Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1874 (Jahrgang 21, nr. 123-146)

1874-06-10 / nr. 130

der«gestern Abend»erfolgten Abreise des Ministerpräsidenten T Stefan Bittö und des Finanzministers Kolomat­ Ghycza »Wie»(lsestiNaplo«heute m­ittheilt,hängt diese Wiener Reise mit Ansehensverhandlungen zusammen,welche in Wien mit Weninger und den übrigen Hauptvertretern der"Rothschild-Gruppe ge­pflogen,sind wie es scheint auch beendet werden sollen.We­­ninger trifft heute aus London,wo seine Bemühungen von Erfolg begleitet waren, wieder in Wien ein. Ueber den weitern Verlauf der Verhandlungen in der rumänischen Kammer betreffend die Eisenbahnanschlüsfe schreibt uns unser Korrespondent aus Bukarest unterm 6. Juni: Man darf der Kammer und dem­ Ministerium die Anerken­­nung nicht versagen, das Geset über die Eisenbahnanschlüffe mit aller Energie und Beschleunigung erledigt zu haben. Gestern legte der Referent seinen Bericht vor und die Kammer votirte demsel­­ben den Vortritt vor dem Nuralgefeg­t und heute Abend war das Gefes mit 75 gegen 34 Stimmen zum Beschluß erhoben. Die Debatten über die Vorlage waren von außerordentlicher Heftigkeit , jedoch wurde in denselben nicht viel Neues zu Tage ge­fördert. Die Regierung trat mit ihrer ganzen Kraft für das Ge­­fett ein und nahmen für dasselbe nicht weniger als vier Minister das Wort, nämlich die ABI als des Innern und des Weißern, der Justiz und der öffentlichen Arbeiten. Das Hauptargument blieb indessen die von dem Ministerpräsidenten Gatargiu gestellte Kabi­­nettfrage. Derselbe machte den Deputirten begreiflich, daß eine Frage von so eminenter Bedeutung wie die Eisenbahnanflüsse, meldhe den Verkehr zwischen Occident und Orient vermitteln sollen und daher nit allein für die zwei Staaten Ungarn und R­umä­­nien, sondern für zwei M­eh­theile von Wichtigkeit sind, nicht zum zweiten Male an der Parteileidenschaft einiger rumänischer Depu- En scheitern dürfte, welche das Bedürfnis fü­hlen, Minister zu erden. Von diesem Gesichtspunkte aus gestaltete sich auch das DBer­­­en der Opposition. Obgleich M. Blaremberg, M. Bratianu, Manu, Barescu, Gogolniceanu und Ionescu mit großer Lei­­nschaftlichkeit gegen die Vorlage sprachen, so sind dies doch­­ an Männer, welche aus der Opposition eine Art Gewerbe machen, bis sie jede Negierungsvorlage angreifen, um die Minister zu alle zu bringen und sich selbst an ihre Stelle zu teten. Ganz aders verhielt sich die gesinnungsvolle Opposition, welche ich be G­elegenheit der Finanzvorlagen zuerst dokumentirt hatte, diese un­­terstüßte die Eisenbahnanschlüsse auf das Kräftigste, und besonders war es der Deputirte Spureanu, in welcher in schlagender Weise die Argumente der Opposition zurückwies. Dem beliebten Schlagwort, daß die Ungarn eines Tages die Karpathen mit einer Armee auf der Eisenbahn Tomös-PBlojesti überschreiten würden, um Rumänien zu erobern, begegnete Spureano mit der Bemerkung, daß die Un­garn im Kriegsfalle ja auch die Eisenbahn Drjova-Bukarest oder Gzernowiß-Faffy benügen könnten. Auch auf der Donau konnten sie mit einer, eine Armee tragenden Flotte in das Land ihmwim­­men, troß aller Hochachtung, welche der Renner für die eventuellen Leistungen der rumänischen Kriegsdampfer „Stefan vel mane” und „Fulgerul” hege. — Schließlich siegte die Regierung mit eflatanter Majorität, auf die sie aug im Senat zählen darf, wo das Geset am 9. d. zur Verhandlung kommt. (Die Annahme der Vorlage de Senats wurde schon gestern telegraphisch gemeldet. — D. Ned.) — In Eisenbahnkreisen war gestern und heute — so lesen wir im „KRözeßpart” — das Gerücht verbreitet, daß die f­. f. pr. Österr. Staatebahn:Gesellschaft geneigt wűre, eine völlige Theilung ihrer Linien, resp. eine gänzliche Scheidung ihrer ungarischen und österreichischen Aktien vorzunehmen. Nach diesem Gerücht hätte­ die E. f. österr. Staatsbahn-Gesellsshaft