Pester Lloyd, April 1876 (Jahrgang 23, nr. 76-100)
1876-04-22 / nr. 93
— — ‚ »s« ’Oudapxst-21.Diptik- Wenn«auch.von Seite der Minister das Geheimnisber Die bisherigen Resultate der Verhandlungen noch immer gewahrt wird — und zwar in dem Maße, daß die österreichische Abgeordnetenkonferenz gestern wegen Manona jeder positiven Kenntniß von dem Stande der Angelegenheit resultatlos auseinandergehen mußte —, so glauben — wir dem doch aus dem uns zugehenden Informationen, insbesondere aus den im jüngsten Abendblatte enthaltenen , Mittheilungen ein, in der Hauptsache richtiges Bild der Situation entwerfen zu können. Beginnen wir zunächst damit, alterthümer wichtigzustellen, denen wir in einem heute Abends eingelangten Meufel der „N. fr. Breffe" begegnen. Als entschieden uns richtig mühen wir zunächst Die Meittheilung bezeichnen, wonach beide Ministerien sich verpflichtet hätten, vor ihren Parlamenten den Standpunkt zu vertreten, daß bezüglich der Quote „die Rechnungs-Grundlagen nicht aufs neue zu prüfen wären, sondern daß die Deputationen einfach das bisherige Berhaltuig (70 : 30) acceptiren". Nach unseren Y Informationen hat das ungarische Ministerium sicllerdings in einem gewissen Stadium der Verhandlungen bereit erklärt, für den Fall, als eine Einigung bezüglich der Verzehrungssteuer: Srage zwischen beiden Regierungen zu Standesäme, den von der „Neuen freien Breite" bezeichneten Standpunkt vor dem ungarischen Reichstage zu vertreten. Nun ist aber eine Einigung hinsichtlich der Verszehrungssteuerlage bis zur Stunde leider nicht zu Stande gekommen, und was wir noch mehr bedauern, auch sehr wenig Aussicht dafür vorhanden, daß sie noch zustande kommen werde; mithin i auch die von der ungarischen Regierung bedingungsweise übernommenen hinfällig geworden. Was Die weitere Mittheilung desselben Blattes bezüglich der Dauer des neu abzuschließenden Vertrages betrifft, so ist von österreichischer Seite für die Zukunft allerdings statt des zehnjährigen ein fünfundzwanzigjähriger Zeitraum für die Erneuerung der Quote und des Handelsbündnisses vorgeschlagen, allein auf die entschiedene Weigerung der ungarischen Meiniszer Dieser Vorschlag alsbald wieder fallen gelassen worden. Ummut von den positiven Resultaten der bisherigen Verhandlungen zu sprechen, so scheinen, was zunächst den Rolltarif betrifft, hier alle bedeutenderen Schwierigkeiten überwunden und die Verständigung gesichert zu sei. Ob bezüglich zweier Tarifposten, über welche zu Anfang dieser Woche eine volle Einigung noch nicht erzielt war, diese Einigung seither zu Stande gekommen ist, vermögen wir allerdings nicht anzugeben ; die Differenz ist jedoch keinesfalls von der Art, daß Hiedurch die Vereinbarung überhaupt gefährdet erscheinen würde. Auch daß das eine Ergebniß dieser Vereinbarung eine Erhöhung des Einfuhrzolles für Erzeugnisse der Tertil-Industrie gegenüber den Bihlerigen Vertragszöllen sein werde, steht außer Zweifel, obwohl es den ungarischen Ministern gelungen sein soll, für jene ordinäreren Sorten, welche vorwiegend bei uns verbraucht werden, mindestens relativ günstige Bollfüge durchzubringen. Auf der andern Seite hat sich, wenn wir recht berichtet sind, die Österreichische Negierung dazu herbeigelassen, die Bollfüte bezüglich gewisser BrotDufte, welche für Ungarn von großer Richtigkeit sind, in einer Weise zu modifiziren, welche den ungarischen Erzeugnissen den österreichischen Markt zu siltern geeignet wären .Endlich haben sich beide Regierungen über gewise Finanzzelle geeinigt, Die sicherlich keinem der beiden Staaten sehr angewehnt sein, aber eine nicht unerhebliche Summe für den Staatsjädel — man spricht von nahezu 10 Millionen, wovon selbstfndlich 3 Millionen Ungarn zugute künen — ab unwers u dürstent. Was die Frage der Steuerrestitution bestrifft, so glauben wir, daß auch Hier die bedeutendsten Schwierigkeiten bereits überwunden sind. Da es an einer festen Basis zur Berechnung jener Summen, um welche Ungarn durch den bisherigen Modus alljährlich verkürzt wird, vollständig fehlt, hat man von ungarischer wie von österreichischer Seite nach verschiedenen