Pester Lloyd - Abendblatt, November 1865 (Jahrgang 12, nr. 252-276)

1865-11-25 / nr. 272

Samstag-. 25, Novemb Ar. 272. (Die einzelne Nummer hoftet 4 Er, es W.) VIZ agy = + Wien, 24. November. Die Kaiserreise nach B­eft it endlich definitiv angefeßt ; sie wird am 12. Dezember angetreten. Die Ab­wesenheit des Kaisers , der zunächst nur mit kleinem Gefolge reist , it auf 6 oder b höchstens auf 8 Tage berechnet. Die feierliche Eröffnung findet, in Berücksichtigung der herkömmlichen drei dies comparitionales, bestimmt am 14. Dezember statt. Von den Ministern geht feiner mit nach Weit. Dagegen wird ich der ungarische Hof­­kanzler auf jeden Fall in der Begleitung Sr. Majestät befinden. H. Eperies, 23. November. Gestern, am 22. d., gingen im Sároser Komitate die Abgeordnetenwahlen vor sich, und wie weit deren Resultate Schon heute bekannt sind , beeile ich mich, sie Ihnen mitzutheilen. In Eperies wurde Alexander Buja­­no­vi­ch gegen Ferdinand Bodhorinyi mit circa 309 Stimmen­ Mehrheit gewählt. Die Wahl ging in der größten Nähe und Dronung vor sich und dauerte bis 2 Uhr nach Mitternacht selbst ein um Mitternacht ausgebrochenes Schadenfeuer in der obern Vorstadt, welches das Stechdach eines kleinen Hauses verzehrte, " konnte den Gang der Abstimmung nicht unterbrechen. Im Livoraer Wahlbezirk wurde in Folge des Rücktrittes de8 einen Kandidaten Gedeon Biller einstimmig tond­amitt ; im oberen Tarezabezirke blieb Theodor Berzevscy Gieger. Aus dem Tapolyer und Matroviczaer Bezirke, wo übrigens die Wähler in mehrere Parteien gespalten waren und sich ziemlich s­­chroff gegenüber standen , langte bis zur Stunde noch sein Bericht an. Der Abschluß der n. nen Anleihe. & Unter obiger Ueberschrift veröffentlicht die offiziöse „W­iener Abend“ oft folgenden Artikel: , Am nächsten Montag werden an den wichtigsten euro­­päischen Geldmärkten, in Paris, Brüssel, London, Wien, Frank­­furt und Hamburg, die Subskriptionen auf das neue österreichi­­sche Ansehen eröffnet. Mehrere der geachtetsten Kreditinstitute Staafreichs und Deutschlands, so­wie Finanzkräfte vom besten Klang haben den Abschluk dieser­ Streditoperation durch ihren Einfluß und auch ihre großen geschäftlichen Verbindungen ge­­fördert und den Appell an das europäische Stapital in einer Messe vorbereitet, welche der kaiserlichen Negierung die befriedi­­gende Hoffnung gewährt, sich nicht vergebend um das Vertrauen der erfahrensten europäischen Financiers und der geiwiegtesten Geldmänner­­ beworben zu haben. Die glücklich kombinirte Form der neuen Anleihe, so wie die Nachzahlungsmodalitäten und die Verzinsung derselben in einer, seinen weiteren Schwankungen der Baluta ausgelegten Währung sind allerdings Vorzüge, die demselben unter allen Umständen die größte Beachtung des Ka­­pitals sichern würden ; aber alle diese Vortheile würden schließ­­lich wirkungslos bleiben, wenn die europäische Geldwelt­sicht zu der Mederzeugung gelangt wäre, daß die kaiserliche Regierung endlich einmal eine geregelte S­inanzwirthbsschaft durchführen will und darum auch sein Opfer zu hoch findet, um mit Herbeiziehung auswärtiger Kapitalsträfte Dieses so sc­­wierige Ziel zu erreichen. AS die gegenwärtige Negierung die Leitung der öffentli­­chen Angelegenheiten übernahm­, konnte sie ich Durchaus nicht verhehren, daß die Lösun­g der Finanzfrage mit nicht minder geo­en Schwierigkeiten verbunden sei, als selbst die­ Regelung der staatsverhtlten " Berhältnisse , allein, bei der innigen W­echselwirkung die zwischen diesen bei­ den wichtigsten inneren Fragen besteht, dürfte sie wohl mit Necht erwarten, daß mit der Herstellung geordneter und befriedigender Zustände im Innern auch die finanziellen­­ Schwierigkeiten ihre beruhigende Lösung finden werden. Allein die Nachsicht auf früher eingegangene Verpflichtungen machte es der Finanzverwaltung zur dringenden Pflicht, sofort an die Beschaffung der dazu nöthigen Geldmittel im Wege einer Anz­­eihe zu denken. Dies war jedoch­ nicht nach dem Geld­mache ge­­wisser Leute. Die abenteuerlichsten Gerüchte wurden ausgesprengt und der Negierung Dinge in die Schuhe geschoben , an die sie nicht im Traume dachte — zumeist freilich nur in der Absicht, um das Vertrauen zu untergraben und ihr jede Finanzoperation zu erschweren. «­­Die Finazverwaltung liess sich dadurch aber nicht beir­­ren,sondern traf die geeignetsten Maßregeln,um die hei­­mischen Geld­kräfte nicht wieder in Anspruch nehmen und der Industrie und dem Han­dell ihre letzten Ressourcen entziehen zu müs­sen.Der Erfolg de­s letzten­ Steueranlehens war wohl aller­­dings sehr verlockend und schien vielen als der geeignetste stromts dewildbeschaffun­A,umso mehr da die großen Geldmärkte durch die grossen Verluste,die sie an österreichischen­ Wert­eugrlittern für eine neue österreichische Anleihe wenig dispo11irtschiemm und überdies auch noch ein grosser­ Theil der letzten Silbercmleihe nicht realisirt worden­t war.Die Finanzverwaltungaber,­welch­e die Steuern nicht abermal­s­ cuthabre hinaus verpfänden wollte, lies­ sich durch alle diese Schwierigkeiten nicht zu einem Appell an das heimische Fiapital bewegen­,sondern bestand«darauf sich dies­mal nur an das sauländisch­e­ Fi’apital zuwenden. Diese volkswirt­schaftlichen Erwägungen sind die Genesis­ einer Operation,die allerdings dadurch,dass sie sich so unge­­wöhnlich in die Läuge gezogen,dem Staatearcci)ungewöhnliche Opfer aufbürdet,allein die moderne Finanzgeschichte lehrt uns, das Frankreich e.V.in den erste Jahren der Restaura­­tion eine fünfperzentige Anleihe unter 6 aufgenommen und die Vereinigten Staaten in den legten Jahren ihre sechsperzentigen Bonds sogar mit 40 und wo billi­ger hergaben, um dem Etante im Momente einer großen Be­­drängniß die Mittel zu seiner Griftenz zu sichern. Oester­­reich selbst­ hat nach den Franzosenzurviegen noch, viel härtere Bedingungen als jet bewilligen müssen, um ein Ansehen unter­­zubringen, und doch hat si der Kredit unseres Staates in den darauffolgenden Friedensjahren in einer Weise gekräftigt, die den Staatsgläubigern Oesterreichs den reichsten Gewinn an­ ihrem V­apierbefise brachte. Nur hat man diese dreißigjährige Friedens­­periode leider nicht zur Hebung des Wohlstandes der Bölter auszunügen verstanden, während man heutzutage der Manierluft des auswärtigen Kapitals nach Oesterreich nur aus diesen Grunde so weichlichen Borschub leistet, weil man der Industrie und dem Handel sowie dem Grundbefiße nicht wie Mittel zu ihrer Griffen z­­erschweren , sondern vielmehr ihrer gewerhlichen Entwicklung den ausgedehntesten V­orschub leisten will. Die Opfer, die Oesterreich diesmal bringen muß, um das auswärtige Kapital für die Verluste der legten Jahre zu ent­­schädigen, sind sicherlich bedeutend ‚genug, um der Negierung die äußerte Schonung der­­ Steuerkraft der Völker zur heiligsten Pflicht zu machen, allein es wird wohl kaut jemand die volkswirthschaftliche und politische Bedeutung dieser Finanzoperation verfem­en und darf die Regierung wohl auch in dem Vertrauensvotum des auswärtigen Kapitals die Beruhigung finden, daß man ihr überall, wo man sich die ge­hörige Unbefangenheit gewahrt, an die Befähigung um die Kraft zutraut, die Neugestaltung Dester­­reiche auf verfassungsmäßigem Wege zu vollbringen.­ Der Abschluß des neuen Ansehens ist daher­ auch

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