diese Z­ei­­theilung an die Bedingung geknüpft, daß ihr die Konzession für die Rikinda-PBanczovaer Linie ertheilt und zugleich das nördliche Net der ungarischen Staatsbahnen um 200 Millionen überlassen werde. Wir haben es für unsere Pflicht gehalten — sagt „Rezep­­párt" — der Sache nachzugehen, erfahren jedoch, daß eine Der­­artige Hingabe von Ceile der österr. Staatsbahn-Gesellschaft bisher noch nicht eingereicht worden. = Als sich — schreibt „Magyar Volitita” — während der Finanzministerschaft Kerkapoly’s die Klagen der Zigarren­­und Zabafkonsumenten über die kontinuirliche Verschlechte­­rung der Waaren von Tag zu Tag mehrten, erhielten sie immer nur den magern Trost zur Antwort, daß Kerrapoly selbst nicht raue, daß man daher gar nicht mit dect von ihm fordern könne, daß er auch in diesem Bmeige des Aerar-Monopols fach­männlich orientirt sei. Nachdem der gegenwärtige Finanzminister von dieser Entschuldigung seines Borat seinen Gebrauch machen kann und da er das Staatseinkommen aus dem Tabafs­­gefälle für ein solches hält, welches auch ohne Preiserhöhung auf bedeutende Weise erhöht werden kann, wenn man den Wünschen e3 Ffonfumirenden Publikums größere Aufmerksamkeit zumendet, wre er demnächst Verfügungen ins Leben rufen, welche sowohl ie Sinteressen der Tabakkonsumenten als auch des Aerars besser hängen. Deshalb wird er die durch die Tabakproduzenten vorzu­­ehmende Einlösung des Nähproduktes vereinfachen, wodurch auch ei­nen Manipulationsfoften Griparniffe erzielt werden. Zur forg­­ültigeren Manipulation der Fabrikate und zur Anfertigung grö­­ßerer V­orräthe werden die nöthigen Verfügungen getroffen werden. fertigt wird wie bei und, d. i. aus ungarischem Tabak. Durch zweckmäßigere Eintheilung und bessere Fabrikation können wir am ehesten dem mißlichen Zustande ein Ende machen, daß die guten Zabatblätter zu­mwohlfeilen Preifen nach dem Auslande gehen und daß mir gezwungen sind, für theures Geld folglegte Zigarren vom Auslande zu beziehen. 4 = Die in der Naroder Waldangelegenheit entsendete K­ommission fert ihre am 8. b. M. begonnenen Berathungen heute um 5 Uhr Nachmittags im Saale der 1. Sektion fort.­­ .. General-Kongregation des Vefter Komitats. Die heutige Sißung der General-Kongregation wurde um 9 Uhr Vormittags durch den Obergespan Grafen Stefan G­­­ar­páry eröffnet. Das Protofoll der gestrigen Si$ung wurde ver­­lesen, ebenso die gestern beschlossene Eingabe an den Mi­nister des Innern Das Schriftitud gibt der allgemeinen Stimmung in energischen Worten Ausdruck. Nichtsdestowweniger hat die Eingabe eine kleine Debatte hervorgerufen ; es wurde un­­ter Anderem vorgebracht, die Untersuchung sei noch im Zuge, man könne also nicht behaupten, dieselbe hätte zu seinem Resultate ge­ führt. Auch wurden die, die Agitation betreffenden Stellen bean­­standet, da fand man dieselben nach einer reinen Erklärung La­­dislaus Boffanyi’3 für gerechtfertigt. A : Die an das Sohler Komitat zu sendende Repräsen­­t­ation wurde gutgeheißen. Dann kam die Dunalöger­ Schulangelegen­­heit zur Verhandlung. Der Sachverhalt der Affaire it folgen­­der: Die Dunakeker Schule wird seit Menschengedenken von der Gemeinde erhalten, fann also im Sinne des 8.25 des Schulgefäßes nicht als konfessionell betrachtet werden. Die Gemeindevertretung hat denn auch in mehreren Beschlüssen die Schule als eine fommu­­nale bezeichnet und erst in neu­erer Zeit 1500 fl. auf dieselbe ver­­wendet Nun aber i­ das Schulgebäude im Grundbuch unter dem Titel „römisch-katholisch" verzeichnet und Die Gemeinde w­ünschte, diese fehlerhafte Improtofollirung richtigzustellen. Der Egulinspettor richtete indessen dem entgegen mehrere Zuschriften an die Gemeinde, in welchen ausgesprochen wurde, es möge eine Rolleversammlung einberufen werden, damit das souveräne Bolt in der Schulangelegenheit­ einen Beschluß falle. Die Bolkever­­sam­mlung fand denn­och richtig statt, und mit der Mehrheit einiger Stimmen wurde die Schule für eine Konfessionelle erklärt. Der Schulinspektor betonte­­­ieses Votum auch zu verschiedenen­­malen und berief sich überdies so auf das grundbücherliche Protofoll.