Schlüsseln aus rähernde Berechnungen vorgenommen und wenn auch die Ziffern, welche hiebei zum Vorschein kamen, nicht unwesenticch voneinander differiren , so wird man sich am Ende über eine mittlere Summe einigen können, nachdem die Österreichische Regierung im Prinzip anerkennt, daß Ungken hier ein entschiedenes Unrecht erleidet, das in irgendeiner Weise gutgemacht werden müse. Den eigentlichen Stein des Anstoßes bildet Jonady — so weit es sich um das Zolle und Handelsbindniß handelt — die Bereichrungssteuer, weil man hier nicht blos einer Bet b, sondern auch einer Prinzipienfrage gegenüber steht und weil, wie im Telegramme unseres jüngsten Abendblattes ausführlich mitgetheilt wurde, in dieser Frage noch nicht einmal eine beiderseits annehmbare gemeinsame Basis für die Spezielle Verhandlung gefunden worden ist. Es scheint, daß man jeden weitern Versuch einer Verständigung über diesen Punkt von vornherein als einen völlig vergeblichen betrachtet und daher auch die weiteren Vershandlungen vollständig abgebrochen hat. .« Vielleicht nicht so schroff,aber doch immerhin bedeutend genug sind die Gegensätze bezüglich der Bankfrage.Hier scheinen,wenn wir die uns zugekommenen Nachrichten richtig deuten,zweierlei Verhandlungen miteinander parallelzu laufen;die ungarische Regierung scheint nämlich—unter voller Wahrung ihres eigenen Standpunktes—einerseits direkt mit der Oesterreichischen Nationalbank,andererseits aber auch mit der österreichischen Regierung über diese Frage ist Verhandlung getreten zu sein.Ob nicht zwischen diesen beiden Parteien,denen unser Ministerium gegenübersteht,irgendein geheimer unterirdischer Rapport besteht,ob nicht die «eine sich nur deshalb so starr ablehnend verhält,um die «—entgegenkommendere Haltung der andern fiirn garn noch ··alg eine große Errungenschaft erscheinen zu lassen,darüber wollen wir nicht absprechen,sondern nur auf die Möglichkeit .»eines solchen Zusammenhanges hingedeutet haben.Eine direkte Verständigung mit der Oesterreichischen Nationalbank halten wir nach Allem,was bisher verkaufet,geradezu für unmöglich,dagegen könnte es immerhin geschehen,daß zwischen beides Regierungen seine Vereinbarung bezüglich der Bankfrage zu Stande kommt und daß damit die Oesterreichische Nationalbanik—den wirklichen oder scheinbaren Drucke der österreichischen Regierung weichend——dieses ganze vereinbarte Programm sowohl in seinem auf Oesterreich,wie in dem auf Ungarn bezüglichen Theile acceptirt.Welcher Art die von der österreichischen Regierung gemachten Vorschläge sind,st ebenfalls bereits im Abendblatte, wenn auch in in den allgemeinsten Umriffen angedeutet worden. Wie der Baffus über die „nach dem entfallenden Antheile am Metalfihage für Ungarn besonders zu bestimmende Noten- Emission“ zu verstehen sei, darüber wollen wir weitere Aufklärungen abwarten ; was wir bis jegt über Die Sache hören, singt wenig erbaulich und wäre selbst bei der weitestgehenden Nachgiebigkeit von Seite Ungarns nicht annnehmbar. Indessen wird sie hierüber vielleicht noch reden lassen. An beiden Staatsgebieten der Monarchie würde es nach dem österreichischen Vorschlage jedenfalls nur eine Note geben, welche in Wien und Budapest vollkommen gleichberechtigt ist und würde daher durch irgendein Organ für die Herstellung der Uebereinstimmung bezüglich des Zinsfußes der zu belehnenden Papiere u. s. w. zwischen beiden Banfen vorgelernt werden müssen . Das if nach den uns vorliegenden Nachrichten ber Da Stand der Dinge, wie er in der gestrigen Sfammtberathung der Minister fonstatirt wurde. Es geht daraus zur Genüge hervor, daß alle Gerüchte von der Demiffion des einen oder des andern oder beider Ministerien, wie sie im Laufe der jüngsten Tage auftauchten, schon deshalb aller Begründung entbehren müssen, weil für eine solche Demifftion bisher schlechterdings kein Anlaß vorhanden war. Erst in der gestrigen Audienz bei Sr. Majestät dürfte der ungarische Deinisterpräsident Anlaß genommen haben, dem Monarchen gegenüber sich nunmehr genau darüber auszusprechen, inwieweit er — der Ministerpräsident — und seine ungarischen Kollegen in der Lage