Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1868 (Jahrgang 15, nr. 126-147)

1868-06-10 / nr. 133

ittwoch,10.Inni. Nr. 133 (Die einzelne Nummer Toftet 4 fr. ö. 5.) Ver, 1868: · Originaldepeichen des Pe­ter Lloyd. Wien,16.kai.Die heutige»Presse­ s meidet «aus römischer Quelle,die nächste Allokution des Papstes «werde die Lockerung des Konkordats nicht erwähn­en.Die »Neue freie Presse«berichtet:Der Fine­nzminister wird dem Beschlusse des Unterhau­ses gemäß die Besteuerungs- Vorlagen Freitag oder Samstag einbringen-nach einem "Beschlusse des Ministerrathes entsprechen die Vorlagen den Minoritätsanträgen des Budgetausschusses. Breslau, 9. Juni. (Privat-Telegramm.) Most­markt. Das Hauptgeschäft fand gestern Nachmittags statt. Preise ferner weichend. Wäschen­mißlungen. Marktschluß. Bafffe 10 Thaler. Verkauftes Quantum 8300 Ztr., Dreiviertheile des Zugeführten. in Luxemburg sein Zivilchenfall eingetreten, welcher 11 Uhe Heute auf die Denton­­zu Gunsten der Annexion, an Frankreich schreibt der „Constitutionnel" : Die Demon­strationen sind sehr bedauerlich ; die Lage Luxemburgs sei durch die Londoner Konferenz geregelt, daß es der Wunsch aller Kabinete ist, ‚gründeten Stand, aufrecht zu erhalten. sten, 10. Suni es bezweifeln Ließe, Kredit. · Frankfurt, 9. Juni... Abendbörse) Mediel Wien —, 1859er, —, freies National:Anlehen —, Metalliques alte —, Neues Steuer ‚Geld fejt. Amerik. per 1882 —, Defterreihitche Kreditaktien 195.50, Deftert. Staatsbahnaftien 260.75, 1854er —, 18608: 72°, 1864er —,: Franz Sofefsbahn —, Defterr., Bank-Aktien , —. s· Paris,9.Juni.(Schlußlurse.)3perz.Rente 70.45,4«J,per·s.100.40,italienischeRente52.40,Staatsbahn562, «credivMpbilier295,Loml-ards377,0eftei-k.per·TagP-24, auchf Zeit322,Kon­sole 951X4.ungarisches b­leihe 216.—.­lau angeboten. 3 Kol, 95. Juni. (Betvernemartt) Weisen höher,­­oo per Jun 7.15, per» Juli. 7.15"/2, per Aumi per: November 628, ill, Silber-Ansehen Juli. 5.13, per, Herbst 11”, kes (Getreidemartt) Weizen Spiritus: per­ Juni 177/9, Per Berid, 9 Juni. Mehelmarkt) Sechsmarken- Mehl per Juni 80.—, per on 783.5­, per August 76, per September 69, die legten ver Donate 67.50. Spiritus per Juni 83, per Auli-August 79. Amsterdam , 9. Juni. (Getreidemarkt) Ter­min:Noggen ısteigend, per uni 205, per Juli 208. anchester, 9. Juni. (Garnbericht) Geschäft frau, eher niedriger, seine große Veränderung. 20er Clarks 13, 40er Mayal 1479, 40er Wilkinson 1672, 60er Hähne 19, 6er Marp:Epps 16"/,, 20er Water 14",, 30er Water 16"/,, 20er Mule 1379, 40er Mule 15%,, Ver Double 18. — Das Ministerium hat die Sicherung des Salzerportes in die Türkei zum Gegenstande besonderer Studien gemacht, da dieser Handelszweig durch die überhand­nehmende Konkurrenz des Auslandes gefährdet ist. Das geeignetste Mittel, dieser Kon­­kurrenz erfolgreich entgegenzutreten, wären Salzlager an der türkischen Grenze. Nun kommen bekanntermaßen in der dortigen Gegend Salzquellen vor, doch führten die Forschungen nach einem­ ergiebigen­ Salzlager bisher noch zu feinem Resultate. Die lebten Untersuchungen aber, berechtigen zu den besten Hoff­­nungen, und hoffen wir demnächst fdon mittheilen zu können, daß ein allen Anforderungen­­ entsprechentes Salzlager entdeckt worden. — Wie wir erfahren, steht fdon im­ nächjíter Zeit eine Reorganisation der­ Finanzverwaltung bevor. An der Stelle der bisher bestandenen 24 fallen, nach dem neuen Blane nur 14 Finanzdirektionen sein, und hofft man durch diese Konzentrie­rung der Arbeitskräfte den Geschäftsgang zu­ erleichtern und zu verbessern. " ,Hazánt" bringt­ einen Artikel­ von Kerefes über die ungar­sorientalischen Katholiken. Kerefes wünscht, daß die Ge­­betbücher dieser Konfession vom Nufsischen und Walachschen ins­­ Ungarische überlegt­ werden, damit die Ungarn­ der griech.