­­ Diesem Thatbestan­d gegenüber beschloß die Kongregation erstlich,es sei beim Kultusminister um Annullirmng des unge­­setzlichen Verfahrens und um Anweisung an den Schulinspektor zur Einhaltung des Gesetzes zu petitioniren;weiters wurde be­­schlußmäßig ausgesprochen,daß die Dunakeßer Schule ein Komm­u­­­n­al-Institut und G­ emeinde-Eigeenthum bilde,m­ithin ohn­e Geneh­­migung des Munizipium­s nicht veräußert werden könne Der Gemeindevorstan­d wird also angewiesen,das im Besitz der Gemeinde befindliche Kommunalgut,in solange die aus der irrigen grund­­bücherlichen Improtokollirung entsprungene Streitfrage über­ das Eigenthumsrecht der Schule nicht auf gesetzlichem Wege gelöst sei, und so lange die Genehmigung des Munizipiums nicht vorliege — unverlegt aufrecht zu erhalten. Die Sachbresrechnung der Stadt Gregled von den Jahren 1847—1849 gab zu einer über die Maßen langwierigen Debatte Anlaß. Bevor nämlich die Kongregation in das Meritum der Sache einging, stellte das Ausschußmitglied Barth, d­as á 8 den An­­trag, es möge bei diesem Punkt dem Bürgermeister sowie dem Obernotär der Stadt Gregled, als bei der Angelegenheit bethei­­ligten Parteien, das Wort entzogen werden. Dem gegenüber wurde von verschiedenen Seiten, namentlich seitens des Ober­­notärs AlEey und Valentin Halaß geltend gemacht, daß dir­unktionäre der Stadt Czegled bei der Sache durchaus nicht un­­mittelbar betheiligt seien ; denn Die fragliche Summe berühre sie seineswege als essen das Gejäß habe aber nur solchen gegenüber die betreffende Bestimmung ausgesprochen. Nach den Antragsieler dürfte kein Ausschußmitglied in Komitatsangelegen­­heiten mitsprechen, nachdem doch jedes dabei betheilig­t ist. , Beniczsk­y hob hervor, daß die Gemeinden doch le­diglich zu dem Buch ihre Repräsentanten in die Kongregation entsenden, damit dieselben ihre Angelegenheiten vertreten. Yulins 8­00/c8 hingegen meinte, die Gzigleder hätten über die Affaire schon in erster Instanz erkannt, ein z­eitrichterliches Erkenntniß stehe ihnen nicht mehr zu. 63 wurde­­ Hierauf, wurden die Jahresrechnungen verschiedener Ge­­meinden erledigt. Der Statutenentwurf des ständigen Ausschusses in Sachen des Pensionsnormales der Gemeinde-Notare wurde in Schmebe gelassen. Der Statutenentwurf des Ausschusses betreffs der Aus­­übung des Fischfangs wurde angenommen. Das Gesuc­h der Gem­­einde Uri, in welchem um die Erlaubniß, die Arbeitsablösungs- Radstände in natura ab heißend beschieden. &3 wurden dann N häftsftüden erledigt, in worau Sigung morgen 9 Uhr. zu tragen,petitionirt wird,wurdeguts eine Reihe von unwesentlichen Ge­­die Sitzung um 1 Uhr schloß.Nächste. Der Schulrath des Brester Komitats hielt am 9. d. seine ordentliche Generalversammlung. Schuleninspektor Ladislaus Nagy erstattete seinen Ja­h­­resbericht, aus weldem erhellt, daß das Unterrichtswesen zwar an vielen Orten einen erfreulichen Fortschritt befindet, da­­gegen anderwärts auch wieder sehr im Argen liege. So wurden in Nagy-Körös zwei, in Neupest eine (r.-fatb.) Schule und ein Fröbel-Kindergarten neu errichtet, in Takfony, Monor und vielen anderen Gemeinden belangreiche Verbesserungen durchgeführt. Da­­gegen sind in Sorosfar 230, in Harakti 150, in Solymár 245, in alle 200 schulpflictige Kinder meist unter einem einzigen Lehrer, beisammen. An etwa 27 Orten sind die Schulgebäude in nicht zu duldendem elenden Zustande. Hilfslehrer werden überhaupt nur sehr ungern, oder nur auf Kosten des Oberlehrers angestellt, der die Benefizien der Kantorstelle genießt ; diesem Uebelstande ist sehr schwer abzuhelfen, weil das Verhältniß in den meisten Gemeinden auf