wären, eine Vorlage an den ungarischen Reichstag auf Grund der bisherigen Resultate der Verhandlungen mit den Österreichischen Ministern vertreten zu können oder — insofern das ungarische Ministerium bezüglich eines oder des andern Punktes an seiner Diversirenden Meinung festzuhalten genetigt wäre, sich die Gewißheit zu verschaffen, inwieweit auf die Zustimmung St. Majestät gerechnet werden dürfe, ohne welche ja bekanntlich eine Vorlage an das Parlament überhaupt nicht gemacht werden kann. Was in der Audienz des ungarischen Ministerpräsidenten beim König besprochen und festgestellt wurde, davon haben wir selbstverständlich seinerlei Kenntniß ; allein wir hoffen,ieselbe schon binnen Kurzem wenigstens bezüglich der Hauptsache zu erlangen, wenn nämlich die in Aussicht gestellte Besprechung des ungarischen Ministeriums mit der liberalen Partei in der That stattfinden soll ; denn diese Besprechung künnte unserer Ansicht nach seinen andern Zweck haben, als der Partei darzulegen, für welches Maß der ungarischen Forderungen und für welche Art der Löitung der einzelnen [umwebenden Fragen die Medereinstimmung aller konstitutionellen Faktoren zu hoffen sei. Das Weitere würde dann von der Partei abhängen, in deren Händen mut in der That das Schicksal der ganzen Angelegenheit ruht. Glückicherweise zählt diese Partei in ihren Reihen eine sehr beträchtliche Anzahl tüchtiger Staatsmänner, nüchtern denkender politifer und guter Patrioten, welche inmitten derumleugbar äußerst schwierigen Situation den rechten Weg zu finden wissen werden. Ohne ihrem Untheil irgendwie vorgreifen zu wollen, glauben wir doch als unsere unmaßgebliche Ansicht aussprechen zu dürfen, daß es sich bezüglich der Stellung der Partei zur Regierung nur um zwei Fragen handeln könne. Die eine ist die, ob das Ministerium auch wirklich im vollen Sinne des Wortes seine Schuldigkeit gethan, ob es die Ansprüche Ungarns in ihrem ganzen Umfange mit der Ka Energie geltend gemacht, ob es nicht etwas versäumt habe, was zur Erzielung eines für uns vollkommen befriedigenden Erfolges hätte beitragen können ? An dieser Beziehung, glauben wir, dürfte es wohl im Schoße der liberalen Partei seine Meinungsverschiedenheit geben und jeder unbefangene Beurtheiler wird dem Ministerium Tifa das Zeugung nicht verjagen, daß es — wenn auch vielleicht für die Kündigung des Zoll- und Handelsbindnisses gerade nicht der geeignete Moment gewählt und für einen so erlatanten Ast nicht Alles gehörig vorbereitet worden ist, seither dennoch mit ganz außerordentlicher Zähigkeit für die Geltendmachung seiner Ansichten gekämpft habe. Eine zweite Frage wäre dann bie, ob der verhältnismäßig wenig befriedigende Ausgang der Verhandlungen nur etwa in den gegenwärtig am Ruder befindlichen Persönlichkeiten seinen Grund habe und ob es nicht etwa einem andern Kabinet gelingen könnte, mehr und Besseres zu erreichen 2? Unsere individuelle Ansicht über diesen Punkt haben wir im Laufe der jüngsten Monate zu wiederholten malen ausgesprochen und wir halten daran auch heute unverändert fest. Wir wüßten ,absolut Niemanden zu nennen, der im Stande wäre, nach dem Kabinet Tifa eine parlamentarische Regierung in Ungarn mit der Aussicht auf Keffern, oder auch nur auf den gleichen Erfolg zu bilden ; wir sagen: nicht einmal mit der Aussicht auf den gleichen Erfolg, denn wenn einmal von oben her jene Grenze bezeichnet ist, bis zu welcher die Uebereinstimmung aller Faktoren der Gefäßgebung zu hoffen ist, so würde durch einen Personenmechsel an dieser Grenze doch wohl kaum etwas geändert werden, könnte es sich ereignen, daß nach unten jenes Maß von Erfolg, womit man sich allenfalls — wenn auch nur gezwungen — begnügt, wenn es durc die Hand des gegenwärtigen Ministeriums geboten wird, als unzulänglich zurückgemiesen werden könnte, wenn eine andere Regierung damit vor das Parlament tritt. Das sind die Erwägungen, von denen sich die liberale Partei bei ihren Entschließungen leiten lassen muß ; sie wird ihnen den Ausgleich, wie ihn das Kabinet Tipa zu bieten vermag, mit feinen Licht und Schattenseiten entgegenzuhalten, und dann zwischen