­ orientalischen Kirche in ihrer Muttersprache den Gottesdienst ab­­halten können. „Magyar Uissg” veröffentlicht ein Brudstüd aus einem Privatbriefe » Kossuth's.­ Es wird darin die sonverbare Behauptung aufgestell, daß für die 30 Millionen des ersten ungarischen Eisenbahn­anlehens 3.234.800 fl. Binsen gezahlt werden müssen, die Kosten “der Provisionen , der Neflame und des Disagio gar nicht­ gerechnet.» (Der gewesene ungarische Finanz­­minister begeht den Fehler 7 °/,%, Zinsen nach dem Nomin­al­werb­e ver Obligationen zu­ berechnen, d. Jh. die Differenz zwischen dem nominellen und dem wirklichen Zinsfuke zweimal in Rechnung zu gehen. Den weiteren Anhalt des Briefes bilden Klagen über die Menge unfrankirter Briefe und andersweitigen Prostsendungen, die ihm (Kossuth), namentlich aus Ungarn zukämen und, die er wegen Beschränk­heit seiner Subsistenzmittel zurückweisen müsse , schließlich eine Erklärung, warum er auf die erhaltenen Briefe nit antworte , er wolle nämlich die Briefschreiber keinerlei Ver­­folgungen auslegen. (Unseres Willens­­ ist seit Bestand des Vers­ant­wortlichen Ministeriums noch Niemand in Ungsen dafür |­­ Derjenige allerdings, der im Wege der Presse den aufrührerischer Anhalt eines solchen Briefes veröffentlichte, kam manch­­mal in Konflikt mit den Landesgelegen. D. R.) A Wien, 9. Juni. Sehr wenig Wahrheit, und sedr viel Dichtung enthalten die Berichte, welche fortgefest über­ den Stand, der Beziehungen — Stand der Verhandlungen, wäre zur Zeit nur der richtige Ausdruch — zwischen Oesterreich und Rom in die Welt gesendet werden. Gestatten Sie mir in aller­ Rüch­­ternheit, aber mit desto mehr Anspruch auf Treue die Sachlage "wie folgt zu zeichnen. Rom verfemnt die Nöthigung nicht, welche die konfessionellen Gefege ins Leben gerufen , und er weiß sehr genau, daß der Schritt, welcher damit gethan werden , nicht zu­­rückgethan werden kann, und wird. Wenn er deshalb gleichnon­­mit umhin kann, diesen Schritt prinzipiell zu verdamm­en und Bürotest gegen ihn einzulegen, so ist doch schon jett nicht zu zwei­­feln, daß­ es sich über einen modus vivendi auf den feßt gegebe­­nen Grundlagen zu verständigen bereit sein werde, und es wird, sobald es die Gewißheit hat, daß die neuen Gefege wirklich in dem Geiste der Mäßigung und der Berführung gehandhabt und durchgeführt werden, den die­ bestimmten Zusicherungen der Regierung erwarten lassen, seinen Augendlich zögern, zu derjeni­­gen Formulirung der neuen Verhältnisse die Hand zu bieten, welche allein die vorhandene Kluft zu überbrüden und werem Erweiterung und Bertiefung zu verhüten geeignet erscheint. Aller Vorau­ssicht nach wird, noch bevor Herr v. Mepfenbug Rom. ver­ läßt, dort eine Kommission zusammengetreten sein, welche die bez­eugl­en Vorschläge vorzubereiten die Aufgabe hat. XX Wien, 9. Juni. Zu jenen Wiener Blättern, die schon früher mit dem „politischen Reifeprogramm”, de3­ B­ein­­en Rapoleon debutirten, hat sich gestern . Abend die „Brefie“ gefelt; ihre Mittheilungen haben das Eine für si, daß sie mindestens ‚wahrscheinlicher klingen als die früheren Kombinationen. Einen fomischen Eindruck macht es jedoch, ‚wenn heute