kontrastlicher Verpflichtung des Oberlehrers beruht. — Schließ­­lich erwähnt der Bericht, daß am 8. April die Korporation der Lehrer des Belter Komitats in Kecsfemét Konstituirt wurde. Unter den furrenten Angelegenheiten kam zunächst jene der Domonvölgyer Säule zur Sprache. Eine aus der vorigen Versammlung des Schulraths zur Untersuchung dieser Angelegen­­heit entsendete Kommission erstattete ihren Bericht dahin, daß dem Briefhulinspektor Julius Dallos, sowie dem Präses des Schul­­stuhls Johann Martiny formelle Verstöße zur Last fallen, da der Erstere den ursprünglichen Vertrag anber Acht gelassen, der Legtere den Bau auf eigene Verantwortung habe führen lassen. Die eingereichte Nehnung findet die Kommission nit pafficbar. Der Schulrath verfügte, daß zunächst der Originalvertrag beschafft, die Angelegenheit namentlich in Bezug auf die Frage, wie die zweiten Pläne und Kostenüberschläge zu Stande gekommen seien , noch des Weiteren aufgehellt, die Baurechnungen aber neuerdings geprüft werden. Hierauf gelangten die Erlasse des Unterrichtsministeriums über die Anstellung von Lehrerinen in Hinblick auf den Lehrer­­m­angel,sowie über das Alternirungssystem zur Verlesung Bezüg­lich des·letzterndr·ückte der Schulrath deann schcins,daß in dieser Hinsicht legislative Verfügungen getroffen werden mögen. Desgl­ eichen kam die Verordnung des Unterrichtsministers an die Schulinspektoren in Sachen der Staatssubvention zur Verlesung Schl·ie·ßlich wurde,da das Mandat der Mitglieder des Schulraths im September zu Ende geht,beschlossen,daß der Ko­­mitatsausschuß,die konfessionellen Behörden und die k.Freistadt Kecskemet um Vornahme der Neuwahlen angegangen werden. . bat ber in Tagesneuigkeiten.­ eilung von Cholera-Spenden.­ (Ernannt) wurden vom Justizminister­ Sofef Lakosy zum Grundbucsführer des Groß-Kanizjaer Gerichtshofes ; Koser Benedef beim Lerchkircher und Anton Karthal beim Reuß­­markter Bezirksgericht zu Kanzlisten; August Brudnovich zum Gerichtserefator beim Spidinfer Bezirksgericht. Die Gemeinde Bardo3) ist dem im Sprengel des Maros-Basarhelger Gerichtshofes errichteten Mezőbander Bezirks­­gerichte zu worden. Sch Don den durch Schweizer Vereine und Gesellshaften für die in­folge der in Ungarn geherrschten Cholera-Epidemie in Nothstand ÖLÉG den Spenden im Betrag von 11.518 fl. 18 Br.­udapest residirende Schweizer Konsul auf Grund jener Daten und Aufkl­ärungen, melde er vom ff. ung. Minister des Inneren erhalten, dem Arvaer Komitat 500 fl., dem Bereger 400 fl., dem Außer-Szolnofer 600 fl., dem Marmarofer 1000 fl., dem Gärofer 1000 fl., dem Szatmarer 900 fl., dem Zipfer 1000 fl., dem Ugoisaer 600 fl, dem Ungvärer 1200 fl., dem Bempliner 1500 fl., dann den Städten Bried und Drahfalva und der Brenn­­berger Bergmerfe Kolonie im Oedenburger Komitat je 100 fl., vie­­lgesammt­ also 9000 fl. zusammen lau­fen, was im Amtsblatte mit dem­ Beifügen zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, daß der Minister des inneren den genannten Herrn Konsul ersudt hat, den edlen Schweizer Spendern und wohlthätigen Vereinen, welche in so Schönen Thaten ihre Menschenfreundlichkeit den ungarländis­­chen Nothleidenden gegenüber ausgeübt haben, den im Namen der Aneetikäher dargebrachten aufrichtigen Dant hinterbringen zu wollen. · (Der Kommunikationsminister Graf Jo­­sef Zichy jun.)ist heute Früh n­ach Wien abgereist,um dor­t, wie wir bereits meldeten,einen Spezialisten wegen seines Leidens zu konsultiren. (Franz Denk’s Gesundheitsstand soll­—’ wie wir im,,P.N.««lesen—seit seinem Aufenthalte im Stadt­­wäldchen ein recht günstiger sein.Der alte Herr ist etwas ariges N Brathuhn verzehren. (HDyonis Ratona, dessen im 92. Jahre erfolgte Ableben wir im heutigen Morgenblatte nach einem Telegramm des „M. A.” gemeldet, hatte sich — wie wir im , B. N.” seien — in jüngeren Jahren mit Mathematik beschäftigt und auch mehrere Abhandlungen in lateinischer Sprache, namentlich eine über die Dreitheilung eines Winkels veröffentlicht, welche von seinen fei­nen mathematischen Kenntnissen Zeugniß gaben. Später trug in Neutra mehrere Jahre den Zöglingen des Biaristenordens Theo­­logie vor; alle älteren Mitglieder dieses Ordens sind seine Schü­­ler. Seit ungefähr 30 Jahren lebte er in S.