einem — allerdings über die Maßen bescheidenen — Friedensschluffe durchiefes Kabinet oder einer Vortregung des Kampfes ohne Dasselbe, ihre Wahl zu trefffen haben. Ymmerbhin aber ohne Theilnahme der Bevölkerung der Schwarzen Berge stattgefunden haben. Daß diese Theilnahme den Aufständischen von Beginn der Ansurrestion an als das eigentliche Pivot ihrer Unternehmungen gedient hat, ist ja für Niemanden ein Geheimmiß. Aber daß der Fürst von Montenegro ich zu einer offiziellen Aktion Hätte hinreigen lassen sollen, jt gerade nach seiner jüngsten Haltung nicht anzunehmen. Ohne Zweifel wird man es in Cetinje an energischen Brottesten gegen die Aussage Mushtar’s nicht fehlen lassen. Und die Pforte ihrerseits wird allen Anscheine nach gendtigt sein, diese Proteste schweigend hinzunehmen. Es tan unmöglich in ihrem Iuteresse gelegen sein, die zur Stunde noch verhillfte und durch die Nachjigt auf die Großmächte zurückgedämmte Feindseligkeit Montenegros in eine offene und unzweifelhafte zu verwandeln. Vielleicht hätte sich übrigens diese Uwandlung schon vollzogen, wenn die Insurgenten auch formell und äußerlich die Vortheile errungen hätten, die sie der Sache nach sich gesichert zu haben schienen. Wäre es Mushtar nicht gelungen, wenigstens die Waffenehre der türkischen Truppen intakt zu erhalten, so hätte die Entwicklung der Dinge eine für die Pforte äußerst bedenkliche werden können. Vielleicht wäre die Niederlage der Türken das Signal für die gewaltsame Bewegung auf der Balfans Halbinsel geworden, welche schon die Oktoberdepesche des Grafen Andrasiy in’s Auge gefaßt hat. Ob angesichts einer solchen Thatsache die Aktionspartei in Serbien , die unzufriedenen Elemente in Bulgarien und Bosnien , die friegerischen Aspirationen in Montenegro noch zurückzuhalten gewesen wären, muß bezweifelt werden, gespielt, indem sie Mushtar ermächtigt hat, unmittelbar nach ... ».. Die Pforte hat ein ziemlich hohes Opfer sein be wiZttingtenne verlegende ee zu Theil den Verhandlungen in der Suttorina erneit zur Offensive HET a ANNE zu schreiten. Man darf sich in Konstantinopel dazu beglückwünschen, ohne offenfundige Schlappe aus diesem gemwagten Unternehmen herausgekommen zu sein. Vielleicht hat sich damit der Feuereifer etwas gedämpft. Vielleicht trägt die Perspektive auf das wahrscheinliche Schicsal von Nikjics dazu bei, der Regierung des Sultans ein abermaliges Einlenken nämlich erscheinen zu lassen. Wäre dies der Fal, so würde sich damit die nächste Aufgabe der Mächte von selbst ergeben. Ihre Bemühungen konnten nur darauf gerichtet sein, eine abermalige Einstellung der Feindseligkeiten, eine Waffenruhe unter den sicheren Bedingungen herbeizuführen. Beide Theile haben ihre Kräfte gemessen und erkannt, daß die Chancen des Erfolges ungewisse und zweifelhafte sind. Beide kannen nicht abgeneigt sein, eine Pause in dem Streite eintreten zu lassen. Nicht umsonst hat General Nodich den Anjurgenten gegenüber auf die Wandelbarkeit des Kriegsglüces hingewiesen. Was die Türken anbelangt, fott ihre Zuversicht und ihr Siegesbewußtsein ‚wohl schon seit geraumer Zeit verschwunden, troß der prahlerischen Bulletins Mushtar’s und der diplomatischen Accompagnements, mit welchen man die Nachrichten vom Kriegsschauplage von Konstantinopel aus zu begleiten pflegt. Eine Intervention der Mächte, die sehr den Streit zum Stillstande brächte und kaum für neue Pazifications-Verhandlungen schüre, wäre daher nicht nur fachlich gerechtfertigt, sondern hätte aulc alle Aussicht auf Erfolg. Hoffentlich wird man nicht zögern, sie sowohl in Konstantinopel als bei den Chefs der revolutionären Clans, die jegt in dem Dreieck zwischen Gacko, Nifflcs und Tre nachdrndlich zur Geltung zu bringen. Sollte dies Bemühen zu einem positiven Sesultate führen, so könnten die Verhandlungen mit den Insurgenten alsbald wieder aufgegriffen werden. Es ist allerdings nicht unwahrscheinlich, daß fi Teutere nach wie vor auf ihre bereits formulirten Forderungen berufen werden, der die Situation hat sich einigermaßen geändert. Die Pforte glaubte diese Forderungen schlechthin mit