht auferlegt worden ist zur Ausgleichung der, dem Kan­­ton Genf zugestandenen Borthette, hat bei den Beschlü­ssen des Wiener Kongresses nit als Hauptpartei figurirt. »Frankreich,das kraft einer regelmäßigen Niebertr­a­­gung in die Territorialrechte Sardiniens eintritt,h­at sich dem Geiste der Verträge gefügt,indem es sich selber dazu ers­boten hat, sich m­it den auf dem Kköngreffe von 1815 vertreter­nen Műdren über die auf die Neutralisirung bezüglichen kan feln in’s Einvernehmen zu geben; und die Fürsorge, mit welc­her die katserliche Regierung sich beeifert hat zu erklären, sie werde sich auch mit der Ei­genossensigaft verftänßigen, obschon die Prinzipien ihr Das nicht zum Gebote machten, bezeugt auf die augenscheinlichste Weise, was sie, so weit sie dabei in Ber wacht kommt. Die volltändige Ausführung­ des Artikels Mdbereitener Kongresaftet auf fch nimmt. Mehr kann man von der Regierung *) Es genügt, Art. 92 zu lesen, um ich zu überzeu­­gen, dag Dies Dersprechen ein Nonsens ist, sobald Franfrei an die Stelle Sarbiniens tritt. Derselbe lautet : ‚Die zu Sarbinien gehörigen Wrosinzen Chablais und Faueigny so­wie das ganze Gebiet korowärts von Ugine sol einen Thest ser, von den Mächten anerkannten und verbürgten eidgenöss­ischen Neutralität bilden. So oft Daher Die an die Schweiz grenzenden Mächte sich in vom Zustande offener oder herein­­brechender Feindseligkeiten befinden, werden die etwa in hier fen­tistei­ten Hegenden Truppen des Königs von Sardinien des Kaisers nicht verlangen. Angeben, daß sie vorkommenden Balles beabsichtigen würde, in dieser Bestimmung , sobald dieselbe praktisch zur Anwendung gelangte, zu entziehen , diese behaupten, sie werde eben so wenig die Neutralität der Schweiz achten , deren son Trankreich wie von Deutschland aus auf zahlreichen wichtigen Grenzpunkten zugängliches Gebiet gegen jeden Angriff nur durch die Autorität eines höheren, unter den europäischen Schug gestellten und auf das gegenseitige Interesse der antrefenden Staaten begründeten Rechtes ge­­decht wird.’ Der Berner „Bund“ berichtete unterm 29. v. M., :Beantreich habe dem Bundesrathe 50. Millionen dranfen als Entschändigung für das Aufgeben seiner Rechte auf Norpfavoyen angeboten und der Bundesrath habe Dieses Anerbieten mit Entrüstung ausgeschlagen. Wie jeht berichtet wird, scheint nur so viel wahr zu sein, daß Die Frage einer Geldentschädigung bei einer gewissen Gelegenheit angedeutet worden ist, definitiv sei man jedoch nicht Damit hervorgetreten. — Zwischen Stankreich und Sardinien wird augenblicklich über die Grenzbestimmung von Saroyen und Nizza verhandelt. Man sagt, Frankreich werde die von Sardinien an Ruf­­land gemachte Abtretung eines Nordhafens in Billa­­franca seinerseits genehmigen. Ueber die sizilianische Bewegung bringt die „Limes“ einige Briefe aus Neapel: Unsere tage hier — schreibt man vom 18. 9. M. — ist nichts weniger als angenehm; wir stehen gerade so wie am 4. b. Die Stadt ist ruhig, Da warten wir mit Schmer­­zen auf noch ein britisches Schiff. Der " Capri" wurde vor 2 Tagen fort beordert, durfte aber nicht einmal die Briefe der Konsuln mitnehmen, so daß wir die unsern durch Privat­­gelegenheit absenden., Am 20. fährt der Schreiber fort: Der ‚‚Klettsteo‘“ sollte am 19. Tag Neapel abfahren, wurde aber mit Schuhwert für die Soldaten nach Carint (oder dem Darunter gelegenen Küstenpunkt, da Carint im Gebirge is) beordert. Des Kürmischen Wetters wegen kehrte er nach Ha­lermo zurück und machte in der folgenden Nacht abermals einen Berfuch auszulaufen. Carint, fast man, ist von den Truppen genommen worden, und es ging dabei sehr schlimm her. Es wurde am 18. oder 19. ersli­rmt, und einige Häuser wurden in Brand gefledt und geplündert, aber Die Mönche benahmen sich merkwürdig gut, sie kamen und mach­ten dem Militär V­orsellungen ; sie erklärten, daß die Auf­­ständischen die Stadt verlassen­ und daß die Einwohner d palito verhalten hätten, worauf die Erzeffe aufhörten, und es sind wenig Menschen um’s Leben gekommen. Aber wenn der Aufruhr auch gestillt wird, fährt der Schreiber fort, so kann die Regierung doch nicht fortbestehen, ohne Veränderungen und Reformen einzuführen ; der bitterste Haß und Zorn wird fortdauern, gemischt mit Furt, und dies muß fortwährende Ausbrüche veranlassen. Ein Kriegereid sollte am 16. und dann wieder am 18. stattfinden, wurde aber verschoben, wie wir hören, in Folge von Befehlen aus Rengel. 14 oder 15 Unglückkiche sollten wieder vor Bericht gestellt werden.