-A.-Ujhely im Ruhe­stande, das heißt er lehrte nicht mehr, bemühte sich aber mit größ­­tem Eifer um Afklimatisirung von Pflanzen, und zwar mit gutem Erfolge. So ist es ihm unter Anderem gelungen, die Indigo­pflanze hier heimisch zu machen. In den 60er Jahren pflegte er regelmäßige Berichte über seine Afklimatisationsversuche in den Blättern zu veröffentlichen ; in den legten Jahren unterblieben dies selben ; wahrscheinlich war der Greich nicht mehr im Stande, seiner Lieblingsbeschäftigung obzuliegen. Friede seiner Arche ! « (Regierungsra­thDr.v.Orgeg.)Gestern Vor­mittags hat im allgemeinen Krankenhause die Amputation des linken Fußes des vorgestern auf der Trammag verunglückten Regie­rungsrathes Dr. v. Drges durch Professor Dr. Dittl stattge­­funden. Die Operation erfolgte unterhalb des Knies und verlief günstig. Der Totalzustand des Kranken war bis 1 Uhr Mittags ein so befriedigender, daß berechtigte Hoffnung für sein Aufkommen vorhanden ist. Eine Amputation des gleichfalls verlegten rechten Fußes erschien damals noch nicht nothunwendig, sollte jedoch noch im Laufe des gefirigen Tages entschieden werden. (Der Physikus des vl.Bezirks,H­err··’ Thomas Gurovits,)hat einen sechswöchentlichen­ Urlau­b­ angetreten und wird während dieser Zeit durch Herrn Dr.Alex«an«s der Farkas substituiert. (Ernennung des königlichen Kommissa­rYs für den Karloviczer Kongreß und die bi­­ schöfliche Synode.)Se.kaiserliche und apostolisch könig­­is-t­liche Majestät hat mit a.h.Entschließung vom 27.v.M.ü­ber"« einvernehmlich mit dem kön.ung.Kultus-und Unterrichtsminister und kön.kroatisch-slavonischen dalmatinischen Landesregierung vom fön. ung. Ministerpräsidenten erstatteten Vortrag den penf. Vize­­präsidenten des bestandenen Fön. ung. Statthaltereirathes und in den griechische orientalisch serbischen Kirchenangelegenheiten fungi­­renden königlichen Kommissär, Hofrath Sigismund Hueber zum königlichen Kommissär für den auf den 11. Juli I. 3. nach Karlo­­vicz einberufenen griechisch-orientalisch serbischen National-Richen-­ Kongreß und die darauf folgende bischöfliche Synode a. g. zu er­­nennen geruht. · (Hymen.)Amic·d.fin­det in Kis-Dorog die Beuni­äh­· lung des Fräuleins Thekla Döry v.Jobbahaza,Tochte·r des t. E. K­ümmerers Sigmund Döry v. Yobbabháza mit Heren Johann Sztantovánffy v. Sztantován flatt. Ueber ein ent jegliches Ereigniß­ haben mir heute zu berichten. Im Großinger’schen Haufe Nr. 16 in Malergasse (Durchhaus nach der unteren Donauzeile) bewohnte ein ebenerdiges Zimmer mit Küche die Beamtenswitwe Pol­­tser. Ihr Mann war Beamter der Stadt und starb vor etwa zwei Jahren, worauf die Witwe von ihrer Fargen Pension in den kümmerlichsten Verhältnissen lebte. Schon am 1. Mat lag Frau Bolczer zu den Hausleuten, daß sie verreisen werde und seither war auch ihre Wohnung verschlossen und Ledermann glaubte, die Frau sei auch wirklich abgereift, da sie nicht mehr ge­­sehen wurde. Heute endlich nahmen die an der Wohnung passiren­­den Leute, Groß der verschloffenen Thüren­ und Fenster, einen sta­ten Leichengeruch wahr, und es blieb sein Zweifel übrig, daß der­ Geruch aus der Polczer’schen Wohnung drang. Man machte die Anzeige bei der Polizei und diese ließ die Wohnung öffnen. Man­­ fand in dem Zimmer die bereits in hohem Grade vermeite Leiche­ der Witwe Polczer im Bette liegend. Frau Polczer hatte sich voll­­s­tändig angekleidet ins Bett gelegt, bis an den Hals zugedecht und in dieser Lage ereilte sie der Tod unwahrscheinlich schon in den er­­sten Tagen des