der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten beantworten zussen, es ist aber nicht unmöglich, daß sie sich wenigstens bezüglich einiger Oderselben jeit auf eine andere Antwort besinnt. Denn daß ein Theil der Punstationen, die im der Suttorina aufgestellt worden sind, ohne allzu großen Zwang in den Rahmen des Andrassy’schen Reformprojektes eingefügt werden könnte, bedarf seines Beweises. Mit einem Worte, alle ihre Untressen weisen die Pforte darauf hin, zu negotiven. Und zwar muß sie diesmal selbst in Die Aktion eintreten. Es genügt nicht, wenn sie die Intervention und die guten Dienste der Mächte in den Vordergrund schiebt und sich selbst von jeder Verantwortung freizuhalten sucht. Das Vertrauen ihrer Unterthanen können nicht Andere für sie erwerben. Solange die Konstantinopeler Regierung an dieser Raffinität festhält, wird insbesondere die thörichte Forderung, daß die Mächte eine formelle Garantie für die Befriedigung der christlichen Bevölkerung übernehmen sollen, nicht aus der Welt zu schaffen sein. Es bedarf also einer gänzlichen Veränderung der Taftif. Dann aber könnten die Schwierigkeiten, wie sie sich Heute darstellen, leicht jeder erheblich vermindert werden. Niederhaupt sind diese Schwierigkeiten groß alledem nicht zu überschagen, die Hauptsache bleibt nach wie vor die Kohrung der Frage, die Erhaltung des Friedens in Europa. Darin aber ist bis zum Augenblick seine Renderung eingetreten und die halbamtlichen Kundgebungen, mit welchen man in den besten Tagen zwischen Petersburg, Berlin und Wien förmlich gewetteifert hat, stellen jede Möglichkeit einer derartigen Renderung in Abrede. Es wäre vielleicht gewagt, auf die Basis Dieser Kundgebungen ein allzu festes Gebäude der politischen Zuversicht aufzurichten, aber für die augenblickliche Situation reicht ihre autoritative Kraft wohl aus und in dieser Richtung lassen ihre Bereicherungen in Betreff der Wertigkeit des Drei- Kaiser-Bündnisses und der Einmüthigkeit des Entschlusses, seine Friedensstörung im Orient zu dulden, an Deutlichkeit und Bestimmtheit nichts zu wünschen übrig. ‚binge angesammelt sind, ‚ : : | | | ! Budapeit, 21. April. Der mit so ungeheurer Energie unternommene Vormarsch Mushtar Barhas von Gacko nach Nifflis ist ohne wesentlichen Einfluß auf die Lage der Dinge am Insurvestiong-Schauplane geblieben. Aus der Schale der ersten türkischen Siegesbulletins und der mehr oder weniger widersprechenden Angaben, die ihnen gefolgt sind, läßt sich als eigentlicher Kern nur Loslösen, daß die Verproviantirung von Nikjics mißlungen, der eigentliche 3med des Unternehmens also nicht erreicht worden it. Andererseits sind freilich die Hoffnungen der Sufurgenten ebenso wenig in Erfüllung gegangen. Sie haben allerdings die Versuche der Bejagung von Nikjics, die Verbindung mit den nur wenige Stunden entfernten Truppen Mushtar’s Herzustellen, zurückgewiessen amd. Vekteren genöthigt, den Proviant in einem kleinen Blodhaufe in der Nähe der zerütrten Festung zu deponiren und den Nacmarsch anzutreten. Weil sie sich aber mit dem Gedanken trugen, die türkische Streitmacht in den Defileen der Duga zu erdrücen, so haben sie sie offenbar zu viel zugetraut. Trog aller Vortheile, die ihnen die Position darbot, konnten sie den Rücmarsch der türkischen Truppen in deren frühere Stellung nicht verhindern. Eine eigentliche Entscheidung ist also nicht erfolgt, wenn auch die Vortheile im Ganzen mehr auf Seite der Ansurgenten zu liegen scheinen, und insbesondere die nachte Zukunft von Nifflcs als eine sehr prekäre betrachtet werden muß. Doc mögen die Angaben Mushtar’s über die Bravour seiner Truppen und die Erfolge, die sie in den Einzelgefechten gegen ihre Angreifer erstritten, immerhin auf Wahrheit beruhen. Bedenklicher sieht es allerdings mit den übrigen Mittheilungen des Barchas aus. Mushtari sei der Fürst von Montenegro offen in den Kampf eingetreten und nicht weniger als 7000 „reguläre" und vollkommen militärisch ausgerüstete Montenegriner hätten den türkischen Truppen gegenübergestanden. Es wird gestattet sein, einige Kritik an dies Telegramm anzulegen. Mushtar weiß sehr wohl, daß mit den