bereits ein anderes Blatt im Hinblickk auf die Mitshei­­lung der , Brefie" sich darüber moquirte, daß Prinz Napoleon nur mit reicheren v. Beust und dem Grafen Anprofin verzehre, „einer Meinungsäußerung über das cisleithanische Ministerium aber vorsichtig aus dem Were gebe.” V Vorerst wirde­ es jeden­­falls eine kautenswerthe Arbeit sein, wenn es dem „Fremden­­blatt” zunächst gelingen wollte, ‚diese angebliche Xanord­ung des cizleithanischen Kabinets­ zu konstatiren, wenigstens steht hiemit die Thatsache, daß Prinz Napoleon geitern­ten Minister Dr. Giskra empfing, f in einigem M Widerspruche. Bei vieser Gelegen­­heit möchten, wir noch erwähnen, dab die Bekanntschaft, des Grafen Andraffy mit dem Prinzen Napoleon nicht erst: aus: jer nee Beit, in meiden Graf Mnpesfiot MIGHT sie Monischöhte, sondern die beiden genannten Versönlichleiten bereits im Jahre 1847 auf einer Reise in Spanien zusammentrafen und dort längere­­ Zeit beisammen blieben. Paris, 10. Juni. November 5.11, De­ferter, " Irrationen fszbitaltien 84, Bombarden 174.90, ungarische Krebitaftien —, Bahn —, Fünftichner —, Anglo- Hungarian —, Kauft 1864er «Qesterr. 8, Roggen per —, 188. 87.99, Felt.» höher, In Bezug engl. Metalliques 9.26, Seitdem den: damals Hordbahn —,­Stantenahn. 255.70, Toto 6, Steuerfreied t­­ber per — Minuten. Bordörfe. 1860er . —, Stanz ofepb3- Kreditanitalt Rapnleond’or_ per Zum 64, Neues 5.15, ‚per . KREIEREN er ie · · Die Rarrender Liebe.*) Roman von Horsz Jókai Ein Achtfühler auf dem Lande, Octopus ,Schmerlingianus, estlands:Polyp. Medusa o­fficialis, Gorgon bureaueraticus, Hydra executor, Warum sollten wir im diese Sache nit auch ein wenig­e Naturgeschichte bilden ? Den Achthänder beschreiben Cuvier,Lamarque, Menke und andere Naturforscher,wies­ nigr­­· ,.Seine Arme sind lang und jeder­ Arm ist mit Saug­­s­­warzen ganz überdeckt.Diese Arme dienen ihm zum Schwimmen, zum Kriechen und zum Erfassen der Beute.Was er einmal mit ihnen ergriffenheit——sagt Cuvier—­läßt er nicht los,bevor­­ er den letzten Tropf in Saft ausgesogen hat-Nach den Verbach- YkUNgMSF.Voigt’s ist es gewiß,daß er seine Farbe wechseln­­ kann;von Schwarzgelb bis zum grellsten Roth,je nach der Witterung.In der gewöhnlichen Sprache nennt man ihn Tin­ Ilemwurm.«(Der gemeine Tintenwurm.) Von Herodot bis zu Cuvier herab kannte mch­ nur im Meere lebende Exemplare.Erst unser Zeitalter war so glü­cklich, sucht­iean dem­ Festlandelebenden kennenzulernen,"welche ·­Spielart wir ihrem Entdecker zu Ehren mit der obigenrmen­ Natur in der Klasse der naturhistorischen Cephalopoden ange­­merkt, haben. Bilagojt hatte eben seine legten hundert Gulden für Stroh ‚ausgegeben. Seine eigenen uttervorräthe waren erschöpft, von ftadbar war noch ein wenig zu bekommen für schweres Geld Zu diesem fehmeren Gelde war er aber­ auf, die­ Weise gelommen, daß ein menschenfreundlicer Lederhändler ihm jene Produkte abkaufte,­ die in diesem‘ Jahre den einzigen Handels­ ‚artikel vieler ungarischen Landwirthe bildeten. AB nämlich die *­ Fortlegung aus Nr. 132. da war, überließen sie sich einem edlen Wetteifer in der Selbst­­aufopferung, indem die eine Hälfte von ihnen das Legte bin­ Hab, was noch Werthvolles an ihnen war — die Haut; vom Erlös derselben möge der Landwirth dann Futter kaufen für die noch übrig bleibenden. So halfen sie einander gegenseitig aus. Der Nachbar, der sein­ Stroh in besagter Weise verkauft hat, wird fegt sein Vieh mit dem Dach seines Hauses füttern; allein er war