Mai. Ob sie Gift nahm, oder gar den Hungertod starb, wird die Obduktion der Leiche Konstativen. Thatsache ist, daß Frau Boltzer außergewöhnlich überspannten Geistes war und für sehr erzentrisch galt. Eine Taube, die seine Nahrung in der Wohnung fand, starb auf dem Bette ihrer Herrin. Um 10 Uhr Vormittags wurde die Leiche der Frau Poltzei ins Spital ver­bracht. Voi dem Hause versammelte sich zahlreiches Publikum, das er ... der Zeitr­oman von Mar MUMB 47, Fortlegung. III. Buch. So fhhrie und tobte der wüthende Haufe wirr durchein­­ander. Zugleich strebten die rohen Männer die geballten Fäuste aus, um sich ihrer Opfer zu bemächtigen, während Die Frauen sie mit wildem Geschrei anfeuerten und einige halb bet­rausehte Burihen ein Geheul ausstießen und die Unglücklichen verspotteten. „Reibt dem Juden den Schabbes-Dedel (den Hut) vom Kopfe herunter !" „Wir wollen ihm lehren, künftig vor unserer Prozession den Hut zu ziehen und das heilige Kreuz zu grüßen.” „Das Schidfel (das Mädchen) muß mit ihm vor dem Kruzifix niederfnieen und die heilige Jungfrau um Betrei­bung bitten.“ Von neuem rafte der Sturm, den der junge Mann verge­­bens durch die wiederholte­­ Versicherung zu besch­wören suchte, daß er nicht daran gedacht habe, die Prozession zu beleidigen oder gar die christliche Religion zu verspotten. Seine Worte wurden nicht gehört und verhallten in dem rohen Geschrei der­­ fanatischen Menge. Umsonst­­ bemühte er sich, das aufgeregte Bol zu besänftigen, das sich ebenso­ wenig durch seine verfühnenden Worte, wie duch das Weinen und Fleiben der geängstigten Rin­­der rühren ließ. Dagegen verriet­ das schöne Mädchen seine Anmwandlung von Fucht. Hochaufgerichtet blickte sie mit ihren flammenden Augen, mit einem halb verächtlichen, Halb schmerzlichen Lächeln auf den tobenden Haufen, zu fiel um sich durch eine Bitte zu erniedrigen. Ihre Arme zum Schube der sie umklammernden Kinder erhoben, glich sie einem der Heldenweiber des alten Testa­­ments, die muthig sich für ihren Glauben opferten und selbst dem Tode tragten. Von Minute zu Minute wuchs die Gefahr. Ein frecher Bube gab das Signal zu einem allgemeinen Angriff, indem er dem jungen Mann den Hut vom Kopfe mit einem rohen Faust­­griff riß. Ein Zweiter schlang seinen Arm unter brutalem Geläch­­ter um die schlanke Gestalt des bleichen Mädchens, das ihn voll Abscheu zurückzustoßen suchte. « ..«­..Exft niederknieen und dann ins Wasser!«brüllte der wüste · Chor. .,Wir wollen die Juden taufen." Schon ergriffen einige augenscheinlich berauschte Hü­tten als heiter mit ihren rußigen spü­nden die sich sträubenden,wehrlosen Opfer,um­ sie nach dem nahen,an der Kapelle vorbeifließenden ,Bache zu schleppen.Gerade in diesem Augenblicke erschien Guido auf dem Schauplatz dieser wilden,empörenden Szene.Ohne Zö­­gern stürzte er sich der tobenden,wüthenden Menge entgegen,um­­­ die Unglü­cklichen zu schützen. »Was wollt ihr von den Leu­ten?­««fragte er mit lauter timme..,Was haben sie Euch gethan?"« „Die Juden“, antwortete der Führer der Prozession, ein älterer Mann mit finsteren, jüdischen Bliden, , sind an dem Kreuz vorüber gegangen, ohne den Hut zu ziehen. Sie haben unseren Heiland, unseren Glauben gelästert”. „Das it nicht wahr,“ entgegnete der junge Mann. „Wir standen ruhig hier am Wege, ohne uns umsehen, und können ihm hören, daß es uns nicht in den Sinn gekommen ist, über die Prozession zu spotten. Wir achten jede Religion, wenn mir an einem anderen Glauben angehören.“ „Die Leute wollten uns anringen, vor dem Kreuz zu finden und das Bild der Jungfrau anzubeten,“ fügte das muthige Mäd­­chen entriftet Hinzu. „Ins Wasser, ins Wasser !“ heulte noch lauter als zuvor der unwüste Haufe. „Burüd!” gebot Guido. „Laßt sie augenbliclich Log !