Stimmungen im Balatte des Großherrn Fein Scherz zu treiben ist. Die Zeiten der seidener Schnur sind allerdings vorüber, aber je modernere Art und Weise, in welcher sich Die Ungnade des Sultans zu entladen pflegt, hat für einem türkischen Würdenträger eben und nicht viel Verlabendes. Irgendein Grund mußte also aufgefunden werden, um das Scheiteen des Vormarsches auf Nikfics zu motiviren. Num isteineswegs unwahrscheinlich, daß die jüngsten Gefechte in so unmittelbarer Nähe der montenegrinischen Grenze nicht Diesmal — telegraphirt . x — Die aus Wien zurückgekührten Ministerkonferiren, die „Bd. N.” meldet, heute und morgen mit einzelnen Mitgliedern der liberalen Partei und wie verlautet, wird am Sonntag beim Ministerpräsidenten eine größere vertrauliche Berathung stattfinden, in welcher die Negierung darlegen wird, was sie in Wien zu erreichen hofft und die Unterftügung der Partei erbitten wird. == Weber das Verhältniß zwischen Sachsen und Breusen in der Neidseifenbahn-Frage schreibt man uns aus Berlin vom 18. April: ‚ Man hat vielfach sein Befremden darüber geäußert, daß ge abe in Dresden eine so gereizte Stimmung gegen den Plan des Eisenbahnerwerbs doch das Reich an amtlicher Stelle zum Ausdruck gelangt ist. Es scheint, nach Mittheilungen von guter Seite zu urtheilen, daß die sächtlichen Regierungskreise sich doch den Ton der Motive zur preußischen Eisenbahnvorlage, und zwar durch jene Stelle vornehmlich verlegt gefühlt haben, in welcher das preußische Ministerium der Befürchtung Raum gibt, daß das erforderliche Einverständniß zur gefeglichen Regelung unseres Eisenbahnunwesens durch ein Reichseisenbahngeseb nicht zu erzielen sein werde. Man erblichte in Dresden in diesem Passus die Infinuation, daß das Reich-Eisenbahngesäß am Widerstande der Mittelstaaten gescheitert sei. Nun wußte man aber in den dortigen maßgebenden Regionen, daß auch von preußischer Seite gegen die Elaborate des Reichs-Eisenbahn-Amtes ein entschiedener Widerstand vorgewaltet habe. Denn auch in Preußen hatten die Trent Behörden die Ansicht festgehalten, daß ein rationelles Eisenbahngefeg die Eigenthum-verhältnisse der Bahnen in empfindlicher Weise werde schädigen müssen. Man sagte sich im preußischen Handelsamt bei Gelegenheit der kommissarischen Verhandlungen, daß, wein Das Reich den Schließlich maßgebenden Einfluß auf Betrieb, Fahrpläne und Tarife in Anspruch nähme, dieser Einfluß die Rentabilität der betreffenden Linien stark an affiziren vermöge. Preußen also widerspra selbst jeder Beeinträchtigung seiner finanzunwirtssschaftlichen Interessen doch ein solches weitgreifendes Eisenbahngeleit. Da dieser Standpunkt bisher öffentlich nicht bekannt geworden, erblickte man in Dresden die Absicht, doch jene Motive die Reichstreue und Reichsfreundlickeit der Mittelstaaten, und also auch der sächsischen Negierung, der Nation gegenüber in vage zu stellen. Daher also die Bitterkeit, welche Herr v. Friesen, sich solchen Unrechts nicht bewußt, im „Dresdener Yononal” entwickelte. Aber freilich war 23 ‚Allgemeinheit zu guten Ende zu Sein der sächsische Minister andererseits wieder nicht nug, um zu erkennen, daß Preußen, um jeden die, Sigenthung-Verhältte der Bahnen durch das Mei vermeiden zu können, eben dahin ae wurde, dem Neid die Grmwerbung zunächst der preußischen Bahnen anheimzugeben, und so den anderen Staaten den Weg zu zeigen, auf welchem die nach Lösung drängende Eisenbahnfrage ohne Naa u im Sinne deru führen sei. Wenn es bei den kommissarischen Verhandlungen über den Gefegentwurf, der vom Reichs-Eisenbahnamt ausging, die Vertreter vieler Staaten, hier,enigen Preußens nicht ausgenommen, gegen die Vorlage aus Iren, so geschah dies, weil in dem Entwurf die „unmittelbare Aufsicht des Reiches über das Eisenbahnwesen gefordert war. Hiergen lehnten sich alle Finanzminister der Einzelstaaten und "ihre Bevollmächtigten mit größtem Nachdruch auf. Preußen selbst fand einen Ausweg aus dem Négyés der streitenden Unteressen, indem er seine eigenen Bahnen dem deide in Befigerwerbung darzubieten entschlossen is, und auf diese eife versucht, der Frage an politischen Charakter