gezwungen, er zu verkaufen, denn seit einer Woche heizten ihm sechzehn Mann Kavallerie ein, die er als Steuer-Einquar­­tierung verhalten hatte, und für die nächste Woche waren ihm z­weiunddreißig versprochen. Die zehren auch das Stroh auf und ‚Geld wird er dann au niet haben. Besser also, sich vom Stroh zu trennen... Sowie daß Stroh zum Nachbar gewandert war, war es natürli,, daß auch die Evolution ihr Hauptquartier weiter Vers­iegte. Auch das war natürlich, daß das Hauptquartier dorthin verlegt wurde, wohin das Stroh gewandert w­ar. Am demselben Tage also, an welchem Bilogoff den theu­­ren Schober alfgerichtet hatte, stellten sich in seinem Hofe sech­zehn Küraffiere ein unter Anführung eines­ Nittmeisters. Er hatte­ noch mehr Mannschaft, die aber sämmtlich zer­­streut war auf ähnliche Kriegsoperationen. Er dem Küraffierrittmeister erkennen wir­ jenen Offizier wieder, der zum Akte der Kongregationsauflösung jo a propos eingetroffen war und der dann vor den Szözatfängern abschwen­­ken Vie. Der Here Rittmeister war­ ein ‚hoher, kräftiger Mann , das sonnengebräunte Gesicht f­ündte eine Narbe; Haare und Schnurrbart waren sehr blond, ebenso die Augenbrauen und Wimpern, nach milderte 008 nur wenig den mürrischen Anspruch seiner Gesichtszüge.I­m Sie sind der Hausherr? redete er , vom Pferde ab­­steigend, den ihm entgegeneilenden Bilogofi an. Bilogofi fragte erstaunt: Was beliebt ? — Mein Herr , ich bin Nittmeister Föhnwald,­ I bin hier einquartiert mit fechzehn Mann. Der „Andere wird. [der nachkommen, der Ihnen jagt, m:Shalb und auf wie Lange. — 39 vermuthe, des Steuerrücstandes wegen. — Das ist nicht meine Sache. Das machen Sie Beide dann mit­einander aus. — Mein Herr, sagte Bilagost herzhaft, Sie sehen, daß auf diesem ‚Hotter heuer nicht‘ gewachsen ist, womit man Steuer bezahlen könnte. Der Offizier sagte dann seinen Leuten,was sie biesorgen sollten-Bilagost ertheilte mittlerw­eile dem weiblichen Gesinde» ·««« —Ich sehe gar nichts,als den Tagesbefehl. —Dann belieben Sie meine Wohngemächer zu occu­­piren,ich werde mit Frau und Kindern mich schon­ in dein Gem­eindehause unterbringen.Das"Vieh werde ich aus den Stallun­­gen herausführ«sn lassen,belieben Sie Ihre Pferde dort einzu­­stellen.Ich werde Ihnen den Schlüssel zur Speisekammer über­­geben,belieben Sie Markius Ihren«·Bedarf zu befriedigen. — Mein Here, sagte der Offizier in rauhem, verbriek­­lichen Tone, meine Soldaten werde ich nicht in Ihre Zimmer legen, ich werde Ihre Frau und Kinder nicht verdrängen..Haben Sie für mich irgendwo einen kleinen Winkel,­­ wo­ man die verz­wünschte Nacht über ich ausschlafen kann, so­ zeigen Sie ihre mir, wenn nit, so werde ich auf dem Gange schlafen. Ihr Bied brauchen Sie nicht aus dm Stalle zu treiben ; wir werden uns Shen einen für unsere Pferde aus Brettern und Zweigen improvifiren ; die Soldaten schlafen "bei den ’Pferden. «Zur Mite tagskost hat der Mann ein halbes Pfund Brot und ein Biers­terpfund Zleiich zu bekommen ; ich speise mit der Mantesschaft ; sie müssen mit der Nation sich begnügen. Und jest lassen Sie mich in NRuhe, derm außer dem, wasıich mit Ihnen­ gespro­chen, werde ich kein Wort mehr mit Ihnen even, und wenn ich eim Sabre Yang hier in Quartier Tiege. 5 Bildgofi war: von dieser Nete überrascht. Sie war ein solches Grmisch militärischen Unmuthes, der eine Lage verur­­theilt, oh­er Herzensgüte, ascetischer Einfachheit und vornehmer Geringfräsung. .

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