“ Ein dumpfes Murren war die Antwort. Die Arbeiter hielten, ohne sich an seinen Befehl zu fehren, wo immer den jungen Mann an seinen Kleidern felt, und der freche Bursche strebte von neuem feine Hand nach dem schönen Mädchen aus, das sie aus seinen­­ Armen unterdem befreit hatte. Empört über den unerwarteten Widerstand, führte Guido mit seiner unwuchtigen Reitpeitsche einen kräftigen Hieb auf die aufgehobene Hand des Unverschämten, der schreiend seine Beute fahren ließ und zurück­­taumelte. Die Kühnheit des Grafen, der, hoch zu Noß, einem strafen­­den Cherub glich, imponirte sichtlich der feigen Menge, die, wie die meisten oberschlesischen Slawen, an Inechtischen Gehorsam gewöhnt, so vor ihrem Herrn beugte. Die älteren Männer, worunter sich auch der Führer der Prozession befand, fannten den Grafen und mußten, daß er die Verwaltung des Fürstent­ums übernommen hatte, daß er ein naher Verwandter des Fürsten war. Ihr bis­­heriger Trog verwandelte sich in krieb­ende Unterwürfigkeit vor dem zürnenden Gebieter. Wenn auch ungern, ließen sie jei die Gefangene frei, indem sie ihr Beiragen zu entschuldigen suchten. „Berzeihung, gnädigster Herr!“ sagte der Anführer: „Es war nicht so bös gemeint. Der Bag­­it gar nicht tief, und das Dischen Waller hätte den Juden auch nichts geschadet. Die jungen Leute wollten sich nur einen Spaß machen.“ „Sie sollen ihrer­ Strafe nicht entgehen,” verfeste Guido ernst. „Ich werde bei dem Fürsten auf die strengste Untersuchung eines so wumnerhörten Vorfalles antragen. Ihr aber zieht ruhig Eures Weges, obgleich hr besser thätet, Cure Felder zu bestellen und zu arbeiten.“ Repertvoll verneigten sich die Männer, indem sie die Zipfel seines Todes füßten, woran er sie jedoch zu Hindern suchte. Bald sammelte sich die zerstreute Menge, und unter Anstimmung einer frommen Litanei z0g die Prozession mit mehenden Fahnen und dem so ent­weihten Kreuze nach der nahen Kapelle, wo Bater Urban ein unsichtbarer Zeuge der ganzen Auftritte gemesen war, ohne daß er sich darum beimogen fand, das Bolt von dem beab­­sichtigten Verbrechen zurückzuhalten. Erst jetzt vermochte Sarah,welche mit dem Lehrer und den­ Kindern ihres Onkels ohne, dis Schuld die rohe Behandlung erlitten, ihrem Netter zu danken. Vol­l Verehrung und Be­wun­­derung blichte sie zu dem Grafen empor, der nicht minder von der Schönheit und dem Geiste des Holden Mädchens überrascht war. Wenige Worte genügten, um ihn zu überzeugen, daß er es nicht mit gewöhnlichen ungebildeten Juden zu thun hatte; außer­­dem flößten ihm der von ihr be­wiesene Muth, ihre feste Haltung, ihre ganze Erscheinung ein so hohes Interesse ein, daß er sie no eine Strebe durch den Bart bis in die Nähe des Schlosses begleitete, nachdem er den Diener mit den Pferden voran­­geshict hatte. Die kurze, aber unter diesen Verhältnissen doppelt inhalts­­reiche Unterhaltung, an der sich auch der bescheidene Markus der theiligte, erhöhte nur die gegenseitige Sympathie. Eine gemisse Freimaurerei der Geister, welche sich unwillkürlich in ihren Me­den und Bliden verrieb­, verband die gleichgesinnten Menschen troß der großen Verschiedenheit ihrer gesellschaftlichen Stellung­ und ihrer Religion. Der Graf war erstaunt, eine solche Bildung, einen so feinen angeborenen Takt bei einer Jüdin zu finden, wogegen Sarah seine Humanität und Toleranz bewunderte, während sie sich zur gleich von feinen aristokratischen Formen angenehm berührt fühlte. Nur zu schner vergingen die kurzen Augenblicke dieser seltsamen Begegnung, welche Beide näher brachte, als sonst eine Jahre lange Bekanntschaft vermag. Als Guido ihr die Hand zum Abschied reichte, drückte sie ihm dieselbe unbefangen wie einem alten Freunde. „Auf Wiedersehen !" sagte er fast mit Zärtlichkeit: „Auf Wiedersehen !" wiederholte sie, als ob sie nicht daran zweifelte. Gedank­envoll blickte er ihr nach ; sie aber wendete sich noch einmal um nach ihm und grüßte ihn aus der Ferne mit anmuthi­­gem Lächeln voll Dankbarkeit für ihren edelmüthigen Bejchüger, der