zu benehmen. Bei den bevorstehende Verhandlungen im Landtage dürften aller, Wahrscheinlichkeit nach Aufklärungen in dem hier angedeuteten Sinne erfolgen. ( Schäfburg, 18. April. Orig. -Korr) Die Aufregung, melde infolge der Verlegung des hiesigen Gerichtshofes nach Elisabethstadt hier in allen Kreisen herrscht, ist unbeschreiblich, namentlich macht in den Neihen der liberalen Partei über die mir erwartete Enttäuschung eine ne Erbitterung immer größererortschritte. Man kann sich nicht erklären, was den A Justizminister bewogen hat, den Gerichtshof wag dem kleinen, in jeder Beziehung unbedeutenden, selbst an Wohnungen für Beamte armen, an Gewerbs- und größeren Handelsleuten offenbar Mangel leidenden Elisabethstadt zu verlegen. Schäßburg, das doch die Kulturbedürfenisse von Beamten und ihren Familien in jeder Beziehung befriedigen kann, im Knotenpunkt eines Straßenneges und ebenfalls an der Eisenbahn liegt, das vom Minister des Annern sun Vorort des sit schaffenden Groß-Koseler Komitats ausersehen ist, kann es nicht verschmerzen, daß ihm von der Regierung eine solche geringschägige, Staatsidee viele Opfer gebracht, hat immer, was auch auf dem ehemaligen Königsboden vorging, zur ungarischen Regierung gehalten, hat seit 1867 einen Abgeordneten, Karl Fabritius, gewählt, der nie an den altsächsischen Demonstrationen im Reichsrath theilnahm, vielmehr mit aller Entschiedenheit dagegen auftrat und dafür vielen Anfechtungen und Überhegungen ausgerecht war ; die Stadt war die einzige des Königsbodens, wo eine liberale Partei sich gebildet hatte, es darf also nicht auffallen, wenn gerade hier die Aufregung sordert. Für Elisabethstadt sprechen seine Gründe. In Schäßurg weiß man, daß der Abgeordnete Sabritius den Justizminister noch bei Zeiten vor diesem unpolitischen Schritte einer Verlegung des Gerichtshofes nach Elisabethstadt brieflich gewarnt hat, man weiß, daß er — allerdings zu spät — am ersten Ostertag nach Budapest abreiste, um auch persönlich für Schäßburg zu wirken; das Amtsblatt hatte schon die fatale Ofterbescheerung publizier. 68 it damit zugleich der Glaube in die ne Zeit des Vorschlags, Schäßburg solle Vorort des Groß-Koseler Komitats sein, erschüttert. 63 traut Niemand mehr und noch gereizt durch « « den«Loh 11,welchen die liberale Partei Schäßburgs vor dren ungarischen Freunden empfangen habe,geht die Partei,die einzige,die unter«de 11 Sachsen bestand, schmachvoll zugrunde;wenn sie«sich auch nicht auflöst,stirbt sie durch die nun übersiedelnden Gerichtsbeamten Advokaten u.s.w. ab,und ihr Abgeordneter Fabritius kommt jedenfalls in die Zwangslage,sein Mandat niederlegen und einem Alt-Sachsen Platz machen zu müssen. « « « Das ist der negsttve Erfolg dieser neuesten Regierungmaßs vegel. Es wird viele Anstrengung hoften, den Schaden wieder gut zu machen, den dadurch die ungarische Sache auf dem ehemaligen Königsboden erlitten hat, den Hohn der Alt Sachen über Em k 8 ae © Prag, 20. April. Orig.-Korr) Wie allüberall in Oesterreich-Ungarn konzentrirt fr auch in Prag das Interesse auf die Konferenzen der beiderseitigen Ministerien in Wien, obwohl über den Verlauf derselben, so wie über deren Details das tiefste Geheimniß bewahrt wird. Dieses lebendige Interesse ist namentlich hier und bei den Grechen speziell sehr begreiflich, denn sie glauben oder hoffen vielmehr, daß dies der Hebel werden künnte, mittelst welchem die dermalige cisleithanische Regierung gestürzt würde. Diese Hoffnung hat ihre Grundlage wohl meist in der etwas provocirenden Weise, mit welcher das Ministerium knapp vor der Meichsrath -Vertagung „durch seinen Sprechminister die Situation, so wie seine Ansichten beleuchtete.” Dr. Unger versprach damals im Namen seiner Kollegen den ungarischen Forderungen den heftigsten Widerstand entgegenzulegen, und der Beifall, mit welchem die Reichsrathsmajorität die betreffenden Worte annahm, bewies, daß dieselbe einer solchen Haltung der Regierung ihre Unterfrügung leihen wird. Nun zweifelten aber die czechiischen Führer, daß diese Absicht und der mit ihr verbundene Zived je erreicht werden könnte und daran knüpfte