­­­­ Andere Berichte über die Erstürmung von Carnnt lauten : Als die Truppen einzogen, wehte die neapolitanische Fahne an allen Fenstern, nichtsdestoweniger­t wurde der Ort der Plünderung preisgegeben. Weiber und Kinder, die sich in die Kirchen geflüchtet hatten, wurden niedergemacht. Ein Theil der männlichen Bevölk­erung, der diese Abscheulichkeiten sah, wurde grenzenlos erbittert, und in Folge da­von legten die Truppen Käufer in Afdhe. Grauenhafte Szenen kamen überall vor; unter vielen Villa’s ist die des Fürsten Cartnt geplündert, Die bes Zürften Baffaro von Grund aus zerstö­rt worden. Fürst Sciarra glaubte sich in seiner Bifla und um­­geben von seinen Leuten, sicher und geborgen, aber nachdem ein Offizier Einlaß verlangt hatte, füllte sich das Haus plöß­­(ich) mit Soldaten an, die unter dem Vorwande, Schüffe ge­­hört zu haben, einprangen und es rein ausplünderten, mach­end man in den Straßen Offiziere sah, die von Epiraten ihre Beute für einige Grant absauften.. Die Regierung, sagt man mir, schämt sich dieser Dinge und hat befohlen,, ihnen Einhalt zu thun, aber er­, nachdem sie ihnen drei Modem Yang freien Lauf gelassen hat! Unterm 28. d. wird dem „Nord“ berichtet, das von 1000 Zinsurgenten, die sich bei Carini verschanzt hatten,­ die Hälfte beim Angriffe zu Grunde gegangen sei. Die neapolitanische Regierung habe befohlen, Die ent­­waffneten und unterworfenen nsurgenten wieder ihre Wohnorte beziehen zu lassen­; die H­aupter dagegen soll­­ten verpflichtet werden, die Gemeinden zu entschädigen. — Aus Genua veröffentlicht Die „Unione” Folgen­des bezeichnende Schreiben : Unsere für die verfloffene Nacht festgelegte Abfahrt findet nicht mehr statt. Wir hatten ein prächtiges Schiff und einige schlechte Gewehre, zählten aber dafür die besten Offi­­ziere Caribaldi’3 in unserer Mitte. Von dem durch Frizi und Befana verwalteten Gond und den G­ewehren, welche sie schon getauft, konnten wir nichts erhalten, da die Regie­­rung gewissermaßen Sequester darauf gelegt. La Farina war mehrere Male hier, und, obgleich er der Sinfourrestion nicht recht zu trauen fohten, verschaffte er Garibalo. Doch über tausend Gemehre und einige tausend Fransen,­ die von den Komite’s der Societa nazionale zusammengebracht worden — gewiß, pamtt er später, wenn die Expedition gelang , sagen konnte, dies sei ihm zu verkaufen gewesen. Obschon wir aus den entferntesten Gegenden der Lombardei hierher zu­­sammengekommen waren, wurde doch das tiefste Geheimnis beobachtet, und in Genua wußten nur Wenige um unsere Abg­teife. Deshalb machte es sehr schlechten Eindruck, das der „Bungulo” eine Einladung an die Freiwilligen, die nach Si­­zilien gehen wollten, veröffentlichte, sich an einem gemeisfen Orte um Auskunft zu melden. Weiter wird aus Italien berichtet : Aus Bologna vom 1. b. wird telegraphirt : Die Randbevölkerung hat den König reich empfangen ; die Mi­­litär- und Zivilautoritäten sind dem König entgegen gegangen, der um 3 Uhr hier eintraf. An der Kathedrale wurde er vom zahlreich versammelten Klerus empfangen und hierauf wurde ein Tedeum gesungen. Am Abend erfolgte eine allge­­meine Illumination. — Unterm 3. wird gemeldet : Die Bür­­germeister der Romagna haben dem Könige Ergebenheits­­adressen und ein GCefdent von 5 Millionen Lire überreicht. ‚Das durch Chevalier Neris in Belgien unterhandelte yapsiliche Anleben sol — wie man ber „Defterr. tg. schreibt — nicht so: ganz nach Wunseh ausgefallen sein, wie man früher gemeldet hat. Es­­ wird im Gegentheile versichert, daß die Zeichnungen in Belgien und anderen Orr­ten die anfänglich projektirte Höhe des Anlebens uit er­­reicht haben. Der Kurie wurde deshalb der Rath ertheilt, die zahlreichen Kir­chengüter im päpstlichen Staate hyp­r pothefarisch zu beraten Man fürchte nur, — fügt der Korrespondent hinzu, — das ein solcher Schritt einen­­ gefährlichen Präzedenzfall bieten und anderen Regie­­rungen Anlaß geben würde, Erb­liches Gut zu weltlichen Zmweden stärker in’s Mitleid zu ziehen und, unter Hinweisung auf die Vorgänge im Kirchenstaate, selbst die Billigung einer solchen Maßregel vom Papste zu verlangen. — Aus Parte treibt man der „‚Kreuszig.” : Vor 14 Tagen fanden hier Haussuchungen bei einigen Litalienern statt ; bei­­ einem der­­selben fand man einen Brief aus London, dessen Sinhelt die Behörden auf die Vermuthung brachte, "daß dort über einem fálechten Streiche gegen Lamprichesre gebratet werde, sich zurückziehen, zu welchem Behufe sie nöthigen Falls durch das Wallis marschiren können ; seine anderen bewaffneten Truppen irgend einer Macht dürfen ob bemeldete Gebiets­­theile paffiren oder sich darin aufhalten, außer denen, melde die Schweizer Eingenossenschaft dorthin zu verlegen für zeit­­gemäß halten könnte wohl bemerft aber behindert dieser Stand ver Dinge in undes die Verwaltung jener Länder, wo die bürgerlichen Agenten Sr. Majestät des Königs von Sardinien sich auch der Munizipalgarde zur Erhaltung der Ordnung sollen bedienen dürfen.“

Next