langsam die Treppen des Schlosses hinaufstieg, noch lange mit dem eben erlebten Abenteuer und dem seltsamen Bilde der schönen, geistreichen Lüdin beschäftigt.. Nur zu bald sollte Guido erfahren, daß seine edle That Anerkennung von Gesten seiner Ver­­wandten fand. Der kühle Empfang der Fürstin, Cäciliens Eins ylbigkeit und die gereizte­­ Stimmung des Fürsten, vor Allem aber die stechenden Blide und das triumphirende herausfordernde Lächeln des Vater belehrten ihn im Verlaufe des Tages, daß man seine Einmischung übel genommen habe, obgleich man absichtlich über die Angelegenheit ein tiefes Schweigen zu beobachten schien. Unter diesen Umständen hielt er auch Guido unter seiner MWiürde, sein Betragen zu rechtfertigen, wenn ihn nicht der Pater, wie er erwartete, offen anflagen oder die Fürstin ihn zur Rede stellen sollte, was jedoch aus naheliegenden Gründen nicht geschah. Umso mehr sehnte sich der Graf nach einer vertraulichen Unter­­redung mit seinem Onkel, um ihm die wahre Sachlage darzulegen und zugleich die Zustimmung desselben zu der beabsichtigten un­­vermeidlichen Anleihe bei dem Hofagenten zu erhalten, so fh­mwer ihm auch gerade in diesem Augenblicke eine derartige Auseinander­­legung fallen mußte. Da er aber nicht länger den dringenden Neubau des Hütten­­werkes ausschieben wollte,so ließ er sich durch den Kammerdiener am nächsten Morgen anmelden.Der Fürst empfing seinen Nefsung anfänglich mit einer gewissen Zurückhaltung,aber bald gelang es dem Grafen,das nur kün­stlich genährte Mißtrauen zu zerstreuen und einer mit schlichten Worten den einfachenhergang wahrheits­­getreu erzählte. « « »Das klingt allerdings anders,«sagte der schwache Fürst,,,als, der Bericht des Paters,der sich vielleicht durch seinen frommen Eifer zu einigen Uebertreibungen verführen ließ.« ,,ich brauche Ihnen wohl nicht zu versichern,daß sich­ die Sache so verhalten hat-Das Betragen des Volkes war im« höchsten Grade pöbelhaft,und nur mit der größten Mühe habe ich ein Verbrechen hindern und die Unschuldigen retten­ können.«« ,,Du hast Recht gethan­,und ich hätte an Deiner Stelle ganz ebenso gehandelt,«versetzte der Fürst freundlicher. »So leid es mir,thut,­«fuhr­ Guido ermuntert fort,,,so muß ich doch auf eine strenge Untersuchung und Bestrafung der­ Rädelss führer antragen.Ueberhaupt möchte es wohl am besten sein,um« derartigen Exzessen vorzubeugen,feinere Prozessionen zu verbieten­,«,­­da dadurch das ohnehin träge Boll von der Arbeit abgehalten un­d .zu einem lüderlichen Lebenswandel verführt wird,wie selbst srom­ille"«" Katholiken zugestehen.«« ­­solche unerhörte Forderung auszusprechen wagte. .,Nein,nein!«sagte er ängstlich.»Das geht nicht,wenn icht auch einsehe,daß es besser wäre,wenn die Prozessionen unters blieben.Was würde der Pater sagen.Er wäre im Stande,s mir die Absolution zu verweigern. Auch wird die Fürstin nie zugeben ." Unruhig rückte der Fürst aus seinem Sessel hin un­d her und starrte mit erschrockenen Blicken den kühnen Redner an,der eine _ „der die Prozessionen haben mit der Religion nicht das Geringste zu thun. Man kann ein guter Katholik sein, ohne daran Theil zu nehmen. Grade die gebildeten Katholiken und die besse­­ren Klaffen halten sich von diesem abergläubigen Treiben fern.” Religion kann uns vor der unvermeidlichen Revolution fügen. Wir haben in Frankreich gesehen, welche blutigen Verbrechen die gottlose Menge begangen hat. Alles Unglaf kommt allein durch den Atheismus und die liberalen Ideen in die Welt.” „Bewischen Unglaube und Aberglaube liegt die Wahrheit in der Mitte.“ „Ich bitte Dich,“ verfegte der aufgeregte Fürst, „derartige Gespräche zu unterlassen, da sie nur unser gutes Einvernehmen stören würden. Wir wollen lieber von Geschäften mit­einander sprechen.“ (Fortseßung folgt.) seinesregs die verdiente «­­—s­­.« ·

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