sich noch die Hoffnung, daß es mit der derzeitigen Regierung in Gisleithanien zu Ende geht. Was dann folgt, kam erst in zweiter Reihe in Betracht, denn den Szechen handelt es sich zunächst um den Sturz des Ministeriums Auersperg, in welchem sie den größten Widersacher des böhmischen Volkes erbliden und auf welches, nach ihrer Meinung, unmöglich etwas Schlimmeres folgen kann. Aber all aus einem andern Grunde glaubten die böhmischen Politiker, daß die aggressive Politik des gegenwärtigen Regimes nicht auf einen Durchschlagenden Erfolg rechnen man, nämlich aus Gründen der Billigkeit. Ich habe diesbezüglich die Meinung hervorragender böhmischer Abgeordneten gestört und glaube annehmen zu können, daß dies so ziemlich die allgemeinen Ansichten in den leitenden Kreisen der Czechen sind. Sie geben nämlich zu, daß die Forderungen der Ungarn in Angelegenheit der Steuer-N Restitution und der Verzehrungssteuer nicht unberechtigt sind und motie viren Gifteres damit, daß thatsächlich Gisleithanien den weitaus größten Theil des Exportes innehat und daß es ungerecht sei. Die Restitution zu gleichen Theilen aus den gemeinsamen Fonds zu bestreiten. In gleichem Sinne wird die zweite Frage erörtert. Auch die Bankfrage wird in diesen Reifen lebhaft diskutirt und ebenfalls in einem für Ungarn günstigen Sinne ausgelegt. Die Ezechen meinen nämlich, daß ein Selfgovernment unmöglich vollständig sein kannn, wenn ihm das Bostulat einer eigenen Zettelbank abgeht und sie finden darin directaus Fein Unglück, wenn das Privilegium der Nationalbank ein fir allemal gebrochen wird, zumal es dem Staate lange nicht solche Vortheile bietet, die den Werth des Privilegs ausgleichen würde. Ich habe es mir zur Aufgabe gestellt, bloß zu vefehren und an meine Mittheilungen seine wie immer gearteten persönlichen Neflessionen zu knüpfen; ich begnüge mich demnach blos damit, Sie von den Ansichten der Ezekben in den Schwebenden hochbedeutsamen Fragen in Kenntniß zu geben, ohne selbst auf die nähere Argumentation der betreffenden Persönlichkeiten einzugehen. Jedenfalls unterscheidet sich aber diese ruhige und objektive Auffassung der Dinge sehr vortheilhaft von der leidenschaftlichen Manier, mit der dieselben sonst in Gisleithanien behandelt werden. Die diesbezüglichen Auslastungen des „Porros“, bekanntlie das Organ Rieger’s, stimmen mit meienen Angaben in ihrem Wesen überein. —Das von mir bereits signalisirte Bankett zu Ehrett Palacky«’ verspricht in der That glänzend zu werden.Denn obwohl der Raum nur für 300 Personen ausreicht und der Preis der Couverte absichtlich ungewöhnlich hochgesetzt wurde,sind bis heute bereits die Ammeldungen eingelangt,darunter alle altczechischen,also 72 Abgeordnete,viele Stadtvertretungen u.s.w.Auch der rechtshistorische Adel wird in nahezu demonstrativer Weise stark vertreten sein sich nennenlos die Namen Schwarzenberg,Clam-Martinitz,Lobkowitz, Nostiz,Czernin,Thuit,Wratislaw,Pallfy,Waldstein,Kinsky n.s.w.,u.f.w.Graf Heinrich Clami Martinitz ist einer der Feste ebnen . . Zum Schlusse noch eine Nachricht.Die Voruntersuchung gegen die beiden Direktoren der hiesigen Filiale der Kreditanstalt Lederer und Hampel wurde heute beendigt und ist die Schlußvershandluug auf die ersten Tage im Monate Juni anberaumt. Zur Tagesgeschichte. Die"Wiener Abendpol"veröffentlicht mit einigen zustimmenden Zeilen anleitender Stelle die von uns schmitt getheilte Peterburger Korrespondenz der»Norddentschen AllgemeinenZritun«,während die»Kreuzrettung«an erster Stelle einen längert Artikel enthält,«der alle Bestrebungen scharf verdammt,die daraufhin ausgehen,zwischen Oesterreichs Ungarn und Rußland Unfrieden zu stiften. Auf Seite der Kämpfenden in Bosnien, der Herzegovina und an der serbischen Grenze werden indes die Anstrengungen verdoppelt. „Relet Népe" berichtet, der Sultan habe sich wieder einmal in sein Gerail zurückgezogen und der Großrezix sei entschlossen, rüd fichtelos sakarette das fol wohl heißen, Serbien angreifen — denn font ist es nicht ersichtlich, was die Pforte gehindert hätte, bisher gegen die kämpfenden Aufständischen so „rüd, « —...«n»d.—«-«««.«s